Definition: Was ist strategisches Denken?
Strategisches Denken ist die Fähigkeit, langfristig und vorausschauend zu planen sowie Methoden zu entwickeln, um Ziele zu erreichen – entgegen möglicher Widerstände oder negativer Entwicklungen.
Die Fähigkeit zu strategischem Denken ermöglicht Personen wie Unternehmen und Organisationen, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten und auf neue Umstände jederzeit angemessen (strategisch) zu reagieren, um so den langfristigen Erfolg zu sichern.
Strategisches Denken ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine erlernte. Bedeutet: Jeder kann strategisches Denken lernen, trainieren und verbessern – durch praktische Übungen, Techniken oder sogar Spiele wie Schach, Dame oder Mühle.
Strategisches Denken Synonym
Strategisches Denken wird synonym auch bezeichnet als: besonnen, mit Bedacht, mit Weitblick, planvoll, umsichtig, vorausschauend, vorausplanend, weitsichtig, wohlüberlegt.
Das Gegenteil zu strategischem Denken sind Kurzsichtigkeit und blinder Aktionismus.
Warum ist strategisches Denken wichtig?
Strategisches Denken gilt heute als Schlüsselkompetenz im Beruf, weil es Betroffenen ermöglicht, in einer dynamischen Welt komplexe Probleme langfristig und zielgerichtet zu lösen, statt kurzfristig von einem Problem zum nächsten zu springen.
Betroffene mit dieser Fähigkeit können mögliche Szenarien vorausdenken, Chancen und Risiken frühzeitig abzuwägen, Prioritäten zu setzen und Ressourcen effektiv zu nutzen, wodurch sie insgesamt effektivere und nachhaltigere Entscheidungen treffen, was zu langfristig größerem Erfolg führt.
Kurz gesagt: Strategische Denker blicken über den Tellerrand hinaus und bekämpfen Probleme an der Wurzel bzw. verhindern sie, bevor es Probleme werden. Das macht sie für Unternehmen und deren Projekte praktisch unverzichtbar. Im Alltag fördert strategisches Denken überdies zukunftsorientierter zu handeln – zum Beispiel bei Konsumentscheidungen, privaten Investitionen oder dem Zeitmanagement.
Tipps: Wie geht man im Alltag strategisch vor?
Strategisches Denken hat im Alltag unterschiedliche Formen. Ein klassischer Ablauf sieht dann zum Beispiel so aus:
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Ziele definieren
Zunächst legen Sie konkret fest, welche Ziele Sie erreichen wollen (siehe: SMART-Methode).
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Chancen & Risiken recherchieren
Anschließend sammeln Sie alle erforderlichen Informationen, Hintergründe sowie Zahlen, Daten und Fakten zu Chancen und Risiken (siehe: SWOT-Analyse).
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Handlungsoptionen entwickeln
Im nächsten Schritt sammeln Sie Ideen zur Problemlösung und überlegen welche strategischen Optionen Ihnen zur Verfügung stehen.
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Prioritäten setzen
Aus allen Optionen wählen Sie nun die besten aus und konzentrieren sich vor allem auf diese Aufgaben und operativen Tätigkeiten.
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Aufgaben delegieren
Es kann sinnvoll sein, nicht jede Aufgabe selbst zu lösen, sondern diese gezielt zu delegieren – an die jeweils besten im Team oder externe Experten. Das schafft Raum für proaktives Denken.
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Konsequent umsetzen
Setzen Sie Ihre Strategie schließlich Schritt für Schritt um und überprüfen Sie immer wieder den Erfolg der Maßnahmen und die Fortschritte. Andernfalls werden diese optimiert und angepasst.
Indem Sie allein eine solche Vorgehensweise zum Beispiel bei der Bewerbung demonstrieren, stellen Sie Ihre Fähigkeit zum strategischen Denken glaubhaft unter Beweis und sammeln wertvolle Pluspunkte bei Personalern.
Welche Kompetenzen gehören zum strategischen Denken?
