Was ist das Erasmus Programm?
Beim Erasmus Programm handelt es sich um ein Förderprogramm der Europäischen Union (EU), das den Austausch von Menschen innerhalb Europas (und einiger Partnerländer) unterstützt. Leitgedanke der Förderung sind Mobilität und lebenslanges Lernen. Somit wird beispielsweise ein Auslandsaufenthalt zum Zweck des Studiums oder Praktikums finanziell ermöglicht.
Hinter dem Namen Erasmus verbirgt sich eine Abkürzung. Es steht für European Community Action Scheme For The Mobility Of University Students. Ideengeber und Namenspate war Erasmus von Rotterdam, ein europäisch gebildeter Humanist.
Wie funktioniert das Erasmus Programm?
Für das Stipendium richten Sie sich direkt an Ihre Hochschule. Die Hochschulen kooperieren mit bestimmten Partnerhochschulen im Ausland. Das sichert Ihnen nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch Hilfe beim Bewerbungsprozess, der je nach Hochschule unterschiedlich ist. Für die Bewerbung brauchen Sie meist folgende Unterlagen:
- Bewerbungsformular der Hochschule
- Motivationsschreiben fürs Stipendium
- Tabellarischen Lebenslauf
- Sprach- und Leistungsnachweise
Weitere Tipps zum Aufbau sowie Formulierungen finden Sie in unserem Artikel zur Bewerbung fürs Auslandsstudium.
Häufige Fragen und Antworten zu Erasmus
Das Förderprogramm der Europäischen Union ist vor allem bei Studierenden für Auslandsaufenthalte beliebt, da es ein Auslandsstudium finanziell unterstützt. Aber auch jenseits von Studienaufenthalten engagiert sich Erasmus für Auslandsaufenthalte. Austauschprogramme gibt es auch für Schüler, Praktikanten und Lehrpersonal.
Erasmus-Stipendiaten zahlen keine Studiengebühren – obwohl die ausländischen Hochschulen üblicherweise kostenpflichtig sind. Aber woher kommt eigentlich das Geld? Das stammt aus den Töpfen der EU-Mitgliedsstaaten. Diese stellten im vergangenen Projektzeitraum 14,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Für den aktuell laufenden Projektzeitraum sind sogar über 41 Milliarden Euro geplant.
Erasmus+ ist der Nachfolger älterer Erasmus Programme. So existierten mit „Leonardo da Vinci“ oder „Grundtvig“ spezielle Förderprogramme für Berufs- und Erwachsenenbildung, die nun alle unter dem Dach von Erasmus+ zusammengefasst sind. Hinzu kommen einige Änderungen hinsichtlich der Förderdauer und teilnehmenden Länder.
An vorderster Stelle stehen interkulturelle Kompetenz, internationale Berufserfahrung und der Austausch mit anderen. Wichtig ist, dass die Ausbildungsinhalte überwiegend dem entsprechen, was die Auszubildenden auch während der Ausbildung in Deutschland gelernt hätten.
Erasmus Programm: Länder für den Auslandsaufenthalt
Die Möglichkeiten für Erasmus-Stipendiaten im Ausland zu studieren, sind fast grenzenlos. An vorderster Stelle steht allerdings das europäische Ausland. Hier wird noch einmal genauer differenziert.
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Programmländer innerhalb der EU
Programmländer des Erasmus Programms sind zunächst alle 27 Mitgliedstaaten der EU: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern.
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Programmländer außerhalb der EU
Zusätzlich gibt es noch teilnehmende Programmländer außerhalb der EU, zu denen die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Island, Liechtenstein, Norwegen und die Türkei gehören. Darüber hinaus nehmen einige europäische Zwergstaaten an dem Erasmus Programm teil.
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Partnerländer
Ebenfalls ist ein Studienaufenthalt mit dem Erasmus Programm in Partnerländern möglich, die sich überwiegend außerhalb Europas befinden. Ausnahmen sind die Schweiz und das Vereinigte Königreich, beides ehemalige Programmländer, die im Zuge einer Zurückstufung nun zu den Partnerländern gehören. Die Aufenthalte hier erhalten geringere finanziellen Mittel.
Wie hoch ist die Erasmus Programm Förderung?
In den Programmländern gibt es Unterschiede, die sich an den Lebenshaltungskosten orientieren. So sind die europäischen Staaten in drei Gruppen eingeteilt – im tendenziell teuren Norden ist demnach die Förderung mit bis zu 500 Euro am höchsten, im eher günstigen Osten mit maximal 400 Euro am günstigsten. Allerdings lässt sich das Erasmus+ Stipendium mit Bafög und anderen Stipendien wie etwa dem Deutschlandstipendium kombinieren.
