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Bedeutung: Was ist die Mid-Career-Crisis?
Die Mid-Career-Crisis ist eine berufliche Sinnkrise, die typischerweise im Alter zwischen 35 und 45 Jahren auftritt. Betroffene stehen vor der wegweisenden Frage: Bin ich in meinem aktuellen Job wirklich glücklich und richtig aufgehoben? Es werden grundlegende Lebensziele und die aktuelle Situation gegenübergestellt. Die Karrierekrise ist mit großen Zweifeln an der Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit und den bisherigen beruflichen Entscheidungen verbunden.
Der Begriff ist an die bekannte Midlife-Crisis angelehnt. Die Mid-Career-Crisis muss sich jedoch nicht auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Ansonsten gibt es einige Parallelen. Beide Krisen hinterfragen den Status Quo, machen unsicher sowie unzufrieden und werfen fragen für die Gestaltung der nächsten Lebensphase auf.
Ursachen: Wie entsteht das Karrieretief?
Eine Mid-Career-Crisis tritt nicht von einem auf den anderen Tag auf. Unzufriedenheit und Zweifel wachsen über einen längeren Zeitraum, bis sie einen großen Teil des Denkens bestimmen. Trotzdem ist es für Betroffene durchaus überraschend. Bisher waren sie glücklich im Job und fühlten sich beim Arbeitgeber wohl. Wie kommt es dann zur Krise? Dahinter können verschiedene Ursachen stehen.
Frage nach dem Sinn der Arbeit
Hauptursache – und gleichzeitig typischstes Symptom – ist die tiefgreifende Frage nach der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit und beruflichen Tätigkeit. Nur wenn Sie diesen Sinn sehen, macht der Job Spaß und Sie bleiben motiviert. Kommt die Frage auf: „Will ich meinen Job wirklich weitermachen?“ oder „Bin ich in meinem Beruf richtig aufgehoben?“ kann es der Beginn einer veritablen Mid-Career-Crisis sein.
Veränderte persönliche Werte
Der typische Zeitpunkt für die Jobkrise ist kein Zufall. Sie befinden sich in einer ganz anderen Phase des Lebens als zu Beginn Ihrer Karriere. Ansichten, Pläne, Prioritäten und persönliche Werte haben sich verändert und weiterentwickelt. Sie denken anders und haben andere Erwartungen. Der Job passt vielleicht nicht mehr zur Person, die Sie jetzt sind.
Unsicherheit bei Berufswahl
Häufig betroffen sind Menschen, die schon bei der ersten Berufswahl unsicher waren und nicht genau wussten, welchen Job sie eigentlich machen wollen. Es wurde erstmal etwas studiert, dann in den Job gestartet – und dann kommen die Zweifel: Wollte ich das überhaupt machen?
Unterforderung im Job
Sie sind gut im Job und bringen regelmäßig entsprechende Leistungen. Durch Ihre Expertise und Erfahrung brauchen Sie sich dafür kaum anstrengen. Diese Unterforderung erhöht das Risiko für die Mid-Career-Crisis. Sie wollen neue Herausforderungen und nicht noch jahrelang dieselben Dinge tun – auch wenn Sie darin gut sind.
Ziele wurden erreicht
Sie haben sich zu Beginn der Laufbahn einiges vorgenommen: Führungsposition, internationales Projekt, ein Jahresgehalt von mindestens 75.000 Euro… Was immer die Ziele waren: Sie haben diese nach 10 oder 15 Jahren erreicht. Bleibt die Frage: Was kommt jetzt? Haben Sie alle Pläne umgesetzt, kommt die Unsicherheit und innere Unruhe.
Erfolg verhindert die Mid-Career-Crisis nicht
Ein häufiger Irrtum: Zur Mid-Career-Crisis kommt es nur bei mangelndem Erfolg, schlechten Leistungen und Karrierestillstand. Ganz im Gegenteil! Oft geht der Karrierekrise im mittleren Alter beruflicher Erfolg voraus. Sie haben bereits einiges erreicht, haben sich eine Position (vielleicht mit Führungsverantwortung) erarbeitet und werden geschätzt. Nach den Erfolgen und den Errungenschaften kommen die Zweifel und die damit verbundene Krise.
Auswirkungen der Mid-Career-Crisis
Eine veritable Mid-Career-Crisis bleibt nicht lange unbemerkt. Sie macht sich durch verschiedene Auswirkungen bemerkbar – diese variieren jedoch individuell. Einzelne Punkte können bei Ihnen besonders stark ausgeprägt sein, während andere nur leicht oder gar nicht auftreten.
