Studienabbrecher: Statistik, Beratung, Tipps für danach

Längst nicht jeder Student beendet die akademische Laufbahn mit einem erfolgreichen Studienabschluss. In Deutschland gibt es eine hohe Quote für Studienabbrecher. Der Schritt fällt nicht leicht und bringt immer die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Wir zeigen, was Studienabbrecher wissen müssen und welche Möglichkeiten sie haben…

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Definition: Was ist ein Studienabbrecher?

Als Studienabbrecher werden ehemalige Studierende bezeichnet, die Ihr Studium vorzeitig und ohne einen Abschluss wie Bachelor, Master oder Staatsexamen beenden. Damit unterscheidet sich der Studienabbruch von einem Studienfachwechsel oder Hochschulwechsel, bei denen Sie das Studium grundsätzlich weiterführen – nur in einem anderen Studiengang oder an einer anderen FH oder Uni.

Rechtlich und offiziell endet das Studium mit der Exmatrikulation, wobei die faktische Aufgabe des Studiums schon vorher erfolgen kann. Der „Rücktritt vom Studium“ erfolgt entweder auf eigenen Wunsch per Antrag des Studierenden oder unfreiwillig, z.B. durch Zwangsexmatrikulation nach endgültig nicht bestandenen Prüfungen.

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Statistik: Zahl der Studienabbrecher

In Deutschland brechen 28 Prozent der Studierenden ein Bachelorstudium und 21 Prozent das Masterstudium vorzeitig ab – das ist mehr als jeder Vierte. An Universitäten ist die Quote höher (35 %) als an Fachhochschulen (23 %).

Besonders hoch sind die Abbrecherzahlen in technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Dort liegen die Studienabbrecherquoten bei rund 49 Prozent. Über die Hälfte der Studienabbrecher beginnt anschließend eine berufliche Ausbildung oder geht direkt arbeiten in einem Job.

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Studienabbrecher Statistik

Die Statistik zeigt, dass es ebenfalls deutliche Unterschiede bei der Hochschulform und den Studiengängen gibt:

Studienabbrecher Zahlen im Überblick

Studienabbrecher an Universitäten 35 Prozent
Studienabbrecher FH und HAW 23 Prozent
Mathematik 53 Prozent
Geisteswissenschaften 49 Prozent
Naturwissenschaften 49 Prozent
Ingenieurwesen 31 Prozent
Jura 22 Prozent
BWL 21 Prozent
Psychologie 12 Prozent
Medizin 10 Prozent
Lehramt 10 Prozent

Der Großteil der Studienabbrecher beendet das Studium bereits innerhalb der ersten 3 Semester. Ein späterer Studienabbruch ist seltener.

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Was sind die Gründe für den Studienabbruch?

Die Gründe dafür, ein Studium abzubrechen, sind vielfältig und individuell verschieden. Manche probieren erstmal nur mehrere Studienrichtungen aus, bis sie das richtige Fach gefunden haben. Andere werden krank oder das Studium ist mit dem bestehenden Job einfach unvereinbar.

Statistisch gehören zu den häufigsten Ursachen, warum Studierende ihr Studium abbrechen, die folgenden Gründe:

  • Falsche Studienwahl & Vorstellungen

    Rund 17 Prozent der Erstsemester stellen in den ersten Monaten fest, dass das gewählte Fach oder der gewählte Studiengang nicht ihren Vorstellungen oder beruflichen Zielen entspricht. Oder sie lassen von der Vorstellung des bunten Party- und Studentenlebens hinreißen und vergessen, dass das Studium vor allem ein Selbststudium und harte Arbeit ist.

  • Leistungsdruck & Überforderung

    Rund ein Drittel der Studienabbrecher nennt Überforderung als Grund, warum Sie das Studium abbrechen. Der Leistungsdruck, Prüfungsstress und Umfang des Lernstoffs überfordert sie – und damit geht auch der Spaß am Studium verloren.