Für wen ist das Erasmus Programm?
Das Erasmus Programm richtet sich an verschiedene Zielgruppen. Insgesamt vier Nationale Agenturen (NA) sind in Deutschland an der Umsetzung des Erasmus Programms beteiligt:
- NA DAAD Hochschulbildung
Für Studierende ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) Ansprechpartner beim Erasmus Programm. Er unterstützt bei der Antragstellung, stellt Informationen über die jeweiligen Programm- und Partnerländer bereit, hilft bei Praktika im Ausland und Finanzierungsmöglichkeiten. Weitere Informationen sind über das Kontaktformular unter eu.daad.de/ erhältlich. - NA PAD Schulbildung
Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) fördert den internationalen Austausch im Schulbereich. Er organisiert für Schüler das Erasmus Programm. Zu den Projekten gehören Schulpartnerschaften und digitale Projekte wie „Twinning“. - NA BiBB Berufsbildung
Im Bereich Berufs- und Erwachsenenbildung ist die Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) zuständig. Sie richtet sich beispielsweise an Auszubildende, aber auch Ausbilder und Lehrer. Hauptanliegen ist auch hier, die Mobilität zu Bildungszwecken zu fördern. - NA Jugend für Europa
Aufgabe dieser Nationalen Agentur ist die Umsetzung der Programme Erasmus+ Jugend sowie Europäisches Solidaritätskorps. Ziel ist es, vorrangig (politische) Jugendprojekte finanziell zu unterstützen.
Voraussetzungen für das Erasmus Programm
Grundvoraussetzung für Studierende für die Zulassung zum Erasmus Programm ist eine vollständige Bewerbung. Die einzelnen Modalitäten erfahren Sie in den Auslandsbüros (International Office) Ihrer Hochschule. Des Weiteren müssen folgende Voraussetzungen auf Sie zutreffen:
- EU-Bürger oder aus einem Staat, der Vertragspartner im Wirtschaftsraum Europas ist
- Anerkannter Flüchtling oder heimatloser Ausländer
- Inhaber einer Niederlassungserlaubnis, einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt oder einer Aufenthaltserlaubnis
- Seit mindestens einem Jahr reguläres Studium an einer deutschen Hochschule
- Ihre Hochschule nimmt am Erasmus Programm teil
- Zwischen der Heimathochschule und der Gasthochschule existiert ein Erasmus-Kooperationsvertrag
- Ausreichende Sprachkenntnisse für eine Teilnahme an Vorlesungen und Prüfungen im jeweiligen Land
Sollten Sie sich unsicher sein, ob Sie alle Bedingungen erfüllen, fragen Sie vorsichtshalber bei den für Sie zuständigen Institutionen nach. Denn Erasmus fördert auch in Zusammenarbeit mit Schulen, Betrieben, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und Jugendverbänden. Das heißt, auch Auszubildende, Berufsschüler, Teilnehmer von Weiterbildungsgängen oder auch Lehrpersonal können berechtigt sein.
Förderungsdauer des Erasmus-Programms
Mit der Umstellung des Erasmus-Programms auf Erasmus+ sind einige Änderungen einhergegangen. Diese beziehen sich auch auf die Förderdauer. Im Überblick:
Erasmus Programm Studium
Neu beim Erasmus Programm seit Erasmus+ ist, dass Studierende nun mehrfache gefördert werden können. Nun ist nämlich in jedem Studienabschnitt, also im Bachelorstudium, Masterstudium oder Doktorat eine Unterstützung drin. Nicht möglich ist allerdings eine zweimalige Förderung innerhalb eines Studienabschnitts. Die Förderdauer ist ab drei Monaten Studienaufenthalt möglich und beträgt bis zu zwölf Monate. Für Praktikanten sind bereits zwei Monate Aufenthalt möglich. Ebenfalls möglich ist auch eine Kombination aus Studium und Praktikum, etwa neun Monate Studium plus drei Monate Praktikum.
Erasmus Programm Ausbildung
Die EU fördert mit dem Erasmus Programm auch Auszubildende. Ziel ist auch hier die Vermittlung internationaler Berufserfahrung, interkultureller Kompetenzen und Kontakte sowie die Verbesserung der Sprachkenntnisse. Auszubildende ab 17 Jahren können hier ein dreiwöchiges Praktikum machen.
