Definition: Was ist ein Vollzeitstudium?
Ein Vollzeitstudium bezeichnet die klassische Studienform, bei der sich Studierende zeitlich voll und ganz dem Studium widmen und rund 40 Stunden pro Woche für Vorlesungen, Seminare, Selbststudium oder Prüfungsvorbereitung aufwenden.
Das Vollzeitstudium ist damit vergleichbar mit einer Vollzeitbeschäftigung und umfasst regelmäßige Präsenzveranstaltungen an Hochschulen (Uni, FH), meist tagsüber und von Montag bis Freitag.
Die Studienorganisation basiert auf Modulen, deren Abschlussleistungen in Credit Points (ECTS) erfasst werden; 1 ECTS entspricht etwa 25 bis 30 Stunden Arbeitsaufwand.
Dauer: Wie lange ist ein Vollzeitstudium?
Ein Vollzeitstudium in Deutschland dauert in der Regel 6 Semester (= 3 Jahre) für das Bachelorstudium und 2-4 Semester (1-2 Jahre) beim Masterstudium (sogenannte Regelstudienzeit).
Laut Statistischem Bundesamt studieren die meisten Studierenden aber 2-3 Semester länger als die Regelstudienzeit. Das liegt daran, dass viele neben dem Studium im Nebenjob arbeiten müssen oder weil Sie Pflichtpraktika oder Auslandssemester absolvieren müssen bzw. wollen.
Regelstudienzeit im Überblick
Studienform |
Regelstudienzeit |
⌀ Studiendauer |
Bachelorstudium | 6 Semester | 7-9 Semester |
Masterstudium | 2-4 Semester | 4-5 Semester |
Bei anderen Abschlüssen wie Diplom, Magister oder Staatsexamen kann die Dauer auch höher liegen. Diese Studiengänge sind häufig länger und haben keine strikte Regelstudienzeit. Eine Überschreitung der Regelstudienzeit stellt meist auch kein Problem dar, solange Studierende aktiv Studienleistungen erbringen.
Vollzeitstudium vs. Teilzeitstudium – Unterschied?
Der Unterschied zwischen einem Vollzeit- und einem Teilzeitstudium liegt vor allem im zeitlichen Umfang und der damit verbundenen Studienorganisation sowie Studiendauer.
Unterschiede zwischen Vollzeitstudium und Teilzeitstudium
Merkmal |
Vollzeitstudium |
Teilzeitstudium |
Wochenstunden | 30-40h | 15-25h |
Regelstudienzeit | 6 Semester | 8-12 Semester |
Präsenzzeit | Regelmäßig, tagsüber | Reduziert, oft flexibel |
Abschluss | Anerkannt | Gleichwertig |
BAföG | Förderfähig | Oft nicht förderfähig |
Berufstätigkeit | Eingeschränkt | Nebenbei möglich |
Praxisbezug | Eher gering | Meist besser |
Studentenleben | Intensiv | Eingeschränkt |
Wesentliche Vorteile des Teilzeitstudiums sind die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr Flexibilität beim Lernpensum und dadurch weniger Belastung. Erkauft wird das jedoch mit dem Nachteil einer nahezu doppelt so langen Studiendauer, dem Wegfall von BAföG und einer eingeschränkten Auswahl an Teilzeit-Studiengängen.
Was sind wichtige Voraussetzungen für ein Vollzeitstudium?
Um in Deutschland als Schulabgänger ein Vollzeitstudium aufnehmen zu können, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
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Hochschulzugangsberechtigung
Dazu gehören die Allgemeine Hochschulreife (Abitur), die fachgebundene Hochschulreife (mit Einschränkungen auf bestimmte Studienfächer) und die Fachhochschulreife, die vor allem für Fachhochschulen gilt.
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Gleichwertige Zugangsberechtigungen
In Ausnahmen kann auch eine gleichwertige Vorbildung anerkannt werden – etwa bestimmte berufliche Qualifikationen oder eine Kombination aus Ausbildung und 2-3-jähriger Berufserfahrung.
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Zugang ohne Abitur
Der Zugang zum Vollzeitstudium ohne Abitur ist unter bestimmten Bedingungen möglich, insbesondere an Fachhochschulen (siehe: Studium ohne Abitur).
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Sprachkenntnisse
Für Studiengänge, in denen Deutsch die Unterrichtssprache ist, sind ausreichende Deutschkenntnisse erforderlich. Bei internationalen Studiengängen können Englischkenntnisse erwartet werden.
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Besondere Voraussetzungen
Manche Studiengänge stellen zusätzliche Anforderungen, z.B. Eignungsprüfungen, Auswahlgespräche oder praktische Erfahrungen (siehe: Auswahlverfahren Studium).
In Deutschland ist Bildung Ländersache. Daher können die genauen Voraussetzungen je nach Bundesland, Hochschule und Studiengang stark variieren. Wir empfehlen deshalb, dass Sie sich stets nochmal individuell bei Ihrer jeweiligen Wunschhochschule informieren.
Wann ist ein Vollzeitstudium ohne Abitur möglich?
