Was ist ein geldwerter Vorteil?
Ein geldwerter Vorteil ist eine materielle oder immaterielle Sachleistung, die Unternehmen ihren Mitarbeitern zusätzlich zum regelmäßigen Gehalt zur Verfügung stellen. Die Leistung wird nicht monetär ausgezahlt, stellt den Arbeitnehmer aber finanziell besser.
Als geldwerter Vorteil gilt dabei der Betrag, den ein Mitarbeiter bezahlen müsste, wenn er die Sachleistung selbst gekauft hätte. Heißt: Bekommen Sie vom Arbeitgeber zusätzlich zum Gehalt ein Jobticket im Wert von 100 Euro, ist das Ihr geldwerter Vorteil.
Geldwerter Vorteil: Beispiele
Unternehmen haben viele Möglichkeiten, um Mitarbeitern einen geldwerten Vorteil zu gewähren. Unsere Übersicht zeigt die häufigsten Beispiele sowie Freigrenzen und Freibeträge, bis zu denen die Leistungen steuerfrei bleiben:
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Sachbezüge
Sachbezüge (zum Beispiel Jobtickets, Tankgutscheine, Restaurantgutscheine, Eintrittskarten oder Warengutscheine) sind bis zu einer Freigrenze von 50 Euro pro Monat steuerfrei. Ein Übertrag in den nächsten Monat ist nicht möglich. Und: Wird die Freigrenze von 50 Euro überschritten, muss der gesamte Betrag versteuert werden – nicht nur der überschüssige Betrag.
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Firmenwagen
Ein Firmenwagen muss bei privater Nutzung immer als geldwerter Vorteil versteuert werden. Bei der 1-Prozent-Regelung versteuern Sie monatlich 1 Prozent des Bruttolistenpreises plus 0,03 Prozent pro Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz.
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Essen und Verpflegung
Die Verpflegung von Mitarbeitern während der Arbeitszeit wird steuerlich begünstigt. Für ein Mittagessen beträgt der Sachbezugswert 4,40 Euro am Tag. Diesen Pflichtanteil versteuert der Arbeitgeber pauschal mit 25 Prozent. Zusätzlich sind bis zu 3,10 Euro täglich als Arbeitgeberzuschuss steuerfrei möglich. Pro Tag kann die Verpflegung so mit 7,50 Euro unterstützt werden.
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Personalrabatt
Vergünstigungen auf Produkte oder Dienstleistungen des eigenen Arbeitgebers sind ein geldwerter Vorteil und müssen ab einem Freibetrag von 1.080 Euro im Jahr versteuert werden. Zudem gibt es einen Wertabschlag von 4 Prozent – es werden also nur 96 Prozent des ursprünglichen Preises bei der Berechnung berücksichtigt.
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Bonusmeilen
Sammeln Sie durch Ihre berufliche Tätigkeit Bonusmeilen, dürfen Sie diese steuerfrei privat nutzen. Auch hier gilt der jährliche Freibetrag von 1.080 Euro. Aber: Die private Nutzung muss von Arbeitgeber erlaubt werden. Der Chef kann verlangen, dass Sie durch Dienstflüge gesammelte Bonusmeilen für weitere Dienstflüge einsetzen.
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Arbeitskleidung
Arbeitskleidung kann das Unternehmen steuer- und sozialabgabenfrei zur Verfügung stellen, solange es sich um typische Berufskleidung handelt (nicht für die Freizeit bestimmt).
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IT-Ausstattung
Technische Geräte (zum Beispiel Laptop, Tablet oder Smartphone) sind steuerfrei und können dem Mitarbeiter auch zur privaten Nutzung überlassen werden. Aber: Die Geräte müssen offiziell Eigentum des Arbeitgebers bleiben. Bei Kündigung müssen sie zurückgegeben werden. Wird die IT-Ausstattung einem Angestellten geschenkt, zahlt der Arbeitgeber eine Pauschalsteuer von 25 Prozent.
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Gesundheitsförderung
Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter (zum Beispiel Massagen, Yogakurse oder Physiotherapie) sind ein geldwerter Vorteil – bis zu einem Freibetrag von 600 Euro im Jahr bleibt dieser steuerfrei.
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Parkplätze
Kostenlose Parkplätze auf dem Firmengelände müssen nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden. Mitarbeiter sparen hier zwar Geld (kein kostenpflichtiger Parkplatz oder Parkhaus), die Leistung ist aber nicht steuerpflichtig.
