Jobhopping: Ab wann werden Wechsel zum Hopping?
Jobwechsel sind eine Normalität und gehören zum Verlauf jeder Karriere und Laufbahn. Oft werden sie sogar von Experten empfohlen, weil sie die Karriere voranbringen und ein wichtiger Schritt zum Erfolg sein können.
Ist von Jobhopping die Rede, wirkt das weniger positiv. Schon der Begriff „Jobhopping“ ist negativ konnotiert. Wechsel sind schön und gut. Aber Hopping? Das klingt bindungsunwillig, unstet, sprunghaft. So jemand sucht nicht den Beruf zur Berufung, sondern ganz opportun einen Job, der im Moment einen Zweck erfüllt.
Job- oder Arbeitgeberwechsel? Ein Unterschied!
Allerdings muss man beim Jobhopping zwischen zwei Formen unterscheiden:
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Jobwechsel
Wer innerhalb eines Unternehmens die Abteilung wechselt oder in eine andere Hierarchiestufe aufsteigt, wechselt zwar den Job. Das wird aber nie als Jobhopping gewertet, sondern als innerbetriebliche Weiterentwicklung, die von vielen Unternehmen gewollt und gefördert wird.
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Arbeitgeberwechsel
Dabei handelt es sich um externe Wechsel, oft verbunden mit Ortswechseln oder Positionswechseln. Mit ihnen muss nicht automatisch ein Aufstieg verbunden sein – siehe: Downshifting. Zahlreiche Quereinsteiger kommen so zu einer ganz neuen Profession.
Arbeitgeberwechsel alle drei bis fünf Jahre gelten – je nach Alter und Position – auch nicht als Jobhopping. Im Gegenteil: Gelegentliche Tapetenwechsel erweitern den Horizont und sorgen für frische Erfahrungen.
Alles, was darunter liegt – ein Wechsel schon nach einem oder zwei Jahren -, kann aber zum Problem werden. Jobhopping wird auch das erst genannt, sobald die kurzfristigen Engagements und beruflichen Zwischenspiele regelmäßig im Lebenslauf auftauchen. Genaue Grenzwerte gibt es nicht. Die Einschätzung kann von Personaler zu Personaler variieren, ebenso von Branche zu Branche.
Warum haben Jobhopper ein schlechtes Image?
Häufige Jobwechsel sind in saisonabhängigen oder projektbasierten Jobs Gang und Gäbe. Die irritieren keinen Arbeitgeber. Es sei denn, Sie wechseln Ihre Stelle alle zwei bis drei Monate und halten es bei keinem Arbeitgeber länger als ein halbes Jahr aus.
Kurze Gastspiele wirken aus einem anderen Grund verdächtig und lassen Personaler misstrauisch werden (wenn Sie es überhaupt durch die Vorauswahl schaffen): Dahinter steckt eine Faustregel für die Wirksamkeit und den Mehrwert von Mitarbeitern.
- Im ersten Jahr muss sich der Mitarbeiter einleben, die Organisation kennenlernen, seine Rolle definieren, Abläufe verinnerlichen, die Kultur inhalieren. Die Hälfte dieser Phase ist ohnehin Probezeit.
- Im zweiten Jahr ist der neue Kollege angekommen, hat seinen festen Platz im Team und bringt sich mit seinen Talenten und Kompetenzen voll ein. Kurz: Er macht seinen Job und stößt idealerweise schon eigene Projekte an oder bringt Verbesserungsvorschläge ein.
- Im dritten Jahr ist soviel Routine, sozialer Rückhalt und Status vorhanden, dass die wirklichen Leistungsträger spätestens jetzt über sich hinaus wachsen. Sie führen ihre Projekte nun zum Erfolg. Dieses Jahr ist entscheidend, um Spuren im Unternehmen zu hinterlassen, etwas zu bewirken und operativ nachzuweisen, dass dieser Erfolg maßgeblich mit den eigenen Leistungen und nicht mit denen des Vorgängers verbunden ist.
Natürlich ist das eine verkürzte Idealkarriere. Aus den drei Jahren können ebenso gut fünf Jahre und mehrere Projekte werden. Die Erfahrung lehrt aber, dass den wenigsten Neuankömmlingen binnen zwei Jahren oder weniger ein nennenswerter eigener Projekterfolg gelingt. Der aber ist entscheidend für eine spätere Bewerbung.
