Überbetriebliche Ausbildung: Bedeutung & Vergütung

In einer Berufsausbildung sollen Azubis alle wichtigen Inhalte, Fähigkeiten und Qualifikationen des Berufs lernen. Weil das nicht in jedem Betrieb möglich ist, gibt es die überbetriebliche Ausbildung. Hierbei verlassen Auszubildende den Ausbildungsbetrieb, um zusätzliche Kenntnisse zu erwerben. Wir erklären, wie die überbetriebliche Ausbildung funktioniert, wie sie gesetzlich geregelt ist – und was Sie zu Kosten und Vergütung wissen müssen…

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Was ist eine überbetriebliche Ausbildung?

Eine überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) sind zusätzliche Kurse, Lehrgänge oder Arbeiten in Werkstätten, die außerhalb vom eigenen Ausbildungsbetrieb stattfinden. Das bietet Azubis die Möglichkeit, alle wichtigen und für die Ausbildung notwendigen Lerninhalte kennenzulernen und Kenntnisse zu sammeln, die im Ausbildungsbetrieb nicht angeboten werden.

Während der Phasen der überbetrieblichen Ausbildung nehmen sie an unterschiedlichen Maßnahmen teil, in denen das fehlende Wissen vermittelt wird. Die Kurse sind eine Ergänzung zur klassischen dualen Ausbildung in Deutschland.

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Gesetzliche Vorgaben zur ÜBA

Wie findet eine Ausbildung in einem Betrieb statt, der nicht alle Kompetenzen und Qualifikationen vermittelt? Die Grundlagen dafür sind in § 5 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und in § 26 der Handwerksordnung (HwO) geregelt. Hier heißt es: „Die Ausbildungsordnung kann vorsehen, dass Teile der Berufsausbildung in geeigneten Einrichtungen außerhalb der Ausbildungsstätte durchgeführt werden, wenn und soweit es die Berufsausbildung erfordert (überbetriebliche Berufsausbildung).“

Ergänzt werden die rechtlichen Regelungen durch § 21 der Handwerksordnung:

„Eine Ausbildungsstätte, in der die erforderlichen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten nicht in vollem Umfang vermittelt werden können, gilt als geeignet, wenn diese durch Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte vermittelt werden.“

Übersicht: Andere Ausbildungsarten in Deutschland

In Deutschland gibt es verschiedene Ausbildungsarten, in denen Sie Fähigkeiten, Qualifikationen und letztlich den Abschluss erwerben für einen erfolgreichen Berufseinstieg erwerben. Wir stellen die verschiedenen Arten der Berufsausbildung kurz vor::

  1. Duale Ausbildung (betriebliche Ausbildung)
    Die klassische und häufigste Ausbildungsart in Deutschland: Theoretisches Wissen wird an der Berufsschule vermittelt (1-2 Tage pro Woche oder als Block), die restliche Zeit erlernen Azubis praktische Inhalte im Ausbildungsbetrieb.
  2. Schulische Ausbildung (vollschulische Ausbildung)
    Eine schulische Ausbildung findet (fast) ausschließlich an einer Berufsschule statt. Kenntnisse werden im Vollzeitunterricht beigebracht. Es gibt keinen Ausbildungsbetrieb. Praktische Erfahrung wird in vorgeschriebenen Praktika gesammelt.
  3. Duales Studium
    Das duale Studium kombiniert einen Studiengang an Universität oder Hochschule mit der praktischen Ausbildung in einem Betrieb.
  4. Teilzeitausbildung
    Dies ist im engeren Sinne keine eigene Ausbildungsart, sondern die Möglichkeit, andere Ausbildungen in Teilzeit zu machen. Die tägliche und wöchentliche Arbeits- und Ausbildungszeit wird dabei bis zu 50 Prozent reduziert. Voraussetzung ist das Abitur oder die Fachhochschulreife.
  5. Beamtenausbildung
    Eine Karriere im öffentlichen Dienst führt möglicherweise über eine Beamtenausbildung. Diese führt in den einfachen oder mittleren Dienst verschiedener Berufsbilder. Zum Beispiel als Beamter Allgemeine innere Verwaltung.
  6. Abiturientenausbildung
    Die Abiturientenausbildung ist eine Sonderform der Ausbildung für Schüler mit (Fach-)Abitur. Sie werden umfangreich in Theorie und Praxis ausgebildet. Häufig werden Doppelabschlüsse mit Zusatzqualifikationen angeboten. Beispiel: Eine Abiturientenausbildung zum Handelswirt ist eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel und die zusätzliche Qualifikation als Geprüfter Handelswirt.
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Gründe für eine überbetriebliche Ausbildung