- Zweifel
Zweifel sind das häufigste und typischste Anzeichen. Sie denken ständig über Ihre berufliche Situation nach, grübeln über den Job, die Aufgaben, andere Herausforderungen und die Entscheidungen, die Sie an den aktuellen Punkt Ihrer Karriere gebracht haben. - Frust
Sie verlieren Lust und Spaß an der Arbeit. Sie wollen morgens nicht ins Büro fahren und können den Feierabend kaum erwarten. - Leistungsabfall
In der Folge lassen Ihre Leistungen nach. Sie strengen sich weniger an, haben weniger Interesse an Ihren Projekten und senken das Engagement. Das merkt oft auch der Chef und es kommt zu Kritik. - Körperliche Symptome
Häufig kommt es zu Schlafproblemen, Lustlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen oder auch Magen-Darm-Problemen. Ihr Körper reagiert auf Ihr allgemeines Unwohlsein durch die Situation. - Psychische Symptome
Eine Mid-Career-Crisis kann zu psychischen Problemen führen. Die innere Unruhe, der empfundene Druck und Stress sind eine ernstzunehmende Belastung. Nicht jeder kann gut mit der Situation, den Zweifeln und Ängsten umgehen. Das kann bis zu einer Depression führen. - Veränderungswunsch
Je ausgeprägter die Mid-Career-Crisis, desto größer der Veränderungswunsch. Sie sehen überall andere berufliche Möglichkeiten, Chancen für eine neue Karriere und bessere Optionen als die aktuelle Position.
Mid-Career-Crisis überwinden: 6 Tipps
Zum Glück gibt es zur Mid-Career-Crisis gleich zwei gute Nachrichten. Die erste: Sie können etwas dagegen tun und die Sinnfrage im Job aktiv angehen. Damit verbunden der zweite positive Aspekt: Wenn Ihnen die Bewältigung der Krise gelingt, gehen Sie gestärkt daraus hervor, kennen Ihre weiteren Ziele und wissen, welchen Weg Sie einschlagen wollen. Mit den folgenden Tipps können Sie die Mid-Career-Crisis überwinden:
1. Situation reflektieren
Nehmen Sie sich Zeit, um die aktuelle Situation gründlich zu analysieren und zu reflektieren. Wo befinden Sie sich in Ihrem Leben und im Beruf? Was ist gut, was ist schlecht? Welche Zweifel belasten Sie besonders stark? Versuchen Sie den genauen Auslösern auf den Grund zu gehen, die Ihre Unzufriedenheit und Unsicherheit hervorrufen. Fragen Sie sich auch: Was genau will ich wirklich? Je konkreter und ehrlicher Ihre Antworten, desto besser können Sie die nächsten Schritte planen.
2. Gespräche führen
Ein offener Austausch mit vertrauten Personen kann ungemein hilfreich sein. Ob Partner, Familie, Freunde oder liebe Kollegen: Sprechen Sie Ihre Krise an, statt sie zu verheimlichen. Das nimmt Ihnen nicht nur Druck von den Schultern, sondern kann wichtige Erkenntnisse liefern. Eine zusätzliche Perspektive auf die Dinge kann für mehr Klarheit sorgen.
3. Coaching nutzen
Kommen Sie alleine nicht weiter und finden Lösungen, kann ein professionelles Coaching ratsam sein. Hier können Sie gemeinsam die Lage erörtern, Probleme erkennen und durch die Unterstützung Lösungsansätze entwickeln. Schon die professionelle Rückmeldung und ein klares Feedback zur eigenen Jobkrise ist wichtig und kann bei der Bewältigung helfen.
4. Pause machen
Zeit zum Nachdenken und Abstand vom Job sind bei einer Mid-Career-Crisis eine gute Option. Nehmen Sie sich einige Tage oder auch zwei Wochen frei, um einen klaren Kopf zu bekommen. Fragen Sie sich in Ihrem Freiraum: Freuen Sie sich auf die Rückkehr in den Job – oder denken Sie bereits mit Grauen daran? Vielleicht brauchen Sie neue Ziele, die Ihre Motivation neu entfachen. Statt vorschnell zu Handeln, sollten Sie sich die nötige Zeit geben, um den Schritt nicht nach einigen Monaten zu bereuen.
5. Möglichkeiten abwägen
Reichen Sie nicht gleich die Kündigung ein. Spielen Sie erst einmal Ihre Möglichkeiten durch. Wollen Sie zu einem anderen Arbeitgeber oder auf eine neue Stelle innerhalb Ihres Betriebs? Ist ein kompletter Neuanfang mit Umschulung erforderlich? Was hat das für Konsequenzen? Ist es realistisch und umsetzbar? Schreiben Sie Ihre Ziele und Erwartungen auf, um Optionen zu finden, die dazu passen.
6. Jobwechsel anstreben
Erst wenn Sie ganz sicher sind, dass es keine Alternative gibt und die Mid-Career-Crisis nicht anders zu lösen ist, steht ein Jobwechsel an. Schauen Sie sich um, suchen Sie eine Position, die zu Ihren neuen Anforderungen an den Job passt und schreiben Sie Bewerbungen.
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