Was sind Brüche im Lebenslauf?
Brüche im Lebenslauf sind Auszeiten oder Ungereimtheiten in der Biografie, die Bewerber weniger zielorientiert und planvoll aussehen lassen. Das können Lücken im Lebenslauf von bis zu 3 Jahren sein, häufige Jobwechsel, Kündigungen oder Abbrüche – zum Beispiel von Studium oder Probezeit. Viele Bewerber empfinden einen Bruch im Lebenslauf als Stigma, als Knacks in der Stromlinie, den sie am liebsten verschweigen würden.
Typische Brüche im Lebenslauf sind:
- Studienabbruch
- Lange Zeit bis zum Berufseinstieg
- Auszeit wegen Krankheit
- Pflege von Angehörigen
- Häufige Berufswechsel (Jobhopping)
- Kündigung in der Probezeit
- Kurze Verweildauer im Job
- Umzug in eine andere Stadt
- Längere Arbeitslosigkeit
- Private Probleme (zum Beispiel Scheidung)
Warum sind Brüche im Lebenslauf ein Problem?
Ecken und Kanten in der beruflichen Laufbahn entsprechen nicht der Norm. Personaler assoziieren sie bei der Bewerbung mit fehlender Zielstrebigkeit oder Willenskraft, mangelnder Disziplin, Sprunghaftigkeit oder wenig Zuverlässigkeit.
Natürlich sind das nur Klischees. Falsch sind sie dazu. Brüche im Lebenslauf verraten vielleicht eine bewegte und außergewöhnliche Vita. Die Kandidaten müssen deswegen aber nicht weniger geeignet sein als Standard-Bewerber. Zwar fallen solche Lebenslauf-Individualisten und Karriere-Exoten hier und da durchs Raster. Damit berauben sich die Unternehmen und Arbeitgeber aber zugleich der Chance, auf mehr Vielfalt (siehe: Diversity) und kreativen Impulsen mit hohem Innovationspotenzial. Wer viel gesehen und erlebt hat, ist zudem oft widerstandsfähiger und lässt sich von Krisen so schnell nicht aus der Ruhe bringen.
Vorteile von Brüchen im Lebenslauf
Sie können es auch umgekehrt sehen. Menschen und Bewerber mit Brüchen im Lebenslauf dokumentieren damit gleichfalls:
- Flexibilität
- Breites Interesse
- Offenheit für Neues
- Lernfähigkeit
- Experimentierfreude
- Agilität
- Resilienz
Brüche im Lebenslauf erklären: Formulierungen
Lebensläufe, die nicht der Norm entsprechen, sogenannte Patchwork-Lebensläufe, sind heute keine Seltenheit und kein Makel mehr. Entscheidend ist allein, wie Sie mit Ihren Brüchen umgehen und diese bei der Bewerbung erklären. Die wichtigsten Tipps dazu:
Studienabbruch
Sie haben den falschen Studiengang gewählt und deshalb das Studium abgebrochen. Deshalb orientieren Sie sich nun neu und suchen den direkten Berufseinstieg. Zum Beispiel über eine Ausbildung. Alles kein Beinbruch. Das kommt vor. Wichtig ist jetzt, dass Sie im Anschreiben erklären (nicht rechtfertigen!), warum Sie sich bei der jetzigen Berufswahl ganz sicher sind. Kurz: Warum Sie demnächst nicht schon wieder wechseln werden…
Im Lebenslauf schreiben Sie dagegen einfach: „MM/JJJJ – MM/JJJJ: Studium der Arabistik“. Den Abbruch erwähnen Sie gar nicht erst. Einen Abschluss natürlich auch nicht.
Pandemie
Die Corona-Pandemie erschwert die Jobsuche enorm. In dieser Zeit arbeitslos zu werden oder nicht sofort einen neuen Job zu finden, ist daher kein persönliches Versagen und keine Schande. Die sogenannte „Corona-Lücke“ ist bekannt und wird toleriert. Benennen Sie dies als Ursache also ruhig. Wie für alle längeren Auszeiten gilt: Nutzen Sie die längere Suchzeit sinnvoll. Etwa, indem Sie Onlinekurse belegen und sich beruflich weiterbilden.
