Businessplan schreiben: Unterschätzen Sie es nicht
Nahezu jeder angehende Selbstständige weiß, dass ein Businessplan für die Gründung eines Unternehmens unerlässlich ist – erst recht, wenn Sie beispielsweise vorhaben einen Gründerzuschuss zu beantragen oder Geldgeber (Business Angel, Venture Capital, …) an Bord holen wollen. Leider nehmen viele Entrepreneure diesen Punkt aber nicht ernst genug. Das Businessplan schreiben wird mehr oder weniger als notwendiges Übel angesehen. Fatal! Was dabei oft an Konzepten auf Papier herauskommt, überzeugt niemanden. Schade.
Halten Sie sich unbedingt vor Augen: Der Businessplan ist die Visitenkarte und Rückgrat Ihres noch jungen Unternehmens. Wer hierbei einen professionellen Eindruck erzeugt, kann nicht nur andere von seiner Idee überzeugen, sondern legt den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft.
Zielgruppen: Wer liest den Businessplan?
Die Mühe, einen Businessplan zu schreiben, lohnt sich. Das sind Ihre potenziellen Leser und Zielgruppen:
- Arbeitsamt: Falls Sie sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen, können Sie bei der zuständigen Arbeitsagentur einen sogenannten Gründungszuschuss beantragen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Sie einen fertigen Businessplan vorlegen können.
- Investoren: Die meisten Geldgeber – Business Angel oder Wagnisfinanzierer (Venture Capital) machen Ihre Entscheidung von einem vorliegenden Businessplan abhängig. Auf dessen Basis erfolgt die sogenannte Due Diligence – also die gebotene Risikoprüfung vor jeder Unternehmensbeteiligung.
- Förder- und Bürgschaftsbanken: Falls Sie es erst einmal ohne Beteiligungen versuchen wollen, können Sie natürlich auch auf Fördermittel oder eine Bürgschaft zur Finanzierung (etwa durch Banken) zurückgreifen. Auch die erwarten aber immer einen ausgefeilten Businessplans.
- Geschäftspartner: Eine dritte Finanzierungsform ist die mittels Partnern – etwa, weil Sie für diese ein wichtiger und kostensenkender Zulieferer sind. Aber auch falls Sie selbst Lieferanten suchen und die nicht unbedingt ins Blaue liefern wollen, hilft der Geschäftsplan, um Vertrauen zu gewinnen.
Bevor Sie sich an den Schreibtisch setzen und einfach drauflos schreiben, denken Sie bitte daran: Auch wenn Sie den fertigen Plan jemand anderem vorlegen, in erster Linie schreiben Sie ihn für sich selbst. Das Businesskonzept zwingt Sie dazu, Ihre Gedanken zu sortieren, den Markt zu analysieren und mögliche Strategien in klare Worte zu fassen sowie wichtige Entscheidungen zu treffen und sich darüber klar zu werden, was genau Sie mit Ihrer Idee erreichen und wie Sie das finanzieren wollen beziehungsweise wann und woher später das Geld kommen soll.
Oder anders formuliert: Der Businessplan macht aus einer fixen Geschäftsidee ein handfestes Unternehmenskonzept und -konstrukt für die nächsten fünf Jahre. Mindestens.
Warum ein Businessplan so wichtig ist
Angehende Gründer schreckt das Schreiben eines Businessplans regelmäßig ab. Zugegeben, damit ist eine Menge Aufwand verbunden. Gute Businesspläne fangen in der Regel bei zehn Seiten an, können aber auch schon mal 50-70 Seiten haben – je nachdem wie umfassend die Markt- und Wettbewerbsanalyse beziehungsweise wie komplex die Geschäftsidee und Produkte ausfallen.
Der Businessplan ist aber nicht nur ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur eigenen Firma – er erfüllt auch gleich mehrere wichtige Funktionen:
- Zuerst hilft er Ihnen selbst, die Idee klar zu formulieren und sich über Produkte, Zielgruppen und Finanzierungen Gedanken zu machen.
- Er ist unerlässlich, um Kreditgeber, Investoren und Geschäftspartner von dem Geschäftsmodell zu überzeugen und an Bord zu holen.
- Ein detaillierter Plan kann Defizite und Schwachstellen der Geschäftsidee schon frühzeitig aufdecken und sie ausbessern helfen.
- Er kann Sie allerdings auch davor bewahren, ein Unternehmen zu starten, dass sowieso keine Chance hat und damit viel Zeit und Geld zu verbrennen.
Anleitung Businessplan schreiben: So wird der Plan aufgebaut
Der Aufbau eines Businessplans ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wie viele Gründer immer vermuten. Die Hauptarbeit liegt in der Vorbereitung, der Recherche und der Aufbereitung relevanter Daten. Aus diesen Gründen rechnen Experten für die Erstellung eines gut ausgearbeiteten Businessplans rund sechs Wochen Zeit ein. Je nach Größe des Vorhabens kann die benötigte Zeit natürlich auch deutlich steigen.
