Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: 7 Grundregeln
Werden in der Stellenanzeige ausdrücklich Gehaltsvorstellungen in der Bewerbung verlangt, müssen Sie diese immer angeben. Sonst sind die Bewerbungsunterlagen unvollständig und Sie riskieren eine Absage. Eine solche Bitte zu ignorieren wirkt zudem so, als hätten Sie die Stellenausschreibung nicht richtig gelesen.
Wenn Sie also im Bewerbungsschreiben Gehaltsvorstellungen formulieren, beachten Sie stets folgende sieben Grundregeln:
- Nennen Sie immer ein Brutto-Jahresgehalt, nicht monatlich.
- Gehaltsvorstellung immer ohne 13. Gehalt.
- Formulieren Sie eine konkrete Zahl oder Gehaltsspanne.
- Orientieren Sie sich an Ihrem aktuellen Gehalt.
- Beim externen Jobwechsel können Sie 10-20 Prozent aufschlagen.
- Die Gehaltsangabe enthält keine Zusatzleistungen.
- Die Gehaltsvorstellungen stehen im Anschreiben Schlusssatz.
Wenn in der Anzeige nicht explizit nach Ihrer Gehaltsvorstellung gefragt wird, müssen Sie diese nicht angeben. Wir empfehlen dann, das Thema lieber ins Vorstellungsgespräch zu verlagern, um keine Absagegründe zu riskieren.
Warum wird das Gehalt immer brutto angegeben?
Die Mitarbeiterkosten ergeben sich für Arbeitgeber immer aus dem Brutto-Jahresgehalt. Was davon netto bei Ihnen ankommt, hängt von Ihrer Steuerklasse und anderen Abzügen ab. Für den Arbeitgeber macht das keinen Unterschied. Früher hat man noch „p.a.“ hinter die Gehaltsvorstellung geschrieben. Das steht für „per anno“ = pro Jahr. Das Kürzel fällt heute aber weg, weil das Wunschgehalt immer als Jahresgehalt angegeben wird.
Wo wird der Gehaltswunsch im Anschreiben angegeben?
Gehaltsangaben gehören grundsätzlich ins Anschreiben – nicht in den Lebenslauf. Im Bewerbungsanschreiben wiederum gehört der Gehaltswunsch wiederum immer in den Schlussteil bzw. Schlusssatz und letzten letzten Absatz.
Nicht selten werden in der Bewerbung Gehaltsvorstellung und frühestmöglicher Eintrittstermin zusammen und in einem Abschnitt formuliert. Dazu reichen dann 1-2 konkrete und präzise Sätze.
Eine gute Alternative ist, den Gehaltswunsch ganz am Ende im Anschreiben in einem sogenannten Postskriptum zu formulieren. Mit dem „PS:“ in der Bewerbung zeigen Sie, dass das Gehalt für Sie eine untergeordnete Rolle spielt und der Job im Vordergrund steht. Das sehen Personaler immer gern. Beispiele:
- „PS: Aufgrund meiner Kündigungsfrist stehe ich Ihnen gerne ab dem TT.MM.JJJJ zur Verfügung, ein Gehalt von 45.300 Euro im Jahr entspricht meinen Vorstellungen.“
- „PS: Meine Ausbildung beende ich voraussichtlich im MM.JJJJ. Unmittelbar danach stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Entsprechend meiner Qualifikationen halte ich ein Bruttojahresgehalt von 38.640 Euro für angemessen.“
Wie kann ich meine Gehaltsvorstellung berechnen?
Um Ihre Gehaltsvorstellung formulieren zu können, müssen Sie zunächst eine realistische Vorstellung davon gewinnen und Ihren aktuellen Marktwert berechnen.
Angemessene Gehaltsvorstellung berechnen Sie zum Beispiel, indem Sie das aktuelle Durchschnittsgehalt in Ihrem Beruf und Ihrer Branche recherchieren. Dabei helfen etwa unsere Gehaltstabellen und Gehaltsvergleiche. Zusätzlich sollen Sie sich aktuelle Stellenanzeigen durchlesen – auch diese enthalten oft Gehaltsangaben.
Durchschnittlich 10 Prozent mehr
Oft sind bei einem Jobwechsel zwischen 10 bis 20 Prozent mehr Gehalt drin, vor allem wenn Sie abgeworben werden. Haben Sie erst einmal einen Durchschnittswert ermittelt, können Sie – als Verhandlungsbasis – immer noch ein paar Prozentpunkte aufschlagen. Unsere Faustregeln:
Anlass |
Gehaltsplus |
| Berufseinsteiger | plus 3-5 % |
| Mehr Verantwortung | plus 5-7 % |
| Höhere Position | plus 10-15 % |
Achtung: Liegt Ihre Gehaltsforderung 20 Prozent über dem üblichen Marktwert, manövrieren Sie sich damit häufig ins Aus. Bleiben Sie also unbedingt realistisch. Gier disqualifiziert.
