Definition: Was ist Konjunktur?
Konjunktur bezeichnet die gesamtwirtschaftliche Lage eines Landes – insbesondere den Verlauf durch Auf- und Abschwünge innerhalb der Volkswirtschaft. Unterteilt wird die Entwicklung in die vier Konjunkturphasen Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung und Tief. Sie verlaufen wellenförmig und zeigen den aktuellen positiven oder negativen Trend.
Ein vollständiger Konjunkturzyklus ist abgeschlossen, wenn die Volkswirtschaft alle Phasen von einem Aufschwung bis zum Beginn der nächsten Expansion durchlaufen hat. Die mittelfristigen Konjunkturschwankungen können nicht nur die Gesamtwirtschaft, sondern einzelne Branchen und Wirtschaftszweige betreffen.
Konjunktur: Einfach erklärt
Konjunktur ist eine Bezeichnung für die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland, die von wiederkehrenden Schwankungen und Trends geprägt ist. Zentraler Indikator ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das den Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen der Volkswirtschaft abbildet. In einer guten konjunkturellen Lage wächst Wirtschaft, in Abschwüngen lässt die Wirtschaftsleistung nach.
Konjunktur im Sprachgebrauch
Der Begriff steht für die gesamte Entwicklung mit Auf- und Abbewegungen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er meist für eine besonders gute Geschäftslage und positive Situation am Markt verwendet.
Konjunktur: 4 Phasen wirtschaftlicher Entwicklung
Der konjunkturelle Verlauf einer Volkswirtschaft durchläuft wiederkehrende Schwankungen – für langfristiges Wirtschaftswachstum sollte dabei ein positiver Trend erhalten bleiben. Die Wellenbewegungen des Konjunkturverlaufs werden in vier Konjunkturphasen unterteilt. Wir stellen die Abschnitte im Detail vor und zeigen die wichtigsten Merkmale:
1. Aufschwung
Der Aufschwung (auch: Expansion) ist eine positive Phase von Wirtschaftswachstum bei steigenden Wachstumsraten. Die allgemeine Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in der Volkswirtschaft nimmt zu und das Bruttoinlandsprodukt wächst. Der Nachfrageanstieg sorgt dafür, dass mehr Waren hergestellt werden und die Produktionskapazitäten besser ausgelastet sind. Die Wirtschaft steigert ihren Output und entwickelt sich positiv.
Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosigkeit, weil Unternehmen zusätzliche Arbeitskräfte benötigen. Es wird vermehrt Personal eingestellt, um die steigenden Auftragszahlen zu bewältigen. Das Einkommensniveau in der Bevölkerung steigt und mit ihm die Konsumausgaben – was die Wirtschaft weiter antreibt. Im Aufschwung kommt es zu leichten Preisanstiegen, während die Zinsen noch niedrig bleiben.
Merkmale des Aufschwungs
- Steigendes BIP
- Höhere Wachstumsraten
- Größere Nachfrage
- Höhere Auslastung der Produktionskapazitäten
- Sinkende Arbeitslosigkeit
- Leichte Preissteigerungen
- Niedriges Zinsniveau
- Positive Gesamtstimmung
2. Hochkonjunktur
Die Hochkonjunktur (auch: Boom) ist der Höhepunkt des wirtschaftlichen Aufschwungs. Besonders hohe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen führt zu einer maximalen Auslastung der Produktionskapazitäten. Kurzfristig ist eine weitere Steigerung des Outputs nicht möglich. In der Volkswirtschaft herrscht nahezu Vollbeschäftigung, die Arbeitslosenquote ist sehr gering (typischerweise unter 2 Prozent).
Das Bruttoinlandsprodukt wächst bis zum Maximum, aber die Wachstumsraten sinken. Im Boom steigen zudem die Gehälter, aber auch das Preisniveau sowie die Zinsen. Durch die Entwicklung drohen eine Überhitzung des Marktes und Inflation, die ein erstes Anzeichen der folgenden konjunkturellen Phasen sein kann.