Michael Watkins, Professor für Leadership and Organizational Change am renommierten IMD in Lausanne hat vor einiger Zeit das Buch „Die Kunst des strategischen Denkens“ geschrieben. Darin nennt er sechs Kernkompetenzen – in zwei Kategorien –, die strategisches Denken ausmachen:
1. Zusammenhänge erkennen
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Mustererkennung
Sie sind in der Lage, komplexe Probleme zu zerlegen, zu analysieren und darin Zusammenhänge zu erkennen, die Chancen und Risiken für die Zukunft bedeuten.
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Modellentwicklung
Auf Basis Ihrer Analyse und Muster können Sie Modelle entwickeln, die Vorhersagen über mögliche Szenarien in der Zukunft zulassen – im Sinne von: „Wenn das passiert, dann folgt das…“
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Flexibilität
Aufgrund der unterschiedlichen Szenarien und Modelle können Sie jederzeit auf veränderte Umstände flexibel reagieren und die Handlungen unterschiedlicher Akteure vorhersehen.
2. Entwicklungen steuern
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Zielbestimmung
Sie entwickeln auf Basis der Modelle ehrgeizige und realistische Ziele und Zukunftsvisionen, die den größten (wirtschaftlichen) Erfolg versprechen und Ihren Nutzen maximieren.
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Problemlösung
Mithilfe der Ziele und Strategien sind Sie in der Lage, jederzeit auf auftretende Probleme effektiv zu reagieren und sofort kreative Lösungen zu finden oder Entscheidungen zu treffen.
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Diplomatie
Bei der letzten Kompetenz geht es um das politische Geschick, für das eigene Vorhaben Verbündete zu gewinnen oder mögliche Einflüsse von außen optimal zu steuern.
Generell umfasst diese Art des Denkens Elemente aus Intuition, Analyse, Kreativität und Anpassungsfähigkeit. Wer strategisch denkt, denkt nicht nur linear, sondern multidimensional in die Zukunft, spielt Szenarien durch und kann so kaum noch überrascht werden.
Strategisches Denken Beispiele
In zahlreichen Stellenanzeigen werden heute immer wieder strategische Denkweisen von Kandidaten, vor allem von Führungskräften, gefordert. Aber was bedeutet das genau? Ein paar Beispiele…
Strategisches Denken in komplexen Situationen
Gerade im Alltag ist überlegtes, vorausschauendes und konzeptionelles Denken und Handeln ein Schlüssel zum Erfolg – teils sogar zum Überleben. Beispiel Straßenverkehr: Autofahrer müssen das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer jederzeit antizipieren, um ihre Reaktionsszeit zu vergrößern und Unfälle zu vermeiden. Gleiches gilt für die eigenen Zukunftspläne wie Familiengründung oder Karrierepläne sowie deren gegenseitige Vereinbarkeit.
Strategisches Denken beim Budget
Viele junge Menschen denken nicht ans Alter und ihre private Vorsorge. Dabei wäre das strategisches Handeln: sich nicht auf die staatliche Rentenvorsorge verlassen, sondern Teile des Einkommens sparen (siehe: 50-30-20-Regel) oder an der Börse in Aktien anlegen. Selbst der Vorsorge-Mix aus Aktien, ETFs, Gold oder Immobilien ist wieder eine Strategieentwicklung, die unterschiedliche Risiken berücksichtigt.
Strategisches Denken im Vorstellungsgespräch
Mit einer strategischen Denkweise bereiten sich Bewerber frühzeitig auf mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch, eigene Rückfragen oder die Selbstpräsentation vor, weil sie wissen, dass diese Bausteine immer kommen. Zugleich informieren Sie sich über die angestrebte Stelle und betonen bei der Bewerbung daher vor allem Stärken und Soft Skills, die für diese Position wichtig und relevant sind.
Strategisch Denken lernen: Übungen + Tipps
Wir leben heute in einer sog. VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity). Bedeutet: Unser Umfeld ist im stetigen Wandel, die Entwicklungen komplex, ungewiss und mehrdeutig. Um darauf angemessen zu reagieren, wächst die Bedeutung von strategischem Denken.
