Definition: Was ist ein Zweitstudium?
Ein Zweitstudium ist ein weiteres grundständiges Studium nach erfolgreichem Abschluss eines Erststudiums (z.B. nach Bachelor, Magister, Master oder Staatsexamen). Es unterscheidet sich vom Doppelstudium, weil Studierende hierbei nicht gleichzeitig zwei verschiedene Studiengänge absolvieren, sondern nacheinander.
Das Zweitstudium erfolgt meist in einem völlig anderen Fachbereich als im ersten Studium. Deshalb zählt ein konsekutiver Master nach dem Bachelor nicht dazu, ein zweiter, nicht-konsekutiver Master aber schon. Für zulassungsbeschränkte Studiengänge gibt es jedoch besondere Quoten (z.B. 3%-Quote bei NC-Fächern) und Auswahlverfahren, sodass nicht alle für ein Zweitstudium infrage kommen.
Was ist KEIN Zweitstudium?
Nicht jeder neu aufgenommene Studiengang ist automatisch ein Zweitstudium! Diese Beispiele zeigen den Unterschied:
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Studienfachwechsel
Sie orientieren sich um und schreiben sich in einen neuen Studiengang an einer anderen Hochschule ein. Dies ist ein Hochschulwechsel oder Studienfachwechsel, kein Zweitstudium.
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Weiterführende Studiengänge
Beginnen Sie nach dem Bachelor ein fachlich weiterführendes Masterstudium, ist das kein grundständiges Studium und ebenfalls kein Zweitstudium.
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Mehrere Studiengänge
Absolvieren Sie zwei oder mehr Studiengänge gleichzeitig, spricht man von einem Parallelstudium oder Mehrfachstudium.
Gründe: Wann lohnt sich ein Zweitstudium?
Warum überhaupt ein Zweitstudium? Es kann durchaus gute Gründe für den akademischen Neustart geben. Zu den häufigsten und sinnvollen Beweggründen für ein zweites Studium gehören:
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Berufliche Neuorientierung
Manche merken erst im Studium: „Das ist nicht mein Traumberuf!“ Manche wählen dann den sofortigen Studienabbruch; höhere Semester machen den Abschluss aber oft noch fertig und beginnen dann ein Zweitstudium.
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Zusätzliche Qualifikationen
Mit dem Zweitstudium erwerben Studierende Zusätzqualifikationen und womöglich aktuell gefragte Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt (siehe auch: T-Shaped-Profil). Besonders viele Pluspunkte sammeln Sie damit etwa in interdisziplinären Studiengängen wie dem MBA-Studium.
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Persönliches Interesse
Einige Zweitstudierende entdecken einfach ein neues Interesse in einem bisher völlig fremden Themenbereich oder sind schon etwas älter und haben Lust, nachdem das Erststudium schon viele Jahre zurückliegt, nochmal neu den Hörsaal zu besuchen – teils auch verbunden mit neuen Karrierezielen.
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Schlechter Arbeitsmarkt
Nach dem Studium wollen Sie auf dem Arbeitsmarkt durchstarten – doch der hat sich inzwischen gewandelt. Nachgefragt werden andere Absolventen, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Wenn im aktuellen Beruf Arbeitslosigkeit droht, ist das Zweitstudium eine echte Lösung und kann Lücken im Lebenslauf verhindern.
Zweitstudium Kosten: Womit muss ich rechnen?
Das Zweitstudium ist in Deutschland nicht generell kostenlos! Zwar wurden die Studiengebühren abgeschafft, aber nur für das Erststudium. Je nach Bundesland können im Zweitstudium daher deutlich höhere Kosten entstehen.
Zwar verzichten einige Bundesländer auch beim zweiten Studium auf Studiengebühren, es gibt aber Ausnahmen:
Bundesland |
Kosten |
Baden-Württemberg | 650 Euro |
Rheinland-Pfalz | 700 Euro |
Sachsen | 350-900 Euro |
Sachsen-Anhalt | 500 Euro |
Zu diesen Gebühren zahlen Sie weiterhin den regulären Semesterbeitrag. Je nach Universität liegt der zwischen 100-400 Euro. Hinzu kommen Kosten für Miete, Lebenshaltung und Lernmaterialien.
