Vorstellungsgespräch beendet? Gespräch reflektieren!
Nach dem Vorstellungsgespräch sind die meisten Bewerber erst einmal erleichtert. Die wesentlichen Schritte zum Traumjob sind geschafft. Die Entscheidung liegt jetzt beim Arbeitgeber.
Abwarten und Hoffen sind allerdings keine Strategie. Und viel zu passiv. Noch haben Sie den Job ja nicht. Deshalb ist der erste Schritt einer systematischen Nachbereitung (synonym auch: „Nachbearbeitung“) eines Vorstellungsgesprächs die ehrliche Selbstreflexion. Nehmen Sie sich spätestens am nächsten Tag zwei bis drei Stunden Zeit dafür, solange die Eindrücke und Erinnerungen noch frisch sind.
Fragen nach dem Bewerbungsgespräch
Analysieren Sie das Jobinterview (hier eine Liste, die Sie gleich online abhaken können):
- War ich gut vorbereitet?
- War ich passend angezogen?
- War meine Selbstpräsentation überzeugend?
- Konnte ich auf kritische Fragen gut antworten?
- Bei welchen Fragen kam ich ins Schlingern?
- Konnte ich meine wesentlichen Qualifikationen vermitteln?
- Konnte ich gute Rückfragen stellen?
- Habe ich etwas Wichtiges vergessen – zu sagen, zu fragen?
- Was habe ich nicht gut gemacht?
- Was kann ich das nächste Mal verbessern?
- Was muss ich ehrlicherweise noch lernen?
Mit dieser konstruktiven Selbstanalyse können Sie Ihren Auftritt und Ihre Überzeugungskraft nachhaltig optimieren, Defizite aufspüren und – wenn es sein muss – hierfür ein gezieltes Coaching absolvieren.
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Arbeitgebercheck: Passt der Job?
Bei der Analyse sollten Sie das Bewerbungsgespräch allerdings auch im Hinblick auf das Unternehmen reflektieren:
- Welche Stimmung herrschte vor Ort?
- Wie hat sich der Arbeitgeber präsentiert?
- Wurden alle meine Fragen beantwortet?
- Wo gab es Ausflüchte und Widersprüche?
- Habe ich mich dort grundsätzlich wohlgefühlt?
- Waren mir die anwesenden Personen sympathisch?
- Kann ich mir vorstellen, dort zu arbeiten?
- Hält der Job, was die Stellenanzeige verspricht?
- Stimmen die Rahmenbedingungen des Jobs?
- Passt das Gehalt?
Beim Vorstellungsgespräch geht es immer um ein gegenseitiges Kennenlernen. Heißt: Auch Bewerber dürfen und sollten wählerisch sein. Schließlich werden Sie dort – wenn es gut läuft – die nächsten Jahre rund 8 Stunden am Tag verbringen. Das sollte Sie glücklich machen und nicht zusätzlich belasten.
Mit einigen Stunden Abstand bemerken viele Bewerber Details, die Ihnen im Stress des Interviews zunächst nicht aufgefallen sind. Umso wichtiger ist die Nachbereitung. Mit ihr schärfen Sie Ihre Wahrnehmung und schützen sich vor einer Fehlentscheidung. Besser Ihnen fällt schon jetzt auf, dass der Job nicht zu Ihnen passt, als erst später in der Probezeit.
Vorbereitung auf das 2. Vorstellungsgespräch
In großen Unternehmen gibt es häufig nicht nur ein Vorstellungsgespräch, sondern auch ein zweites Vorstellungsgespräch oder gar drittes. Erst mit dem Personaler, dann mit Vorgesetzten und künftigen Kollegen. Auch hierfür ist die Nachbereitung des ersten Interviews enorm wichtig. So können Sie kleinere Patzer ausbügeln oder Informationen und Argumente beim zweiten Interview ergänzen. Die Nachbereitung wird so wieder zur strategischen Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch.
Vorstellungsgespräch nachbereiten: Dankschreiben danach
Hierzulande sind sie noch ein Trend. In den USA werden sogenannte Dankschreiben von Personalern schon hoch geschätzt. Die E-Mail oder Karte danach kann Ihre Bewerbungschancen jedenfalls steigern. Mit dem Dankschreiben bedanken sich Bewerber für das angenehme, freundliche Gespräch, können aber auch kleinere Fehler im Vorstellungsgespräch korrigieren oder vergessene Kompetenzen nachträglich betonen.
Weil das Dankschreiben erst wenige Bewerber nutzen, können Sie sich damit positiv von der Masse der Kandidaten abheben. Mehr noch: Die darin gezeigten sozialen Kompetenzen (Empathie, Selbstreflexion, konstruktiver Umgang mit Schwächen, etc.) können das Zünglein an der Waage sein. Wichtig ist nur, dass Sie das Dankschreiben nicht an „Sehr geehrte Damen und Herren“ richten, sondern an Ihren Gastgeber und Ansprechpartner aus dem Vorstellungsgespräch. Ein Dankesbrief ist eine kurze persönliche Note, keine Postwurfsendung.
Beispiel für ein Dankschreiben
Sehr geehrte Frau __,
haben Sie vielen Dank für das freundliche Gespräch am TT.MM.JJJJ. Besonders eindrücklich war für mich die warmherzige und wohlwollende Atmosphäre, die mir die anfängliche Nervosität schnell genommen hat. Das Gespräch hat zugleich meinen Wunsch bestärkt, für Sie als __ zu arbeiten und Sie im Bereich __ zu unterstützen.
