Definition: Was ist ein Sidepreneur?
Das Wort Sidepreneur stammt aus dem Englischen von side, auf Deutsch Seite oder seitlich und entrepreneur, ursprünglich aus dem Französischen, auf Deutsch Unternehmer.
Gleichwohl handelt es sich um einen Anglizismus, da im angloamerikanischen Sprachraum eher von Side Hustler gesprochen wird, die Tätigkeit ist analog dazu ein Side Hustle.
Als Seitenunternehmer, nebenberuflicher Unternehmer, geht ein Sidepreneur einer Vollzeittätigkeit nach und arbeitet nebenbei an seiner Selbständigkeit. Er hat so den Vorteil des sicheren Einkommens als Angestellter und probiert sich andererseits unternehmerisch in einem beruflichen Feld aus.
Selbst wenn es dieselbe Branche ist, bringt das Sidepreneurship eine Vielzahl neuer Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten mit sich. Was im Hauptjob vom Vorgesetzten erledigt und entschieden wird, muss im Nebenjob selbst übernommen werden. Damit kommen nicht nur fachliche, sondern auch organisatorische und administrative Aufgaben auf den Sidepreneur zu.
Gleichzeitig ermöglicht das Sidepreneurship, im eigenen Tempo im anvisierten Bereich zu experimentieren und ein Business aufzubauen.
Herausforderungen bei einem Sidepreneurship
Ein Sidepreneur ist von einer Sache völlig überzeugt und durchdrungen, er liebt die Beschäftigung mit dem Thema. Ganz häufig ist das bei Menschen zu beobachten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Für sie fühlt sich die Beschäftigung mit der Sache nicht wie Arbeit an – jedenfalls zunächst nicht.
Sie gehen in ihrer Freizeit ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, lesen freiwillig neuste Bücher dazu, bilden sich weiter. Bis das Ganze zu wachsen beginnt. Das ist auch einer der fundamentalen Unterschiede zwischen Sidepreneurship und normaler Selbständigkeit:
In vielen Fällen ist ein Sidepreneur auch gleichzeitig ein Solopreneur; er macht sich häufig allein selbständig, beschäftigt keine Angestellten und ist für alle Aufgaben zuständig.
Er kann mit zunehmenden Erfolg zum Selbständigen werden, der irgendwann Mitarbeiter einstellt, verschiedene Verantwortungsbereiche auslagert. Daraus ergibt sich peu à peu eine Tätigkeit als Führungskraft. Und hier liegt Fluch und Segen des Sidepreneurships gleichermaßen.
Wer Sidepreneur wird, um sich vor allem mit seinem Hobby beschäftigen und davon leben zu können, sollte sich über die Vor- und Nachteile im Klaren sein.
Vor- und Nachteile als Sidepreneur
Einige Aspekte wurden bereits angerissen. Hier im Überblick die Vor- und Nachteile komprimiert dargelegt:
Vorteile
- Sie beschäftigen sich mit der Sache, die Ihnen liegt. Das steigert die Zufriedenheit.
- Ihr Hauptjob trägt alle notwendigen Ausgaben für Miete und Lebenshaltung. Sie tragen nur geringes unternehmerisches Risiko, selbst wenn Sie scheitern, können Sie es erneut versuchen.
- Sie können Ihre Zeit frei einteilen, sich Aufgaben zu bestimmten Zeiten legen. Wirft Ihr Business Geld ab, können Sie Ihrem Hauptjob als Teilzeitarbeit nachgehen.
- Sie setzen Ihre Idee so um, wie Sie es für richtig halten, können Dinge ausprobieren und schauen, wie sie sich entwickeln.
- Sie gewinnen neue Erkenntnisse, die Sie vielleicht auch im Hauptjob gut anwenden können.
- Sie sichern sich doppelt ab, falls ein Jobverlust im Hauptberuf droht.
Nachteile
- Ihre Freizeit wird vom Sidepreneurship und allem, was damit zusammenhängt, dominiert. Das gilt für den Feierabend und das Wochenende gleichermaßen.
- Sie werden Ihre sozialen Kontakte herunterfahren müssen. Freundschaften und Beziehungen leiden nicht selten darunter.
Zwischen Neid und Workaholismus
Klar ist, Sidepreneure haben keinen normalen 9-to-5-Job. Während andere schon auf dem Sofa chillen oder Party machen, wühlt sich der Sidepreneur durch sein Projekt. Das klingt schon unentspannt, nach Überstunden und wenig Erholung.
Aus Sicht von Familie, Freunde und Kollegen wirkt ein Sidepreneur nicht selten wie ein Workaholic. Während sie selbst froh sind, wenn sie die 40-Stunden-Woche gepackt haben, ist der Sidepreneur locker 50 bis 60 Stunden eingebunden.
Und wirkt dennoch ganz zufrieden. Außenstehende reagieren daher teilweise mit Unverständnis, wenn jemand sich nebenberuflich selbständig macht. Bewunderung, aber auch Neid sind mögliche Reaktionen, wenn ein Sidepreneur von seinen Projekten schwärmt. Den Wunsch vom selbstbestimmten Arbeiten haben viele. Und die Aussicht auf mehr Geld reizt natürlich auch.
Mit anderen Worten: den Erfolg wollen alle. Vergessen wird dabei, dass der nicht von ungefähr kommt. Etwas platt gesprochen wollen alle den Erfolg im Schlaf – so funktioniert es aber nicht. Mehrarbeit und Einsatz sind zwingende Bestandteile von Erfolg und haben nichts mit Workaholismus zu tun.
