Freizeitausgleich: Überstunden + Rechte bei Krankheit

Überstunden abfeiern durch Freizeitausgleich? Das ist vielen Arbeitnehmern lieber als die Bezahlung der zu viel geleisteten Arbeit. Das hat Vorteile. Beim Freizeitausgleich von Überstunden hat der Chef jedoch ein Wörtchen mitzureden… Welche Rechte und Pflichten Arbeitnehmer haben und was Sie tun sollten, wenn Sie krank werden…

Freizeitausgleich Ueberstunden Regeln Vorteile

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Definition: Was bedeutet Freizeitausgleich von Überstunden?

Beim Freizeitausgleich werden Überstunden und geleistete Mehrarbeit, die Mitarbeiter auf dem Arbeitszeitkonto angesammelt haben, durch Freizeit ausgeglichen.

Freizeitausgleich ist kein zusätzlicher Urlaub. Vielmehr wird dadurch sichergestellt, dass die im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) definierten maximalen Arbeits- und Ruhezeiten eingehalten werden.

Wann habe ich Anspruch auf Freizeitausgleich?

Ein Anspruch auf Ausgleich oder Vergütung von Überstunden entsteht nur, wenn der Vorgesetzte diese zuvor angeordnet oder akzeptiert hat. Bei Sonn- und Feiertagsarbeit besteht § 11 ArbZG jedoch immer ein Anspruch auf Freizeitausgleich. Wird die Arbeitszeit hingegen ohne Notwendigkeit überzogen, ist der Arbeitgeber nicht zur Abgeltung verpflichtet. Der Anspruch auf Freizeit oder Bezahlung fällt dann weg.

Ebenso muss der Freizeitausgleich vom Arbeitgeber genehmigt werden, sofern keine anderen vertraglichen Regelungen vorliegen. Arbeitnehmer dürfen nicht einfach so ohne Absprache nicht zur Arbeit kommen. Laut Gesetz verfällt der Anspruch nach 3 Jahren. Im Arbeitsvertrag können auch kürzere Fristen vereinbart werden.

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Was sind Überstunden?

Das Arbeitszeitgesetz regelt in Deutschland die maximale Arbeitszeit – die Zeit von Beginn bis zum Ende des Arbeitstages, Ruhepausen sind ausgenommen.

Das Höchstmaß ist nach § 3 ArbZG auf 8 Stunden pro Werktag begrenzt. Diese Zeit kann auf 10 Stunden täglich angehoben werden, wenn innerhalb von 6 Monaten beziehungsweise 24 Wochen die durchschnittliche Arbeitszeit des Arbeitnehmers von 8 Stunden nicht überschritten wird. Dadurch soll eine Gefährdung der Arbeitnehmer durch Überlastung verhindert werden.

Überstunden Checkliste Rechte Arbeitnehmer

Im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag können dazu weitere Vereinbarungen getroffen werden.

Wann sind Überstunden mit dem Gehalt abgegolten?

Enthält der Arbeitsvertrag eine Überstundenklausel, durch die eine bestimmte Anzahl von Überstunden mit dem Gehalt abgegolten ist, besteht kein Anspruch auf einen Ausgleich. Auch bei leitenden Angestellten ist es zulässig, Überstunden pauschal mit dem Gehalt abzugelten.

Ferner gibt es Berufsgruppen, auf die das Arbeitszeitgesetz nicht angewendet wird (§ 18 ArbZG). Zum Beispiel Leiter öffentlicher Dienststellen und deren Vertreter oder Arbeitnehmer in häuslicher Gemeinschaft, die Angehörige erziehen, pflegen oder betreuen. Für sie gelten andere Regelungen.

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Überstunden abbauen: Welche Rechte habe ich?

Arbeitnehmer haben kein Recht, den Zeitpunkt für den Freizeitausgleich frei zu bestimmen, wenn dies nicht im Arbeitsvertrag geregelt ist. In den meisten Fällen wird der Zeitpunkt für den Ausgleich vom Vorgesetzten angeordnet. Der Grund dafür ist das „betriebliche Interesse“ des Arbeitgebers.

Gibt es zum Beispiel gerade viel zu tun, kann der Chef den Abbau von Überstunden untersagen – oder im umgekehrten Fall bei geringen Arbeitsaufkommen einen Ausgleich durch Freizeit anordnen. Auch Gleitzeit kann genutzt werden, um angefallene Überstunden abzubauen.

Bei Angestellten im öffentlichen Dienst (siehe: TvöD) ist der Freizeitausgleich die Regel, die Vergütung von Überstunden die Ausnahme. Für sie gelten verschiedene Ausgleichszeiträume für Überstunden, Mehrarbeit und Schichtarbeit.

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Krank im Freizeitausgleich: Was tun?

