Headhunter Gespräch? Kein Grund zur Panik!
Manch einem Arbeitnehmer verschlägt es regelrecht die Sprache, wenn das Telefon klingelt und ein Headhunter in der Leitung ist. Solche Überfall-Anrufe ohne vorherige Ankündigung und während der Arbeitszeit sind im Graubereich der Legalität. Eigentlich handelt es sich um verbotene Kaltakquise. Gleichzeitig verkauft man Ihnen ja nicht wirklich was. Vielmehr wird da etwas angeboten – die Chance auf eine berufliche Veränderung, auf neue Herausforderungen, einen Aufstieg und meist auch mehr Gehalt.
Der Headhunter Anruf ist ein unverbindlicher Erstkontakt. Und ein Kompliment. Sie sind auf seinem Radar als potenzieller Leistungsträger. Was man ihnen anbietet, könnte ein wichtiger Karriereschritt sein. Jedenfalls aus Sicht des Headhunters. Deshalb sollten Sie nie in Panik verfallen, sondern sich zunächst auf das Headhunter Gespräch einlassen. Ablehnen können Sie später immer noch.
Vorteile des Headhunter Gesprächs
- Marktwert
Wer Sie vermitteln will, hält Sie für potenziell geeignet. Das ist nicht nur ein indirekter Marktwert Test. Sie können zwischen den Zeilen auch herauslesen, wie Sie externe Profis am Arbeitsmarkt und in der Branche wahrnehmen. Falls das in eine ganz falsche Richtung geht, könnte das ein Anlass sein, mehr an der Reputation zu arbeiten. - Angebot
Beim ersten Headhunter Gespräch geht es um grundsätzliches Interesse. Sind Sie überhaupt wechselbereit? Das Angebot ist völlig unverbindlich – und damit noch kein Risiko, nur eine Chance. Die sollten Sie sich mindestens anhören. - Orientierung
Seriöse Headhunter handeln zwar im Auftrag des suchenden Unternehmens. Sie haben aber nichts davon, wenn Sie in der künftigen Position kreuzunglücklich sind und bald wieder kündigen. Ein guter Headhunter hat daher auch IHRE Karriere im Blick. Dann kann er Sie vielleicht künftig nochmal vermitteln. Daher bietet das Headhunter Gespräch zugleich die Option zur Standortanalyse, beruflichen Neuorientierung und Karriereplanung – und das begleitet von einem Profi. Nutzen Sie das!
Headhunter Gespräche: 2 Arten
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Headhunter Gesprächen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben:
- Telefonisches Headhunter Gespräch (Erstgespräch)
Hierbei handelt es sich meist um den Erstkontakt. Dauer: zwischen 10 und 30 Minuten. Der Personalberater hat einen Suchauftrag, Sie kommen infrage. Also kontaktiert er Sie, um herauszufinden, ob Sie generelles Interesse haben. Teilweise werden dabei auch wichtige Eckdaten abgefragt. In die Tiefe geht das aber noch nicht. - Persönliches Headhunter Gespräch (Zweitgespräch)
Einen Schritt weiter – Sie haben Interesse! – lädt Sie der Headhunter zu einem persönlichen Gespräch ein. Dauer: eine bis zwei Stunden. Entweder in den Firmenräumen oder auf neutralem Boden – in einer Flughafen- oder Hotel-Lounge oder im Restaurant. Das Headhunter Gespräch hat jetzt den Charakter eines Vorstellungsgesprächs. Auf dem Prüfstein stehen Ihre Eignung und Motivation.
In den seltensten Fällen findet das Headhunter Gespräch gleich beim potenziell neuen Arbeitgeber statt. Das passiert erst im Finale, wenn der Headhunter alle Kandidaten sondiert und selektiert hat und dem Unternehmen seine Empfehlungen ausspricht. Beim letzten Auswahlgespräch müssen Sie dann den künftigen Chef überzeugen. Der Headhunter sekundiert allenfalls noch.
Headhunter Gespräche Ablauf: Bei Anruf Job?
Der Anruf und Erstkontakt zum Headhunter kommt vielleicht überraschend und unerwartet. Er verläuft dafür oft nach einer typischen Choreografie und einem erkennbaren Muster. Darauf können Sie sich gut gedanklich vorbereiten (was Sie mit dieser Lektüre ohnehin gerade tun, gut!).