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Kinderbetreuung
Unternehmen können steuerfrei Zuschüsse für die Kinderbetreuung von nicht-schulpflichtigen Kindern zahlen oder sogar die gesamten Kosten übernehmen. Zusätzlich sind bis zu 600 Euro im Monat steuerfrei, wenn ein Kind unter 14 Jahren kurzfristig betreut werden muss.
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Mitarbeiteraktien
Mitarbeiteraktien sind bis zu einem Freibetrag von 1.440 Euro steuerfrei. Als geldwerter Vorteil gilt die Differenz zwischen Wert der Aktien und dem Ausübungspreis am Zeitpunkt der Einbuchung. Heißt: Bekommen Sie Unternehmensaktien im Wert von 2.500 Euro zu einem Preis von 1.500 Euro, haben Sie einen geldwerten Vorteil von 1.000 Euro.
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Arbeitgeberdarlehen
Ein Darlehen von Arbeitgeber ist bis zu einem Freibetrag von 2.600 Euro steuerfrei. Bei höheren Summen muss die Differenz zwischen dem marktüblichen und dem gezahlten Effektivzins versteuert werden. Wird ein marktüblicher Zins gewährt, ist das Darlehen in unbegrenzter Höhe steuerfrei.
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Weiterbildung
Zahlt der Arbeitgeber die Kosten für eine Weiterbildung im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, bleibt dies für Sie komplett steuerfrei. Müssen Sie die Weiterbildungskosten ganz oder teilweise selbst tragen, setzen Sie diese als Werbungskosten in der Steuererklärung ab.
Geldwerter Vorteil: Steuerfrei bei Eigeninteresse des Arbeitgebers
Die Beispiele und Freibeträge zeigen: Ein geldwerter Vorteil ist vor allem dann komplett und unbegrenzt steuerfrei, wenn das Eigeninteresse des Arbeitgebers überwiegt. Dies gilt zum Beispiel bei der beruflichen Weiterbildung, von der letztlich das Unternehmen profitiert.
Geldwerter Vorteil versteuern: Die wichtigsten Regeln
Als Faustregel gilt: Geldwerte Vorteile sind steuerpflichtig. Zu dieser Regel gibt es jedoch Ausnahmen. Bei der Frage „Muss ich einen geldwerten Vorteil versteuern?“ helfen zwei wichtige Kennzahlen:
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Monatliche Freigrenze für Sachbezüge
Damit Sachzuwendungen als geldwerter Vorteil steuerfrei bleiben, dürfen diese eine Grenze von 50 Euro pro Monat nicht übersteigen. Wird dieser Wert überschritten, muss der gesamte Betrag voll versteuert werden (Unterschied zwischen einer Freigrenze und einem Freibetrag).
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Jährlicher Rabattfreibetrag
Für Rabatte gilt ein steuerfreier Freibetrag von 1.080 Euro im Jahr. Bei der Berechnung wird der Originalpreis zusätzlich 4 Prozent vermindert. Beispiel: Sie kaufen mit 20 Prozent Rabatt bei Ihrem Arbeitgeber Waren für 5.500 Euro, der verminderte Wert ist 5.280 Euro (96 Prozent). Der geldwerte Vorteil beträgt 1.056 Euro (20 Prozent von 5.280 Euro). Er liegt innerhalb des Freibetrages und muss nicht versteuert werden.
Häufige Fragen zum geldwerten Vorteil
Die häufigsten Fragen und Antworten zum geldwerten Vorteil haben wir in unserem FAQ für Sie zusammengefasst.
Ein geldwerter Vorteil sind materielle oder immaterielle Leistungen, die Unternehmen einem Mitarbeiter zusätzlich zum Gehalt gewähren. Sie werden nicht bar ausgezahlt, sind aber ein finanzieller Vorteil.
Nein, es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf geldwerte Vorteile. Arbeitgeber entscheiden selbst, ob Sie die zusätzlichen Leistungen anbieten und für welche Maßnahmen sie sich entscheiden.
Grundsätzlich muss der geldwerte Vorteil mit dem Gehalt versteuert werden. Es gibt aber durch Freigrenzen und Freibeträge zahlreiche Ausnahmen. Oft sind geldwerte Vorteile so gestaltet, dass sie für Mitarbeiter abgabenfrei bleiben.
Als Mitarbeiter brauchen Sie sich in der Regel nicht selbst um die Versteuerung kümmern. Dies erfolgt direkt über das Gehalt und die Lohnabrechnung vom Arbeitgeber.
