Was ist ein Bachelorstudium?
Das Bachelorstudium führt zum ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss, dem Bachelor. Innerhalb mehrerer Hochschulabschlüsse ist er die Voraussetzung für darauf aufbauende Abschlüsse wie Master oder Promotion. Das Bachelorstudium ist Resultat der Bologna-Reform vor rund 20 Jahren. Die verfolgte gleich mehrere große und internationale Ziele und führte zur Veränderung der bisherigen Studienstruktur. Allen voran ging es darum, die Studienabschlüsse im Hochschulsystem europaweit zu vereinheitlichen. Bis dahin erschwerten uneinheitliche, nationale Abschlüsse eine Vergleichbarkeit und damit eine Bewertung.
Das neue System mit einheitlichen Bachelor- und Masterstudiengängen ermöglicht leichtere Auslandsaufenthalte von Studenten, da sich Leistungen besser anrechnen lassen. Und noch einen Vorteil hat das Bachelorstudium: Mit dem Bachelor können Studierende bereits nach sechs Semestern einen Abschluss erwerben. Die kürzeren Studienzeiten ermöglichen einen schnelleren Berufseinstieg. Hinzu kommt, dass Bachelor und Master darauf abzielen, die Employability zu fördern: Ein Bachelorstudium soll sich am Arbeitsmarkt und der Wirtschaft orientieren und dafür sorgen, dass Absolventen gute Chancen auf einen Job haben.
Voraussetzung für die Zulassung zum Studium
Bevor Schulabgänger ein Bachelorstudium aufnehmen können, müssen sie die Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Dafür benötigen sie in der Regel die Hochschulreife. Die meisten erwerben sie mit dem Abitur, aber auch mit Fachabitur können Sie studieren. In einigen Fällen ist sogar ein Studium ohne Abitur möglich: Dafür müssen angehende Studierende aber meist eine mehrjährige anerkannte Ausbildung abgeschlossen und einige Jahre Berufserfahrung gesammelt haben.
Eine weitere Hürde kann der Numerus clausus (NC) sein. Er bezeichnet eine Zulassungsbeschränkung, die sich an den Abiturnoten eines Jahrgangs orientiert. Bundesweit beschränkte Studiengänge wie Medizin, Zahn- und Tiermedizin sowie Pharmazie unterliegen sämtlich dem NC, der gewöhnlich relativ hoch ist: Ohne eins vor dem Komma haben Erstsemester kaum eine Chance auf einen Studienplatz, jedenfalls nicht unmittelbar. Die Studienplätze für diese sehr gefragten Fächer vergibt die jeweilige Universität nach festgelegten Quoten:
- 30 Prozent der Plätze gehen an Bewerber mit dem besten Abiturzeugnis (Abiturbestquote).
- 10 Prozent an jene, die zusätzliche Eignung wie Berufserfahrung oder Wartezeit vorweisen können (Zusätzliche Eignungsquote, ZEQ).
- 60 Prozent wählt die Hochschule nach eigenen Kriterien (Auswahlverfahren der Hochschulen, AdH).
Aufbau und Ziel des Bachelor-Studiums
Das Hochschulstudium ist als zwei- beziehungsweise mehrstufiges System angelegt: Erst ein Bachelorstudium, dann ein Masterstudiengang, danach gegebenenfalls eine Promotion. Der Bachelor stellt sozusagen das Grundstudium dar, an den der Studierende einen Master anschließen kann, wenn er sein Wissen und seine Fähigkeiten weiter vertiefen und gezielt ausbauen möchte. Im Bachelorstudium geht es darum, den Studierenden bestimmte Kompetenzen zu vermitteln. Zunächst wird das Fundament des wissenschaftlichen Arbeitens gelegt.