Umso wichtiger ist, diese Fähigkeit früh zu üben und strategisches Denken zu lernen und permanent zu verbessern. Hierfür gibt es einige Tipps und Übungen:
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Gehirnjogging spielen
Eine klassische Übung für strategisches Denken ist Gehirnjogging – zum Beispiel mithilfe von Brainteasern oder Fermi-Fragen. Zur Lösung solcher Logikrätsel müssen Sie die komplexen Tests zerlegen und strategisch Schritt für Schritt lösen (siehe: Deduktion).
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Fallstudien analysieren
Lesen Sie sich Fallstudien und Erfolgsgeschichten aus Ihrer Branche durch. Zum Beispiel, indem Sie Bücher und Biografien erfolgreicher Manager oder deren Strategien analysieren (z.B. Warren Buffett oder Richard Branson): Warum funktionieren deren Strategien? Was können Sie davon übertragen?
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Kreativtechniken anwenden
Weil Kreativität ein wesentlicher Bestandteil des strategischen Denkens ist, fördern entsprechende Techniken wie Brainstorming, Mind Mapping oder die Walt Disney Methode, neue Ideen zu entwickeln und Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
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Management-Methoden nutzen
Nutzen Sie zum strategischen Training regelmäßig bewährte Methoden und Werkzeuge der Strategieplanung wie zum Beispiel die SWOT-Analyse oder PESTEL-Analyse sowie die Hoshin Kanri Matrix, KVP oder das Pareto Prinzip.
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Feedback einholen
Setzen Sie sich langfristige Ziele und schmieden Sie einen Plan, wie Sie dorthin kommen. Entwickeln Sie hierfür unterschiedliche Wege und Szenarien. Bitten Sie anschließend Freunde und Mentoren (mit strategischen Fähigkeiten) um Feedback dazu. Der regelmäßige Austausch ist ebenfalls eine gute Übung, das eigene strategische Denken zu reflektieren und neue Perspektiven zu entwickeln.
Wie kann man strategisches Denken bei Kindern fördern?
Strategisches Denken umfasst vorausschauendes sowie lösungsorientiertes Handeln. Das können schon Kinder lernen und Eltern fördern. Zum Beispiel durch Strategiespiele wie Schach, Dame oder Risiko. Auch Videospiele und Rollenspiele (z.B. Escape Room) enthalten zahlreiche strategische Elemente.
Darüber hinaus fördern Sie das strategische Denken der Kinder durch komplexe Situationen und Aufgaben wie das Bauen eines Turms mit ungewöhnlichen Materialien (z.B. Streichhölzer oder Spaghetti) sowie durch das Lösen von Tests und Rätseln in Gruppen. Hierfür müssen die Kinder zusammenarbeiten, Aufgaben verteilen und gemeinsam Strategien entwickeln, um das Problem zu lösen. Spaß macht es noch dazu!
Erfolgsbeispiele für strategisches Denken
In der Wirtschaft gibt es zahlreiche Erfolgsbeispiele, bei denen es Unternehmen durch intelligente Strategien zu einer marktbeherrschende Stellung gebracht haben:
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Apple
Apple ist ein hervorragendes Beispiel für strategisches Denken. Der Gründer Steve Jobs erkannte schon früh die wachsende Bedeutung von persönlichen und tragbaren Computern. Weitsichtig und konsequent wendete er die Strategie auf das Mobiltelefon an und entwickelte das erste Smartphone – das iPhone, später das iPad. Beide innovativen Produkte dominierten lange Zeit den Markt und machten Apple zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt.
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Netflix
Netflix hat sich von einem Online-DVD-Verleih zu einem der führenden Streaming-Anbieter der Welt entwickelt. Durch strategisches Denken und die kontinuierliche Anpassung an Marktveränderungen konnte Netflix neue Geschäftsmodelle entwickeln und sich erfolgreich im Wettbewerb behaupten.
Allein diese Beispiele zeigen, dass strategisches Denken eine essenzielle Fähigkeit – sowohl für Unternehmen wie Einzelpersonen ist. Sie ermöglicht nicht nur die Identifikation Chancen und Risiken, sondern auch die schnelle Anpassung an Veränderungen. In einer zunehmend komplexen und dynamischen Welt ist strategisches Denken nicht nur ein enormer Wettbewerbsvorteil, sondern zugleich der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft – persönlich und beruflich!
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