Praxisarbeit: Tipps zu Aufbau, Inhalt und Berufseinstieg

Bachelor- und Masterarbeiten müssen nicht theoretisch sein. Die Praxisarbeit ist näher an der Wirklichkeit, bringt Absolventen erste Erfahrungen im Berufsleben sowie wertvolle Kontakte – und wird sogar bezahlt! Die Praxisarbeit bringt viele Vorteile: Die besten Tipps zur Vorbereitung und Themenfindung sowie Aufbau und Inhalt…

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Definition: Was ist eine Praxisarbeit?

Eine akademische Praxisarbeit ist eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit, die Sie in Kooperation mit einem Unternehmen schreiben. Sie erstellen dazu eine wissenschaftliche Thesis, von deren Erkenntnissen das kooperierende Unternehmen profitiert. Die genauen Rahmenbedingungen werden dann vertraglich geregelt.

Für die Praxisarbeit werden Studierende bezahlt und bekommen oft einen Arbeitsplatz vor Ort zur Verfügung gestellt. Es handelt sich zwar immer noch um eine wissenschaftliche Arbeit, aber mit praktischem Nutzen. Entsprechend ist die Praxisarbeit anwendungsbezogener und hat hohe Praxisrelevanz.

Bei Schreiben der Praxisarbeit haben Studierende einen akademischen Betreuer an der Hochschule (Erstbetreuer) sowie einen Ansprechpartner im Unternehmen (Zweitbetreuer).

Beispiel für eine Praxisarbeit als Bachelorarbeit

Die Möglichkeiten für praktische Bachelor- und Masterarbeiten sind so vielfältig wie die Studienfächer. Folgende Anwendungsbeispiele zeigen unterschiedliche Konzept für eine Praxisarbeit:

  • Optimierung bestehender Prozesse
  • Entwicklung neuer Konzepte, Methoden und (Teil-)Projekte
  • Entwicklung einer Social-Media-Strategie
  • Datenerhebungen oder Interpretation vorhandener Daten
  • Programmierung einer App
  • Aufarbeitung von Archivdaten

Im Vordergrund steht stets die praktische Anwendung und der Nutzen der Ergebnisse für das Unternehmen. Das kann zum Beispiel die Lösung eines aktuellen Problems oder die Verbesserung von vorhandenen Abläufen sein.

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Tipps zur Vorbereitung: Themenfindung & Bewerbung

Eine Praxisarbeit benötigt im Vergleich zu rein universitären Bachelor- und Masterarbeiten eine längere Vorbereitungszeit. Deshalb sollten Sie frühzeitig mit der Recherche beginnen. Hierbei haben sich drei Schritte bei der erfolgreichen Vorbereitung bewährt:

1. Praxisarbeit-Thema finden & Bewerbung schreiben

Immer mehr Unternehmen schreiben Themen für Praxisarbeiten aus. Für vergleichsweise wenig Kosten erhalten sie qualitativ verwertbare Forschungsarbeiten und lernen potenzielle Arbeitnehmer schon vor dem Abschluss kennen. Die Mehrheit der ausgeschriebenen Praxisarbeiten stammt aus dem IT-Sektor, den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Auch in Sozial- und Geisteswissenschaften gibt es Angebote, zum Beispiel in Archiven oder bei der Konzeption von Bildungsveranstaltungen.

Um eine Stelle für die Praxisarbeit zu finden, sollten Sie gezielt auf den Karriereseiten Ihrer Wunschunternehmen suchen oder in spezialisierten Jobbörsen. Besonders erfolgreich ist hierbei die Initiativbewerbung:

  • Beschreiben Sie in der Bewerbung Ihre Forschungsidee so, dass sie für Fachfremde verständlich ist.
  • Arbeiten Sie im Bewerbungsschreiben die Vorteile heraus, die das Unternehmen durch die Praxisarbeit hat.
  • Sollte das Unternehmen noch keine Erfahrung mit Praxisarbeiten haben, können Sie kurz skizzieren, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte.