Eng damit verbunden ist die sogenannte Methodenkompetenz. Gemeint ist, dass Studenten im Bachelorstudium lernen, Wissen und Informationen zu einem Thema zu finden, zu analysieren und zu präsentieren. Ein wichtiger Punkt ist die Praxisorientierung. Das Bachelorstudium soll die nötigen Qualifikationen vermitteln, um einen Jobeinstieg zu ermöglichen und Studenten auf den Einstieg in die Arbeitswelt vorzubereiten.
Bachelorstudium: Punkte sammeln durch Module
Bevor es soweit ist und Sie einen Bachelorabschluss erhalten – und sich im Anschluss möglicherweise für einen Masterplatz bewerben – liegt ein langer Weg vor Ihnen. Die Regelstudienzeit für ein Bachelorstudium liegt meist bei sechs Semestern, also insgesamt drei Jahren. In dieser Zeit müssen Sie Pflicht- und Wahlmodule absolvieren. Über mehrere Monate hinweg besuchen Sie dafür Vorlesungen, Übungen und Tutorien, die vom Professor oder Mitarbeitern seines Lehrstuhls gegeben werden. Hier wird Wissen vermittelt, diskutiert, erklärt, gefragt und auch geübt.
Zusätzlich braucht es eine Menge selbstständiges Lernen, entweder alleine oder in Lerngruppen, um die Inhalte noch einmal nachzuholen und aufzubereiten. Nur so können Sie sich wirklich auf die Prüfungen vorbereiten, die meist am Anfang der vorlesungsfreien Zeit stattfinden. Für eine erfolgreich abgelegte Prüfung erhalten Sie Credit Points nach dem sogenannten European Credit Transfer System (ECTS), das ebenfalls durch die Bologna-Reform eingeführt wurde.
Für ein abgeschlossenes Bachelorstudium über sechs Semester sind in der Regel 180 Credit Points erforderlich. Ein Modul bringt Ihnen dabei 6 Punkte. Pro Semester müssen Sie im Schnitt also fünf Module einplanen, um Ihre Regelstudienzeit einhalten zu können. Das Pensum sollten Sie dabei auf keinen Fall unterschätzen. Für einen einzelnen Credit Point werden circa 30 Arbeitsstunden in Form von Vorlesungen, Übungen und eigenständiger Vor- und Nachbereitung sowie Lernaufwand erwartet. Pro Semester kommen somit rund 900 Stunden Arbeit auf Sie zu.
Abschlüsse im Bachelorstudium
Wer an einer Fachhochschule oder Universität ein Bachelorstudium erfolgreich durchläuft, erwirbt mit dem Bachelor einen akademischen Grad. Allerdings werden diese noch einmal in verschiedene Bereiche unterteilt, abhängig davon, um welchen Studiengang es sich handelt. Klassischerweise kann man im Bachelorstudium in acht unterschiedliche Abschlüsse differenzieren:
Bachelor of Arts
Einer der häufigsten Abschlüsse ist der Bachelor of Arts (B.A.). Den erlangen Sie nicht nur, wenn Sie Kunstwissenschaften studieren. Auch in Sozial- und Geisteswissenschaften, Sprachwissenschaften, Sport und Wirtschaftswissenschaften wird der Bachelor of Arts vergeben.
Bachelor of Science
Zu einem Bachelor of Science (B.Sc.) kommen Sie durch ein Studium der Naturwissenschaften, wozu auch Mathematik zählt. Je nach Schwerpunkt kann auch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften zu einem Bachelor of Science führen. Neben den klassischen Naturwissenschaften gehören auch Agrar- und Forstwirtschaft, Ernährungswissenschaft sowie Psychologie in diesen Bereich. Wer allerdings später als Psychotherapeut arbeiten möchte, muss einen Masterstudiengang absolvieren.
Bachelor of Laws
In den Rechtswissenschaften erarbeiten Sie sich einen Bachelor of Laws (LL.B.).
Hinter der Abkürzung verbirgt sich die Abkürzung legum bakkalaureus – sinngemäß also Bachelor der Rechte. Mit dem Bachelor of Laws stehen erste Berufswege zur Verfügung, wer aber beispielsweise Rechtsanwalt oder Richter werden möchte, muss das 1. und 2. Staatsexamen sowie ein anschließendes Referendariat machen.