Berufseinsteiger wechseln öfter
Je jünger Kandidaten sind, desto eher werden ihnen häufige Wechsel verziehen – man spricht ihnen eine erste Orientierungsphase zu. Das spiegelt sich auch in Statistiken, wie sie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ermittelt. Danach tauschen junge Menschen öfter den Arbeitgeber: Rein rechnerisch treten 15- bis 24-jährige Arbeitnehmer alle zwei Jahre eine neue Stelle an. Zum Vergleich: Bei den über 50-Jährigen passiert das im Schnitt nur alle sechs Jahre.
Auch die Bildung spielt eine Rolle: Bei den Hochqualifizierten, insbesondere den Hochschulabsolventen liegt die Wechselwahrscheinlichkeit um ein Drittel höher als bei Arbeitnehmern mit einer Berufsausbildung. Bemerkenswert daran: Männer weisen stets die höhere Fluktuationsrate auf als Frauen – selbst bei gleicher Qualifikation.
Ist Jobhopping ein Problem bei der Bewerbung?
Zu viele Brüche im Lebenslauf machen sich nicht gut bei potenziellen Arbeitgebern. Viele Personaler sehen in häufigen Stationen ein Indiz für fehlende Zuverlässigkeit oder unzureichende Leistungen, durch die die Wechsel nötig wurden. Daher werden solche Bewerbungen oft schnell aussortiert.
Das ist Bewerbern gegenüber zwar nicht fair. Die Beweggründe auf Unternehmensseite sind aber nachvollziehbar: Wer will sich jemanden ins Boot holen, der bisher wenig Beharrlichkeit und Loyalität, wenig Erfolge und Leistungen oder eine fehlende berufliche Orientierung bewiesen hat?
Was tun, wenn Sie aussehen wie ein Jobhopper?
Zumindest den letzten Punkt – fehlende Orientierung – können Sie ausräumen, wenn Sie in Ihrem tabellarischen Lebenslauf einen roten Faden zwischen den verschiedenen Stationen sichtbar machen. Das gelingt beispielsweise durch die Formulierung in Ihren Tätigkeitsbeschreibungen. Wiederholen Sie wichtige Schlagworte in den Positionen und zeigen Sie so, dass es eine Konstante gibt.
Im zweiten Schritt müssen Sie die Vita noch stärker fokussieren. Hier die Tipps dazu:
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Zusammenfassen
Sammeln Sie ähnliche Stellen und Projekte als Liste und fassen Sie diese in einem größeren Zeitraum zusammen. So steht in der linken Spalte des Lebenslaufs nur ein Zeitraum. Rechts haben Sie jetzt die Option, die verschiedenen Projekte mit Stichpunkten zu erklären. Zumindest optisch schaffen Sie so im Lebenslauf-Layout mehr Kontinuität.
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Weglassen
Der Lebenslauf muss lückenlos sein, ja. Jobs unter zwei bis drei Monaten dürfen Sie aber weglassen. Diese Frist räumen einem Arbeitgeber immer bei der Jobsuche ein. Führungskräften sogar noch mehr.
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Hervorheben
Nutzen Sie das Layout der Bewerbung geschickt: Mit Fettschrift und optischen Hervorhebungen können Sie die Aufmerksamkeit der Personaler lenken: weg vom Jobhopping, hin zu relevanten Qualifikationen und Erfahrungen, die für Ihre Eignung sprechen. Auch Schriftarten und -größen können den Effekt verstärken.
Was wir nicht empfehlen, ist, die Monatsangaben bei den verschiedenen Stationen wegzulassen und so deren Dauer zu verschleiern. Der angebliche Trick ist so bekannt wie Zitronenwasser als unsichtbare Tinte. Mehr noch: Weil ihn ALLE Personaler längst kennen, weckt er erst recht schlafende Hunde. Und fünf oder mehr Einträge mit der gleichen Jahreszahl sehen auch nicht wirklich stetiger aus.