Ziele und Vorteile des Erasmus Programms
Ziel des Erasmus Programms ist die Förderung von grenzüberschreitendem Lernen und transnationaler Zusammenarbeit. Die Erfahrungen aus zwei Weltkriegen waren ursprünglich die größte Motivation dahinter. Aber das Erasmusprogramm bringt Ihnen einige Vorteile:
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Vergleichbarkeit
Gerade im Zuge der Bologna-Reform ist eine Vergleichbarkeit der Studieninhalte und -abschlüsse von großer Bedeutung. So ist die Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des European Credit Transfer Systems (ECTS) einer der zentralen Bestandteile des Erasmus Programms.
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Karrierechancen
In Zeiten großer Mobilität kann das Erasmus Programm für viele Studenten eine Möglichkeit sein, durch ihr Auslandssemester die späteren Karrierechancen deutlich zu steigern.
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Auslandserfahrungen
Die finanzielle Unterstützung während ihres Bachelor- oder Master-Grades vereinfacht es, das Gastland kennenzulernen und dabei wertvolle Erfahrungen zu machen. Selbst wenn eine Vielzahl der Studierenden vermutlich dennoch nebenher einen Studentenjob ergreifen muss. Diese Erfahrungen werden von geschätzt: Immerhin 64 Prozent aller Arbeitgebern halten Umfragen zufolge Auslandserfahrungen für ein wichtiges Einstellungskriterium.
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Sozialkompetenzen
Nachweislich werden durch Auslandsaufenthalte neben interkultureller Kompetenz und Toleranz auch das Selbstvertrauen und die Entscheidungsfreude gestärkt.
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Jobsicherheit
Und das Erasmus Programm hätte nicht sein 30-jähriges Bestehen gefeiert, wenn es keinen Erfolg zu verzeichnen hätte: Fünf Jahre nach ihrem Abschluss liegt die Arbeitslosenquote bei Erasmus-Studierenden um 23 Prozent niedriger.
Finanzierungsalternativen zu Erasmus
Das Erasmus Programm ist beliebt, aber auch an strenge Kriterien geknüpft. Meist erwarten die Hochschulen nicht nur gute Sprachkenntnisse, sondern auch entsprechende Studienleistungen. Auch die Bewerbung fürs Auslandsstudium muss überzeugen. Tut sie das nicht, muss das nicht das Ende Ihrer Auslandsträume sein. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten sind:
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Auslands-Bafög
Grundsätzlich müssen Sie sehr ähnliche Kriterien erfüllen wie für das „normale“ Bafög. Aber: Sollten Sie für die inländische Förderung nicht infrage kommen, weil das Einkommen Ihrer Eltern zu hoch ist, können Sie dennoch fürs Auslands-Bafög berechtigt sein. Grund dafür sind die höheren Förderbeträge aufgrund der Studiengebühren. Wenig Aussicht auf Erfolg haben Sie allerdings bei schlechten Studienleistungen.
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Stipendien
Erkundigen Sie sich nach Stipendiengebern, die Auslandsaufenthalte fördern. Dazu gehört beispielsweise auch der DAAD. Dieser fördert im Rahmen des Erasmus Programms EU-Aufenthalte, aber das ist längst nicht alles: Mit Promos hat der DAAD ein weiteres Stipendium am Start. In diesem Fall für außereuropäische Auslandsaufenthalte und Sprachkurse. Auch die Studienstiftung des deutschen Volkes und diverse regionale Stiftungen halten Stipendien bereit.
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Studienkredit
Der Bildungskredit der Bundesregierung (über die KfW-Bank) stellt Ihnen bis zu 7.200 Euro bereit. 3.600 Euro davon können Sie sich sogar auf einen Schlag auszahlen lassen. Vorteil sind hier die unschlagbar niedrigen Zinsen bei der Rückzahlung. Andere private Studienkredite bieten außerdem die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken an. Häufig müssen Studierende dafür entsprechende Sicherheiten vorlegen.
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Bildungsfonds
Eine weitere Alternative sind die sogenannten Bildungsfonds. Dieses noch relativ junge, rein privatwirtschaftliche Angebot stammt ursprünglich aus den USA. Letztlich handelt es sich auch hier um einen Kredit, den Sie später zurückzahlen müssen – allerdings einkommensabhängig: Dazu wird vorab ein Prozentsatz des späteren monatlichen Einkommens festgelegt, der nach dem Berufsstart über eine bestimmte Dauer zurückgezahlt wird. Meist finanzieren sich Bildungsfonds über Investmentfonds und vergeben ihr Geld nur an sehr vielversprechende Studenten. In der Regel also an die, die die besten Noten haben.
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