Bachelor of Engineering
Studiengänge der Ingenieurswissenschaften qualifizieren für einen Bachelor of Engineering (B. Eng.). Dazu zählen beispielsweise Maschinenbau, Umwelttechnik, Elektro- und Informationstechnik oder natürlich ein Bachelorstudium der Ingenieurswissenschaften selbst.
Bachelor of Music
Ein Bachelor of Music (B. Mus) folgt auf ein Bachelorstudium der Musik, allerdings kann ein Studium der Musikwissenschaft auch zu einem Bachelor of Arts führen. Die Regelstudienzeit für einen Bachelor of Music beträgt meistens 8 Semester.
Bachelor of Fine Arts
Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Bildende Künste… Diese und weitere Studiengänge sind die Grundlage für einen Bachelor of Fine Arts (B.F.A.).
Bachelor of Musical Arts
In Deutschland ist der Bachelor of Musical Arts (B.M.A.) eine Seltenheit. Er kombiniert theoretische Aspekte der Musikwissenschaften mit praktischen Elementen und weiteren Inhalten wie Musikjournalismus. Um überhaupt zu einem Studiengang zugelassen zu werden, müssen Interessenten ein hartes Auswahlverfahren überstehen.
Bachelor of Education
Wer sich für ein Lehramtsstudium entscheidet, schließt das Bachelorstudium mit einem Bachelor of Education (B.Ed.) ab. Als Lehrer können Sie damit jedoch noch nicht arbeiten. Wie beim Bachelor of Laws benötigt auch der Bachelor of Education weitere Ausbildung in Form eines Masters oder Staatsexamens inklusive Referendariat.
Bachelorarbeit beendet das Bachelorstudium
Im letzten Semester des Bachelorstudiums steht dann die sogenannte Bachelorthesis an. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit. Allein oder gemeinsam mit einem Betreuer des Lehrstuhls suchen Sie nach einem passenden Thema, dem Sie sich die nächsten Monate ausgiebig widmen werden. Sie erstellen eine These oder Fragestellung, suchen in Fachliteratur nach Quellen und Informationen. Möglicherweise organisieren Sie eine Umfrage, um eigene Daten zu erheben und erstellen daraus Ihren eigenen wissenschaftlichen Text, in dem Sie die gesammelten Informationen aufbereiten und zu einer Analyse zusammenbringen.
Der Umfang kann dabei vom Lehrstuhl, an dem Sie Ihre Bachelorarbeit schreiben, vorgegeben werden oder wird durch das Thema bestimmt. 15 Seiten sind dabei meist das Minimum, die Bachelorthesis kann aber auch deutlich länger und umfangreicher sein und 40 oder 50 Seiten umfassen. Wie für Module erhalten Sie auch für die Abschlussarbeit Credit Points. Wie viele das sind, hängt von Ihrer Studienordnung und dem erwarteten Arbeitsaufwand ab. Oftmals sind es 12 Credit Points, so dass Sie im letzten Semester drei Module und die Bachelorthesis absolvieren müssen, um die angestrebten 30 Punkte zu erhalten.
Berufliche Perspektiven
Wie bereits erwähnt, ermöglicht das Bachelor längst nicht den Einstieg in alle Berufe. Für einige steht als nächstes ein Masterplatz Auswahlgespräch auf dem Plan, um die bisherigen Kenntnisse zu vertiefen. Wessen Bewerbung nach dem Bachelor erfolgreich war, der entscheidet sich womöglich nach einigen Jahren für ein berufsbegleitendes Masterstudium. Einen meist leichteren Übergang ins Berufsleben haben Hochschulabsolventen, die zuvor ein duales Studium absolviert haben. Sie verfügen bereits über wesentlich mehr Praxiswissen und haben häufig gute Aussichten auf Übernahme beim ausbildenden Betrieb.
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