Tipps für Jobhopping im Anschreiben und Lebenslauf
Der tabellarische Lebenslauf ist der EINE Teil der Bewerbung. Das Anschreiben sollten Sie ebenfalls nutzen, um die zahlreichen Jobwechsel zu erklären. Erklären – nie rechtfertigen! Auch wenn Sie sich nach einer Kündigung bewerben senkt der Rechtfertigungs-Reflex Ihre Bewerbungschancen.
Gibt es in Ihrem Werdegang erklärungsbedürftige Stationen, ist das Bewerbungsschreiben der richtige Ort für eine kurze (!) Erläuterung. Aber nie mehr als 3-4 Zeilen schreiben. Darunter fallen zum Beispiel:
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Kündigung
Ist eine Kündigung deutlich in Lebenslauf oder Arbeitszeugnis erkennbar, sollten Sie kurz auf die Kündigungsgründe eingehen. Idealerweise haben die nichts mit Ihnen zu tun – wie bei der betriebsbedingten Kündigung. Schuldzuweisungen sind natürlich tabu.
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Gastspiele
Bei mehreren kurzen Jobs hintereinander ist die Personalerfrage danach garantiert. Kommen Sie dieser mit einer guten Begründung zuvor. Zum Beispiel: berufliche Neuorientierung, bisher falsche Auswahlkriterien, häufige Insolvenz (bei Startups)… Schreiben Sie aber dazu, warum das jetzt anders ist.
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Branchenwechsel
Haben Sie sogar mehrfach die Branche gewechselt, braucht auch dieses Phänomen eine Erklärung. Das sieht stark nach längerer Orientierungsphase und Berufswahl aus. Halten Sie sich daran aber wieder nicht zu lange auf. Wichtiger ist, dass Sie jetzt klar sehen und sich bewusst und zielstrebig „hin zu“ diesem Arbeitgeber bewerben.
Generell gilt: Keine Vorwärtsverteidigung! Beantworten Sie keine Fragen, die sich nicht aus Ihrem Lebenslauf ergeben und die Ihnen (noch) niemand stellt. Vielleicht wollen Sie erklären, warum Ihr letzter Chef Sie gefeuert hat. Nachvollziehbar. Wenn die Kündigung aber nicht erkennbar ist, wirkt der Hinweis negativ. Zudem können Sie zu einem gewissen Grad steuern, welche Themen im Lebenslauf sichtbar werden, indem Sie etwa bei den Arbeitszeugnissen und Nachweisen auswählen und nur relevante Dokumente in die Anlagen stecken.
Jobhopper im Vorstellungsgespräch: Prüfung und Chance
Schaffen Sie es mit der Bewerbung ins Vorstellungsgespräch, haben Sie die erste große Hürde überwunden. Entspannt zurücklehnen, können Sie sich trotzdem nicht. In der Regel werden Ihre häufigen Jobwechsel hier nochmal eine Rolle spielen. Gute Begründungen in Anschreiben und Lebenslauf reduzieren zwar die Gefahr von Nachfragen. Ganz ausschließen lassen sie sich aber nicht.
Ganz wichtig: Alle Aussagen im persönlichen Gespräch müssen sich auf jeden Fall mit denen der schriftlichen Bewerbung decken und Personaler überzeugen. Widersprüche machen Sie unglaubwürdig und führen meist zur Bewerbungsabsage.
Konstruktive Ehrlichkeit gewinnt
Wir empfehlen bei bisherigem Jobhopping ohnehin eine andere Strategie – dieselbe wie bei Schwächen im Vorstellungsgespräch: Stehen Sie ehrlich zu Ihrem bislang (!) unsteten Lebenslauf und machen Sie deutlich, was Sie aus den verschiedenen Stationen gelernt haben – und dass Sie dies nun im Unternehmen langfristig (!) einbringen wollen. Kurz: Gehen Sie konstruktiv mit potenziellen Defiziten um und beweisen Sie Selbstreflexion gepaart mit Selbstbewusstsein.
Oft wird ein Mangel erst dann dazu, wenn SIE ihn dazu machen. Je offener und souveräner Sie damit umgehen und sich in der Vorstellungsgespräch Vorbereitung kluge Antworten überlegen, desto überzeugender werden Sie sich dort präsentieren.
