Leisure Sickness: Krank im Urlaub – und was dagegen tun

Wer sich im Job auspowert, riskiert, dass er oder sie in den Ferien krank im Bett liegt. „Leisure Sickness“ heißt das Phänomen, dass wir ausgerechnet dann krank werden, wenn wir frei haben. Also ausgerechnet mit Beginn des Urlaubs oder wenn wir das Wochenende genießen wollen. Statt Entspannung pur oder südlicher Sonne erwarten uns Schnupfen und Fieber. Wir erklären Ursachen und Symptome hinter der Leisure Sickness und geben Tipps, was Sie dagegen tun können…

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Was ist das Leisure Sickness Syndrom?

Der Begriff Leisure Sickness (Aussprache: „Läscher Sickness“) hat sich erst vor einigen Jahren einen Platz im Fachvokabular erkämpft. Im Deutschen sagt man dazu auch „Freizeitkrankheit“. Der Terminus geht auf ein Phänomen zurück, das der Niederländer A.J.J.M Vingerhoets Anfang der 2000er Jahre erstmals wissenschaftlich untersucht hat. Die Frage, die er sich damals stellte: Warum werden so viele Menschen ausgerechnet immer kurz vor ihrem Urlaubsantritt krank – oder mittendrin? Möglicherweise kennen Sie das ja auch: Der Traumurlaub ist gebucht, der letzte Arbeitstag absolviert – und rumms, strecken einen üble Grippesymptome nieder.

Dieselben Symptome haben viele Arbeitnehmer am Wochenende. Der Freitag ist geschafft, die letzten Aufgaben der Woche sind erledigt – schon kündigt sich ein veritabler Schnupfen an und man liegt flach (siehe auch: Gummiband-Effekt). Das kann kein Zufall sein! Ist es auch nicht. Tatsächlich gibt es dafür eine medizinische Erklärung: Während der Arbeit produziert der Körper Stresshormone, die uns funktionieren lassen. Fällt dann von einem Tag auf den anderen die Belastung ab, gerät der Hormonspiegel durcheinander. Folge: Das Immunsystem bricht zusammen. Der Körper reagiert kränklich.

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Leisure Sickness Ursachen: Dauerbelastung killt die Abwehr

Hauptursache für das Leisure Sickness Syndrom ist die zu schnelle Umstellung von Arbeit auf Freizeit. Im Job ist der gesamte Körper auf Leistung ausgerichtet: Nicht nur unsere Motivation sorgt für hohe Produktivität und gute Ergebnisse. Auch ein Hormoncocktail aus verschiedenen Stresshormonen versetzt uns dazu in die Lage, ein Maximum an Kraft, Energie und Konzentration aus sich herauszuholen.

Das Problem: Bei schlagartiger Umstellung auf Entspannung und freie Zeit bei Urlaub oder am Wochenende, werden auch die Stresshormone plötzlich nicht mehr produziert. Ein solch rasanten Wechsel macht der Körper aber nicht mit. Erst recht nicht, wenn die Belastung – zum Beispiel wegen eines wichtigen Projekts – zuvor lange auf hohem Level verweilte. Zwar nimmt der Körper die Entlastung dankbar an. Er kommt aber mit dem Tempo nicht mit. Bei der Leisure Sickness handelt es sich daher um eine Art Schutzmechanismus: Der Körper erzwingt eine Pause, um sich tatsächlich regenerieren zu können.

Leisure Sickness Dauer: Wie lange ist man krank?

Ein plötzlicher Infekt kann Erholungsbedürftige für einen Tag niederstrecken oder eine ganze Woche lang ins Bett verbannen. Wie lange so eine Leisure Sickness dauert, ist höchst individuell. Meist hängt das damit zusammen, wie hoch der vorherige Stress war und wie ausgepowert das Immunsystem deswegen ist beziehungsweise, was Sie daraufhin erwischt. Das kann ein einfacher Schnupfen sein oder ein veritabler Virus-Infekt.

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Wer ist von Leisure Sickness betroffen?

Leisure Sickness ist noch wenig erforscht. Heike Möller, Professorin für Tourismusmanagement an der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH) hat dazu kürzlich die erste deutsche Studie durchgeführt. Danach kennen 22 Prozent der Befragten Leisure Sickness aus eigener Erfahrung – also rund jeder fünfte Deutsche. Das Phänomen zieht sich durch alle Berufsgruppen. Führungskräfte werden ebenso freizeitkrank wie Selbstständige, Freiberufler oder Angestellte.

