Definition: Was ist ein Auslandssemester?
Ein Auslandssemester ist ein Auslandsaufenthalt während des Studiums, bei dem Studierende für in der Regel 1-2 Semester an einer ausländischen Hochschule reguläre Kurse ihres Studiengangs besuchen. Es dient dazu, andere Länder kennenzulernen, Sprachkenntnisse zu vertiefen sowie fachliche und persönliche Kompetenzen zu erweitern.
Oft findet das Auslandssemester in der Mitte des Studiums statt, damit der Beginn und Studienabschluss im Heimatland erfolgen. Es gibt sowohl freiwillige als auch verpflichtende Auslandssemester. Programme wie Erasmus+ unterstützen Auslandssemester organisatorisch und finanziell, insbesondere innerhalb Europas.
Auslandssemester Freemover
Alternativ kann ein Auslandssemester auch selbst organisiert werden – als sogenannter Freemover (auch: „Open Semester“ oder „Study Abroad“ genannt). Das lohnt sich vor allem dann, wenn Ihre Universität keinen Austausch mit Ihrem Wunschland anbietet. Wichtig: Sprechen Sie hierzu unbedingt mit dem Prüfungsamt über die Anerkennung der Studienleistungen im Ausland! Bei der Wohnungssuche ist das International Office der auswärtigen Hochschule die beste Anlaufstelle. Weitere Infos bieten Wohnungsbörsen wie erasmusu.com oder roomgo.net.
Unterschiede: Partneruni vs. Freemover
Kriterium | Partneruni | Freemover |
Unis | begrenzt | unbegrenzt |
Organisation | gering | hoch |
Anerkennung | einfach | nicht immer |
Studiengebühren | Nein | Ja |
Stipendien | Ja | Ja |
Erasmus | Ja | Nein |
Auslands-BAföG | Ja | Ja |
Wann ist ein Auslandssemester sinnvoll?
Ein Auslandssemester ist besonders sinnvoll im 2. oder 3. Semester des Bachelorstudiums. Zu diesem Zeitpunkt haben Studierende meist erste Studienerfahrungen gesammelt, sind aber noch flexibel genug, um im Ausland Prüfungsleistungen zu erbringen und diese im Heimatstudium anrechnen zu lassen. Außerdem bleibt genug Zeit, um das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Rund 84 Prozent der Studierenden absolvieren ein Auslandssemester, um Neues zu erleben.
Auch im Masterstudium ist ein Auslandssemester möglich, dabei sind die Studienpläne oft strukturierter, sodass die Planung früh erfolgen sollte. Überdies kann das Auslandssemester als Urlaubssemester gestaltet werden, um die Fachsemesteranzahl nicht zu verlängern.
Auslandssemester Kosten: Womit muss ich rechnen?
Die Kosten für ein Auslandssemester sind nicht unerheblich. Rechnen sollten Sie mit folgenden Kosten und Gebühren:
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Studiengebühren
Diese variieren stark je nach Land und Universität und liegen häufig zwischen 1.400 Euro und 15.000 Euro pro Semester. Einige Universitäten in Europa verlangen keine Studiengebühren oder nur geringe. Auslands-BAföG kann Studiengebühren bis zu 5.600 Euro pro Jahr rückzahlungsfrei decken.
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Lebenshaltungskosten
Reisekosten, Miete, Essen, Freizeit und Versicherungen liegen je nach Zielland ebenfalls unterschiedlich hoch und sind oft ein wesentlicher Kostenfaktor. Rechnen Sie hier mit weiteren 700-1.500 Euro pro Monat.
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Visakosten
Außerhalb der EU benötigen Sie meist ein Visum oder eine Aufenthaltsgenehmigung. Auch dies können zwischen 50 und 150 Euro kosten.
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Versicherungen
Denken Sie unbedingt an eine Auslandskrankenversicherung. Diese ist verpflichtend und verursacht monatliche Kosten um die 100 Euro.