Im Lebenslauf beschreiben Sie die Phase nicht nur als „arbeitssuchend„, sondern konkret: „Arbeitssuchend durch Pandemie bedingten Stellenabbau“.
Berufseinstieg
Dauert der Jobeinstieg länger als geplant, nehmen einem das die wenigsten Personaler übel. Berufseinsteiger genießen eine verlängerte Schonfrist von bis zu einem halben Jahr, die sie allerdings mit ein paar Praxistagen oder Praktika sinnvoll füllen sollten. Sie sind eben wählerisch, was den ersten Job anbelangt – aber bitte niemals untätig! Schreiben Sie im Lebenslauf für die entsprechende Suchzeit: „MM/JJJJ – MM/JJJJ: Praktikum im Bereich XYZ“ oder „MM/JJJJ – MM/JJJJ: Weiterbildung zum ABC“.
Krankheit
Wer längere Zeit wegen einer schweren Krankheit ausfällt, muss das dem neuen Arbeitgeber nicht mitteilen. Privatsache! Es reicht, wenn Sie den Zeitraum eingrenzen und schreiben, was war, zum Beispiel „Auszeit aus gesundheitlichen Gründen“. Eine Formulierung im Lebenslauf könnte lauten: „Auszeit aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen vollständige Genesung und Einsatzbereitschaft“.
Noch besser ist, wenn Sie in der Zeit einen kranken Angehörigen gepflegt haben. Das spricht für hohes Verantwortungsbewusstsein. Gut wäre, wenn Sie für diese Zeit nachweisen können, dass Sie sich beruflich zumindest auf dem aktuellen Stand gehalten haben.
Arbeitslosigkeit
Wer bis zu drei Monate arbeitslos ist, muss das in der Bewerbung nicht einmal erwähnen oder im Lebenslauf verheimlichen. Die Umschreibung hierfür lautet „Berufliche Neuorientierung“ oder „Berufliche Umorientierung“. Das klingt besser als „arbeitslos“ – schließlich suchen Sie ja weiter und bewerben sich auch gerade. Problematisch wird es erst, wenn die Arbeitslosigkeit länger als ein halbes Jahr oder 12 Monate dauert. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Sie nicht nur Bewerbungen geschrieben, sondern sich irgendwie weitergebildet und ein berufliches Ziel verfolgt haben. Dann lässt sich das immer mit der geringen Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt erklären.
Kündigung
Kündigungen gehören zum Berufsleben dazu. Erklärungsbedürftig werden diese nur bei einer Kündigung durch den Arbeitgeber. Erklären sollten Sie dann möglichst solche Hintergründe, die nicht in Ihrem Verhalten oder in Ihrer Arbeitsweise zu finden sind. Also zum Beispiel eine Insolvenz des Arbeitgebers, einen privat bedingten Umzug in eine andere Stadt oder aktuell den Stellenabbau wegen Corona.
Brüche im Lebenslauf erklären: Generelle Tipps
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Einstellung ändern
Der wichtigste Schritt beginnt vor der Bewerbung: Ändern Sie Ihre Haltung! Sehen Sie den Bruch im Lebenslauf nicht als etwas Negatives oder als etwas, das Ihnen den Karriereweg verbaut. Filtern Sie das Positive heraus, was Sie aus dieser Zeit gelernt haben. Für Personaler ist es vor allem interessant zu sehen, wie Sie mit Schwächen umgehen.
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Ehrlich bleiben
Versuchen Sie nicht Lücken zu verschleiern. Personaler erkennen das sofort. Wer beispielsweise nur die Jahreszahlen statt der Monate angibt, macht sich verdächtig. Auch sollten Sie nichts erfinden – Sprachkurse, Fortbildungen oder Auslandsaufenthalte, die es nicht gab. Fliegt der Bluff auf, droht eine Kündigung. Die Reputation ist ebenfalls ruiniert.
