Bedeutung: Was ist die Karenzzeit?
Die Karenzzeit ist eine Wartezeit oder Sperrfrist, in der vereinbarte Leistungen noch nicht gewährt werden oder durchgeführt werden müssen. Typisch ist eine solche Phase bei Berufsunfähigkeitsversicherungen: Zwischen dem Eintritt der Berufsunfähigkeit und der ersten Auszahlung liegen oftmals mehrere Monate – diese wird im Vertrag geregelt.
Der Begriff stammt vom lateinischen Verb „carere“ = verzichten. In der Karenzzeit wird auf Leistungen verzichtet, obwohl diese vereinbart und zu einem späteren Zeitpunkt fällig sind. Im Beispiel der Versicherung besteht Versicherungsschutz, der Versicherte erhält aber (noch) keine Versicherungsleistungen.
Beispiele: Arten der Karenzzeit
Karenzzeiten gibt es in verschiedenen Bereichen mit teilweise leicht unterschiedlichen Bedeutungen. Fast immer geht es aber um eine Wartezeit für bestimmte Leistungen oder zwischen zwei Handlungen. Wir zeigen und erklären die Beispiele:
Karenzzeit bei Versicherungen
Das Versicherungswesen bezeichnet die Karenzzeit als einen Zeitraum, in dem die Versicherung bereits vorhanden ist, aber noch kein Anspruch auf Leistungen besteht. Der Leistungsfall ist schon eingetreten, die ersten Leistungen werden aber erst ab einem bestimmten späteren Zeitpunkt gezahlt. Wie lang diese Phase dauert, wird im individuellen Vertrag geregelt.
Karenzzeit bei Krediten
Bei Banken und anderen Kreditgebern ist es die Phase zwischen der Auszahlung der Kreditsumme und dem Beginn der Rückzahlung. Durch die Vereinbarung müssen Sie nicht sofort mit der Tilgung des Kredits beginnen. So erhalten Sie beispielsweise am 1. Februar das Geld aus Ihrem Kredit, müssen aber erst am 1. November die erste Rate zurückzahlen.
Karenzzeit bei Bürgergeld
Im ersten Jahr des Bezugs von Bürgergeld wird das Vermögen eines Anspruchsberechtigten nur berücksichtigt, wenn es sich um erhebliche Summen handelt. Diese Phase wird als Karenzzeit bezeichnet. Das bedeutet: Für die erste leistungsberechtigte Person muss das Vermögen 40.000 Euro überschreiten, für jede weitere Person der Bedarfsgemeinschaft sind es 15.000 Euro – sonst bleibt es unberücksichtigt. Wird der Bezug während des Jahres für mindestens einen vollen Monat unterbrochen, verlängert sich die Phase um drei Monate.
Karenzzeit in der Politik
Für Politiker gibt es eine Karenzzeit zwischen der politischen Tätigkeit und der Aufnahme einer Beschäftigung bei einem Arbeitgeber in der freien Wirtschaft. So sollen Interessenskonflikte vermieden werden. Immer wieder gab es Kritik, wenn ein ehemaliger Politiker direkt nach seinem Amt in eine hohe Position eines Unternehmens eingestiegen ist.
Karenzzeit bei Börsengängen
Vor dem Börsengang eines Unternehmens (auch: IPO oder Initial Public Offering) besteht die Pflicht zu einer Karenzzeit. Diese Zeit wird auch Stille Phase genannt. In diesem Zeitraum dürfen keine Werbemaßnahmen erfolgen und es besteht ein Verbot zu Meinungsäußerungen zum voraussichtlichen Wert des Unternehmens beim Börsengang.
Karenzzeit in Österreich
Ein Sonderfall ist die Karenzzeit in Österreich. Hier bezeichnet der Begriff die Elternzeit, also die berufliche Freistellung nach der Geburt. In dieser Phase haben Eltern ausreichend Zeit für die Betreuung des Kindes – ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen.
Warum werden Karenzzeiten vereinbart?
Gerade bei Versicherungen stellt sich die Frage: Soll ich einer solchen Wartezeit zustimmen und diese vertraglich festlegen? Ob dies sinnvoll ist, müssen Sie im Einzelfall entscheiden. Auf der einen Seite ist es für Versicherte ein finanzielles Risiko. Beispiel Berufsunfähigkeit: Zahlt die Versicherung erst nach 6 Monaten, müssen Sie für diese Zeit genügend Rücklagen haben.
Der Vorteil: Mit Karenzzeiten sind Versicherungen oftmals günstiger. Als Versicherungsnehmer zahlen Sie geringere Beiträge und reduzieren Ihre laufenden Kosten. Bei Krediten ist es hingegen ein wichtiger Pluspunkt, dass Sie nicht gleich mit der Rückzahlung beginnen müssen. Die Wartezeit ist hier ein klarer Vorteil für Kreditnehmer.
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