Vorstellungsgespräch Körperhaltung: Lest die Signale!

Wir sagen nicht immer, was wir denken. Aber unsere Körpersprache verrät, was wir fühlen. Selbst wenn wir schweigen, redet unser Körper noch. Dessen Aussagekraft ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere im Vorstellungsgespräch hängt die Wirkung der Selbstpräsentation enorm von der Mimik und Gestik, also den Gesichtszügen, der Körperhaltung und den Bewegungen ab. Sie können Sympathie wecken – oder das Gegenteil. Wir zeigen Ihnen hier, worauf Sie bei der Vorstellungsgespräch-Körpersprache achten müssen, was Sie damit (unwissentlich) signalisieren und wie Sie den ersten Eindruck optimieren können…

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Worauf Personaler bei der Körpersprache achten

Der erste Eindruck prägt ein Gespräch entscheidend. Die Körpersprache im Vorstellungsgespräch spielt dabei eine entscheidende Rolle. Erst wenn die nonverbalen Signale zu den Aussagen und dem restlichen Bild des Bewerbers passen, entsteht ein stimmiges Bild und damit Glaubwürdigkeit und Authentizität, die bei der Bewerbung eine entscheidende Rolle spielt.

Begrüßung, Kleidung, Mimik, Gestik, Körperhaltung – all das verrät Personalverantwortlichen viel über den oder die Bewerber(in). Es kann eine Chance sein, Sympathien zu gewinnen, von Beginn an zu überzeugen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Oder auch nicht.

Diese 8 Gesten fallen Personalern regelmäßig negativ auf

In Umfragen nennen Personaler immer wieder dieselben Verhaltensweisen, Körperhaltungen oder Gesten, die ihnen dabei negativ auffallen und Bewerber ins Aus katapultieren können. Allerdings nur, wenn diese „massiv“ auftreten. Also keine Panik: Nur weil ein Kandidat oder eine Bewerberin mal nervös zappelt, an den Fingern nestelt oder verlegen in den Haaren fummelt, fällt keiner gleich in Ungnade. Das ist normale Nervosität – und völlig legitim. Die Dosis macht das Gift.

Was Personaler jedoch regelmäßig bemängeln:

  • Fehlender Blickkontakt
  • Kein Lächeln
  • Zappeln, fummeln, nesteln
  • Schlaffe Körperhaltung
  • Schlaffer Händedruck
  • Arme verschränken
  • Mit den Haaren spielen
  • Mit den Händen fuchteln
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Kleidung im Vorstellungsgespräch

Auch die Kleidung im Vorstellungsgespräch zählt gewissermaßen zur Körpersprache und prägt ebenfalls den ersten Eindruck entscheidend mit. Es stimmt schon: Kleider machen Leute. Das Outfit kann viel über Ihr Selbstbewusstsein aussagen, über Ihre Persönlichkeit und den Anspruch auf den Job.

Die Faustregel dazu lautet: Kleiden Sie sich stets für den Job, den Sie wollen – nicht für den, den Sie schon haben oder gerade nicht haben. Wie wir uns kleiden, sagt etwas darüber aus, wie wir uns selbst wahrnehmen. Aber auch, wie wir wahrgenommen werden wollen (Fachjargon: „Dress for success“).Fakt ist:

  • In formeller Kleidung werden Sie ernster genommen, strahlen mehr Seriosität und Kompetenz aus. Das Ergebnis sind Vorschusslorbeeren – noch bevor Sie Gelegenheit hatten, sich inhaltlich zu präsentieren.
  • An der Kleidung im Vorstellungsgespräch erkennt der Personaler, ob Sie zum Unternehmen passen. Ihre Kleidung repräsentiert nicht nur Sie, sondern – indirekt – auch Ihre spätere Tätigkeit und wie Sie das Unternehmen repräsentieren. Wer beispielsweise viel Kundenkontakt haben wird, ist zugleich Aushängeschild der Firma.

Als Grundregeln und erste Tipps fürs Vorstellungsgespräch können Sie sich daher merken:

  • Die richtige Kleidung sollte stets gepflegt und sauber sein.
  • Ihre Kleidung sollte zu Ihrem Typ passen. Verkleiden Sie sich nicht.
  • Die Garderobe sollte zudem zur ausgeschriebenen Stelle passen.
  • Achten Sie auf harmonisch abgestimmte Farben. Sie wirken so sympathischer und kommunikativer.