Die überbetriebliche Ausbildung ist möglich und nötig, wenn der eigene Ausbildungsbetrieb einem Azubi nicht alle erforderlichen Fähigkeiten in ausreichendem Maße beibringen kann. Aber welche Gründe führen dazu? Hier sind mehrere Ursachen denkbar, die zu einer ÜBA führen:

  • Kleine Betriebe
    Kleine Ausbildungsbetriebe sind nicht in allen Bereichen so gut aufgestellt wie größere Unternehmen. Die überbetriebliche Ausbildung schafft einen Ausgleich.
  • Hohe Spezialisierung
    Unternehmen spezialisieren sich oft auf einzelne Bereiche. In einem Bereich ist die Ausbildung hervorragend, in einem anderen ist sie nicht auf dem aktuellsten Stand.
  • Fehlende Technik
    Nicht alle Arbeitgeber verfügen über dieselben Maschinen, technischen Geräte oder Programme. Durch die ÜBA lernen Auszubildende trotzdem den Umgang mit der für den Beruf relevanten Technik.
  • Wenig Personal
    Ein insgesamt kleines Team oder personelle Ausfälle machen eine intensive Betreuung von Azubis schwierig. Wissensvermittlung erfolgt dann in Werkstätten oder Lehrgängen.

Eine überbetriebliche Ausbildung stellt sicher, dass Auszubildenden durch die Situation in ihrem Betrieb kein Nachteil gegenüber der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt entsteht. Egal, wo Sie Ihre berufliche Ausbildung machen: Sie erwerben einen gleichwertigen Abschluss mit allen Qualifikationen und Fähigkeiten.

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Dauer: Wie lange ist eine überbetriebliche Ausbildung?

Der Zeitraum der UBA ist nur ein geringer Teil Ihrer Ausbildungsdauer. In der Regel liegt die Dauer solcher Kurse, Lehrgänge oder Arbeitszeiten in anderen Unternehmen bei bis zu 4 Wochen pro Jahr. Weiterhin machen Sie den Großteil Ihrer praktischen Ausbildung in Ihrem normalen Betrieb.

Wann finden die Maßnahmen der überbetrieblichen Ausbildung statt?

In der dualen Ausbildung arbeiten Sie die meiste Zeit im Betrieb, je nach Beruf und Ausbildungsordnung verbringen Sie 1-2 Tage an der Berufsschule – die Schulzeit ist teilweise auch als Blockunterricht angelegt. Lehrgänge der überbetrieblichen Ausbildung finden zu den Zeiten statt, die Sie sonst in Ihrem Ausbildungsbetrieb verbringen würden. Es gibt keine Auswirkungen auf die Zeiten in der Berufsschule.

Statt praktischer Lehre im eigenen Betrieb verbringen Sie die Zeit in Schulungen und erwerben Kompetenzen, die bisher fehlen.

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Überbetriebliche Ausbildung: Wie ist die Vergütung?

Für Ihr Gehalt macht es keinen Unterschied, ob Sie eine überbetriebliche Ausbildung machen oder eine klassische duale Ausbildung mit Praxisteilen ausschließlich in Ihrem Ausbildungsbetrieb machen. Für die Zeiten der ÜBA beziehen Sie weiterhin Ihre normale Ausbildungsvergütung.

Durch die Maßnahmen gibt es keine Kürzungen oder Veränderungen in Ihrem Ausbildungsgehalt. Der Betrieb zahlt gewohnt den im Ausbildungsvertrag geregelten Betrag.

Wer trägt die Kosten in der ÜBA?

Sollten Ihnen durch die überbetriebliche Ausbildung zusätzliche Kosten entstehen, springt im Normalfall der Ausbildungsbetrieb ein und übernimmt Ihre Ausgaben. Sprechen Sie dies aber vorher noch einmal mit dem Ausbildungsleiter oder dem direkten Vorgesetzten ab.

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Prüfungen und Abschluss einer überbetrieblichen Ausbildung

Für Prüfungen und den Abschluss Ihrer Ausbildung macht es keinen Unterschied, ob Sie eine überbetriebliche Ausbildung oder eine klassische duale Ausbildung machen. In beiden Varianten müssen Sie zwei zentrale Prüfungen bestehen:

  • Zwischenprüfung
    Nach ungefähr 1,5 Jahren (nach der Hälfte Ihrer Ausbildung) absolvieren Sie die Zwischenprüfung. Hier müssen Sie beweisen, dass Sie die bisherigen Inhalte verinnerlicht haben und die notwendigen Fortschritte machen.
  • Abschlussprüfung
    Am Ende der Ausbildung steht die Abschlussprüfung (bei Handwerksberufen: Gesellenprüfung). Legen Sie diese erfolgreich ab, ist die Ausbildung beendet und Sie dürfen offiziell in Ihrem Beruf arbeiten.

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