Selbst größere Pläne sind aber grundsätzlich gleich aufgebaut und enthalten stets die folgenden und elementaren Abschnitte. Verfahren Sie am besten nach dieser Anleitung:
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Das Executive Summary
Es ist das Herzstück Ihres gesamten Businessplans und in vielen Fällen ausschlaggebend, ob interessierte Investoren sich überhaupt die Mühe machen, die restlichen Seiten zu studieren. Hier werden auf ein bis maximal drei Seiten alle wichtigen Unternehmensdaten zusammengefasst: die Geschäftsidee, Umsatz- und Gewinnprognosen, Kurzporträts der Gründer und deren Hintergrund, die Beschreibung des Marktes, die Beschreibung der Produkte oder Dienstleistungen sowie der der Finanzierungsbedarf. Diese Zusammenfassung steht am Anfang und sollte schon deshalb knackig formuliert sein.
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Die Markt- und Wettbewerbsanalyse
Der Teil macht erfahrungsgemäß die meiste Mühe, weil Sie dazu viel und umfassend recherchieren müssen. Vor allem sorgfältig. Nichts ist peinlicher bei einem späteren Elevator Pitch vor Investoren, wenn Ihre Zahlen und Analysen falsch sind oder Sie wichtige Wettbewerber übersehen. Dann bricht das gesamte Kartenhaus zusammen. Wichtig ist also, dass Sie hier nichts beschönigen und im Detail sehr genau beschreiben, wie groß ihr künftiger Markt ist und wie er sich (Marktanteile!) zusammensetzt (Zielgruppen!).
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Die Unternehmensziele und -strategie
Nachdem Sie den Markt, die Wettbewerber und die Zielgruppe(n) genau kennen, gilt es eine Strategie zu entwickeln: Wie wollen Sie nennenswerte Marktanteile gewinnen? In welchem Zeitraum? Mit welchen Mitteln und Mitarbeitern? Entscheidend ist, dass Sie sich dabei fokussieren und Kapital und Kräfte – die bei jungen Firmen meist knapp sind – optimal einsetzen. Wer sich hier verzettelt oder seinen Plan zu rosarot schreibt, fällt erst durch und scheitert nicht selten auch.
Bauen Sie eine SWOT-Analyse ein
Die sogenannte SWOT-Analyse ist ein Akronym und steht dafür…
- Strengths (Stärken)
- Weaknesses (Schwächen)
- Opportunities (Chancen)
- Threats (Risiken)
in einer strategischen Gesamtplanung einander gegenüber zu stellen. Damit dient Sie der aktuellen Positionsbestimmung des Unternehmens (status quo) einerseits und der Strategieentwicklung andererseits. So sehen Sie schon im Businessplan Schwächen oder Risiken, denen Sie dringend mit geeigneten Maßnahmen begegnen müssen, bemerken aber auch, wie Sie im Vergleich zum Wettbewerb dastehen.
Schematisch kann eine sogenannte SWOT-Analyse so aussehen: -
Das Gründer- und Managementteam
Einzelgründer gibt es natürlich auch immer wieder – die erfolgreichsten Unternehmen werden aber von Teams gegründet. Denn hier können die Gründer Schwächen jeweils ausgleichen und Startkapital sowie intellektuelles Kapital deutlich erhöhen. Entsprechend sollten Sie diese Stärken im Businessplan herausarbeiten: Wer steckt hinter dem Unternehmen? Welchen Hintergrund, welche Erfahrungen und welches Know-how bringen die Gründer mit? Zahlreiche Investoren sagen immer wieder, dass sie weniger in gute Ideen, dafür umso lieber in gute Gründerteams investieren. Aus guten Gründen.
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Der Finanzplan
Ohne Moos nix los. Jedes junge Unternehmen braucht natürlich anfangs Startkapital und später sogenanntes Wachstumskapital – etwa für Marketing, Werbung und Mitarbeiter. Der Finanzplan ist daher das zweite wichtige Herzstück im Businessplan. Er ist die Referenz für spätere Beteiligungs- und Kreditverhandlungen und sollte mindestens die nächsten drei, besser fünf Jahre durchkalkulieren. Je realistischer, begründeter und detaillierter die Prognosen, desto überzeugender. Wichtig ist, dass Sie hier nicht nur exakt ausrechnen, was Sie an Geld brauchen und verbrauchen, sondern auch, wie viel Geld Sie in welchen Zeiträumen und Entwicklungsabschnitten verdienen. Kurz: Wie decken Sie den Kapitalbedarf – und wann machen Sie Gewinn (Break even)?