Geldwerter Vorteil berechnen: Beispiel Firmenwagen
Die genaue Höhe des geldwerten Vorteils ist nicht bei jeder Leistung sofort offensichtlich. Zahlt der Arbeitgeber eine Kursgebühr, ist die Summe klar – in anderen Beispielen wird der geldwerte Vorteil ermittelt.
Wir haben ein einfaches Beispiel erstellt. Es zeigt für einen Firmenwagen, wie Sie den geldwerten Vorteil berechnen: Der Listenpreis beträgt 20.000 Euro, zwischen Arbeitsplatz und Wohnung liegen 20 Kilometer. Daraus wird die zusätzliche Steuerlast für den geldwerten Vorteil ermittelt.
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1 Prozent des Bruttolistenpreises
Laut 1-Prozent-Regelung versteuern Sie als geldwerten Vorteil monatlich 1 Prozent des Bruttolistenpreises: 0,01 x 20.000 Euro = 200 Euro.
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0,03 Prozent pro Kilometer
Zusätzlich versteuern Sie pro Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz 0,03 Prozent des Listenpreises: 0,0003 x 20.000 Euro x 20 Kilometer = 120 Euro.
Für den geldwerten Vorteil eines Firmenwagens müssen Sie in diesem Beispiel jeden Monat 320 Euro zusätzlich zum Gehalt versteuern. Statt bisher beispielsweise 2.800 Euro würde die Lohnabrechnung 3.120 Euro als Grundlage für die Besteuerung nutzen.
Faustregel zum Firmenwagen: Je teurer der Dienstwagen und je weiter die Entfernung, umso höher fallen der geldwerte Vorteil und auch die Abzüge aus.
Vor- und Nachteile von geldwerten Vorteilen
Geldwerte Vorteile sind bei Arbeitnehmern beliebt und haben auch für Arbeitgeber Vorteile. Gleichzeitig gibt es aber auch einige Nachteile und Probleme, die Sie kennen sollten. Wir stellen beide Seiten gegenüber:
Vorteile
- Mehr vom Nettogehalt
- Höhere Lebensqualität durch Zuschüsse
- Flexible Anpassung der Leistungen
- Stärkere Identifikation mit dem Arbeitgeber
- Bessere Mitarbeitermotivation
- Gutes Employer Branding
- Geringere Kosten durch Steuervorteile
- Starke Mitarbeiterbindung
…für Arbeitnehmer
…für Arbeitgeber
Nachteile
- Höhere Steuerlast, mehr Lohnsteuer und Sozialabgaben
- Möglicherweise nicht für alle Mitarbeiter passend
- Keine Übernahme bei Jobwechsel
- Keine direkte monetäre Auszahlung
- Hoher Aufwand für Verwaltung und Dokumentation
- Genaue Einhaltung rechtlicher Vorgaben
- Potenzielle Haftung bei falscher Besteuerung
- Große Komplexität bei verschiedenen Leistungen
…für Arbeitnehmer
…für Arbeitgeber
Geldwerter Vorteil: Wann lohnt er sich?
Geldwerte Vorteile sind eine gute Alternative zu einer Gehaltserhöhung. Durch Freibeträge und steuerliche Begünstigungen haben Sie oft einen größeren finanziellen Vorteil als bei einem höheren Bruttogehalt. Besonders profitieren Minijobber und Teilzeitkräfte, denn für sie gelten die gleichen Sätze wie für andere Arbeitnehmer.
Berechnen Sie aber immer individuell, wie sich ein geldwerter Vorteil für Sie auswirkt. Gerade bei großen Leistungen wie einem Dienstwagen müssen Sie informiert sein, um nicht von der zusätzlichen steuerlichen Belastung überrascht zu werden. In den meisten Fällen lohnen sich die Angebote aber – selbst dann, wenn der geldwerte Vorteil nicht komplett steuerfrei bleibt.
Keine Beiträge zur Rentenversicherung
Ein Nachteil, den Sie nicht vergessen sollten: Anders als bei einer Gehaltserhöhung bringen geldwerte Vorteile keine zusätzlichen Beiträge für die Rentenkasse. Sie genießen aktuell einen finanziellen Vorteil, kümmern sich aber nicht gleichzeitig um die Altersvorsorge.
Überlegen Sie sich, ob Sie sich zusätzlich privat für das Alter absichern. Sparen Sie durch einen geldwerten Vorteil zum Beispiel beim Tanken (Sachbezug) oder bei der Kinderbetreuung, können Sie dieses Geld in Ihre Altersvorsorge investieren.
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