Ein Wohlfühl-Outfit hilft zwar, Stress und Nervosität abzubauen. Wählen Sie aber eine zu legere oder zu sportliche Garderobe, wirken Sie schnell unseriös und unprofessionell.

So gefährlich wirkt der Horn-Effekt

Der sogenannte Horn-Effekt beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem eine einzige negative Eigenschaft viele positive überstrahlt. Manchmal reicht dazu schon ein einziges falsches Wort, ein feuchter Händedruck oder Mundgeruch. Irgendwas, das dem Personaler übel aufstößt – schon kippt die ganze Bewerbung. Jede Aussage wird dann auf die Goldwaage gelegt und anders aufgenommen als sie der Kandidat meint. Ein Wahrnehmungsfehler zwar – aber mit verheerender Wirkung.

Dabei wirkt die einzelne negative Eigenschaft so dominant, dass sie alles andere vergessen macht. Typisch etwa: Körpergeruch. Wenn jemand ungepflegt (oder nach Schweiß) riecht, kann die Person das Schlauste sagen, was sie will. Der Duft überstrahlt alles. Und alles bleibt unangenehm. Keine Chance mehr. Das Vorstellungsgespräch ist gelaufen.

Achten Sie daher darauf, solche vermeidbaren Makel schon im Vorfeld auszuschließen. Gegen Körpergeruch helfen Duschen, Deo und frische Wäsche, gegen Mundgeruch Zähneputzen und Kaugummi. Nicht selten sind es solche Nebensächlichkeiten, die den Ausschlag geben. Ja, das ist nicht fair. Vielleicht sogar oberflächlich. Aber ändern lässt es sich trotzdem nicht. Die Psychologie-Effekte sind zu tief in uns verwurzelt. Auch in Personalentscheidern.

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Tipps für die Körpersprache im Vorstellungsgespräch

Tatsächlich scheitern die meisten Kandidaten im Vorstellungsgespräch nicht an fachlichen Qualifikationen. Die sind längst durch den Lebenslauf und die Vorauswahl verifiziert. Den Test haben sie schon bestanden, sonst wären die Bewerber gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden.

Im Gespräch erleiden die Kandidaten vielmehr Schiffbruch aufgrund ihrer Soft Skills und den nonverbalen Signalen. Diese geben dem Personaler das Gefühl, der Betreffende passt vielleicht doch nicht ins Team. Worauf kommt es dabei konkret an? Ausschlaggebend sind hierbei vor allem drei wichtige Phasen im Bewerbungsgespräch….

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3 entscheidende Phasen im Vorstellungsgespräch

1. Begrüßung

Betreten Sie bitte nie den Raum, während Sie sich noch die Bluse zurecht zupfen oder die Krawatte richten. Rennen Sie auch nicht mit ausgestreckter Hand auf den Personaler zu. Unhöflich! Sorgen Sie beim ersten Auftritt besser für eine gewisse Körperspannung – aufrechter Stand, Schultern breit und gerade, Lächeln. Gehen Sie auf den oder die Interviewer zu und warten Sie bis man Ihnen die Hand reicht. Anschließend legen Sie dem Personaler bitte keinen toten Fisch in die Handflächen. Ein kurzer, fester Händedruck reicht. Immer mit Blickkontakt.

Der perfekte Händedruck

Laut Wissenschaftlern der Universität von Iowa kann schon der Händedruck den Ausgang des Jobinterviews prägen. Ein professioneller Handschlag dauert gerade mal drei bis fünf Sekunden – und sagt so viel über Selbstbewusstsein, Souveränität und Selbstwertgefühl eines Kandidaten. So geht es richtig:

  • Stehen Sie zur Begrüßung auf.
  • Stellen Sie sich mit Namen vor.
  • Im Business reicht stets der Ranghöchste die Hand zuerst.
  • Halten Sie Blickkontakt.
  • Hände nicht schütteln, sondern kräftig drücken.
  • Nicht länger als 5 Sekunden drücken.

2. Platznehmen

Auch der Teil ist nicht zu unterschätzen. Setzen Sie sich bitte erst auf den Stuhl, wenn man Ihnen diesen anbietet. Außerdem nie in den Stuhl lümmeln, die Arme verschränken und Beine lässig übereinander schlagen oder nervös damit wippen. Tabu sind auch: die Arme hinter dem Kopf verschränken oder Pseudo-Denkerposen wie mit Daumen und Zeigefinger um Wange und Kinn reiben. All das lässt Sie entweder arrogant, desinteressiert, unsouverän, reserviert oder manierlos erscheinen.

