Freiwilligendienst in Deutschland – Beispiele und Übersicht
Sie spielen mit dem Gedanken, sich einige Monate oder ein Jahr lang freiwillig sozial oder ökologisch in Deutschland zu engagieren? Die folgenden Freiwilligendienste geben Ihnen die Chance dazu! Sie zählen zu den beliebtesten Angeboten…
1. Freiwilliges soziale Jahr – FSJ
Rund 40.000 Plätze werden hierbei jährlich an engagierte Menschen vergeben. Das FSJ bietet Freiwilligen die Chance, sich für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft einzusetzen. Dafür suchen Sie sich einen anerkannten Träger, z.B. einen Verein oder eine soziale Einrichtung, und bewerben sich dort. Besondere Qualifikation sind in der Regel nicht notwendig. Wichtiger ist die persönliche Motivation.
Wichtige Infos zum FSJ
Der Freiwilligendienst richtet sich vor allem an junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Der Einsatz dauert in der Regel 12 Monate, auch kürzere Einsätze von 6 Monaten sind möglich. Die Obergrenze liegt bei 18 Monaten. Meistens beginnt die Freiwilligenarbeit am 1. August oder 1. September. Einsatzbereiche sind:
- Sport
Vereine, Verbände, Jugendferiendörfer, Sportschulen - Kultur
Bibliotheken, Museen, Kunstvereine - Denkmalpflege
Architekturbüros, denkmalorientierte Vereine, Handwerksbetriebe, aber auch Museen - Gesundheitsbereich
Krankenhäuser, Rettungsdienste, Altenheime - Soziale Einrichtungen
Jugendheime, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Kindertagesstätten
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr unter pro-fsj.de.
2. Freiwilliges ökologische Jahr – FÖJ
Das FÖJ ist die ökologische Variante des FSJ. Es richtet sich speziell an Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren und sich im Bereich Tier- und Umweltschutz engagieren möchten. Auch hierbei sollten Sie zwischen 16 und 26 Jahre alt sein. Mehr noch: Sie dürfen während des Freiwilligendienstes nicht 27 Jahre alt werden! Auch das FÖJ dauert in der Regel 12 Monate. Beginn ist meistens am 1. August oder 1. September. Inhaltlich deckt es Umweltpolitik, Umweltbildung, Tier- und Naturschutz ab.
Einsatzbereiche
- Landschaftsverbände, Umweltämter
- Gärtnereien, Waldkindergärten
- Naturschutzgebiete, Wälder und Parks
- Naturschutzvereine, biologische Stationen
- Tierparks, Zoos
Weitere Informationen sowie eine Übersicht möglicher Einsatzstellen, finden Sie auf der Internetseite des Fördervereins Ökologische Freiwilligendienste: FÖF.
Welche Leistungen gibt es für FSJ und FÖJ?
Bei beiden Freiwilligendiensten stehen Ihnen folgende Leistungen zu:
- Taschengeld (rund 150 Euro), die genaue Höhe entscheidet der Träger
- Unterstützung bei Unterkunft und Verpflegung (falls notwendig)
- Beitragsfreie Versicherung (Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung)
Zusätzlich bleibt der Anspruch auf Kindergeld für die Zeit des Einsatzes bestehen. Das FSJ und das FÖJ unterstützt die Freiwilligen überdies durch 25 Seminartage: Hierbei tauschen die Freiwilligen Erfahrungen aus und geben sich gegenseitig Tipps.
3. Bundesfreiwilligendienst – BFD
Der BFD – liebevoll „Bufdi“ genannt – gehört zu den beliebtesten Freiwilligendiensten: Schon mehr als 400.000 Freiwillige haben den Bundesfreiwilligendienst genutzt. Er ersetzt den früheren Zivildienst. Genau wie beim FSJ können Sie mit der Freiwilligenarbeit Projekte und Einrichtungen unterstützen.
Die Unterschiede zum FSJ
- Der Bundesfreiwilligendienst wird vom Bund finanziert; FSJ und FÖJ von den Ländern
- Es gibt keine Altersbegrenzung
- Interessierte können jederzeit beginnen
- Menschen ab 27 können den Dienst in Teilzeit (20 Stunden pro Woche) leisten
Auch bei dieser Form des freiwilligen Dienstes gibt es eine Seminarbegleitung sowie ein Taschengeld. Ausführliche Informationen finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben: Bundesfreiwilligendienst.
