Schulabbrecher: Kein Schulabschluss – was tun?

Jährlich verlassen in Deutschland mehr als 50.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Die Quote der Schulabbrecher liegt seit Jahren vergleichsweise hoch und steigt vor allem bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund – mit dramatischen Folgen für die weitere berufliche Laufbahn. Was Schulabbrecher tun können und welche Alternativen sie haben…

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Definition: Was ist ein Schulabbrecher?

Schulabbrecher sind Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 19 Jahren, die die Schule vorzeitig und ohne einen regulären Schulabschluss (z.B. Hauptschulabschluss) verlassen. Umgangssprachlich und in der Statistik werden damit all jene gemeint, die vor oder nach der Pflichtschulzeit ohne einen anerkannten Abschluss zu den Abgängern zählen.

Für die Definition ist der fehlende Schulabschluss maßgeblich. Wer einfach nur die Schule schwänzt, ist kein Schulabbrecher. Wird wiederum ein Schulabschluss angestrebt, aber nicht erreicht, spricht man von „Schulversagen“.

Alle genannten Beispiele führen zu erheblichen Nachteilen bei der Berufswahl, bei der späteren Gehaltsentwicklung im Berufsleben und erhöhen das Risiko einer Arbeitslosigkeit massiv.

Schulabbrecher Deutschland Statistik

Jährlich brechen in Deutschland rund 53.000 Jugendliche ohne einen Abschluss die Schule ab. Das entspricht einer Schulabbrecherquote von 7,2 Prozent. Das ist jedoch nur der Bundesdurchschnitt. In einigen Bundesländern liegt die Quote deutlich höher, z.B. in Sachsen-Anhalt (11,8 %) oder Bremen (10 %). In Bayern beträgt sie dagegen nur 5,3 Prozent.

Besonders betroffen sind Jugendliche mit Migrationshintergrund: Bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln liegt der Anteil der Männer ohne Abschluss bei 12 Prozent, Frauen 10 Prozent. Das ist fast das Dreifache im Vergleich zu Deutschen ohne Migrationshintergrund! Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit einer Abbrecherquote von 12,2 Prozent (EU-Definition: frühzeitiger Abgang aus Schule + Ausbildung) deutlich über dem EU-Durchschnitt von 9,6 Prozent.

Schulabbrecher Deutschland Entwicklung

Die Quote stagniert zwar seit Jahren, dafür aber auf hohem Niveau. Deutliche Anstiege gibt es in den vergangenen Jahren aber bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund und aus sozialen Brennpunkten. Als Ursachen nennen Experten Perspektivlosigkeit, Lehrkräftemangel und fehlende Förderung benachteiligter Kinder.

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Schulabbrecher: Was tun? Welche Alternativen gibt es?

Ein Schulabbruch wirkt auf Betroffene oft erstmal befreiend. Sie haben die Schule und das Lernen gehasst, stehen aber jetzt ohne Schulabschluss da – und damit ohne nennenswerte Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Die meisten Berufe setzen eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium voraus.

Immerhin: Es gibt ein paar Alternativen für Schulabbrecher:

Was machen, wenn man die Schule abbricht?

Gleichzeitig muss der Schulabbruch kein Beinbruch sein. Auch als Schulabbrecher bleiben einem noch zahlreiche Möglichkeiten, doch noch erfolgreich ins Berufsleben einzusteigen und erforderliche Qualifizierungen auf dem „zweiten Bildungsweg“ nachzuholen…

1. Schulabschluss nachholen

Viele Schulabbrecher halten sich eine Weile mit Gelegenheitsjobs oder Jobs als Hilfsarbeiter über Wasser. Langfristig sinnvoll ist das aber nicht. Die beste Strategie ist, den (Haupt-)Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen – in der Abendschule, Volkshochschule, Fernschule oder mittels Berufsvorbereitungsjahr. Das gilt für den Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und sogar für das Abitur.

2. Praktikum machen

Ein Praktikum ermöglicht nicht nur Einblicke in verschiedene Berufsfelder – es ist auch eine Chance, Arbeitgeber von sich zu überzeugen! Praktika oder Zeitarbeit (siehe: Zeitarbeitsfirmen) können ein Sprungbrett sein, um einen Fuß in die Tür zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Überzeugen Sie dort mit Zuverlässigkeit und Einsatzwillen, ist oft der Übergang in einen regulären Job möglich.