Merkmale der Hochkonjunktur
- Höchste Nachfrage
- Maximale Auslastung der Produktionskapazitäten
- Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt
- Sinkende Wachstumsraten
- Steigende Gehälter
- Steigende Preise
- Steigende Zinsen
- Mögliche Inflation
3. Abschwung
Der Abschwung (auch: Rezession) ist eine negative Phase in der Konjunktur mit sinkendem Bruttoinlandsprodukt. Die Nachfrage am Markt lässt spürbar nach, in der Folge wird die Produktion zurückgefahren und die vorhandenen Kapazitäten werden nicht mehr ausgeschöpft.
Unternehmen müssen Mitarbeiter entlassen, die Arbeitslosenquote steigt entsprechend. Ein sinkendes Lohnniveau und abnehmende Konsumausgaben können den wirtschaftlichen Rückgang verstärken. Am Markt und in der Gesellschaft kippt die Stimmung ins Negative. Die Prognosen auf absehbare Zeit sind schlecht und es werden wenig Investitionen getätigt.
Merkmale des Abschwungs
- Sinkendes BIP
- Weniger Nachfrage
- Geringere Auslastung der Produktionskapazitäten
- Steigende Arbeitslosigkeit
- Stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
- Wenig Investitionen
- Überfüllte Lager
- Negative Gesamtstimmung
4. Tief
Das Tief (auch: Depression) ist die letzte Phase eines vollständigen Konjunkturzyklus und der untere Wendepunkt im wirtschaftlichen Verlauf. Die Nachfrage ist auf deinem Tiefpunkt und die Auslastung der Produktionskapazitäten am Minimum. Es gibt kaum Konsumausgaben oder Investitionen. Fehlende Wirtschaftsaktivitäten führen für Unternehmen zu einbrechenden Gewinnen. Es kommt vermehrt zu Entlassungen, deutlich steigender Arbeitslosigkeit und Insolvenzen für Betriebe.
Das Bruttoinlandsprodukt fällt weiter oder stagniert. Durch ein zu großes Angebot bei geringer Nachfrage kann es zu einer Deflation kommen: Das Preisniveau sinkt weiter, Unternehmen müssen Kosten senken und weitere Mitarbeiter entlassen. Sinkende Löhne führen zu noch weniger Konsumausgaben – eine gefährliche Abwärtsspirale.
Merkmale eines Tiefs
- Geringe Wirtschaftsleistung
- Sinkendes / stagnierendes BIP
- Minimale Nachfrage
- Minimale Auslastung der Produktionskapazitäten
- Hohe Arbeitslosigkeit
- Keine / kaum Investitionen
- Fallendes Preisniveau (Gefahr von Deflation)
- Häufigere Insolvenzen
Tabelle: Merkmale der Phasen einer Konjunktur
Schwankung | BIP | Nachfrage | Auslastung | Arbeitslosigkeit |
Aufschwung | Steigt an | Steigt an | Nimmt zu | Nimmt ab |
Hochkonjunktur | Maximum | Maximum | Maximum | Minimum |
Abschwung | Fällt ab | Lässt nach | Lässt nach | Nimmt zu |
Tief | Minimum | Minimum | Minimum | Maximum |
Konjunktur: Wichtige Indikatoren für den Verlauf
Die genaue Entwicklung der Konjunktur lässt sich nicht vorhersagen. Es gibt aber zahlreiche Konjunkturindikatoren, die Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage geben und Prognosen für zukünftige Veränderungen erlauben. Solche Indikatoren sind wichtige Kennzahlen, um Konjunkturschwankungen abschätzen und darauf reagieren zu können.
Unterschieden werden solche Indikatoren nach dem Zeitpunkt, an dem die Daten veröffentlicht werden oder Kennzahlen messbar sind:
- Frühindikatoren
Frühindikatoren können bei der Prognose der Konjunktur in einem Zeitraum von bis zu 6 Monaten helfen. Es werden Daten ausgewertet oder Einschätzungen und Erwartungen von Experten berücksichtigt. Die Indikatoren sind ein erstes Signal, aber immer auch zum Teil Spekulation. - Präsenzindikatoren
Präsenzindikatoren zeichnen ein Bild der aktuellen Wirtschaftslage und bilden aktuelle Trends ab. Sie beschreiben, in welche Richtung die Wirtschaft sich entwickelt. Zusätzlich sind sie Kontrolle, ob Frühindikatoren richtig lagen. - Spätindikatoren
Spätindikatoren beschreiben und erklären die Konjunktur im Nachhinein. Sie helfen bei einem besseren Verständnis der vergangenen Entwicklungen, um Erkenntnisse zu gewinnen und zukünftige Prognosen zu verbessern. Diese Indikatoren sind eine Folge der vorherigen Verläufe und dienen auch als Kontrolle der Prognosen.