Freiwilligendienst im Ausland – Beispiele und Übersicht
Neben den Möglichkeiten sich in Deutschland zu engagieren, gibt es Angebote für Freiwilligendienste im Ausland. Achtung: Es gibt hierbei unterschiedliche Formen, und längst nicht alle sind geregelt oder anerkannt! Interessenten sollten daher unbedingt darauf achten, dass der Träger vom Staat anerkannt und unterstützt wird…
1. Europäischer Freiwilligendienst – EFD
Beim EFD können Sie sich europaweit für unterschiedliche soziale Projekte einsetzten. Der Freiwilligendienst ist Teil des Programms Erasmus+ der Europäischen Union. Andere Länder und Kulturen kennenlernen, eine neue Sprache lernen, selbständiger werden – die Gründe für den Einsatz im Ausland sind vielfältig. Der Europäische Freiwilligendienst gibt Ihnen die Möglichkeit, das FSJ oder FÖJ im Ausland zu leisten.
Wichtige Infos zum EFD
- Freiwillige sollten zwischen 17 und 30 Jahre alt sein.
- Ein Einsatz kann 2-12 Monate dauern.
- Je nach Projekt können Sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfangen.
- Leistungen: Sprachkurse, Taschengeld und Reisekosten-Zuschuss
- Einsatzorte sind überwiegend Mitgliedsstaaten der EU.
Den Europäischen Freiwilligendienst können Sie aber auch in Nichtmitgliedsländern wie der Türkei oder Ländern der Balkanregion absolvieren. Selbst in Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko oder Tunesien ist ein Einsatz möglich. Wichtig ist nur, dass die Organisation einen fristgerechten Antrag für Sie bei Erasmus+ stellt.
2. Internationaler Jugendfreiwilligendienst – IJFD
Jugendliche, die sich für einen Freiwilligendienst im Ausland interessieren, können ebenfalls am Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) teilnehmen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert diesen Freiwilligendienst, im die interkulturelle Kompetenz zu verbessern.
Wichtige Infos zum IJFD
- Teilnehmer sollten nicht älter als 26 Jahre sein. Ob Minderjährige unter 18 Jahren teilnehmen dürfen, entscheidet der Träger.
- Bewerber müssen die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben.
- Der IJFD ist weltweit möglich, es dürfen aber keine Reisewarnungen oder Sicherheitsbedenken vom Auswärtigen Amt vorliegen.
- Der Träger stellt Unterkunft, Verpflegung und Arbeitskleidung und übernimmt die Reisekosten sowie die Betreuung und Nachbereitung des Auslandsaufenthaltes.
Während des IJFD sind Sie kranken- und haftpflichtversichert. Im Rahmen des Auslandsaufenthaltes nehmen Sie an Sprachkursen und Seminaren zur Vorbereitung teil. Freiwillige erhalten außerdem ein Taschengeld von bis zu 350 Euro. Weitere Informationen erhalten Sie unter ijfd-info.de.
Freiwilligendienst bei der Bundeswehr – FWD
Ein anderes Kaliber ist der Freiwilligendienst bei der Bundeswehr – offizieller Name: „Freiwilliger Wehrdienst (FWD)“. Der FWD ersetzt die frühere Wehrpflicht. Deshalb verpflichten sich die Teilnehmer für ein Jahr und stehen der Bundeswehr anschließend als Reservisten (Inland) für 6 Jahre zur Verfügung. Wer noch nicht volljährig ist, braucht hierfür jedoch die Einwilligung der Eltern.
Im Gegenzug durchlaufen die Freiwilligen eine 7-monatige militärische Grundausbildung – ganz so wie Soldaten, die eine Ausbildung bei der Bundeswehr machen. Allerdings nehmen sie nicht an Auslandseinsätzen teil. Viele FWD-ler kooperieren später mit anderen Freiwilligen vom Technischen Hilfswerk oder der Feuerwehr und leisten wertvolle Arbeit bei Naturkatastrophen oder Rettungseinsätzen.