Da die Zeit immer begrenzt ist, möchte ich einen Aspekt aus dem Gespräch erneut aufgreifen, der mir besonders wichtig ist: Bei der Frage nach __ war ich zuerst ein wenig verunsichert, jetzt aber bin ich mir sicher, dass ich Sie vor allem mit meinen Erfahrungen als __ bei künftigen Projekten unterstützen kann.
Sofern noch Fragen zu meiner Bewerbung bestehen sollten, stehe ich für Auskünfte stets zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
UNTERSCHRIFT
Zur Nachbereitung gehört das Nachfassen
Am Ende eines professionellen Vorstellungsgesprächs wird man Ihnen mitteilen, wie der weitere Bewerbungsprozess abläuft: Wann Sie mit einer Entscheidung rechnen können, wie man sich bei Ihnen melden wird… Sie dürfen und sollten ansonsten danach fragen. Im Durchschnitt brauchen Arbeitgeber heute 28,8 Tage vom ersten Bewerbungsgespräch bis zur Einstellung. Grund sind zunehmend aufwendigere Auswahlverfahren und strukturierte Interviews. Eine lange Wartezeit muss also nichts mit Nachlässigkeit oder bösem Willen zu tun haben.
Gleichzeitig müssen Sie nicht endlos auf Antwort warten. Wenn sich Arbeitgeber so gar nicht mehr melden, dürfen Sie nach zwei bis drei Wochen nachfassen und sich nach einem Zwischenstand erkundigen. Natürlich stets freundlich, vorwurfsfrei und ohne Druck zu machen.
- Erst Telefon
Idealerweise fragen Sie zunächst telefonisch nach. Das ist persönlicher und führt in der Regel auch zu verbindlicheren Informationen. - Dann Mail
Sollten Sie hierbei nicht die erforderlichen Informationen erhalten oder auch nach dem Nachfassen per Telefon wieder Wochen ins Land ziehen, können Sie das Unternehmen erneut kontaktieren und dieses Mal freundlich per Mail daran erinnern, dass Sie noch auf eine Antwort warten.
Zum Beispiel so:
Guten Tag Frau __,
am TT.MM.JJJJ habe ich mich auf Ihre Stelle als __, Kennziffer 123/456 beworben. Da ich bisher weder Rückmeldung noch eine Empfangsbestätigung erhalten habe, möchte ich mich mit dieser Mail kurz erkundigen und sicher gehen, dass alle erforderlichen Unterlagen bei Ihnen eingegangen sind. Bitte lassen Sie mich wissen, ob noch Informationen fehlen oder ob ich Sie bei Ihrer Entscheidung in irgendeiner Form unterstützen kann.
Ich danke Ihnen für Ihre Mühe und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
SIGNATUR
Vorstellungsgespräch Nachbereitung: Tipps bei Absage
Nicht jede Bewerbung und nicht jedes Vorstellungsgespräch führt zu einer Jobzusage. Sie können Vieles richtig gemacht haben – und bekommen dennoch eine Absage.
Nachdem die (verständliche) Enttäuschung vorbei ist, sollten Sie den Blick wieder nach vorn richten (und die Bewerbungsabsage auf keinen Fall persönlich nehmen!): Es ist keine Entscheidung gegen Sie, sondern eine für einen anderen Kandidaten!
Zur Nachbereitung gehört jetzt die schon angesprochene Selbstanalyse. Seien Sie dabei ehrlich und selbstkritisch, wo Sie sich selbst, Ihre Bewerbungsunterlagen oder Ihre Körpersprache noch verbessern können.
Bewerbungsstrategie wechseln!
Wenn Sie häufiger Absagen erhalten, sollten Sie zudem Ihre Bewerbungsstrategie auf den Prüfstein stellen:
- Bewerbe ich mich auf die richtigen Stellen?
- Bringe ich alle Muss-Qualifikationen mit?
- Sind meine Unterlagen vollständig?
- Ist der erste Eindruck ansprechend?
- Ist der Lebenslauf lückenlos?
- Stimmt meine Motivation?
- Kenne ich den Arbeitsmarkt und die Nachfrage?
- Kann ich mein Profil weiter schärfen?
Womöglich müssen Sie Ihr Vorgehen umstellen, den Suchradius erweitern oder gar ein Bewerbungscoaching absolvieren. Hauptsache, Sie nutzen die Vorstellungsgespräch Nachbereitung zur kontinuierlichen Persönlichkeitsentwicklung.
Das hat nur Vorteile: So behalten Sie erstens die Initiative, lernen zweitens für zukünftige Vorstellungsgespräche und steigern drittens Ihre Jobchancen.
Überhaupt sollten Sie bei der Jobsuche nicht alles auf eine Karte setzen. Solange kein Arbeitsvertrag unterschrieben ist, sollten Sie sich immer weiter bewerben. Auch wenn Sie nach dem Jobinterview ein gutes Gefühl hatten. Mit dem Prinzip „Hoffnung“ verlieren Sie nur kostbare Zeit. Also: Weiter geht’s! Wir wünschen viel Erfolg bei der Bewerbung!
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