Karriereknick: Scheitern als Chance

Höher, schneller, weiter – das wünschen sich viele. Bis zum Karriereknick. Dann bekommt die schöne Vorstellung erstmal einen Dämpfer. Auf den Erfolg folgt die berufliche Krise und Stagnation. Wir zeigen Gründe und typische Phasen der Berufskrise – und geben Tipps, wie Sie den Karriereknick bewältigen…

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Definition: Was ist ein Karriereknick?

Ein Karriereknick (Englisch: downturn, career setback) ist eine unfreiwillige Veränderung der beruflichen Laufbahn oder Unterbrechung der bisherigen Karriereentwicklung – meist in Form eines Rückschlags oder Stagnation einer bisher linear erfolgreichen Karriere. Der Knick wird zum Einbruch.

⇨ Lesen Sie dazu auch: Mid-Career-Crisis überwinden

Karriereknick Gründe

Die Gründe für einen Karriereknick sind vielfältig:

Entscheidend für einen Karriereknick sind aber weniger die Umstände, sondern vielmehr die eigene Bewertung dieser. Bedeutet: Ein „Karriereknick“ wird es erst dann, wenn Sie ihn dazu machen und ihn mit einem sozialen oder finanziellen Abstieg verbinden.

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Karriereknick: 4 typische Phasen

Ein Karriereknick ist häufig nur eine vorübergehende Phase und kann ebenso eine Chance für eine berufliche Neuorientierung oder einen Karrieredurchbruch sein.

Gleichzeitig durchleben Betroffene dabei meist vier typische emotionale Phasen – eine Art Achterbahn der Gefühle:

  1. Schock

    Tritt der Karriereknick unerwartet auf, sind viele erst einmal geschockt und gelähmt. In dieser Phase sollten keine weitreichenden Entscheidungen getroffen werden. Besser ist, sich erstmal zu sammeln und die Situation zu analysieren.

  2. Verdrängung

    In der zweiten Phase versuchen viele das Ergebnis zu leugnen, zu verdrängen oder kleinzureden: „Krise – welche Krise?“ Nicht wenige klammern sich an die Hoffnung, dass bald wieder alles gut wird.

  3. Trauer & Wut

    Diese Phase ist extrem emotional und von Schmerz und Wut begleitet. Betroffene spüren Ohnmacht und Ungerechtigkeit und kehren dies nach außen. Jetzt ist wichtig, mit Freunden oder Mentoren darüber zu sprechen und den Stress abzubauen.

  4. Akzeptanz

    Betroffene schließen Frieden mit der neuen Realität und beginnen nach Lösungen zu suchen. Diese Phase ist wieder konstruktiv und kann der Auftakt zu einem bewussten Neustart oder persönlichem Wachstum sein.

Ob und wie diese Phasen richtig genutzt werden, hängt maßgeblich davon ab, ob Arbeitnehmer akzeptieren, dass Karrieren selten linear verlaufen. Misserfolge und zeitweise Rückschläge gehören zum Berufsleben dazu. Den Unterschied macht allein der richtige Umgang mit dem Karriereknick.

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Karriereknick bewältigen: Was tun?

Karriereprobleme ab und an sind völlig normal. Die meisten Menschen durchlaufen im Beruf einen typischen Jobzyklus in 7 Phasen. Spätestens nach 5-10 Jahren im selben Job folgt dann ein Karriereknick.

Bewältigen können Sie eine solche Karrierepause mit unterschiedlichen Strategien. Aus diversen Coachings und Erfahrungen haben wir für Sie die besten Tipps zusammengestellt:

  1. Selbstreflexion & Ursachen analysieren

    Nehmen Sie sich die Zeit, um die Gründe für den Karriereknick zu verstehen. Reflektieren Sie ehrlich Ihre Situation und identifizieren Sie mögliche Auslöser. Dies hilft Ihnen, gezielte Lösungen zu entwickeln.

  2. Akzeptanz & Problem lösen

    Verfallen Sie nicht in eine Opferrolle und springen Sie direkt in die Akzeptanzphase: Entwickeln Sie aktiv konstruktive Lösungen, Strategien und einen realistischen Plan B gegen den Knick. Suchen Sie zum Beispiel mit dem Arbeitgeber nach beruflichen Entwicklungsperspektiven.

  3. Unterstützung & Coaching nutzen

    Kommen Sie alleine nicht weiter, holen Sie sich professionelle Unterstützung durch Coaching oder eine Karriereberatung. Das ist keine Schande – im Gegenteil: Durch die objektive und erfahrene Sicht von außen gewinnen Sie neue Perspektiven und können Hindernisse schneller überwinden.

  4. Beziehungen & Netzwerke aktivieren

    Idealerweise haben Sie schon vorher systematisches Networking betrieben und können jetzt Ihre Kontakte aktivieren. Sprechen Sie unbedingt auch mit ehemaligen Weggefährten, Förderern und Mentoren! Auch die inspirieren oder kennen neue Wege.

  5. Weiterbildung & Kompetenzen erweitern

    Investieren Sie in neue und relevante Fähigkeiten durch gezielte Weiterbildung. Der Erwerb von wichtigen Schlüsselqualifikationen steigert nicht nur Ihren Marktwert, sondern auch die Jobchancen. Oft ergeben sich daraus und aus den Gesprächen mit Mitstreitern weitere Berufsperspektiven.

  6. Anpassungsfähigkeit & Flexibilität trainieren

    Seien Sie offen für Veränderungen! Das Festhalten an Altem, blockiert Sie eher und erschwert das Bewältigen eines Karriereknicks. Sie müssen sich bewegen, wenn es wieder besser werden soll! Also überlegen Sie, welche neuen Aufgaben, Projekte oder sogar welcher Jobwechsel für Sie infrage kommt und zu Ihren Karrierezielen passt.

  7. Motivation & Resilienz entwickeln

    Betrachten Sie Rückschläge als wichtige Karriere-Lektionen und Lernerfahrungen. Entwickeln Sie dazu eine wachstumsorientierte Denkweise (siehe: Growth Mindset) und stärken Sie generell Ihre Resilienz. Das war sicher nicht der letzte Karriereknick!

  8. Lebensqualität & Work-Life-Balance verbessern

    So ein Karriereknick kann genauso ein Weckruf sein, wieder mehr für seine Lebensbalance und Lebensqualität zu tun. Vielleicht haben Sie sich in den vergangenen Jahre zu sehr um den Job gekümmert und das Privatleben vernachlässigt. Wir bekommen kaum zurück, was wir dem Job geben! Bringen Sie Ihre Work-Life-Balance wieder ins Gleichgewicht und tanken Sie so neue Energie für den beruflichen Neustart.

Ein Karriereknick ist immer eine gute Gelegenheit, sich mit den eigenen Werten, Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen sowie die eigenen Ziele zu hinterfragen und neu zu setzen.

Karriere? Kannste besser nicht knicken!

Krisen gehören zum Leben dazu. Entscheidend bleibt, was wir daraus machen. Von Max Levchin stammt das schöne Zitat: „Das erste Unternehmen, das ich gegründet habe, ist mit einem großen Knall gescheitert. Das zweite ist ein bisschen weniger schlimm gescheitert. Das Dritte ist auch anständig gescheitert, aber das war irgendwie okay. Ich habe mich rasch erholt, und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Es war keine großartige Geschichte, aber Nummer fünf war dann Paypal…“

Max Levchin (1975 geboren) besitzt heute ein geschätztes Vermögen von 1,7 Milliarden US-Dollar.


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