Karriereverweigerer: Bedeutung + Vor- & Nachteile

Karriereverweigerer stellen eine klassische Laufbahn infrage. Viel Geld, Macht, Statussymbole – darauf pfeifen sie zugunsten des persönlichen Lebensglücks. Wir zeigen, was Karriereverweigerer auszeichnet und welche Vor- und Nachteile das Lebensmodell hat…

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Was ist ein Karriereverweigerer?

Karriereverweigerer stellen den Job und das Streben nach beruflichem Erfolg nicht in den Lebensmittelpunkt. Eine hohe Position, maximales Gehalt und der Aufstieg auf der Karriereleiter sind für sie keine zentralen Beweggründe.

Ihr Fokus liegt auf dem persönlichen Glück und dem Wunsch nach Freiheit und Zufriedenheit. Dabei setzen sie eigene Prioritäten. Zwar gehen auch sie arbeiten, um Geld zu verdienen – es ist aber nicht die wichtigste Säule im Leben!

Das Gegenteil zum Karriereverweigerer ist übrigens der ⇨ Karrierist.

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Ziele eines Karriereverweigerers

Karriereverweigerer versuchen, einem Paradoxon der modernen Arbeitswelt zu entgehen: Durch harte Arbeit wollen viele Wohlstand und ein Leben in zeitlicher und finanzieller Freiheit erreichen. Doch sind sie genau dazu vor lauter Arbeit und Überstunden gar nicht in der Lage. Es droht vielmehr ein Burnout

Wer den klassischen Karriereweg verweigert, will aus dem Hamsterrad im Job ausbrechen. Im Kern geht es Karriereverweigerern dabei um eine bessere Work-Life-Balance. Der Fokus liegt aber nicht auf der Frage „Wie kann ich mein Privatleben mit dem Job vereinbaren?“, sondern auf der Frage „Wie passt ein Job in meine Vorstellungen von einem glücklichen Leben?“

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Karriereverweigerer: Vor- und Nachteile

Für viele klingt Karriereverweigerung wie eine positive Utopie. Ein Leben in Selbstbestimmung und Freiheit. Ganz so rosarot ist es allerdings nicht. Das Thema polarisiert, ja, weil es gängige Arbeitsmodelle infrage stellt. Als Karriereverweigerer sollten Sie sich aber der Vor- und Nachteile gleichermaßen bewusst sein und diese abwägen:

Karriereverweigerer Vorteile

  • Mehr Flexibilität

    Berufstätige müssen einen großen Teil ihrer Lebenszeit nach dem Job richten: Der Wohnort orientiert sich am Standort des Arbeitgebers; die Arbeitszeiten regeln den Tagesablauf und Urlaubszeiten. Karriereverweigerer haben nur einen Job – keinen Beruf und sind deshalb oft flexibler und mobiler.

  • Weniger Stress

    Durch den Verzicht auf Führungspositionen und lange Arbeitszeiten reduzieren Karriereverweigerer den beruflichen Stress und das Risiko von psychischen Erkrankungen wie dem Burnout.

  • Eigene Prioritäten

    Karriereverweigerer konzentrieren sich stärker auf eigene Werte, Bedürfnisse und Lebensziele. Das trägt häufig dazu bei, dass sie ein ausgeglicheneres und zufriedeneres Leben führen.

  • Höhere Arbeitszufriedenheit

    Klingt paradox, aber dadurch, dass sie den Druck aus der Arbeit nehmen und sich auf Job fokussieren, die sie als „sinnvoll“ empfinden, steigt zugleich die Zufriedenheit im Job.

  • Persönliche Entwicklung

    Klar: Wer sich weniger auf die berufliche Laufbahn und den Aufstieg kümmert, kann sich mehr auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung fokussieren.

Karriereverweigerer Nachteile

  • Weniger Geld

    Wer auf den beruflichen Aufstieg verzichtet und seine Schwerpunkte außerhalb des Berufs legt, spürt das finanziell. Weniger Erwerbskarriere bedeutet auch weniger Gehalt. Karriereverweigerer müssen folglich mit weniger auskommen.