Vielmehr liegen die Prioritäten und Hobbys anders: Während andere vorm Fernseher abhängen, lesen Sidepreneure halt lieber Fachliteratur zu einem interessanten Aspekt ihrer Selbständigkeit. Sie könnten vor dem Fernseher oder bei einer anderen Tätigkeit auch gar nicht entspannen, weil der Kopf vor lauter nicht umgesetzter Projekte nur so schwirrt, die in geordnete Bahnen gebracht werden müssen.
Sidepreneure sind Macher, Neider eher Zögernde. Die ärgern sich womöglich über ihre eigene Tatenlosigkeit, können aber den inneren Schweinehund nicht überwinden.
Wie können Sie Sidepreneur werden?
Ideen zur Selbständigkeit von zu Hause aus scheint vor allem eine Sache der Millennials zu sein. Derjenigen Arbeitnehmergeneration, die keine (faulen) Kompromisse mehr eingehen möchte. Sicherheit – ja. Aber wenn der Hauptjob nicht die Verwirklichung eigener Ideen ermöglicht, dann halt die Selbständigkeit.
Begünstigt wird das durch die Digitalisierung. Nie zuvor war es so leicht, sich beispielsweise mit einem Online Business selbständig zu machen. Der Vorteil: Für reale, physische Produkte wie beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel brauchen Sie ein Lager.
Bieten Sie hingegen digitale Produkte wie E-Books oder Onlinekurse an, fallen solche Auf- und Ausgaben meist weg. Theoretisch kann jeder Selbständiger im Nebengewerbe werden. De facto brauchen Sie bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten:
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Sie besitzen eine Vision
Wie jeder Selbständige brauchen Sie eine zündende Idee, etwas, das am Markt dringend gebraucht wird und worin Sie wirklich gut sind. Das muss nicht zwangsläufig etwas völlig Neues sein (auch wenn das nicht schadet), aber Sie bieten es vielleicht in einer besseren Qualität oder zu besonderen Konditionen an, die so selten zu finden sind. Wichtig ist, dass Sie dabei nicht nur aufs Geld schielen – ein Sidepreneurship aufzubauen, nur weil irgendwo angeblich das große Geld zu holen ist, kann schnell nach hinten losgehen. Die Selbständigkeit bringt auch Tätigkeiten mit sich, die nicht so spannend empfunden werden und dennoch erledigt werden müssen.
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Sie haben Ausdauer
Klar ist auch: Wer sich nebenberuflich selbständig macht, braucht einen langen Atem. Auch wenn Sie nach Ihrem Hauptjob noch voller Feuereifer stecken: Der Tag hat trotzdem nur 24 Stunden und von denen stehen Ihnen weniger zur Verfügung als wenn Sie hauptberuflich ein Start-up gründeten.
Es kann mal vorkommen, dass Sie Überstunden beim Arbeitgeber leisten müssen, dass Sie für Ihr eigenes Business erst noch eine Fortbildung brauchen, um sich notwendige Kenntnisse anzueignen und so weiter. Will heißen: Sie kommen mit anderen Dingen, die Sie vielleicht stattdessen erledigen wollten, gerade nicht weiter, es kommt zu Verzögerungen.
Als Sidepreneur müssen Sie mit solchen Situationen und Frusterlebnissen umgehen können, auch kann das eigene Business mal stagnieren oder sich langsamer als erhofft entwickeln. Sidepreneurship wird zwar nebenbei betrieben, ist aber keine Kleinigkeit.
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Sie können sich selbst motivieren
Über einen längeren Zeitraum am Ball bleiben zu können, mit Frust und Rückschlägen klarzukommen, bedeutet über ein hohes Maß an Selbstmotivation zu verfügen. Ein Kunde ist abgesprungen? Die Software hält nicht, was sie verspricht, der eigene Internetauftritt müsste dringend überarbeitet werden? Wenn es nicht reibungslos läuft, kostet das nicht nur Zeit, sondern Kraft. Die dauerhaft aufzubringen, kann fast nur mit intrinsischer Motivation gelingen. Denn bis sich das Business selbst trägt und finanziell lukrativ ist, vergeht oft lange Zeit. Hier heißt es trotzdem am Ball zu bleiben, die eigenen Vorgaben einzuhalten.
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Sie besitzen ein gutes Zeitmanagement
Nebenbei das eigene Business aufzubauen, erfordert ein gutes Zeit- beziehungsweise Selbstmanagement. Zwar wird zwangsläufig weniger Zeit für Partner und soziale Kontakte vorhanden sein, aber auf Null zurückfahren können und sollten Sie diese nicht. Das bedeutet, es wird straff organisiert, welche Termine und Tätigkeiten zu welcher Zeit erledigt werden. Das lässt zwar wenig Spielraum für Spontaneität, aber irgendeinen Tod müssen Sie sterben und den Luxus der etwas lockeren Planung haben Sie allenfalls bei einer hauptberuflichen Selbständigkeit. Dafür dann allerdings auch das volle Risiko.
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Sie kennen Ihre Stärken und Schwächen
Ein weiterer, elementarer Punkt: Sie sollten Ihre Stärken und Schwächen kennen. Haben Sie sich bisher dazu keinerlei Gedanken gemacht, ist es Zeit für eine ehrliche Analyse. Was ist, wenn Sie beispielsweise eine zündende Idee haben, aber echt schlecht im Selbstmarketing sind? Es geht gar nicht um hundertprozentige Perfektion. Aber die eigenen Schwächen zu kennen, kann ein vorzeitiges Scheitern verhindern. Denn so können Sie daran arbeiten oder zumindest sicherstellen, dass die Stärken so stark sind, dass Schwächen ausgebügelt werden.
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