Wird ein Mitarbeiter während des Freizeitausgleichs krank, werden ihm – anders als bei Krankheit im Urlaub – keine Krankheitstage gutgeschrieben. Nach Ansicht des Bundesarbeitsgerichts sind Arbeitnehmer zwar beim Abbau von Überstunden von ihrer Arbeitsleistungspflicht entbunden. Das sei aber nicht vergleichbar mit dem gesetzlichen Urlaubsanspruch.

Der Ausgleich durch Freizeit dient nicht der Regeneration. Mit dem Freizeitausgleich erfüllt der Arbeitnehmer die gesetzlichen Ruhezeiten. Das tut er auch, wenn er krank ist. Damit tragen Arbeitnehmer allein das Risiko, wenn sie während des Freizeitausgleichs erkranken. In dem Fall verfallen die Überstunden einfach.

Kann ich mir die Überstunden auch auszahlen lassen?

Statt eines Freizeitausgleichs können Überstunden aus ausgezahlt werden. Gerade in Unternehmen, die auf Stundenlohnbasis beschäftigen, ist das häufig der Fall. In besonders belastenden Berufen wie der Pflege und im Krankenhaus wird hingegen der Freizeitausgleich genutzt.

Einen Anspruch auf Vergütung von Mehrarbeit haben Arbeitnehmer jedoch nicht. Ausschlaggebend hierfür sind allen die Regelungen im Arbeitsvertrag. Wird darin zum Beispiel ein Freizeitausgleich von Überstunden ausgeschlossen, MUSS der Arbeitnehmer diese finanziell ausgleichen.

Die meisten Formulierungen in Arbeits- und Tarifverträgen sehen jedoch einen Ausgleich durch Freizeit vor. Grundsätzlich gilt, was im Arbeitsvertrag steht: Wird dort explizit und ausschließlich die Bezahlung der Überstunden geregelt, ist ein Freizeitausgleich unzulässig – umgekehrt ist es auch für beide Parteien bindend, wenn Überstunden nicht ausbezahlt werden.

Besonderheiten beim Freizeitausgleich

In einigen Situationen gelten besondere Regelungen in Bezug auf den Freizeitausgleich:

  • Fortbildung am Wochenende

    Wenn Mitarbeiter an einer vom Arbeitgeber gewünschten Fortbildung teilnehmen, wird dies als Arbeitszeit behandelt. Für den Fall, dass diese am Wochenende stattfinden, hat der Mitarbeiter einen Anspruch ebenfalls einen Anspruch auf einen Ausgleich durch Freizeit.

  • Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit

    Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter nicht dazu verpflichten, für sie in ihrer Freizeit erreichbar zu sein. Befindet sich der Mitarbeiter im Freizeitausgleich, gilt dies natürlich ebenso.

  • Freizeitausgleich bei Sonntagsarbeit

    Generell dürfen nur bestimmte Arbeitnehmer auch Sonntags beschäftigt werden und auch dann müssen die festgelegten Höchstarbeitszeiten eingehalten werden. Nach dem Arbeitszeitgesetz steht einem Arbeitnehmer ein Ruhetag als Ersatz zu, wenn er Sonntagsarbeit geleistet hat. Dieser muss innerhalb der beiden darauffolgenden Wochen gewährt werden. Wurde an einem Feiertag gearbeitet, der auf einen Werktag gefallen ist, muss der Ersatzruhetag in den folgenden 8 Wochen genommen werden.

Welche Vor-und Nachteile hat der Freizeitausgleich?

Der Freizeitausgleich bietet für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine Reihe von Vorteilen. Er hat aber auch einige Nachteile…

Vorteile

  • Arbeitgeber sparen Kosten, weil Überstunden nicht bezahlt werden.
  • Arbeitgeber können durch einen den Freizeitausgleich flexibler auf Arbeitspitzen und Arbeitsflauten reagieren.
  • Arbeitnehmer haben zusätzliche freie Tage, ohne das Urlaubskonto zu belasten.
  • Freizeitausgleich kann zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit führen, da er Arbeitnehmern hilft, eine gute Work-Life-Balance beizubehalten.
  • Längere Erholungsphasen durch Freizeitausgleich können sich positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken.

Nachteile

  • Arbeitgeber haben weniger Personal und brauchen eventuell eine Vertretung.
  • Arbeitgeber haben einen höheren Planungs- und Verwaltungsaufwand bei Freizeitausgleich.
  • Es bedarf klarer Regelungen, wie und wann Freizeitausgleich genommen werden kann, um Missverständnisse zu vermeiden.
  • Überstunden werden nicht vergütet, was eventuell von manchen Arbeitnehmern gewünscht wird.
  • Arbeitnehmer können den Zeitpunkt für Freizeitausgleich nicht unbedingt selbst bestimmen.
  • Bei durchgehend hoher Arbeitsbelastung kann auch ein Freizeitausgleich zu Stress und Überlastung führen.
  • Wird man krank im Freizeitausgleich, verfallen die Überstunden.

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