Gehaltsvorstellung in der Bewerbung angeben: Formulierungen
Idealerweise kommen Sie bei Ihren Gehaltsvorstellungen direkt auf den Punkt. Formulieren Sie dazu einen kurzen, aussagekräftigen Satz. Je mehr Sie dazu schreiben, desto unsicherer wirkt das und klingt nach Rechtfertigung. Bewährt haben sich folgende Beispiele und Formulierungen:
- „Meine Gehaltsvorstellungen liegen bei 46.530 Euro brutto im Jahr.“
- „Meinen beruflichen Qualifikationen entsprechend empfinde ich ein Brutto-Jahresgehalt von 46.570 Euro als angemessen.“
- „Ich stelle mir ein Gesamteinkommen mit Vergünstigungen und Zuschlägen um die 38.520 Euro vor.“
- „Ein jährliches Bruttogehalt von 46.720 Euro entspricht meinen Vorstellungen.“
- „Mein aktuelles Bruttogehalt liegt bei 54.580 Euro im Jahr. Bei einem Wechsel stelle ich mir eine Steigerung um 10 Prozent vor.“
- „Aufgrund meiner Qualifikation und Kenntnisse liegt meine Gehaltsvorstellung bei aktuell 46.580 Euro im Jahr.“
- „Mein Zielgehalt liegt bei 81.390 Euro brutto pro Jahr.“
- „Aktuell verdiene ich 41.420 Euro. Die Aufgaben dieser Position sind deutlich komplexer. Daher liegt meine Gehaltsvorstellung bei 48.500 Euro im Jahr.“
- „Bei einer 50-Prozent-Stelle stelle ich mir ein Jahresgehalt von 22.780 Euro brutto vor.“
- „Bei 20-Wochenstunden liegt meine Gehaltsvorstellung bei 20.150 Euro im Jahr.“
- „Für die ausgeschriebene 25-Stunden-Stelle empfinde ich ein Gehalt zwischen 26.340 Euro und 28.120 Euro als angemessen.“
- „Meine Gehaltsvorstellung liegt im Bereich von 46.470 Euro.“
- „Meine Gehaltsvorstellungen liegen zwischen 45.710 und 49.290 Euro pro Jahr. Weitere Details kläre ich gern im persönlichen Gespräch.“
- „Ein Brutto-Jahresgehalt zwischen 44.280 Euro und 47.550 Euro empfinde ich als angemessen.“
- „Meinen Gehaltswunsch erläutere ich gerne im persönlichen Gespräch.“
- „Meine Gehaltsvorstellung können wir bei einem baldigen Kennenlernen besprechen.“
- „Meinen Qualifikationen entsprechend, strebe ich eine der Position angemessene Vergütung an.“
Gehaltsvorstellung in der Bewerbung – neuer Job
Gehaltsvorstellungen in der Bewerbung – mit Steigerung
Gehaltsvorstellung in der Bewerbung – für Teilzeitjobs
Falls Sie einen Teilzeitjob anstreben, bei dem es keine Angabe von Wochenstunden gibt, müssen Sie selbst Ihre Gehaltsvorstellung berechnen. Beispiele für Formulierungen:
Gehaltsvorstellung formulieren – als Gehaltsspanne
Wer seine Gehaltsvorstellung weniger direkt nennen will, kann eine Gehaltsspanne angeben und so Verhandlungsspielraum signalisieren:
Ausweichende Formulierungen zur Gehaltsvorstellung
Diese Variante empfehlen wir nur, wenn in der Stellenanzeige nicht ausdrücklich danach gefragt wurde:
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Eintrittstermin und Gehaltsvorstellung in der Bewerbung formulieren
In manchen Stellenangeboten fragen Unternehmen neben der Gehaltsvorstellung auch gleich nach dem frühestmöglichen Eintrittstermin. Sollten beide Angaben explizit verlangt werden, können Sie Gehaltsvorstellung und Eintrittsdatum in einem Satz oder Abschnitt formulieren und kombinieren.