Was Freiwilligendienst bei der Bundeswehr so attraktiv macht, ist das Gehalt: Das monatliche Einstiegsgehalt liegt bei etwa 1.400 Euro netto während der aktiven Zeit. Im Reservistendienst erhalten Sie pro aktiven Einsatztag mindestens 87 Euro netto. Wer sich darüber hinaus für eine Karriere bei der Bundeswehr interessiert, kann mit entsprechenden Voraussetzungen ein Bundeswehrstudium absolvieren. Tipps für eine Bewerbung bei der Bundeswehr finden Sie hier.
Generelle Tipps zum Freiwilligendienst
Bevor Sie sich für einen Freiwilligendienst entscheiden, sollten Sie in jedem Fall gut recherchieren: Wägen Sie die verschiedenen Formen und Angebot ab und überlegen Sie zum Beispiel, was Sie davon am meisten interessiert oder später Pluspunkte bei der Berufswahl bringt.
Tipps zur Bewerbung
Wichtig ist die rechtzeitige Bewerbung. Viele Bewerbungsfristen starten schon 8-12 Monate vor dem Einsatz, bei beliebten Trägern im Ausland sollten Sie sich sogar 12-15 Monate vorher bewerben! Für die Bewerbung selbst empfehlen wir folgende Dokumente:
- Motivationsschreiben (max. 1 DIN A4 Seite)
- Lebenslauf (1-2 Seiten, Bewerbungsfoto freiwillig)
- Referenzen oder Empfehlungsschreiben (Tipp!)
- Kopie des Führerscheins (falls verlangt)
- Kopie des Führungszeugnisses (falls verlangt)
Tipps zu den Kosten
Einige Angebote firmieren zwar unter „Freiwilligendienst“ – dabei handelt es sich aber kostenpflichtige Anbieter, bei denen Sie – ähnlich wie für Work & Travel – für die Organisation, Unterstützung und Beratung vor Ort Geld zahlen müssen. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, dass der Träger mit staatlichen Institutionen kooperiert. Faustformel: Je größer die Zuschüsse vom Staat, desto geringer Ihr Eigenanteil!
Tipps zum Urlaubsanspruch
Bei einem 12-monatigen Freiwilligendienst in Vollzeit haben Sie mindestens 20 Tage Urlaub (gesetzlicher Urlaubsanspruch). Die exakte Anzahl Ihrer Urlaubstage kann jedoch variieren. Je nach Träger ist auch mehr drin: Ein FSJ bei der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe ist beispielsweise mit 30 Urlaubstagen verbunden. Achten Sie auch hierauf!
Was sind die größten Freiwilligendienst Vorteile?
Die größten Vorteile des Freiwilligendienstes liegen sowohl in der persönlichen Entwicklung als auch in der Berufsorientierung und natürlich im gesellschaftlichen Engagement.
Der Freiwilligendienst fördert immer das Selbstbewusstsein, die Eigenständigkeit und sozialen Kompetenz der Teilnehmenden. Durch die Begegnung mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe entwickelt sich Empathie sowie interkulturelle Kompetenz.
Hinzu kommen weitere Vorteile:
- Sammeln praktischer Erfahrungen zur Berufsorientierung
- Sinnstiftung durch gesellschaftlichen Beitrag
- Überbrückung von Wartezeiten nach der Schule (Wartesemester)
- Erwerb wichtiger Soft Skills und Schlüsselqualifikationen
- Pluspunkte bei späterer Jobsuche und Bewerbung (in sozialen Berufen)
- Knüpfen neuer, internationaler Kontakte und Ausbau des Netzwerks
- Fördern der Resilienz durch das Gefühl, anderen zu helfen
Viele ehemalige Freiwillige erinnern sich gerne an diese Zeit zurück, weil dabei wertvolle Freundschaften entstanden sind oder Sie für sich ganz neue (berufliche) Perspektiven entwickelt haben. Manchmal war der Freiwilligendienst sogar ein Wendepunkt im Leben.
Ein Freiwilligendienst hat also zahlreiche Vorteile, von denen sowohl die Freiwilligen als auch die Gesellschaft profitieren. Warum also nicht einfach mal 6-12 Monate investieren?
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