Vergessen Sie nicht, dass Sie meist zuhause in Deutschland weiterlaufende Kosten haben. Das können zum Beispiel die Miete für Ihre Studentenbude oder das WG-Zimmer sein sowie Versicherungen für Auto, Motorrad, Internetanschluss und Handy-Tarif.
Wie kann ich das Auslandssemester finanzieren?
Um die hohen Kosten eines Auslandssemesters zu finanzieren, haben Sie mehrere Möglichkeiten:
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Auslands-BAföG
Wer schon BAföG bezieht, kann zusätzlich Auslands-BAföG beantragen. Gefördert werden damit auch Studierende, die in Deutschland kein BAföG erhalten! Die Bemessungsgrenzen sind hierbei nämlich höher, und es gibt besondere Zuschüsse für Studiengebühren, Reisekosten und Versicherungen. Das Auslands-BAföG ist oft rückzahlungsfrei und kann für ein Teilstudium (weltweit) oder Vollstudium (nur EU, Schweiz) beantragt werden.
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Erasmus & Stipendien
Verschiedene Programme – vor allem Erasmus+, DAAD oder Deutschlandstipendium – fördern Auslandsaufenthalte. Die Fördersummen variieren zwischen 150 und 500 Euro monatlich (Erasmus), mehr Geld gibt es bei DAAD-Stipendien und privaten Stiftungen. Die Bewerbungsbedingungen sind je nach Stipendium unterschiedlich.
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Studienkredit
Mit dem KfW-Studienkredit, sowie Krediten privater Banken, können Sie einzelne Semester im Ausland auf Pump finanzieren. Die Immatrikulation an einer deutschen Hochschule ist jedoch meist Voraussetzung, die Konditionen sollten Sie unbedingt prüfen und vergleichen – z.B. Zinsen und Rückzahlungsmodalitäten.
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Bildungskredite
Der sogenannte Bildungskredit ist ein staatlich gefördertes und zinsgünstiges Darlehen, das unabhängig vom Einkommen gewährt wird. Der Kredit wird vor allem für fortgeschrittene Studienphasen und Auslandssemester in Europa genutzt.
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Bildungsfonds
Bildungsfonds sind ähnlich wie Studienkredite, die Rückzahlung orientiert sich aber nicht an der Kreditsumme und den Zinsen, sondern an der Höhe des späteren Einkommens. Die Fonds werden von Verbänden oder Unternehmen angeboten und sind meist an bestimmte Studiengänge (z.B. MINT-Fächer) gebunden.
Darüber hinaus bleiben Ihnen zur Finanzierung eines Auslandssemesters immer noch die Klassiker wie die Unterstützung der Eltern oder Studentenjobs im Inland (sparen!) oder Ausland (an Arbeitserlaubnis denken!). In einigen Ländern sind Nebenjobs für ausländische Studierende erlaubt.
Auslandssemester Unterlagen
Kümmern Sie sich mindestens 6-12 Monate vor dem Auslandssemester um wichtige Reiseunterlagen. Dazu gehören:
- Gültiger Reisepass (für die gesamte Zeit im Ausland!)
- Visa-Dokumente
- Sprachnachweise & Zertifikat (Niveau oft mindestens B2)
- Zeugnisse & Lebenslauf
- Internationaler Führerschein
- Impfausweis & Medikamente
- Kredit- oder Debitkarte & Sperrnummern
Auslandssemester Organisation: Woran denken? Was beachten?
Bei der Organisation eines Auslandssemesters gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Unsere Übersicht fasst die wesentlichen Aspekte zusammen:
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Länderwahl
Überlegen Sie sich zunächst, welches Land und welche Hochschule am besten zu Ihren Studien- und Berufszielen passen. Wissenschaftliches Renommee, Kursangebote und die spätere Anerkennung der Studienleistungen sind die wichtigsten Auswahlkriterien.
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Fristen
Beachten Sie unbedingt die Bewerbungsfristen an der Gastuniversität sowie für etwaige Förderprogramme wie Erasmus oder DAAD-Stipendien. Diese müssen Sie einhalten.