Richtig ist: Setzen Sie sich aufrecht (= Aufrichtigkeit) hin. Nehmen Sie dabei die gesamte Sitzfläche ein (nicht nur auf die Sitzkante setzen), die Beine nebeneinander, die Arme und Hände locker im Schoß, der Körper leicht vorgelehnt (signalisiert Engagement und Interesse). Ihre Sitzhaltung sollte sich überdies im Verlauf des Gesprächs der Ihres Gesprächspartners anpassen. Profis sprechen in dem Zusammenhang auch vom „Spiegeln der Körpersprache“ (siehe: Chamäleon Effekt), um Vertrauen und Sympathie herzustellen.

Mimik und Blickkontakt

In vermeintlich beiläufigen Posen und Bewegungen sollte einem die Mimik nicht entgleisen. Sonst wirkt der Rest schnell wie eine Maske. Also unauthentisch. Gerade der Blickkontakt und das Lächeln sind wichtige Faktoren der Körpersprache und nonverbalen Kommunikation. Wer den Blickkontakt hält, signalisiert Interesse und Aufgeschlossenheit. Das Lächeln wiederum ist der perfekte Eisbrecher und strahlt Sympathie aus. Die wird allein dadurch meist schon erwidert. Also ein echter psychologischer Trick.

Faustregel für den perfekten Blickkontakt: mindestens eine Sekunde halten, aber nie länger als drei Sekunden. Auch wenn Sie reden und es mit mehreren Interviewer zu tun haben, sollten Sie immer wieder den Blickkontakt zu allen (reihum) suchen und kurz halten. Wenden Sie beim Reden auch Ihren Körper stets dem (jeweiligen) Gesprächspartner zu. Nicken Sie, wenn der etwas sagt und lassen Sie Ihren Gesprächspartner immer (!) ausreden. Nie ins Wort fallen! Das unterstreicht Ihre Verbindlichkeit und erzeugt auch eine Art Bindung. Nebenbei erhalten Sie sich so die maximale Aufmerksamkeit Ihrer Gesprächspartner.

3. Gesprächshaltung

Nun beginnt das eigentliche Bewerbungsgespräch. Es werden Fragen gestellt. Sie beginnen zu reden – und Ihr Körper tut das auch. Ihre Körperhaltung und Körpersprache ist jetzt das zweite Aushängeschild Ihrer Eignung. Viele, und vor allem hektische Mikro-Gesten, wie Nase kratzen, durch die Haare streichen, an den Ringen spielen, können den Gesamteindruck entwerten. Tatsächlich werden solche Kleinigkeiten immer registriert. Vielleicht nicht immer bewusst. Aber das macht es eher noch schlimmer: So prägen sie unterschwellig ein Bild, auf das Sie mit klugen Antworten kaum noch Einfluss nehmen können.

Behalten Sie stets eine offene Körperhaltung. Machen Sie möglichst ruhige und nicht zu ausladende Gesten. Am besten mit nur einer Hand, seltener mit beiden Händen. Und bitte kein Handspiel mit dem Ring oder Ringfinger. Das beweist nur Unsicherheit und wenig Stressresistenz. Wenn Ihre Hände im Schoß liegen, sollten die Handflächen nach oben zeigen. Das signalisiert Offenheit (Motto: „Ich habe nichts zu verbergen“).

Körpersprache interpretieren: Handgesten entschlüsselt

Körpersprache Interpretation
Verschränkte Arme Signalisiert Verschlossenheit und Distanz, teils auch Unsicherheit und Ablehnung
Mit Fingern trommeln Wirkt nervös bis ungeduldig, kann als Provokation gedeutet werden
Mit Fingern herumspielen Offenbart Nervosität oder Langeweile und Desinteresse
Mit Finger ins Gesicht fassen Deutet auf Irritation und Unsicherheit hin, kann auch eine Lüge verraten
Auf die Uhr schauen Signalisiert Langeweile, Desinteresse (am Job) und Ablehnung
An den Hals fassen Verrät Zweifel und Unwohlsein, Situation oder Frage ist unangenehm
Am Kopf kratzen Zeigt Ratlosigkeit oder Verzweiflung, die gute Antwort fehlt
Hand vor den Mund halten Deutet eine unangenehme Aussage an, oder: Gesagtes würde gerne zurückgenommen werden
Händerreiben Wird als arrogant und Selbstzufriedenheit ausgelegt, wirkt unsympathisch
Merkelraute
(Spitzdach der Hände)
Zeigt Selbstsicherheit an, unter Umständen auch Abwehr von Kritik
Versteckte Hände Wird als mangelnde Ehrlichkeit interpretiert
Gegenstände vor den Körper halten
(Tasche, Ordner, Mappe)
Verrät Unwohlsein und Unsicherheit, gilt als Schutzgeste
Kopf auf Hände stützen Deutet Erschöpfung und Müdigkeit an