  • Schlechte Perspektiven

    „Erst mal studieren, dann weitersehen!“ – Nicht wenige Studierende wissen am Anfang noch nicht, was Sie später beruflich machen wollen und studieren einfach darauf los. In den ersten Semestern schärft sich dann das Bild und sie erkennen: „Mit dem Studienabschluss habe ich schlechte Aussichten auf dem Arbeitsmarkt!“ – und brechen ab.

  • Wunsch nach mehr Praxis

    Etwa 15 Prozent der Abbrecher merken erst im Studium, dass ihnen die Theorie zu viel und die Praxis zu wenig ist. Sie ziehen doch lieber praktischere Jobs vor und brechen das Studium ab, um zum Beispiel eine duale Ausbildung in einem eher handwerklichen Beruf zu beginnen.

  • Schlechte Studienbedingungen

    Deutlich seltener werden als Gründe für den Abbruch überfüllte Hörsäle, mangelhafte Betreuung oder eine generell schlechte Ausstattung der Hochschule genannt. Aber es kommt vor. Allerdings sollten Sie in dem Fall zunächst über einen Hochschulwechsel nachdenken.

Weitere Faktoren können familiäre oder finanzielle Gründe sein. Wenn Betroffene Kinder bekommen und das Studium nicht mehr mit dem Privatleben vereinbar oder schlicht nicht mehr bezahlbar ist, brechen sie ebenfalls ab. Die Gründe sind jedoch weniger häufig ausschlaggebend.

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Vor dem Abbruch: Hilfe für Studienabbrecher

Sie überlegen, das Studium abzubrechen? Die Entscheidung hat durchaus einige finanzielle und persönliche Konsequenzen. Deshalb sollten Sie diese nie voreilig treffen. Nicht nur Familie oder Freunde sind hierbei mögliche Ansprechpartner.

Sind Sie unsicher, sollten Sie sich unbedingt Unterstützung suchen, bevor Sie das Studium abbrechen. Potenziellen Studienabbrechern empfehlen wir folgende Beratungsangebote:

  • Zentrale Studienberatung

    Erste Anlaufstelle ist die Zentrale Studienberatung der Hochschule (ZSB). Hier bekommen Sie Hilfe bei allgemeinen Fragen zu Studieninhalten oder zu einem Studienfachwechsel. Die ZSB hilft ebenso bei der Studienorganisation oder psychischen Problemen.

  • Studentenwerke

    Die Studentenwerke unterstützen vor allem bei sozialen Fragen und Problemen, sofern diese der Hauptgrund für einen möglichen Studienabbruch sind. Hier finden Sie einen Ansprechpartner für eine persönliche 1:1 Beratung.

  • Agentur für Arbeit

    Zusätzlich können Sie sich an die Arbeitsagentur wenden. Dort gibt es spezielle Hochschulteams für Studenten. Diese helfen zum Beispiel bei Fragen zur Berufswahl oder unterstützen bei der Vermittlung in neue Jobs.

Orientierungsfragen für Studienabbrecher

Kurzfristiger Stress in der Klausurphase oder eine verpatzte Prüfung sind kein triftiger Grund, das Studium abzubrechen. Potenzielle Studienabbrecher sollten kritisch hinterfragen, ob die Entscheidung zum Abbruch wirklich richtig und die einzige Alternative ist.

Als Hilfe und Unterstützung bei einer fundierten Entscheidung haben wir einige bewährte Fragen aus der Studienberatung, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie ein Studium abbrechen:

  • Warum will ich mein Studium beenden?
  • Was hat meine ursprüngliche Motivation für das Fach verändert?
  • Sind meine Studienprobleme von Dauer oder nur temporär?
  • Entspricht das Studienfach wirklich nicht meinen Stärken und Interessen?
  • Welches Fach, welcher Beruf interessieren mich mehr?
  • Womit habe ich im Studium am meisten Probleme?
  • Kann ich Klausuren- oder Abgabetermine verschieben?
  • Was davon lässt sich z.B. durch eine bessere Studienorganisation lösen?
  • Kenne ich alle Alternativen (Fachwechsel, Ausbildung, etc.)?
  • Habe ich schon alle Unterstützungsangebote ausgeschöpft?
  • Welche Perspektiven habe ich nach dem Abbruch?
  • Wie kann ich den Studienabbruch im Lebenslauf erklären?