Bekomme ich im Zweitstudium BAföG?
Für ein Zweitstudium bekommen Sie in den meisten Fällen kein BAföG. Die gesetzliche Studienförderung richtet sich vorrangig an Studierende im Erststudium. Nur in Ausnahmefällen können Sie für das Zweitstudium BAföG erhalten – etwa, wenn der Studiengang für Ihren Beruf unmittelbar erforderlich ist.
Gibt es Kindergeld im Zweitstudium?
Auch im Zweitstudium kann grundsätzlich weiterhin Kindergeld gezahlt werden, jedoch nur wenn die wöchentliche Arbeitszeit 20 Stunden pro Woche nicht überschreitet und Sie noch keine 25 Jahre alt sind. Wer älter als 25 ist, bekommt es nicht mehr.
Zweitstudium Finanzierung – Alternativen
Das Zweitstudium muss nicht am Geld scheitern! Zur Studienfinanzierung bleiben Ihnen noch ein paar Möglichkeiten:
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Nebenjob
Die häufigste Form der Finanzierung sind typische Studentenjobs. Dabei können Sie bis zu 556 Euro monatlich steuerfrei dazu verdienen (siehe: Minijob).
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Studienkredit
Durch einen Studienkredit erhalten Sie ein zinsgünstiges Darlehen während der Studiendauer. Die Schulden müssen Sie jedoch nach dem Berufseinstieg zu 100 Prozent zurückzahlen, inklusive Zinsen.
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Stipendium
Informieren Sie sich über ein passendes Stipendium. Nicht nur Jahrgangsbeste mit Top-Noten werden damit gefördert! Oft entscheidet gerade die Motivation oder gesellschaftliches Engagement über die Förderungen. Und: Stipendien sind zu 100 Prozent geschenktes Geld!
Kann ich die Kosten für das Zweitstudium bei der Steuer absetzen?
Im Gegensatz zum Erststudium können Sie sämtliche Kosten im Zweitstudium steuerlich geltend machen und als „Werbungskosten“ absetzen. Dazu gehören zum Beispiel: Studiengebühren, Lernmaterialien und Fachliteratur, Laptop und Software für das Studium, Fahrtkosten sowie eine Homeoffice-Pauschale. Sie profitieren auch dann, wenn Sie im Zweitstudium nur geringe Einnahmen haben: Geben Sie die Kosten in der Steuererklärung an, entsteht ein sogenannter Verlustvortrag. Diesen nutzen Sie nach dem Berufseinstieg und sparen die Steuern dann.
Welche Voraussetzungen gelten für die Zulassung im Zweitstudium?
Für einen zulassungsfreien Studiengang brauchen Sie im Zweitstudium nur die Hochschulzugangsberechtigung (Abitur, Fachabitur) und können sich damit sofort einschreiben. Deutlich schwieriger ist es bei zulassungsbeschränkten Studiengängen: Hier sind je nach Universität nur 2-4 Prozent der freien Plätze für Studierende im Zweitstudium vorgesehen.
Die Voraussetzungen sind jedoch nicht bundeseinheitlich geregelt. Allgemein müssen Sie mit diesen Bedingungen rechnen:
- Abgeschlossenes Erststudium
- Note des Erststudiums
- Numerus clausus im Zweitstudiengang
- Nachvollziehbare Gründe
- Überzeugendes Motivationsschreiben
Über Ihre Zulassung zum Zweitstudium entscheidet stets das jeweilige Auswahlverfahren der Universität oder Hochschule. Neben passenden Noten kommt es dann vor allem auf Ihre Begründung und Motivation an!
Das Interesse am Fachgebiet ist Grundvoraussetzung und muss nachvollziehbar sein. Die Chancen auf eine Zulassung zum Zweitstudium erhöhen Sie aber vor allem, wenn dieses für Ihre berufliche Zukunft relevant ist.