Beispiele und Formulierungen:
- „Ich stehe Ihnen aufgrund meiner Kündigungsfrist gerne ab dem TT.MM.JJJJ zur Verfügung, meine Gehaltsvorstellung liegt bei 36.400 Euro brutto im Jahr.“
- „Meine Ausbildung beende ich voraussichtlich im MM JJJJ. Gerne stehe ich Ihnen unmittelbar danach zur Verfügung. Meine Gehaltsvorstellung für die Stelle liegt zwischen 31.470 und 33.580 Euro pro Jahr.“
Beachten Sie bei der Berechnung des Eintrittsdatums Ihre Kündigungsfrist. Diese steht immer im Arbeitsvertrag und beträgt häufig 4 Wochen.
Schreiben Sie aber bitte nie, dass Sie „ab sofort“ zur Verfügung stehen! Das könnte verzweifelt wirken und schwächt Ihre Verhandlungsposition. Besser ist ein Termin zum 1. des nächsten oder übernächsten Monats.
Psychologische Tipps für die Gehaltsvorstellung
Die Gehaltsfrage ist keine lästige Pflicht, sondern eine Kür in der Bewerbung. Damit Sie dabei selbstbewusst wirken und das Maximum herausholen, haben sich folgende Strategien bewährt:
-
Krumme Zahlen nennen
Die obigen Beispiele und Formulierungen enthalten bewusst krumme Zahlen. Wissenschaftler um Malia Mason von der Columbia Business School konnten in Studien bestätigen: Wer einen präzisen Gehaltswunsch formuliert, wirkt überzeugter und besser vorbereitet.
-
Spielraum einkalkulieren
Rechnen Sie damit, dass Ihre Gehaltsvorstellung nach unten verhandelt wird. Daher sollten Sie nicht nur Ihre Mindest- bzw. Schmerzgrenze kennen, sondern gleich etwas Spielraum einkalkulieren. Schlagen Sie stets 5-10 Prozent Verhandlungsmasse oben auf.
-
Qualitäten betonen
Liegen Ihre Gehaltsvorstellungen deutlich über dem Durchschnitt, müssen Sie das begründen. Akzeptiert werden hierbei besondere Erfahrungen, oder Zusatzqualifikationen. Diese sollten Sie zusammen mit den Gehaltsvorstellungen erwähnen.
Warum wird nach der Gehaltsvorstellung gefragt?
Unternehmen fragen nach den Gehaltsvorstellungen, weil sie wissen wollen, ob Bewerber einerseits realistische und branchenübliche Vorstellungen haben oder völlig naiv irgendwelche Mondpreise aufrufen. Gleichzeitig prüfen Sie, ob die Gehaltsvorstellung überhaupt erfüllbar ist. Liegen Gehaltswunsch und geplantes Budget zu weit auseinander, kommen beide Seiten selten zusammen – und der Bewerbungsprozess kann an dieser Stelle abgebrochen werden.
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Wie mein Gehalt im Vorstellungsgespräch verhandeln?
Gehaltsvorstellungen sind noch keine Gehaltsverhandlung! Die kommt in der Regel erst im ersten oder zweiten Vorstellungsgespräch. Bereiten Sie sich darauf gründlich vor und wissen Sie genau, wie Sie auf Ihre Gehaltsvorstellung kommen. Also am besten mit branchenüblichen Gehältern und Ihren besonderen Qualifikationen argumentieren.
Aus psychologisch-taktischen Gründen, empfehlen wir, dass Sie das Thema Gehalt proaktiv ansprechen, falls der Personaler nicht schon darauf kommt. Studien zeigen: Wer das Eröffnungsangebot macht, landet am Ende der Verhandlung deutlich näher an seinen Vorstellungen. Nutzen Sie diesen Vorteil!
Sollte ich mein aktuelles Gehalt im Bewerbungsgespräch nennen?
Solange Sie nicht danach gefragt werden, ist es nicht ratsam, das bisherige Gehalt zu nennen, weil das Ihren zukünftigen Wert einschränken kann. Weichen Sie der Frage aus, indem Sie stattdessen Ihre Gehaltsvorstellung wiederholen und betonen, dass sich diese am aktuellen Marktwert orientiert. Das aktuelle Gehalt spielt dafür keine Rolle.
Beispielformulierung: „Ich möchte lieber über meine Gehaltsvorstellungen für diese Position sprechen, weil mein aktuelles Gehalt weder meine berufliche Entwicklung noch meine zusätzlichen Qualifikationen widerspiegelt und daher nicht mehr aussagekräftig ist.“ Bleiben Sie im Gehaltsgespräch immer selbstbewusst und zeigen Sie, dass Sie genau wissen, was Sie wert sind.
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