Firmengründung: Erfolgreich selbstständig machen
Im Jahr 2015 gab es in Deutschland laut KfW-Gründungsmonitor 763.000 Existenzgründer. Das ist ein Rückgang von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – eine ernüchternde Zahl für eine Ökonomie, die auf kluge Köpfe und Innovationen angewiesen ist.
Die gute Nachricht lautet aber: Die Qualität der Neu-Gründungen steigt. So gibt es immer weniger Notgründer, Menschen also, die aus der Not heraus den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Der Anteil der innovativen Gründer dagegen steigt, also derjenigen, die eine klare Geschäftsidee verfolgen, oft mit digitalem Hintergrund.
Grundsätzlich ist klar: Eine Firmengründung kann gnadenlos nach hinten losgehen. Aber sie kann auch den nächsten Mark Zuckerberg hervorbringen. Sie?
Firmengründung: Diese Hochschulen bereiten am besten darauf vor
Deutsche Hochschulen werden immer besser darin, Gründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommt der Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Vor allem die kleinen Hochschulen haben sich in dieser Hinsicht gesteigert.
Von den großen Hochschulen haben die Hochschule München, die TU München, das Karlsruher KIT, die Uni Potsdam und die TU Berlin die stärkste Gründungskultur.
Das Ranking der mittleren Unis führt die Leuphana Universität Lüneburg an. Dahinter folgen die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die TU Kaiserslautern und die Hochschule Mainz.
Bei den kleinen Hochschulen sind die privaten führend. Vor allem die HHL Leipzig Graduate School of Management und die WHU – Otto Beisheim School of Management haben eine starke Gründerkultur.
Die besten Argumente für eine Existenzgründung
Es gibt gute Gründe, die gegen eine eigene Firma sprechen. Zum Beispiel den, dass Sie einen vergleichsweise sicheren Job als Angestellter aufgeben müssten. Oder dass das Risiko des Scheiterns nicht gerade klein ist. Oder auch den, dass Sie vielleicht einfach keine gute Geschäftsidee haben.
Auf der Gegenseite aber tauchen ebenfalls ein paar bedenkenswerte Argumente auf. Laut Online-Studie Startup-Unternehmen Deutschland 2016 von PWC werden Gründer vor allem vom Glauben an und der Leidenschaft für die eigene Idee angetrieben, vom Wunsch nach Eigenständigkeit und Verantwortung.
Nebenbemerkung: Natürlich mündet eine Firmengründung nicht automatisch in ein Startup. Es gibt Kleinunternehmer, Handwerker, nicht-digitale Gründer – aber die Beweggründe dürften sich vermutlich ähneln. Das sind laut PWC die wichtigsten Motive:
- Die Geschäftsidee überzeugt mich.
- Der Wunsch, meine eigene Geschäftsidee zu verwirklichen.
- Der Glaube an den Erfolg und das Wachstumspotenzial.
- Selbst Verantwortung für den Unternehmenserfolg zu haben.
- Leidenschaft, Begeisterung für die Sache.
- Möglichkeit, meine eigenen Interessen einzubringen und umzusetzen.
- Das Gefühl, eigener Chef zu sein.
- Der Wunsch nach einem Neustart.
Gründer: Haben Sie das Zeug dazu?
Geschäftsidee, Umsetzung, Finanzierung, Motivation, Personal, Konjunktur: Als Gründer können sie nicht alle Erfolgsfaktoren beeinflussen, viele aber schon. Gewisse Kompetenzen und Eigenschaften sollten Sie daher mitbringen, um auf Dauer erfolgreich zu sein.
Taugen Sie zum Gründer? Hier gibt’s Antworten:
In 9 Schritten zur Firmengründung
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Vorbereitung
Mut, Pioniergeist, eine Prise Verrücktheit? Ja, gerne. Ins Blaue hinein gründen? Lieber nicht. Auch die besten Verkäufer können keine Kühlschränke an Pinguine verkaufen und bringen in der Sahara keine Pelzmäntel an den Mann. Bereiten Sie Ihr Unterfangen also so gründlich wie möglich vor.