2. Betreuer überzeugen

Eine Praxisarbeit bleibt eine akademische Abschlussarbeit. Der universitäre Betreuer ist dabei von enormer Bedeutung! Bei einer Praxisarbeit gibt es daher zwei Pole, die Sie ausbalancieren müssen:

  1. Der wissenschaftliche Anspruch
  2. Der praktische Nutzen

Viele Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter sind vom Konzept der Praxisarbeiten begeistert und stimmen einer Kooperation gerne zu. Oft bestehen schon Kooperationen zwischen Lehrstuhl und Unternehmen. Hören Sie sich daher unbedingt schon vor der Recherche am Institut um und machen Sie Ihrem Prof deutlich, dass die wissenschaftliche Qualität der Arbeit nicht unter den praktischen Ansprüchen leiden wird.

Besprechen Sie mit dem Betreuer genau, wie die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen aussehen soll: Das gilt insbesondere in Bezug auf die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit! Ein weiterer Ansprechpartner, den Sie frühzeitig einbeziehen sollten, ist das Prüfungsamt. Viele Prüfungsordnungen nennen Praxisarbeiten nicht explizit. Klären Sie deshalb die Möglichkeiten im Vorfeld, um böse Überraschungen zu vermeiden.

3. Formalia einhalten

Klingt banal, aber für Praxisarbeiten sind Absprachen das Allerwichtigste. Bevor es mit dem Schreiben beginnen, müssen Sie verschiedene Punkte klären:

  • Welche Wochenarbeitszeit ist vorgesehen?
  • Wer sind meine Ansprechpartner?
  • Welche Vertragsform wird gewählt?
  • Wie hoch ist meine Vergütung?
  • Wo ist mein Arbeitsplatz?
  • Welches Arbeitsmaterial steht mir zur Verfügung?

All diese Punkte sollten Sie schriftlich in einem Vertrag festhalten und unterzeichnen!

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Praxisarbeit schreiben: Worauf muss ich achten?

Die Vorbereitung ist abgeschlossen, alle Fragen geklärt – nun geht es an die Umsetzung! Bei Aufbau und Gliederung einer Praxisarbeit müssen Sie verschiedene Aspekte berücksichtigen. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, worauf Sie achten müssen:

Aufbau und Gliederung der Praxisarbeit

Aufbau und Gliederung der Praxisarbeit unterscheiden sich kaum von einer klassischen Abschlussarbeit. Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit hängt die genaue Struktur vor allem vom Thema ab: Eine empirische Bachelorarbeit sieht anders aus als eine theoriebasierte.

Der Aufbau der Praxisarbeit muss im Wesentlichen die folgenden Punkte abdecken:

  • Einleitung

    Heranführung an das Thema, präzise Formulierung der Fragestellung und Ziele

  • Theoretische Aspekte

    Beschreibung der theoretischen Grundlagen und der aktuellen Forschungslage

  • Beschreibung der betrieblichen Problemstellung

    Welche Lösung streben Sie mit der Arbeit an? Wie sieht die aktuelle Situation aus?

  • Erarbeiten einer Problemlösung

    Anwendung der theoretischen Erkenntnisse auf die Problemstellung

  • Schluss & Fazit

    Zusammenfassung der Erkenntnisse und Fazit, Ausblick auf weitere Forschungsfragen

Die genaue Ausgestaltung müssen Sie natürlich immer individuell anpassen. Wer zum Beispiel ein Fahrzeugmodell entwickelt, kann die Arbeit nach den einzelnen Bauteilen gliedern und die jeweiligen theoretischen Aspekte in den Unterkapiteln ausführen.

Mögliche Fallstricke

Die größten Fallstricke ergeben sich aus den Ansprüchen zwischen Wissenschaftlichkeit und Praktikabilität. Die Universität will eine Arbeit sehen, die sämtlichen wissenschaftlichen Kriterien genügt; das Unternehmen möchte verwertbare Ergebnisse. Diese Zielkonflikte können Probleme bringen.