Mehr Fragen? 66 Orientierungsfragen zum Studienabbruch

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Studienabbrecher: Was mache ich jetzt?

Ein Studiumabbruch ist nicht das Ende. Danach bleiben Ihnen noch zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie weitermachen können, ohne Ihre berufliche Laufbahn zu beeinträchtigen. Diese Chancen können Studienabbrecher jetzt nutzen:

  • Ausbildung

    Machen Sie eine Ausbildung und erlernen Sie Ihren Traumberuf ganz praktisch. Bewerben Sie sich direkt auf einen freien Ausbildungsplatz oder nutzen Sie spezielle Angebote für Studienabbrecher – zum Beispiel „Your turn“ (IHK Berlin), „Switch“ (IHK Bayern) oder Karriereprogramme der Handwerkskammern (HWK).

  • Quereinstieg

    Je nach Branche und Beruf ist ein Quereinstieg möglich. Der Fachkräftemangel sorgt aktuelle für mehr Nachfrage und gute Chancen, auch ohne Studienabschluss ins Berufsleben zu starten. Teilweise sind Vorbereitungskurse oder Umschulungen notwendig.

  • Selbstständigkeit

    Sie haben bereits eine Geschäftsidee und ein Geschäftsmodell? Dann können Sie sich selbstständig machen und ein eigenes Unternehmen gründen.

  • Duales Studium

    Wünschen Sie sich mehr Praxis und eine feste Ausbildungsvergütung, dann passt ein duales Studium besser. Darin lernen Sie nicht nur theoretisch, sondern haben auch Praxisphasen in Unternehmen – mit guten Chancen auf einen anschließenden unbefristeten Arbeitsvertrag!

Wichtig ist: Betrachten Sie den Studienabbruch nicht als Lebenskrise, sondern als Chance zur beruflichen Neuorientierung. Wachsen Sie an der Herausforderung und lernen Sie aus bisherigen Versäumnissen. Hauptsache, Sie gehen daraus gestärkt und erfolgreich hervor!

Jobs für Studienabbrecher

Viele Stellenangebote werben gezielt um Studienabbrecher und bieten gute Perspektiven für eine erfolgreiche Karriere im Job. Schauen Sie sich gleich in unserer Jobbörse um!

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Programme für Studienabbrecher

Der Übergang von Studium zu Ausbildung kann für Studienabbrecher eine Herausforderung sein. Falls Sie danach eine Ausbildung beginnen, sollten Sie sich bisherige Leistungen undedingt anrechnen lassen und so die Ausbildung verkürzen!

Zusätzlich gibt es Angebote und Projekte, die Ihnen den Schritt vom Studium in einen Ausbildungsberuf erleichtern – zum Beispiel:

  • Switch

    Switch ist eine Initiative der Stadt Aachen, die Studienabbrecher in den Arbeitsmarkt bringt und eine verkürzte Ausbildungsdauer ermöglicht. Bewerbungen sind das ganze Jahr über möglich – nach der Exmatrikulation, aber auch, wenn Sie noch eingeschrieben sind. Es folgen Eignungstests und Gespräche, um Studienabbrecher an Kooperationsunternehmen zu vermitteln.

  • Angebote für Studienaussteiger

    Die Handwerkskammern (HWK) und Industrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland bieten Hilfe bei der Berufsorientierung und Ausbildungswahl für Studienabbrecher. Je nach Region unterscheiden sich die Karriereprogramme – ein Beispiel ist „Your turn“ der IHK Berlin.

  • Queraufstieg

    Queraufstieg ist ein Beratungsnetzwerk für Studienabbrecher und Studienzweifler in Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen und Sachsen‑Anhalt. Die Berater unterstützen bei der Analyse von Stärken und der Suche nach einem neuen Karriereweg.


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