Diese Fragen sollten Sie sich unter anderem stellen, bevor Sie gründen:- Wie wirtschaftlich ist mein Vorhaben?
- Worin unterscheidet sich mein Produkt/Dienstleistung vom Wettbewerb?
- Welche Zielgruppe spreche ich an?
- Wie viel Zeit habe ich bzw. gebe ich mir?
- Gründe ich im Haupt- oder Nebenerwerb?
Eine gute Vorbereitung kann umfassen: Der Besuch von professionellen Gründerseminaren. Ein Termin beim Gründerberater. Die gründliche Recherche über Marktgegebenheiten, Standorte, Förderprogramme usw. – natürlich auch online.
Grundsätzlich: Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich. Viel hilft in diesem Fall tatsächlich viel. Auch Gespräche mit Familie, Freunden, Bekannten, ehemaligen Kollegen können weiterhelfen – was halten die eigentlich von Ihrer Idee? -
Standort
Ein wichtiger Punkt in Ihren Überlegungen: die Standortfrage. Aktuelles Beispiel: Der Brexit veranlasst Banken und Finanzdienstleister dazu, über eine Umsiedlung auf den Kontinent nachzudenken. Die britische Großbank Lloyds etwa hat angekündigt, von London nach Berlin umzuziehen.
Das zeigt, wie entscheidend der Ort sein kann, an dem Sie Ihr Geschäft starten: An welchem Standort finden Sie Mitarbeiter, Marktzugang, Kunden, Unterstützung, Perspektive – und an welchem fühlen Sie sich wohl? -
Team
Ohne guten Gründer – also Sie – kein erfolgreiches Business. Aber es fängt schon vorher an: Ohne überzeugende Persönlichkeit(en) gibt es von den Banken erst gar kein Geld.
Sie können als Einzelgründer selbstverständlich großen Erfolg haben, aber sinnvoll ist es prinzipiell schon, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Wer könnte Ihre Stärken ergänzen und Ihre Schwächen ausgleichen? Mit wem verstehen Sie sich so gut, dass Sie gemeinsam eine Firma führen können?
Eine gute Kombination könnte sein: Ein genialer Techniker, ein überragender Verkäufer und ein kompetenter Betriebswirt. Daran knüpft die Frage nach dem restlichen Personal an: Welche Mitarbeiter benötige ich für Administration, Marketing, IT…? -
Businessplan
Einen zu haben ist keinesfalls Pflicht. Für manche ist er gar Ausdruck unternehmerischen Spießbürgertums. Aber ein Businessplan erfüllt trotzdem zwei wichtige Funktionen: Er verschafft Ihnen selbst einen Überblick über Ihr eigenes Vorhaben, dient Ihnen fortan als Maßnahmenkatalog und Kontrollinstrument.
Und er fungiert als Türöffner bei Beratern, Banken und anderen Geldgebern. Wichtige Bestandteile eines Businessplans sind: Markt- und Wettbewerbsanalyse, Unternehmensziele, Strategie und Finanzplan. -
Finanzierung
Der klassische Weg geht so: Sie spazieren mit dem Businessplan unterm Arm zu Ihrer Hausbank und bitten um einen Kredit. Lehnt die Bank ab, können Sie immer noch bei anderen Finanzinstituten vorsprechen. Daneben gibt es für Gründer eine Reihe öffentlicher Förderprogramme: Darlehen, Zuschüsse, Mikrokredite.
Eine vergleichsweise neue Idee: Firmengründung per Crowdfunding. Der Vorteil: Damit testen Sie gleichzeitig, ob es überhaupt einen Bedarf für Ihr Produkt gibt. Und es gibt – sofern Sie nicht schon von Rechts wegen über Startkapital verfügen müssen – noch die Option, ganz ohne Fremdkapital loszulegen. Zauberwort: Bootstrapping. -
Formalien
Prinzipiell muss jeder Gewerbetreibende – ausgenommen Freiberufler wie Journalisten, Ärzte oder Architekten – ein Gewerbe anmelden. Ansprechpartner ist das Gewerbeamt in Kreis oder Stadt, in dem Ihr Unternehmen angesiedelt ist.