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Entwicklung betonen
Wer im Vorstellungsgespräch auf den Bruch angesprochen wird, sollte nicht versuchen, vom Thema abzulenken. Das weckt nur den Verdacht, Sie hätten etwas zu verbergen. Überlegen Sie sich im Voraus eine schlüssige Erklärung. Aber nur eine kurze. Ins Detail müssen Sie nicht gehen. Das kann sogar schädlich sein, weil es nach schlechtem Gewissen klingt. Betonen Sie lieber die positiven Aspekte, beispielsweise Ihre neue Motivation und Entschlossenheit.
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Verbindung schaffen
Wichtig ist es, dass Sie zeigen, was Sie aus dieser Zeit für sich mitgenommen, was Sie gelernt haben. Denn so erweitern die Erfahrungen und Brüche Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen. Sie beweisen, dass Sie Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben. Noch überzeugender wirkt, wenn Sie erklären, warum die Erfahrungen Ihnen helfen, den angestrebten Job zu meistern.
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Mehr Mut zur Lücke: Bruch oder Brücke?
Sehen wir uns die Sache genauer an: Digitalisierung, neue Berufsbilder und der Fachkräftemangel erleichtern heute den Wechsel zwischen verschiedenen Branchen und Berufen. Die sogenannte Kaminkarriere – also der stetige Aufstieg bei einem Arbeitgeber – ist längst ein Auslaufmodell. Arbeitnehmer wechseln heute schneller die Jobs, ebenso ihre Profession. Mal sind sie angestellt, mal selbstständig oder projektweise beschäftigt.
Schon umgangssprachlich wird Karriere „gemacht“ und nicht von langer Hand „geplant“. Neben Talent, Leistung und Entschlossenheit gehört oft eine gute Portion Glück zu einer erfolgreichen Biografie. Aber Glück lässt sich ebenso wenig planen wie ein Sechser mit Zusatzzahl.
Ein zu starrer Lebenslauf kann blind machen
Ein Karriereplan ist zwar nützlich zur Orientierung. Es spricht überhaupt nichts dagegen, sich grundsätzlich zu überlegen, wo man in den nächsten drei bis fünf Jahren beruflich stehen will, wie man dorthin kommt und vor allem, was man dort für sich und das Unternehmen erreichen möchte. Das ist eine gute Sache, eine sehr gute sogar. Denn sie verschafft einem Klarheit. Ein zu starrer Plan kann aber auch blind machen.
Wer krampfhaft auf die Erfüllung seines Plans stiert, übersieht höchstwahrscheinlich all die Chancen, die sich abseits des Weges auftun. Und gerade diese Gelegenheiten sind es, die Traumkarrieren hervorgebracht haben. Auch wenn mancher Top-Manager im Nachhinein dazu neigt, seinen Aufstieg als von langer Hand geplant darzustellen.
Tatsächlich sind Karrierepfade oft weit verzweigt. Sie haben Ecken, Kanten und Macken. Und sie verlaufen nicht selten auf Irr- und Umwegen. Sich frühzeitig festzulegen, hieße mit Scheuklappen durchs Leben zu rennen. Umgekehrt riskieren Sie mit einem zu detaillierten Plan, der dieses Manko beheben soll, sich unterwegs im selbstgeschaffenen Labyrinth gewaltig zu verirren. Dann sind Sie zwar unterwegs, biegen ständig ab – kommen aber nirgendwo mehr an.
Dein eigenes Ziel solltest du in Beton gießen; den Weg dorthin aber in Sand schreiben.
Prominente Lebenslauf-Brüche: Geschichten vom Scheitern
Niederlagen und Misserfolge sind Teil des Weges, der zum persönlichen Erfolg führt. Es fällt Ihnen schwer, das zu glauben? Wir haben einige Beispiele für Sie:
- Henry Ford gründete erst im dritten Anlauf die Ford Motor Company.
- Abraham Lincoln verlor sieben Wahlkämpfe, bevor er es zum Präsidenten schaffte.
- Astrid Lindgren fand für Pippi Langstrumpf zu Beginn keine Verleger.
- Orson Welles fand für Citizen Kane zunächst keine Geldgeber.
- Steve Jobs brach sein Studium ab, gründete Apple und wurde aus seinem eigenen Unternehmen gefeuert.
- Thomas Alva Edison probierte 9000 Glühfäden aus, bevor er einen fand, der dauerhaft leuchtete.