Allerdings gibt es Risikogruppen, die häufiger unter Leisure Sickness leiden und eher dazu neigen, die Freizeitkrankheit zu bekommen. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, die häufig Überstunden machen und solche mit ausgeprägtem Pflichtbewusstsein. Außerdem schlafen viele Freizeitkranke schlechter. Mit anderen Worten…

Sie erhöhen Ihre Anfälligkeit für Leisure Sickness, wenn Sie…

  • regelmäßig die Arbeit gedanklich mit nach Hause nehmen.
  • ständig erreichbar bleiben.
  • sich für alles im Job verantwortlich fühlen.
  • nicht abschalten können.
  • für keinen Ausgleich zur Arbeit sorgen.

Häufige Symptome der Freizeitkrankheit

Kränklich und angeschlagen kann man sich auf unterschiedliche Arten fühlen. Laut Studie macht sich Leisure Sickness dabei vor allem durch diese Symptome bemerkbar:

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Leisure Sickness vorbeugen: Tipps gegen den Ferienschnupfen

Leisure Sickness entsteht an der Schnittstelle von Arbeit zu Freizeit. Dann, wenn Sie kurz vor der Auszeit in der Hängematte nochmal einen Vollsprint hinlegen. Entsprechend ist die beste Prophylaxe gegen die Freizeitkrankheit, den Urlaub schrittweise einzuläuten. Fliegen Sie beispielsweise nicht sofort am ersten Urlaubstag in die Karibik, sondern bleiben noch zwei, drei Tage zuhause. Tage, in denen Sie das Betriebsystem langsam herunterfahren. Nehmen Sie sich die Zeit, um den Stresslevel Stück für Stück zu senken.

Leisure Sickness vorbeugen können Sie auch, indem Sie es in der letzten Woche vor dem Urlaub ein wenig ruhiger angehen lassen. Machen Sie einen ruhigen Arbeitstag und legen Sie die stressigsten Projekte und Aufgaben nicht unbedingt in die letzten Tage vor der Freizeit. So ist der Wechsel von Stress zu Ruhephase weniger abrupt. Darüberhinaus helfen auch diese Tipps gegen die Leisure Sickness:

  1. Perfektionismus ablegen

    Man dürfe keine Angst vor dem Unerledigten haben. Das führe sonst zu Unzufriedenheit, sagt Heike Möller von der IUBH. Vor allem müsse man die Ansprüche an sich selbst herunterschrauben. Perfektionismus ist ungesund und kann Leisure Sickness verursachen. Darum: Bloß nicht vor dem Urlaub auspowern!

  2. Erwartungen runterschrauben

    Für viele ist der Jahresurlaub heilig und der Höhepunkt des Jahres. Fehler! Wer zu viel erwartet, manövriert sich ebenfalls in die Ferien-Erkältung. Leisure Sickness kann auch auftreten, wenn Sie den Urlaub voller packen als den Arbeitsalltag – mit Museumsbesuchen, Strandtag, Wanderung, Massage, Streichelzoo, Sightseeing-Tour. Das ist zu viel. Bleiben Sie lieber spontan und lassen Sie Freiraum zur Entspannung.

  3. Smartphone abschalten

    Ständige Erreichbarkeit, Telepressure und die Angst etwas zu verpassen (kurz: FOMO) sorgen sogar im Urlaub noch für Stress. Dagegen hilft nur: abschalten. Buchstäblich! Nutzen Sie den Kurzurlaub zum Digital Detox – einer Social-Media-Fastenkur.

  4. Mini-Urlaube

    Apropos Kurzurlaube: Studien zeigen, dass der Erholungseffekt längerer Auszeiten oft schon nach wenigen Tagen wieder verpufft. Klüger ist es deshalb, nicht EINEN langen Urlaub im Jahr am Stück zu nehmen, sondern den gesetzlichen Urlaubsanspruch lieber auf viele kleine Einheiten im Jahr zu verteilen. So kracht das Immunsystem erst gar nicht zusammen, weil Sie sich auch vor schon nicht so stark auspowern können. Was zusätzlich hilft: Viele kleine Mini-Urlaube im Alltag: Eine Städtereise oder ein Spaziergang im Wald. All das senkt den Stresspegel.


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