Kapitalgesellschaften benötigen einen Eintrag im Handelsregister, Handwerker die Mitgliedschaft in einer Handwerkskammer. Um Rechnungen zu schreiben, brauchen Sie eine Steuernummer vom Finanzamt.
Planen Sie für diese Formalien ausreichend Vorlaufzeit ein – und holen Sie sich gegebenenfalls professionelle Hilfe. Handwerkskammern etwa bieten One-Stop-Shops an, um alle Formalien in einem Arbeitsschritt zu klären. -
Rechtsform
Welche Rechtsform soll Ihr Unternehmen haben? In einer GmbH zum Beispiel haften sie als Gesellschafter nur in Höhe Ihrer Einlagen – müssen aber mindestens 25.000 Euro an Startkapital aufbringen. Übrigens können Sie auch als Einzelperson eine GmbH gründen.
Die Gründung einer GbR ist deutlich einfacher, weniger bürokratisch. Auch benötigen Sie kein Mindestkapital, gehen dafür aber in die private Haftung. Speziell für Kaufleute ist die OHG eine Option, allerdings mit hohem Haftungsrisiko verbunden. Eine Übersicht über alle Rechtsformen mitsamt ihrer Vor- und Nachteile finden Sie hier. -
Versicherungen
Als Unternehmer müssen Sie sich selbst gegen etwaige Risiken absichern. Dabei kann man generell zwischen persönlichen und betrieblichen Risiken unterscheiden. Persönliche Risiken decken etwa Berufsunfähigkeits-, private Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung ab. Zu den betrieblichen Versicherungen zählen zum Beispiel die Betriebshaftpflicht- oder die Rechtsschutzversicherung.
Die Wahl des Versicherungs-Mixes ist aber nur das eine, die Auswahl der richtigen Einzelpolicen das andere. Planen Sie genügend Zeit ein, um Anbieter zu vergleichen, Bedingungen und Ausnahmeklauseln zu prüfen. -
Marketing und Akquise
Auch Marketing ist selbstverständlich ein Kann und kein Muss. Aber ein Kann mit dicken Ausrufezeichen. Ihre Kunden kommen schließlich nicht von alleine.
Wie viel Budget steht Ihnen dafür zur Verfügung? Wollen Sie Flyer verteilen oder professionelles Suchmaschinenmarketing betreiben? Und Sie benötigen ein Corporate Design – inklusive Firmenname und Firmenlogo.
Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter – es ist mitentscheidend für den Erfolg, prägt Ihren gesamten Firmenauftritt möglicherweise für Jahrzehnte. Und vergessen Sie Ihren Firmenauftritt im Internet nicht.
6 Tipps für Gründer
Wie kommen Gründer voran? Wir würden Ihnen gerne diese sechs Tipps mit auf den Weg geben:
- Hilfe: Lassen Sie sich beraten, unterstützen, coachen, helfen. Bauen Sie sich ein kompetentes Team und Netzwerk auf. Niemand kann alles alleine machen.
- Akquise: Sprechen Sie vorab mit potenziellen Kunden. Schon vor dem Launch Ihres Produkts sollten Sie wissen, ob es genügend Abnehmer und Interessenten gibt.
- Alleinstellungsmerkmal: Seien Sie innovativ und versuchen Sie sich – und sei es nur in Details – vom Wettbewerb abzuheben. Gründen Sie am besten in einer Nische.
- Interesse: Lassen Sie sich von Ihren Interessen leiten. Ein Surfer ist mit Herzblut bei der Sache, wenn er Surfbretter verkauft. Gründen Sie in einem Metier, an dem Ihr Herz hängt.
- Organisation: Setzen Sie sich einen vernünftigen Zeitrahmen, in dem Sie Ihre Etappenziele erreichen wollen. Kontrollieren Sie Ausgaben und Verpflichtungen gewissenhaft, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
- Werbung: Machen Sie Marketing zu einer Priorität. Das Netz bietet eine Fülle an Möglichkeiten, so dass Sie Ihre Zielgruppe auch mit kleinem Budget erreichen können.
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