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Bewerbungsunterlagen
Stellen Sie alle erforderlichen Bewerbungsunterlagen rechtzeitig zusammen. Dazu gehören in der Regel: Motivationsschreiben, Curriculum Vitae (= internationaler Lebenslauf), Sprachzertifikate, Empfehlungsschreiben, Learning Agreement, Immatrikulationsbescheinigung.
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Finanzierung
Kümmern Sie sich um die notwendige Finanzierung, also um die schon angesprochenen Kosten für Studiengebühren, Unterkunft, Lebenshaltung, Reisekosten, Versicherungen, etc.
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Versicherungen
Nicht vergessen: Auslandskrankenversicherung abschließen und gegebenenfalls auch eine Haftpflicht- oder Unfallversicherung. Diese kosten nicht viel und senken weitere Risiken im Ausland.
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Formalitäten
Außerhalb der EU benötigen Sie zusätzlich Visa und Aufenthaltsgenehmigung. Je nach Zielland und Aufenthaltsdauer müssen Sie diese rechtzeitig beantragen, die Bearbeitung kann bis zu 6 Wochen oder länger dauern.
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Wohnungssuche
Oft zeitintensiv und schwierig ist, eine passende Unterkunft nahe der Uni im Ausland zu finden. Also: Rechtzeitig mit der Wohnungssuche beginnen! Eventuell wollen Sie auch einen Zwischenmieter für die Wohnung zu Hause finden?!
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Kulturelle Vorbereitung
Informieren Sie sich über die Gepflogenheiten und kulturellen Unterschiede in Ihrem Gastland. Denken Sie dabei z.B. an Kleidung, Umgangsformen oder Handzeichen. Und frischen Sie Ihre Sprachkenntnisse nochmal auf, damit die alltägliche Kommunikation und Studium besser klappen!
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Orientierungsevents
Nehmen Sie, wenn möglich, an Einführungsveranstaltungen der Gastuni sowie Events zum Kennenlernen anderer Kommilitonen teil. Einheimische Studierende haben oft gute Tipps, andere ausländische Kommilitonen wie Sie dieselben Fragen und Probleme. Zusammen lässt sich Vieles leichter lösen.
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Konto & Mobilfunk
Ohne Handy und Internet geht heute ja fast nichts mehr. Recherchieren Sie daher – möglichst schon im Vorfeld – wo es für Sie günstige Bankkonten im Ausland gibt und wo Sie eine lokale SIM-Karte mit günstiger Flat-Rate kaufen können. Teils können Sie diese schon in Deutschland bestellen.
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Packliste
Bevor es losgeht, schreiben Sie sich eine Packliste mit allem, was Sie mitnehmen müssen – im Koffer, wie im Handgepäck. Neben wichtigen Einreisedokumenten sollten Sie auch an Medikamente, Bargeld und kostenlose Debitkarte denken.
Vorbereitung & Planung
Praktische Tipps vor Ort
Letzte Vorbereitungen
Eine frühzeitige, strukturierte Planung – am besten 1 Jahr im Voraus! – mit Checklisten hilft, Stress zu vermeiden und das Auslandssemester erfolgreich zu gestalten. Kostenlose Checklisten können Sie sich gleich hier bei uns herunterladen:
Welche Vor- und Nachteile hat ein Auslandssemester?
Wer sich für ein Auslandssemester entscheidet, sollte sich die Vor- und Nachteile bewusst machen und abwägen. Hier unser Überblick:
Auslandssemester Vorteile
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Interkulturelle Kompetenz
Wer im Ausland für einige Zeit studiert, sammelt wertvolle Erfahrungen und fördert damit seine interkulturelle Kompetenz. Diese verbessert nicht nur die Chancen beim Berufseinstieg, sondern bringt überdies Pluspunkte bei ausländischen Unternehmen.