3. Ausbildungsplatz suchen

Auch ohne Schulabschluss ist es in manchen Berufen möglich eine Ausbildung zu machen. Es gibt in Deutschland zwar mehr als 300 Ausbildungsberufe – für Schulabbrecher ist die Auswahl jedoch stark eingegrenzt. Infrage kommen zum Beispiel:

    Handwerkliche Berufe

  1. Maurer/in
  2. Gärtner/in
  3. Klempner/in
  4. Gerüstbauer/in
  5. Gastronomie Berufe

  6. Bäcker/in
  7. Koch/Köchin
  8. Fleischer/in
  9. Dienstleistungsberufe

  10. Kosmetiker/in
  11. Florist/in
  12. Friseur/in
  13. Alltagsbegleiter/in
  14. Sicherheitsfachkraft
  15. Weitere Berufe

  16. Verkäufer/in
  17. Berufskraftfahrer/in
  18. Fachlagerist/in

4. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) machen

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen werden von der Bundesagentur für Arbeit angeboten. Zielgruppe der BvB sind lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Schüler unter 25 ohne Abschluss. Die Jugendlichen können hierbei verschiedene Berufe kennenlernen und haben die Gelegenheit, sich beruflich zu orientieren. Zur Berufsausbildungsvorbereitung gehören außerdem IT- und Medienkompetenz, Sprachförderung sowie Bewerbungstraining oder Betriebspraktikum. Das Förderprogramm dauert 10-11 Monate.

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5. Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) nutzen

Falls Sie noch schulpflichtig sind und weder einen Schulabschluss noch Ausbildungsplatz haben, können Sie an einer Berufsschule das sogenannte Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) absolvieren. In Praktika und anderen praktischen Phasen lernen Sie verschiedene Berufsfelder kennen und können sich so auf eine Ausbildung vorbereiten bzw. sich schon mal parallel bewerben. Das BVJ variiert allerdings von Bundesland zu Bundesland.

6. Einstiegsqualifizierung absolvieren

Diese richtet sich vor allem an benachteiligte Schulabbrecher, die bis zum 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Die Einstiegsqualifizierung ist im Grunde ein betriebliches Langzeitpraktikum, bei dem Sie zu mindestens 70 Prozent in einem Betrieb arbeiten. Die Arbeitgeber erhalten hierfür Zuschüsse von der Bundesagentur für Arbeit.

7. Privatwirtschaftliche Projekte

Das Social-Franchise-Projekt Joblinge vermittelt Jugendliche ohne Ausbildungsplatz an Unternehmen. Das 6-monatige Projekt beginnt für Teilnehmer mit einer Orientierungsphase, in der er möglichst viele Berufsbilder kennenlernen und in verschiedene Betriebe hineinschnuppern. Danach folgt ein Qualifizierungspraktikum. Ehrenamtliche Mentoren stehen den Jugendlichen zur Seite.

8. Initiativbewerbung

Überdies bleibt Mutigen stets die Initiativbewerbung bei ihrem Wunschunternehmen auf gut Glück. Zwar ist die Chance auf eine Absage hoch – trotzdem gibt es aktuell gute Chancen auf Erfolg: Der Azubi- und Fachkräftemangel sorgt dafür, dass einige Ausbildungsbetriebe nicht wählerisch sein können. Hinzu kommt, dass viele mittelständische Betriebe auch Jugendlichen eine Chance geben möchten, die die Schule abgebrochen haben. Entscheidend ist dabei Ihre Motivation und erkennbarer Lernwille in der Bewerbung!

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Berühmte Schulabbrecher, die es geschafft haben

Wer die Schule nicht gepackt hat, ist ein Versager? Von wegen! Es gibt eine Reihe von Schulabbrechern, die nicht nur Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen konnten, sondern sogar berühmt und reich geworden sind. Beispiele:

  • Joschka Fischer

    Dem ehemaligen deutsche Außenminister fehlt nicht nur das Abitur, er hat sogar einen Ehrendoktor ohne jemals studiert zu haben.

  • Iris Berben

    Die Schauspielerin hat trotz Internats die Schule ohne Abitur verlassen.

  • Richard Branson

    Der mehrfache Milliardär und spätere Gründer der Virgin Group, Richard Branson, verließ die Schule 1966 im Alter von 16 Jahren ohne Abschluss.

  • David Karp

    Der Tumblr-Gründer verließ mit die Bronx Science High School als Schulabbrecher. Seine Plattform ist unter den Top20 der meistbesuchten Internetseiten in den USA.

  • Helge Schneider

    Der Entertainer verließ mit 16 Jahren die Schule ohne Schulabschuss.

  • Gisele Bündchen

    Verließ mit 15 Jahren die Schule ohne Schulabschuss und wurde dafür ein weltbekanntes Model.

Warum sollte ich nicht Schulabbrecher bleiben?

Auch wenn die Beispiele schillernd sind – sie bleiben seltene Ausnahmen. Studien zeigen: Schulabbrecher sind häufiger arbeitslos, mühen sich mit schlecht bezahlten Jobs ab und laufen bis ins Alter Gefahr, unter die Armutsgrenze zu rutschen (siehe: Working Poor). Umgekehrt beweisen andere Studien den positiven Effekt von Bildung und weiteren Qualifikationen (siehe: Bildungsrendite). Bleiben Sie also nicht „Schulabbrecher“, sondern geben Sie nochmal neu Gas! Der Start war holprig, ja. Dafür nutzen Sie jetzt Ihre zweite Chance – wir wünschen: viel Erfolg und unterstützen Sie dabei gerne mit unserer Seite!


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