Hier die wichtigsten Indikatoren für die Konjunktur als Tabelle im Überblick:
Früh | Präsenz | Spät |
Gewinnerwartung Auftragslage Umsätze im Einzelhandel Aktienindex Zinsstrukturkurve Geschäftsklimaindex ZEW-Index |
Bruttoinlandsprodukt Wirtschaftswachstum Kapazitätsauslastung Industrieproduktion Sparquote Preisniveau Offene Stellen |
Arbeitslosenquote Inflation Bruttoinlandsprodukt Insolvenzen Preisniveau Steuereinnahmen Zinsniveau |
Faktoren: Was beeinflusst die Konjunktur?
Die wichtigsten Einflussgrößen auf die Konjunktur sind die privaten Konsumausgaben, die Investitionen von Unternehmen, die Staatsausgaben, die Steuereinnahmen sowie das Verhältnis zwischen Exporten und Importen. Diese Aspekte haben großes Gewicht in der Wirtschaft und können zu einer spürbaren Änderung in der Nachfrage führen. Diese kann konjunkturelle Schwankungen in beide Richtungen auslösen.
Ein vereinfachtes Beispiel für den Zusammenhang: Eine hohe Sparquote innerhalb der Bevölkerung senkt die Konsumausgaben der privaten Haushalte. Durch die geringere Nachfrage sinkt das Angebot, es wird weniger produziert, Anlagen oder Fabriken stehen teilweise still. Unternehmen benötigen zudem weniger Personal, es kommt zu Entlassungen und höherer Arbeitslosigkeit – so kann ein wirtschaftlicher Abschwung entstehen.
Ursachen für Schwankungen in der Konjunktur
Hinter den Schwankungen und konjunkturellen Entwicklungen stehen verschiedene Ursachen. Die drei wichtigsten Ursachen sind:
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Saisonale Schwankungen
Kurzfristige Schwankungen können durch bestimmte Saisons ausgelöst werden. Sie halten nur Wochen oder wenige Monate an und betreffen meist einzelne Branchen. Bekanntestes Beispiel ist die Vorweihnachtszeit, die dem Einzelhandel enorme Nachfrage beschert, aber auch schnell wieder abflacht. Saisonale Schwankungen lassen sich gut vorhersehen.
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Konjunkturelle Schwankungen
Konjunkturelle Schwankungen entstehen oft durch politische oder wirtschaftliche Ereignisse. Hohe Inflation, Konflikte, Krieg oder Katastrophen beeinflussen das Konsumverhalten und die Nachfrage. Das kann mehrere Jahre andauern und deutliche Auswirkungen haben, weil die Schwankungen nicht vorhersehbar sind.
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Strukturelle Schwankungen
Strukturelle Schwankungen sind tiefgreifende Veränderungen – ausgelöst durch Megatrends oder grundlegenden technologischen Revolutionen. Typisches Beispiel ist die Digitalisierung, aber große Änderungen der politischen Rahmenbedingungen lösen strukturelle Schwankungen aus. Diese können mehrere Jahrzehnte dauern.
Konjunktur in Deutschland
Nach vielen Jahren mit Wirtschaftswachstum und positiver Entwicklung steckt Deutschland seit 2023 in einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 0,3 Prozent. Die Bundesbank und andere Experten gehen davon aus, dass diese Phase auch 2024 anhalten wird. Auslöser der schlechten Konjunktur waren zunächst die Corona-Pandemie und anschließend der Krieg in der Ukraine. Es kann zu Problemen in den Lieferketten, stark gestiegenen Energiepreisen, Inflation und hohen Zinsen.
Positiv ist die deutlich gesunkene Inflationsrate, die im März 2024 nur noch bei 2,2 Prozent lag – im letzten Jahr lag sie teilweise bei über 8 Prozent. Trotz einiger positiver Meldungen aus der Wirtschaft bleibe eine deutliche Erholung der Konjunktur bisher aber aus.
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