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Vorstellung
Das Headhunter Gespräch beginnt damit, dass sich Ihr Gesprächspartner vorstellt. Schon aus Höflichkeit. Es ist aber auch ein Indiz für Seriosität: Falls der Anrufer seinen Namen und den der Beratung oder Agentur nicht nennt, sollten Sie sofort nachfragen. Schreiben Sie die Daten auf – und recherchieren Sie diese später im Internet. Entdecken Sie Ungereimtheiten – Finger weg!
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Diskretion
Bevor es um Details geht und um das eigentliche Headhunter Gespräch, fragen die Personalvermittler nach, ob es gerade passt und Sie frei sprechen können. Falls nicht, können Sie den Termin jederzeit auf den Feierabend verlagern. Chef und Kollegen müssen ja nicht mitbekommen, dass Ihre Wechselmotivation gerade hoch ist.
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Position
Können Sie sprechen, sollte der Headhunter Hintergründe zu Job, Position, Aufgaben und Standort der Vakanz schildern. Den Auftraggeber wird er zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen, aber die Branche und Einordnung in der Organisation sollten Sie kennen. Sonst können Sie schlecht einschätzen, ob Sie das Angebot beruflich weiterbringt. Auch hier: Bevor Sie sich selbst offenbaren, fragen Sie erst nach.
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Interesse
Nachdem Sie das Jobangebot besser kennen und – zumindest grob – einordnen können, wird Sie der Headhunter im Gespräch fragen, ob Sie sich grundsätzlich einen Jobwechsel vorstellen können und an der Stelle Interesse haben. Falls nicht, sagen Sie das freundlich, aber direkt. Das spart beiden Zeit. Manchmal passt es nicht. Seien Sie aber auch nicht beleidigt, wenn man Ihnen etwas Falsches anbietet. Wie gesagt: Das kann auch daran liegen, dass Sie irreführende Signale im Markt aussenden.
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Terminvereinbarung
Sind Sie grundsätzlich interessiert und haben ein gutes Gefühl nach dem ersten Headhunter Gespräch, vereinbaren Sie zum Abschluss einen Termin für ein persönliches Treffen. An dieser Stelle können Sie sich auch über den weiteren Ablauf und die folgenden Gesprächsstufen informieren. Überdies wird Sie der Headhunter um Ihren aktuellen Lebenslauf (und weitere Unterlagen) bitten. Die sollten Wechselwillige sowieso immer in adäquater und aktueller Fassung vorliegen haben. Wer jetzt erst anfängt, einen aussagekräftigen tabellarischen Lebenslauf zusammen zu schustern, sieht nicht besonders zielstrebig aus.
Typische Fragen, die Headhunter stellen
Es kann passieren, das Headhunter schon im Erstgespräch persönliche Fragen stellen. Typisch in dieser ersten Phase sind Fragen, wie:
- Welche Zielposition reizt Sie? Warum?
- Was waren Ihre bisher wichtigsten Karriereschritte?
- In welchem Umfeld sind Sie beruflich erfolgreich?
- Sind Sie bereit, für den Job umzuziehen?
- Haben Sie Partner und Kinder – würden die mitziehen?
- Was wären für Sie Ausschlusskriterien bei einem neuen Job?
Tipps für das Headhunter Gespräch
Beim Headhunter Gespräch haben Sie von Anfang an gute Karten: Immerhin ist der Anrufer auf Sie aufmerksam geworden, hält Sie für einen interessanten Kandidaten. Trotzdem liegt es an Ihnen, sich im Headhunter Gespräch professionell zu präsentieren. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, das Headhunter Gespräch erfolgreich zu meistern und einen perfekten Eindruck zu hinterlassen:
Nie überrascht sein
Auch wenn der Anruf vom Headhunter unerwartet kommt: Zeigen Sie nie Ihre Überraschung! Treten Sie freundlich, respektvoll, aber selbstbewusst auf. Wenn Sie DIE oder DER Experte in Ihrer Branche sind, musste man auf Sie kommen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Headhunter anruft. Wer sich geschmeichelt oder gar überrascht zeigt, outet sich als kleines Licht. Natürlich dürfen Sie auch nicht auf der anderen Seite vom Pferd fallen: Arroganz macht unsympathisch. Übertriebene Eitelkeit und Starallüren manövrieren Sie ins Aus.