  • Weniger Sicherheit

    Unternehmen sehen Karriereverweigerer eher skeptisch. Arbeitgeber wünschen sich Mitarbeiter, die für den Job brennen und bei Bedarf 120 Prozent geben. Wer das nicht tut, landet womöglich bald auf der Abschussliste. Entsprechend hat der Lebenslauf der Karriereverweigerer oft viele Jobwechsel.

  • Weniger Optionen

    Langfristige Karriereverweigerung schränkt die beruflichen Perspektiven ein. Der Werdegang wird für potenzielle Arbeitgeber unattraktiv. Das kann im Alter die Auswahl extrem einschränken und sogar zu Arbeitslosigkeit und Alternativlosigkeit führen.

  • Weniger Verständnis

    Karriereverweigerer stoßen oft auf Unverständnis in ihrem sozialen Umfeld: Freunde, Familie und Kollegen können die Entscheidung, auf eine klassische Karriere zu verzichten, nicht verstehen oder sogar kritisch sehen. Das erhöht teils den Rechtfertigungsdruck.

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Karriereverweigerer: Umdenken der Generation Z

In extremer Form sind Karriereverweigerer selten. Der Trend auf dem Arbeitsmarkt ist dennoch deutlich: Vor allem die Generation Z definiert sich heute kaum noch über die Arbeit.

Laut Umfragen ist ein Drittel der Arbeitnehmer bereit, die Karriere zurückzustellen, wenn Familie, Freizeit und Selbstverwirklichung profitieren. Die Gründe dafür:

  • Erfahrungen der Eltern

    Junge Arbeitnehmer haben am Beispiel ihrer Eltern miterlebt, wie anstrengend Karriere sein kann und die Psyche und das körperliche Wohlbefinden negativ beeinflusst. Gleichzeitig ist materieller Wohlstand für sie selbstverständlich. Entsprechend setzen Sie andere Prioritäten im Leben.

  • Wunsch nach mehr

    40 Jahre lang schuften für ein paar entspannte Rentnerjahre? Das ist vielen zu wenig. Viele junge Menschen erhoffen sich mehr vom Leben und definieren Erfolg unabhängig von einem Job. Erfolg heißt für sie eher, ein gutes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

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Wie können Unternehmen auf Karriereverweigerer reagieren?

Unternehmen müssen darauf reagieren, dass nicht jeder Arbeitnehmer den Job an die erste Stelle setzt. Ein Vorteil für Karriereverweigerer sind die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Durch den demographischen Wandel und die Folgen des Fachkräftemangels wird der Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Mitarbeiter haben mehr Chancen, ihre Vorstellungen durchzusetzen.

Auch Karriereverweigerer können wichtige Fachkräfte sein. Unternehmen und Arbeitgeber müssen daher reagieren, diese Zielgruppe richtig ansprechen und eine Win-win-Situation schaffen. Dazu bleiben ihnen zum Beispiel diese Strategien:

  • Neues Verständnis

    Arbeitgeber müssen verstehen: Mitarbeiter, die den Fokus nicht auf den Job, sondern auf das Privatleben legen, sind nicht automatisch schlechte Arbeitnehmer. Karriereverweigerer bringen gute Leistungen, arbeiten engagiert und unterstützen das Team. Sie sind nur nicht bereit, andere Bereiche des Lebens dafür zu vernachlässigen.

  • Größere Flexibilität

    Flexible Arbeitszeiten sind ein wichtiger Punkt im Employer Branding – und für Karriereverweigerer ein zentrales Thema. Durch die flexible Gestaltung der Arbeit können sie den Job besser an ihre Bedürfnisse anpassen.

  • Bessere Aufgabenverteilung

    Die Verteilung von Aufgaben und Verantwortungen sollte sich stärker an individuellen Stärken und Interessen von Mitarbeitern ausrichten. Berücksichtigen Arbeitgeber das, werden vorhandene Potenziale besser genutzt und Arbeitnehmer sind glücklicher und motivierter.

  • Mehr Zufriedenheit

    Arbeitgeber, die für Karriereverweigerer und erfolgshungrige Talente gleichermaßen attraktiv sein wollen, sollten die Mitarbeiterzufriedenheit zur höchsten Priorität machen: Welche Erwartungen haben Mitarbeiter? Was kann der Arbeitgeber tun, um die Teams zu fördern? Das setzt häufig andere Führungsstile voraus als das bisherige hierarchische und autoritäre Denken.


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