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Tiefere Sprachkenntnisse
Wenn Sie international studieren, stärken Sie mindestens Ihre Fremdsprachenkenntnisse bzw. Englischkenntnisse, weil Sie mit internationalen Kommilitonen zusammen lernen und arbeiten. Nichts verbessert Wortschatz und Sprachverständnis so sehr, wie jeden Tag mit der Sprache konfrontiert zu sein und diese im Alltag sprechen zu müssen.
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Globale Kontakte
Während des Auslandssemesters bauen Sie zwangsläufig ein Netzwerk mit Studierenden aus aller Welt auf, das Ihnen später wertvolle Kontakte für den Jobeinstieg oder bei der späteren Karriere bietet. Internationale Freundschaften eröffnen oft den Zugang zu neuen Arbeitsmärkten oder Projektmöglichkeiten!
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Numerus clausus
Oftmals gibt es in bestimmten Studiengängen im Ausland keinen Numerus-clausus (NC). Das Auslandssemester ist dann eine Chance in ansonsten zulassungsbeschränkte Studiengänge zu kommen – auch bei mittelmäßiger Abiturnote.
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Persönliches Wachstum
Ein oder zwei Semester im Ausland fördern überdies Ihre Selbstständigkeit, Anpassungsfähigkeit und Resilienz, weil Sie lernen, neue Herausforderungen eigenständig zu meistern und außerhalb Ihrer Komfortzone zu agieren. Dadurch entwickeln Sie sich persönlich weiter, entdecken oft neue Interessen und lernen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Hinzu kommt, dass internationale Erfahrungen meist weltweit geschätzt werden und damit dauerhaft Ihren Marktwert steigern.
Auslandssemester Nachteile
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Hohe Kosten
Auslandssemester sind teuer! Gerade wer außerhalb Europas studiert, muss mit 5-stelligen Summen rechnen. Das kann sich nicht jede(r) leisten. Wer kein Stipendium wie Erasmus+ bekommt, kann deshalb vielleicht nicht im Ausland studieren.
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Fehlende Anerkennung
Als Erasmus-Student mit 1-2 Semestern innerhalb der EU gibt es keine Probleme. Anders kann es aussehen, wenn Sie in einem exotischeren Land studieren oder das gesamte Studium im Ausland absolvieren. Informieren Sie sich deshalb genau, ob der Abschluss später anerkannt wird!
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Geringe Lernfortschritte
Das Studium ist so schon schwer – in einer fremden Sprache wird es zur Herausforderung. Sie brauchen länger, können Zusammenhänge nicht immer leicht erkennen und riskieren schlechtere Prüfungsnoten oder gar das Durchfallen.
Was sind die beliebtesten Länder für ein Auslandssemester?
Die beliebtesten Länder für ein Auslandssemester sind in Deutschland aktuell Spanien, Frankreich, Italien, Schweden und Norwegen. Spanien führt die Liste der Erasmus-Studenten an. Auch Großbritannien, die Niederlande und Österreich zählen zu den Favoriten, während Länder wie die USA, Kanada und Australien als beliebteste außereuropäische Destination hervorstechen. Rund 67 Prozent aller deutschen Studierenden im Ausland verteilen sich auf Spanien, Österreich, Niederlande, Schweiz, Großbritannien und die USA.
Beliebte Auslandsziel bei Studierenden
- Spanien
Höchste Anzahl Erasmus-Studierender, Vorteile: Sonne, Kultur, Sprache - Frankreich
Nähe zu Deutschland, Sprache, Kultur, günstige Universitäten - Italien
Attraktiv durch Lebensstil, Essen, Kultur und Geschichte - Schweden, Norwegen
Bieten hohe Lebensqualität und Englischsprachigkeit - Österreich, Schweiz
Keine Sprachbarriere und Nähe zu Deutschland, hohe Qualität der Hochschulen - USA
Vielfältige Angebote, englischsprachig und weltweit renommierte Elite-Unis
Unabhängig davon bietet ein Auslandssemester – egal wo – praktisch immer wertvolle Erfahrungen, die den kulturellen Horizont erweitern und die Persönlichkeitsentwicklung fördern.
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