TIPP: Vorsicht mit Territorialverletzungen

Besondere Vorsicht ist am Schreibtisch geboten: Falls Sie dem Personaler direkt gegenübersitzen und Ihre Unterlagen dort ausbreiten wollen oder sollen, beanspruchen Sie dabei bitte so wenig Platz wie möglich. Sie verletzen sonst subtil sein Territorium – das kostet Sympathiepunkte.

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Sonderfall: Körpersprache am Telefon

In jüngster Zeit nehmen Vorstellungsgespräche am Telefon (Telefoninterview) oder per Video (zum Beispiel per Zoom, Teams, Skype oder GoogleMeet) deutlich zu. Auch hierbei gibt – so paradox es klingt – es eine (hörbare) Körpersprache. Tatsächlich kann Ihr Gesprächspartner durch den Telefonhörer „sehen“: Ihre Körperhaltung und Körperspannung wirkt sich auf die Stimme aus und wird dadurch transparent. Lächeln zum Beispiel kann man hören. Ebenso Ihre geistige Präsenz, ob Sie stehen, sitzen oder irgendwo auf der Couch rumliegen und -lümmeln.

Wenn Sie also ein Vorstellungsgespräch am Telefon haben, setzen Sie sich dazu bitte aufrecht auf einen Stuhl oder stehen Sie dazu auf (aber nicht durch den Raum laufen). Das Risiko ist sonst zu groß, dass Sie durch eine zu laxe Körperhaltung eine zu lockere Sprache wählen. Souveränität kommt gut an, allzu forsche Lässigkeit weniger. Achten Sie auf eine deutliche und selbstbewusste Sprechweise. Atmung, Lautstärke und vor allem Tempo sollten Sie abwechseln beziehungsweise regulieren. Die meisten Menschen sprechen bei Nervosität zu schnell. Was immer hilft: Tief mit dem Bauch atmen, das beruhigt. Brustatmung ist zu flach.

Tipp: Stellen Sie sich etwas zu trinken in die Nähe – am besten ein Glas stilles (!) Wasser. Das können Sie heimlich trinken, wenn der Mund vor Nervosität trocken wird. Bei Wasser mit Kohlensäure laufen Sie Gefahr, häufiger aufstoßen zu müssen. Unschön!

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Verabschiedung: Körperhaltung mit Körperspannung

Wenn Sie bis hierhin alles richtig gemacht haben, verhauen Sie Ihren bislang guten Eindruck bitte nicht beim Abschied. Das passiert leider oft. Der letzte Eindruck ist aber mindestens so wichtig wie der erste, denn er hallt nach. Reichen Sie zum Abschied erneut allen die Hand, blicken Sie wieder in die Augen und verabschieden Sie sich mit einem selbstbewussten „Auf Wiedersehen“, das Sie auch so meinen. Jetzt bloß nicht das Labern anfangen, sondern mit einem Gewinnerlächeln abtreten.

Danach gehen Sie aufrecht und unter anhaltender Körperspannung aus dem Gebäude bis Sie außer Sichtweite sind. Erst jetzt dürfen Sie sich umsehen, entspannen, zusammensacken, schreien, zittern, was auch immer… Nur niemals vorher. Das Gespräch und Reden des Körpers enden erst wenn Sie außer Sichtweite sind.

Gefühlsunterdrücker bekommen keine Jobs

Seine Körpersprache derart unter Kontrolle zu halten, setzt etwas Übung voraus. Ganz verstellen sollten Sie sich dabei auch nicht. Wer beim Vorstellungsgespräch eine zu coole Fassade aufsetzt, verringert seine Jobchancen ebenso. Das ist das Ergebnis einer Studie von Jane Richards von der Universität von Texas. Die ständige Selbstbeherrschung koste zu viel Kraft, sodass das Erinnerungsvermögen darunter leidet. Die sogenannten „Gefühlsunterdrücker“ konnten sich in den Experimenten dazu deutlich schlechter an Details aus ihrem Lebenslauf erinnern. Und sie wirkten auf die Personaler nicht mehr cool, sondern steif und unecht. Folge: Bewerbungsabsage.


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[Bildnachweis: Jiw Ingka by Shutterstock.com]