Die häufigsten Fehler beim Businessplan schreiben
Den Businessplan zu schreiben ist und bleibt für viele Gründer eine große Herausforderung, was sich auch dadurch zeigt, dass viele Fehler gemacht werden, die im schlimmsten Fall zum Verhängnis werden und den Erfolg blockieren können. Umso wichtiger ist es, mögliche Patzer bereits im Vorfeld zu identifizieren und diese zu vermeiden.
In der folgenden Auflistung finden Sie die häufigsten und auch schwerwiegendsten Fehler im Businessplan, die Sie unbedingt umgehen sollten, wenn Sie als Gründer erfolgreich sein wollen und sich in der Anfangsphase Ihres eigenen Unternehmens nicht selbst ein Bein stellen wollen.
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Fehler in den Informationen oder Analysen
Fehler sind menschlich, doch gerade wenn Sie einen Businessplan schreiben sollten Sie alles daran setzen, genau hier keinen zu machen. Fehlerhafte Informationen oder falsche Analysen können große Auswirkungen haben. Vielleicht haben Sie das Marktpotenzial vollkommen falsch eingeschätzt oder Ihre gesamte Idee aufgrund einer falsch interpretierten Statistik aufgebaut. Dies kann soweit gehen, dass das gesamte Vorhaben in Gefahr ist.
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Fehler in den Fähigkeiten und Kompetenzen
Wer im Gründerteam kann was? Und wieso ist das so wichtig? Erfolgreiche Gründer sollten die nötigen Fähigkeiten mitbringen, um den Start zu meistern und das Unternehmen erfolgreich zu führen. So lassen sich auch Investoren überzeugen – sehr ärgerlich also, wenn aus dem Businessplan nicht eindeutig hervorgeht, wer über welche Kompetenzen verfügt und wer für welche Bereiche verantwortlich ist. Sollten grundsätzliche Qualifikationen fehlen, empfiehlt es sich daher, sich diese zuerst anzueignen.
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Fehler bei der Identifikation von Risiken
Mögliche Risiken werden im Businessplan gerne verschwiegen, um nur die Chancen und Vorteile zu präsentieren. Das kann sich jedoch als großer Fehler herausstellen, wenn aus diesem Grund Risiken erst gar nicht identifiziert werden. Statt sich darauf einzustellen und entsprechend zu reagieren, werden Sie dann vollkommen unvorbereitet getroffen und haben keine Strategie parat, um die Situation zu lösen.
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Fehler bei der Geschäftsidee
Die Geschäftsidee im Businessplan sollte am besten sofort überzeugen und begeistern. Die beste Reaktion ist ein ernst gemeintes Genau darauf hat die Welt gewartet! oder auch Das löst wirklich ein großes Problem! Ein großer Fehler ist es hingegen, wenn nur ein müdes Und das soll funktionieren? oder schlimmer noch ein kritisches Das gibt es doch schon, oder? entgegnet wird.
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Fehler in den Finanzen
Wer in der Finanzplanung patzt, steht vor wirklich großen Problemen. Eine schlechte oder schlichtweg falsche Kalkulation führt nicht nur dazu, dass Sie keine Investoren oder Kredite bekommen, sondern kann zur Insolvenz führen. Sind die Kosten viel größer als erwartet und die Einnahmen viel zu gering, können Sie nach kurzer Zeit die laufenden Kosten nicht mehr decken.
Businessplan schreiben Beispiel: Die wichtigsten Inhalte
Hier noch einmal das Obige zusammengefasst als kompakte Infografik – die Sie sich auch gerne als eine Art Checkliste oder Beispiel herunterladen und ausdrucken können:
Achten Sie auf den richtigen Eindruck
Ihr Businessplan ist ein wichtiges berufliches Dokument und sollte auch nach außen hin diesen Eindruck wiederspiegeln. Um möglichen Geschäftspartnern und Investoren gegenüber gleich professionell gegenübertreten zu können, sollten Sie auf drei Faktoren achten:
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Der Schreibstil
Ihre Idee liegt Ihnen verständlicherweise am Herzen, doch sollte Ihr Schreibstil unbedingt sachlich und professionell bleiben. Euphorie wirkt immer latent naiv und weckt Zweifel. Je sachlicher Sie bleiben, desto überzeugender. Auch erkennbar Persönlichkeit ist wichtig. Um Sie als Gründer herauszustellen, sollten aber nicht zugleich von wichtigen Fakten ablenken.
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Der Aufbau
Niemand möchte lange nach entscheidenden Informationen suchen. Erstellen Sie Ihren Businessplan in einer klaren Gliederung und fügen Sie ein Inhaltsverzeichnis mit Ober- und Unterpunkten ein.
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Das Material
Wer Ihren Businessplan in Händen hält, spürt sofort, für welches Material Sie sich entschieden haben. Investieren Sie lieber in hochwertiges Papier und eine geeignete Mappe. Nicht vergessen: Der Businessplan ist Ihre Visitenkarte und nicht zuletzt möchte man schon haptisch ablesen können, hier einen Rohdiamanten in Händen zu halten.
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