Zweitstudium Motivationsschreiben
Zur Studium Bewerbung für ein zulassungsbeschränktes Zweitstudium benötigen Sie unbedingt ein Motivationsschreiben. Unser ausführliches Dossier gibt Ihnen alle Tipps zu Aufbau, Inhalt sowie kostenlose Muster und Vorlagen:
Punktesystem für die Begründung
Je nach Studiengang und Hochschule gibt es nur wenige Plätze für Zweitstudierende. Die Vergabe erfolgt dabei meist nach einem Punktesystem: Je besser die Noten im Erststudium und die Begründung bei der Bewerbung, desto mehr Punkte. Ein Beispiel für das Punktesystem:
Noten |
Punkte |
„ausgezeichnet“ und „sehr gut“ | 4 |
„gut“ und „voll befriedigend“ | 3 |
„befriedigend“ | 2 |
„ausreichend“ | 1 |
„nicht nachgewiesen“ | 1 |
Punkte gemäß der Gründe für das Zweitstudium
Gründe |
Punkte |
Wissenschaftliche Gründe | 11 |
Zwingende berufliche Gründe | 9 |
Besondere berufliche Gründe | 7 |
Sonstige berufliche Gründe | 4 |
Sonstige Gründe | 1 |
Die Tabellen zeigen: Die Begründung ist oft noch wichtiger als die Note im Erststudium. Vor allem mit den ersten drei Gründe-Kategorien steigern Sie Ihre Chancen auf ein zweites Studium. Zwingende berufliche Gründe gelten zum Beispiel für Kieferchirurgen (Medizinstudium + Zahnmedizin) oder Ordensgeistliche (Theologie + Lehramt).
Tipps zum Zweitstudium
Alternativ zum Zweitstudium können Sie ebenfalls ein berufsbegleitendes Studium oder Abendstudium absolvieren oder die gewünschten Fähigkeiten in einer Berufsausbildung erwerben.
Sind Sie hingegen sicher, dass ein Zweitstudium die beste Wahl ist, haben wir noch ein paar bewährte Tipps dazu:
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Achten Sie auf Ihre Motivation
Sie verbringen die nächsten 2-3 Jahre erneut mit Lernen, Prüfungsstress und wenig Geld. Umso wichtiger ist dann die richtige Motivation: Kennen Sie unbedingt das Ziel, das Sie mit dem Studium verfolgen und machen Sie es sich immer wieder bewusst.
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Beziehen Sie Ihr Umfeld mit ein
Ob Partner, Freunde oder Familie: Binden Sie Ihr soziales Umfeld aktiv in die Entscheidung ein und sorgen Sie für Rückhalt – den werden Sie in den stressigen Phasen der Prüfungsvorbereitung brauchen!
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Lassen Sie Ihre Leistungen anerkennen
Lassen Sie sich erbrachte Leistungen unbedingt anerkennen. Das ist zum Beispiel möglich, wenn die Studiengänge thematische Überschneidungen haben. Damit sparen Sie sich unnötige Inhalsdopplungen und können das Zweitstudium oft verkürzen.
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Nutzen Sie Erfahrungen
Aus dem Erststudium wissen Sie bereits, worauf Sie beim Studieren achten müssen. Vermeiden Sie also bisherige Fehler bei der Studienorganisation oder dem Lernplan und optimieren Sie so gleich die Prüfungsergebnisse.
Wichtig ist, dass Sie das Zweitstudium gut planen und in Ihren (neuen) Karriereweg einbauen. Ohne gute Gründe und klares Ziel können Sie die 3 Jahre besser in Berufserfahrung investieren…
Was sind die Vor- und Nachteile des Zweitstudiums?
Wie jede Studienform hat auch das Zweitstudium spezifische Vor- und Nachteile, die Sie zumindest im Blick haben sollten, bevor Sie sich dafür entscheiden. Hier eine kompakte Übersicht:
Zweitstudium Vorteile
- Anpassung an berufliche Ziele
- Erweiterung von fachlichen Qualifikationen
- Neue Perspektiven
- Persönliche Erfüllung
- Gute Jobchancen (je nach Fachkombination)
Zweitstudium Nachteile
- Hoher Zeitaufwand (mindestens 6 Semester)
- Finanzielle Belastung
- Kein garantierter Nutzen
- Mögliche Überqualifizierung
- Verspäteter Berufseinstieg
Als Regel zur Orientierung gilt: Das Zweitstudium ist sinnvoll, wenn Sie ein konkretes Berufsziel verfolgen und Ihre persönlichen Umstände den zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand rechtfertigen.
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