Das Vollzeitstudium ohne Abitur ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Zu den wichtigsten Zugangswegen gehören eine abgeschlossene Berufsausbildung (mindestens 2 Jahre) und anschließende Berufserfahrung (mindestens 3 Jahre). Danach können Sie an vielen FH ein fachgebundenes Studium aufnehmen – also ein Studienfach wählen, das thematisch zur Berufsausbildung passt.
Die Alternative ist eine „berufliche Aufstiegsfortbildung“. Wer schon einen Meisterabschluss, Techniker- oder Fachwirt-Abschluss besitzt, erwirbt in fast allen Bundesländern ein allgemeines Hochschulzugangsrecht und kann an Universitäten und Fachhochschulen studieren. Einige Hochschulen bieten zudem spezielle Eignungsprüfungen als Zugangswege an.
Wie kann ich mich für ein Vollzeitstudium bewerben?
Wenn Sie alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllen, gibt es drei Wege, sich für ein Vollzeitstudium zu bewerben bzw. einzuschreiben. Unterschieden werden hierbei zulassungsfreie und zulassungsbeschränkte Studiengänge sowie Studienfächer mit Numerus Clausus (NC). Im Detail…
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Zulassungsfreie Studiengänge
Für zulassungsfreie Studiengänge gibt es keine oder kaum Beschränkungen, ein Auswahlverfahren entfällt. Die Hochschulen nehmen praktisch alle Bewerber mit der erforderlichen Hochschulzugangsberechtigung (z.B. Abitur) auf. Zulassungsfreie Studiengänge sind zum Beispiel: Agrar- und Forstwissenschaft, Literatur- und Kulturwissenschaft.
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Zulassungsbeschränkte Studiengänge (ohne NC)
Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ohne NC gibt es an der Uni eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen. Die Vergabe erfolgt deshalb nach vordefinierten Kriterien, die nicht zwingend von den Noten abhängen. Hierfür müssen Sie eine Studium Bewerbung direkt an die Hochschule schreiben. Zulassungsbeschränkte Studiengänge sind etwa: Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und häufig BWL bzw. VWL.
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Zulassungsbeschränkte Studiengänge mit NC
Für sogenannte NC-Studiengänge (z.B. Medizin, Jura, Pharmazie) sind die Studienplätze bundesweit limitiert. Deshalb gibt es ein stark reglementiertes zentrales Auswahlverfahren über die Plattform Hochschulstart.de.
Kosten: Was kostet das Vollzeitstudium?
An staatlichen Hochschulen gibt es in Deutschland keine Studiengebühren mehr, nur noch einen Semesterbeitrag von 100-400 Euro pro Semester. Private oder internationale Hochschulen können jedoch Jahresgebühren erheben, die zwischen 1.500 und 5.000 Euro oder sogar mehr liegen können.
Zusätzlich zu den Semesterbeiträgen kommen für Studierende Kosten für Lebenshaltung, Miete, Verpflegung, Lernmaterialien und Reisekosten hinzu. Diese können monatlich zwischen 600 bis 1.250 Euro betragen.
Generell lässt sich sagen, dass ein Vollzeitstudium in Deutschland im Schnitt zwischen 800 und 1.500 Euro im Monat kostet, wobei das Studium an einer Fachhochschule (FH) im Durchschnitt etwas günstiger ist als an einer Universität.
Wie kann ich das Vollzeitstudium finanzieren?
Studierende in Deutschland haben mehrere Möglichkeiten zur Studienfinanzierung bzw. Studienförderung. Dazu gehören vor allem:
- BAföG
Die staatliche Förderung ist zur Hälfte geschenkt, die andere Hälfte ist ein zinsloses Darlehen. Die hängt jedoch vom Einkommen der Eltern ab. - Stipendien
Diese sind von Stiftungen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen zu 100% geschenkt, also keine Rückzahlung erforderlich. - Studienkredit
Zinsgünstige Darlehen gibt es von Banken und vom Staat (KfW-Studienkredit). Die Kredite müssen erst nach Abschluss zurückgezahlt werden. - Bildungsfonds
Diese finanzieren das Studium vor (etwa „Deutsche Bildung“), die Rückzahlung erfolgt einkommensabhängig nach Studienabschluss. - Arbeitgeberförderung
Manche Arbeitgeber unterstützen berufsbegleitende Studiengänge durch Kostenübernahme oder Zuschüsse. - Studentenjobs
Viele Studierende finanzieren sich das Studium durch Nebenjobs.
Bekomme ich im Vollzeitstudium Kindergeld?
Während des Vollzeitstudiums können Sie grundsätzlich weiterhin Kindergeld bekommen, jedoch nur bis zum 25. Lebensjahr. Wer älter als 25 ist, bekommt es nicht mehr.
Welche Alternativen gibt es zum Vollzeitstudium?