Ein weiterer Fallstrick ist die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen selbst: Wer eine Praxisarbeit schreibt, ist auf Insider-Informationen angewiesen. Wenn das Unternehmen diese jedoch blockiert, wirkt sich das negativ auf die Arbeitsergebnisse aus. Deshalb sind feste und überzeugte Ansprechpartner und Verbündete im Unternehmen auch so wichtig: Probleme sollten Sie sofort ansprechen und dem akademischen Betreuer kommunizieren.

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Vor- und Nachteile der Praxisarbeit

Hochschulabsolventen haben auf dem Arbeitsmarkt beste Chancen und das geringste Risiko einer Arbeitslosigkeit. Trotzdem fällt vielen der Berufseinstieg schwer. Oft fehlt die nötige Berufserfahrung (siehe: Permission Paradox) und Klarheit, welcher Beruf am besten zu einem passt.

Wer für seinen Studienabschluss eine Praxisarbeit schreibt, hat hierbei jedoch entscheidende Vorteile. Das sind die positiven Effekte der Praxisarbeit:

  • Übernahmechancen steigern

    Überzeugen Sie das Unternehmen mit Ihrer Arbeit, haben Sie gute Chancen nach dem Abschluss sofort ein Jobangebot zu erhalten. Eine typische Win-Win-Situation: Beide Seiten wissen, was der oder die andere kann und erwartet. Läuft die Zusammenarbeit gut, sollten Sie Ihren Einstieg-Wunsch ins Unternehmen frühzeitig ansprechen.

  • Netzwerk aufbauen

    Während der Praxisarbeit können Sie erste Kontakte aufbauen und an Ihrem beruflichen Netzwerk arbeiten. Im Berufsleben sind gute Kontakte Gold wert! Es ist ein großer Vorteil, die richtigen Leute in verschiedenen Positionen zu kennen. Von den Empfehlungen und Informationen profitieren Sie ein Berufsleben lang.

  • Bewerbung optimieren

    Fehlende Berufserfahrung ist ein häufiger Grund für eine Jobabsage. Mit der Praxisarbeit werten Sie den Lebenslauf auf und beheben diesen möglichen Mangel.

Nachteile der Praxisarbeit

Zu einem vollständigen Bild gehört auch die Gegenseite. Hier sind die möglichen Nachteile einer Praxisarbeit:

  • Betreuer zufriedenstellen

    Die Praxisarbeit ist meist mit größerem Aufwand verbunden als eine klassische Bachelor- oder Masterarbeit. Sie müssen gleich zwei Betreuer zufriedenstellen und beide Erwartungen erfüllen. Herausfordernd kann auch der Kompromiss zwischen Zitierregeln, Grafiken oder Tabellen und Betriebsgeheimnissen sein.

  • Datenschutz beachten

    Durch Ihre Praxisarbeit machen Sie Firmeninterna öffentlich. Um sensible Daten vor der Konkurrenz zu schützen, verlangen Unternehmen meist einen Sperrvermerk.

  • Mehrarbeit einkalkulieren

    Absprachen und Forschung vor Ort brauchen mehr Zeit als eine Literaturarbeit. Hinzu kommt, dass Unternehmen gerne auf die Arbeitskraft von Bachelor- oder Masterkandidaten zurückgreifen. Auch das kann dazu führen, dass Ihnen weniger Zeit fürs eigentliche Schreiben der Arbeit bleibt.

  • Ziel festlegen

    Es ist ein Unterschied, ob Sie an einer Fachhochschule oder Universität schreiben und ob es eine Bachelor- oder Masterarbeit ist: Renommierte Universitäten haben gegenüber unternehmensinternen Abschlussarbeiten teilweise Vorbehalte. An Fachhochschulen ist das oft kein Problem. Für eine wissenschaftliche Karriere sollten Sie Ihre Abschlussarbeit lieber an der Hochschule schreiben. Wollen Sie direkt ins Berufsleben starten, hilft die Praxisarbeit beim Einstieg.


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