Aufmerksam zuhören
Nur Anfänger oder Kurzsichtige wimmeln einen Headhunter sofort wieder ab. Hören Sie sich das Angebot aufmerksam an und fragen Sie bei Unklarheiten nach. Das zeigt nur, dass Sie Profi sind und wählerisch sein können. Es geht schließlich um Ihre berufliche Zukunft. Manchmal ergeben sich im Headhunter Gespräch ganz neue, ungeahnte Perspektiven. Die müssen nichts mit dem Jobangebot zu tun haben. Trotzdem bringt es sie weiter. Blöd, wer eine solche Gelegenheit ignoriert.
Eigene Fragen stellen
Jeder Jobwechsel sollte Sie Ihren beruflichen Zielen näherbringen und eine Weiterentwicklung darstellen – unabhängig von einem Headhunter. Entsprechend wichtig sind eigene Rückfragen zum vermittelten Angebot, um diese mit Ihren Zielen abzugleichen. Ob Erst- oder Zweitgespräch: Diese Fragen sollten Sie stellen:
- Um welche genaue Position geht es?
- Was können Sie über das Unternehmen sagen: Größe, Umsatz, Schwerpunkten, aktuelle wirtschaftliche Lage?
- Wo ist die Stelle im Unternehmen angesiedelt?
- Wem berichte ich? Wer berichtet mir?
- Wie groß sind Team und Budget?
- Finden derzeit Veränderungsprozesse statt?
- Gab es Vorgänger? Warum sind die gegangen?
- Wie läuft das Onboarding ab?
- Welche Aufgaben und Herausforderungen erwarten mich?
- Welches Jahresgehalt ist für den Job eingeplant? Ist es verhandelbar?
- Was wird von mir in der Position erwartet?
- Welche fachlichen Anforderungen werden gestellt?
- Wie und woran wird der Erfolg auf dieser Position gemessen?
- Warum glauben Sie, dass der Wechsel für mich einen Karriereschritt darstellt?
- Wie geht es nach diesem Gespräch weiter?
- Wie viele Interviews werden noch geführt – mit wem?
- Wie ist der Auswahlprozess strukturiert?
Fragen zur Position
Fragen zu den Anforderungen
Fragen zum Prozess
Die wirklich besten Headhunter ihrer Zunft rechnen mit solchen Fragen und haben deshalb meist schon ein ausführliches Briefing und Dossier zur Stelle ausgearbeitet, das sie Ihnen zukommen lassen können.
Mit offenen Karten spielen
Sie müssen beim Headhunter Gespräch nicht aus Höflichkeit Interesse vorspielen. Wenn Sie glücklich und zufrieden mit dem aktuellen Job sind oder aus anderen Gründen nicht an einer beruflichen Veränderung interessiert sind, ist das völlig in Ordnung. Sagen Sie das. Bedanken Sie sich aber trotzdem für das Angebot. Professionelle Headhunter haben dafür Verständnis und versuchen Sie nicht zu überreden. Wenn Sie fair bleiben, ruft man Sie gerne wieder an – womöglich mit einem besseren und passenderen Angebot.
Kontaktdaten austauschen
Banal, wird aber manchmal vor lauter Nervosität vergessen: Denken Sie daran, spätestens am Ende des Headhunter Gesprächs alle wichtigen Kontaktdaten (Name, Firma, Telefon, eMail) auszutauschen. Falls Ihnen später noch Rückfragen einfallen. Aber selbst wenn Sie kein Interesse haben, können Sie den Kontakt zum Headhunter halten. Wer weiß, ob Sie ihn nochmal in Ihrer Laufbahn brauchen oder um Rat bitten möchten. Im Leben begegnet man sich ja immer zweimal, im Business sogar noch öfter…
Weiterführende Artikel zum Umgang mit Headhuntern
- Executive Search: Definition und Vorteile der Direktsuche
- Bewerbung beim Headhunter: Auf eigene Initiative
- Headhunter überzeugen: Damit punkten Sie
- Headhunter Panne: Wenn die Bewerbung beim Chef landet
- Personalvermittlung: Der direkte Weg zum Job?