Wer – aus welchen Gründen auch immer – nicht in Vollzeit studieren kann, hat dennoch ein paar Alternativen, um eine akademische oder anderweitige Qualifizierung abzuschließen. Ein Überblick:
Teilzeitstudium
Das schon angesprochene Studium in Teilzeit richtet sich vor allem an jene, die ihren Beruf in der Studienzeit nicht aufgeben wollen oder können sowie an Menschen, die Kinder oder Angehörige betreuen oder pflegen müssen sowie Menschen mit Einschränkungen aufgrund Krankheit oder weil sie einem Leistungssport nachgehen.
Duales Studium
Das duale Studium kombiniert eine klassische Ausbildung mit einem regulären Vollzeitstudium (meist Bachelor). Dadurch entsteht ein hoher Praxisbezug, und die Absolventen haben am Ende sogar zwei Abschlüsse in der Tasche. Obendrein erhalten sie während der Ausbildung eine Ausbildungsvergütung, was die Studienfinanzierung erheblich erleichtert.
Berufsbegleitendes Studium
Diese Studienform wird neben einer Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung absolviert. Die Vorlesungen und Seminare dazu finden häufig mit am Freitagabend oder als Blockseminare an Wochenenden statt. Oft zahlt der Arbeitgeber Studiengebühren und unterstützt das Studium, dafür binden sich die Mitarbeiter nach Abschluss für einige Jahre an das Unternehmen.
Fernstudium
Beim Fernstudium lernen Sie ortsunabhängig über digitale Lernplattformen. Auch das ist ideal für Berufstätige oder Personen, die zeitlich und räumlich flexibel bleiben möchten – etwa, weil es in der Nähe keine Hochschulen mit passendem Studienangebot gibt. Das Online-Studium erfordert jedoch viel Selbstorganisation und Selbstdisziplin.
Orientierungsphase
Wer bei seiner Studienwahl noch unentschieden ist, kann zunächst eine Orientierungsphase wählen und zum Beispiel für Praktika, Freiwilligendienst (FSJ, FÖJ) oder einen Auslandsaufenthalt nutzen (siehe: Wwoofing oder Work & Travel). Das hilft vor allem dabei, Berufsbilder kennenzulernen und persönliche Berufsziele zu definieren.
Was sind die Vor- und Nachteile des Vollzeitstudiums?
Das Vollzeitstudium hat – wie jede Studienform – spezifische Vor- und Nachteile, die sich vor allem auf den zeitlichen Umfang, die Studienorganisation und die finanzielle Situation beziehen. Konkret:
Vollzeitstudium Vorteile
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Fachliche Tiefe
Studierende können sich voll und ganz auf Ihr Fachgebiet konzentrieren und sich intensiv damit auseinandersetzen, was zu einem tieferen Verständnis führt.
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Kurze Studiendauer
Ein Vollzeitstudium ist meist schneller abgeschlossen als Teilzeit- oder berufsbegleitende Varianten, typischerweise in 6 Semestern beim Bachelor.
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Aktives Campusleben
Studierende in Vollzeit profitieren vom sozialen Netzwerk und den vielfältigen Freizeit- und Kulturangeboten auf dem Uni-Campus.
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Leichtere Auslandserfahrungen
Auslandsaufenthalte bzw. Auslandsemester sind im Vollzeitstudium leichter zu planen und umzusetzen und erhöhen die Regelstudienzeit nur unwesentlich.
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BAföG-Anspruch
Wer nach der Schule in Vollzeit studiert, hat meist Anspruch auf BAföG und andere Studienförderungen wie Stipendien oder Bildungskredit.
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Klare Strukturen
Feste Vorlesungszeiten, Seminare und Prüfungen sorgen für einen verlässlichen Stunden- und Lernplan, sodass Sie nach dem Erstsemester zügig vorankommen.
Vollzeitstudium Nachteile
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Hoher Zeitaufwand
Das Vollzeitstudium ist ein Vollzeitjob. Studierende investieren locker 30-40 Stunden pro Woche in das Lernen. In den Prüfungsphasen bleibt dann kaum noch Freizeit.
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Finanzielle Abhängigkeit
Liegt der Fokus auf dem Studium, bleibt umso weniger Zeit für Nebenjobs. Viele Studierende sind deshalb auf BAföG, elterliche Unterstützung oder Stipendien angewiesen.
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Wenig Berufserfahrung
Im Gegensatz zum berufsbegleitenden oder dualen Studium sammeln Vollzeitstudierende deutlich weniger praktische Berufserfahrung während des Studiums. Das kann den Berufseinstieg und die Bewerbung erschweren.
- Psychische Belastung
Die hohe Anforderungen und der Prüfungsdruck (siehe: Prüfungsangst) können bei manchen zu Stress und Überforderung und damit zu einem Studienabbruch führen. -
Kaum Flexibilität
Die feste Organisation mit regelmäßigen Präsenzpflichten kann für Personen mit familiären oder beruflichen Verpflichtungen schwierig sein.
Zusammengefasst ist das Vollzeitstudium eine strukturierte und fokussierte Studienform mit schnellerem Abschluss sowie umfangreichem Campusleben. Dafür kostet es Zeit und Flexibilität – was zu finanzieller Unabhängigkeit führen kann. Das Studentenleben ist zwar sexy, aber oft arm.
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