Jobhopping – die Vorteile und Nachteile vieler Wechsel
Sie müssen ohnehin nicht bei jedem Arbeitgeberwechsel befürchten, in Zukunft als Jobhopper abgestempelt zu werden, solange Sie es mit der Wechselmotivation nicht übertreiben. Sollten Sie sich selbst als Jobhopper einordnen oder das Gefühl haben, von Arbeitgebern in diese Kategorie gesteckt zu werden: Hier ein paar Nachteile, aber auch Vorteile des Jobhoppings.
Nachteile und Risiken durch Jobhopping
- Wechsel werden erklärungsbedürftiger
Ein paar Wechsel lassen sich noch gut erklären und verkaufen. Zum Beispiel wenn die Stationen Sie vorangebracht und zu neuen Kompetenzen geführt haben. Irgendwann kippt das aber, und es wird schwieriger, gute Gründe glaubhaft anzuführen. - Beförderungen bleiben aus
Beförderungen sind ein indirektes Lob für Leistungsträger und Potenziale, die Arbeitgeber in einem erkennen. Sie machen sich immer gut im Lebenslauf. Wer vorzeitig wechselt, nimmt sich diese Chance – und bleibt womöglich auf einem beruflichen Niveau. Wer wenigstens ein paar Stufen auf der Karriereleiter empor steigt, relativiert das Jobhopping. - Ziele werden nicht erreicht
Kurzfristige Ziele sind gut. Doch sollten Sie zugleich auch langfristige Ziele verfolgen. Beim Jobhopping ist es allerdings nahezu unmöglich, diese zu erreichen. Die Zeitspanne ist zu kurz. Vorher folgt schon der nächste Arbeitgeberwechsel. Auf diese Weise erreichen Sie weniger und laufen nur kleinen Zielen hinterher.
Vorteile: Das spricht für Jobhopper
Der schlechte Ruf von Jobhoppern ist vielfach falsch und unbegründet. So existieren neben vielen Vorurteilen auch ein paar veritable Vorteile des Jobhoppings.
- Breites Wissen
Lange Betriebszugehörigkeit beweist Loyalität. Sie kann aber auch zu Betriebsblindheit und Tunnelblick führen. Jobhopper bringen das Know-how aus unterschiedlichen Anstellungen mit – eine enorme Problemlösungskompetenz. - Hohe Anpassungsfähigkeit
Von wegen „Jobhopper können sich nicht einfügen“ – das Gegenteil ist oft der Fall: Sie sind flexibel und anpassungsfähig. Diese Stärke wirkt sich positiv auf das Betriebsklima aus, weil die Jobhopper so Vielfalt harmonisieren können. Obendrein sind sie oft schnelle Lerner, das macht sie früher produktiv. - Starke Fokussierung
Jobhoppern wird gerne unterstellt, sie würden von einem Job zum anderen wechseln, weil sie nicht wissen, was sie wollen. Die Ursache des Wechselwunsches ist aber gerade das: Sie haben genaue Erwartungen an einen Arbeitsplatz – finden den aber (noch) nicht. Jobhopping hat danach nichts mit Inkonsequenz oder fehlendem Antrieb zu tun. Es ist lediglich eine andere Form der Persönlichkeitsentwicklung. - Konsequente Umsetzung
Jobhopper verfügen über eine starke Macher-Mentalität. Sie reden nicht nur davon, ein Ziel zu verfolgen, sondern werden aktiv. In ihrem Fall durch einen Jobwechsel. Die Attitüde nutzt aber auch im Job. Mit derselben Einstellung gehen sie ihre Arbeit an. Für Arbeitgeber haben solche Mitarbeiter großen Wert. Wo andere noch Ausreden suchen, haben Jobhopper schon mit der Umsetzung begonnen. - Aktive Veränderung
Viele Jobhopper haben eine Gemeinsamkeit: Sie fühlen sich in einem stagnierenden Umfeld unwohl. Oder positiv formuliert: Sie suchen nach Innovation und Fortschritt – und bringen diesen auch mit. Während andere Change Prozesse skeptisch sehen und sich an bewährte Abläufe klammern, sehen Jobhopper in Veränderungen viele Chancen zur Verbesserung. Durch ihre Erfahrungen (siehe oben) werden sie dabei zu wertvollen Verbündeten und Unterstützern.