Muss ich die Elternzeit im Lebenslauf angeben?
Laut Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist die Angabe von privaten Daten freiwillig. Das gilt für die Elternzeit im Lebenslauf genauso wie für den Familienstand oder die Angabe von Kindern, deren Anzahl oder Alter.
Sie müssen die Elternzeit im Lebenslauf nicht angeben – sollten das aber tun! Gleich mehrere Gründe sprechen dafür, warum Sie die Elternzeit nicht weglassen sollten:
- Lücke im Lebenslauf
Wenn Sie die Elternzeit im Lebenslauf nicht aufführen, kann eine Lücke von bis zu 3 Jahren entstehen. Wird diese nicht erklärt, senkt das die Bewerbungschancen. - Soziale Kompetenzen
Betrachten Sie die Elternzeit nicht als Schwäche, sondern als Beleg für wichtige Soft Skills, wie Belastbarkeit, Stressresistenz und Verantwortungsbewusstsein. - Lügen sind Kündigungsgrund
Wenn Sie die Angaben im Lebenslauf frisieren, um die Elternzeit zu verschweigen, riskieren Sie Ihren Job. Falsche Angaben in der Bewerbung können zur Abmahnung oder Kündigung führen.
Ausnahme: Liegt die Elternzeit einige Jahre zurück, hat die Elternpause keine Relevanz mehr für Arbeitgeber und kann weggelassen werden. In dem Fall erwähnen Sie die Auszeit bloß, falls sonst Lücken entstehen. Pflicht ist die Elternzeit im Lebenslauf aber nie.
Wie Elternzeit im Lebenslauf angeben?
Wenn Sie nach der Elternzeit eine Bewerbung schreiben, unterscheiden sich die Bewerbungsunterlagen zunächst überhaupt nicht. Sie benötigen dafür auf jeden Fall ein Bewerbungsschreiben und einen tabellarischen Lebenslauf. Bei „vollständigen“ Unterlagen zusätzlich Anlagen – z.B. Zeugnisse, Zertifikate und Arbeitsproben.
Für die Angabe der Elternzeit haben Sie im Lebenslauf zwei Optionen. Der Unterschied ist: Besteht das aktuelle Arbeitsverhältnis noch – oder sind Sie zurzeit arbeitslos? Je nachdem können Sie die Elternzeit unterschiedlich eintragen:
1. Elternzeit bei laufendem Arbeitsverhältnis angeben
Besteht das aktuelle Arbeitsverhältnis, und Sie wollen sich auf einen anderen Job bewerben, wird die Elternzeit idealerweise im Abschnitt „Beruflicher Werdegang“ (oder: Berufserfahrungen) angegeben. Bitte keine Rubrik „Sonstiges“ nennen oder schaffen!
In dem Fall nennen Sie das aktuelle Beschäftigungsverhältnis wie gewohnt: Links Zeitraum (MM/JJJJ – heute); rechts die Angaben zum Job. Danach folgt der Hinweis: „Elternzeit seit MM/JJJJ“. Sollten Sie während der Elternzeit in Teilzeit weitergearbeitet haben, erwähnen Sie das unbedingt zusammen mit Wochenstundenzahl! Sie zeigen so, dass Sie im Job aktiv geblieben sind. Gleiches gilt, wenn Sie sich in dieser Zeit weitergebildet haben. Erworbene Zertifikate auflisten! Beispiel…
Elternzeit im Lebenslauf Muster 1
Beachten Sie, dass Sie bei einer Bewerbung aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis etwaige Kündigungsfristen berücksichtigen müssen. Das kann den frühestmöglichen Eintrittstermin verzögern.
2. Elternzeit ohne bestehendes Arbeitsverhältnis angeben
Sind Sie aktuell arbeitssuchend oder läuft ein befristeter Arbeitsvertrag während der Elternzeit aus, wird die Elternzeit zu einem eigenen Abschnitt im Lebenslauf. Den können Sie zum Beispiel mit „Familienphase“ oder „Elternzeit“ überschreiben.
Weil ein moderner Lebenslauf heute antichronologisch aufgebaut wird (= aktuelle Position zuerst), steht die Elternzeit nun ganz oben, über dem „Beruflichen Werdegang“. Um die Familienphase aufzuwerten, sollten Sie unbedingt wieder alle Aktivitäten angeben, die für die angestrebte Stelle relevant sind. Beispiel…
Elternzeit im Lebenslauf Muster 2
TIPP: Nennen Sie im Lebenslauf ebenso Hobbys und Ehrenämter. Auch diese belegen, dass Sie sich während der Elternzeit engagiert und persönlich weiterentwickelt haben.
Checkliste: Wie gebe ich Elternzeit im Lebenslauf an?
Folgende Angaben sollten bei der Erwähnung der Elternzeit im Lebenslauf immer machen:
- Dauer: Seit wann und wie lange sind Sie in Elternzeit?
- Job: Sind Sie aktuell angestellt oder arbeitsuchend?
- Aktivität: Fortbildungen oder Teilzeitarbeit (Stundenzahl)?
- Skills: Welche neuen Fähigkeiten brachte die Auszeit?
- Einsatzfähigkeit: Wie werden die Kinder betreut?
Wie überzeugen mit der Elternzeit? Tipps
Die Elternzeit ist im Grunde etwas völlig Normales. Entscheidend für Personaler ist bei der Bewerbung allerdings stets die Frage, ob und wie Sie die Elternpause genutzt haben: Ist Ihr Know-how noch auf dem aktuellen Stand? Sind Sie zeitlich flexibel und spontan belastbar? Ist die Betreuung des Kindes gesichert?
Wollen Sie mit Ihrer Bewerbung nach der Elternzeit überzeugen, müssen Sie solche Fragen (indirekt) beantworten und Zweifel nachvollziehbar zerstreuen. Wir empfehlen hierfür folgende bewährte Tipps und Strategien:
1. Ich bin fachlich auf dem Laufenden!
Arbeitgeber befürchten, dass das Fachwissen und relevante Kompetenzen nach 3-jähriger Elternzeit veraltet sind. Das kann den Wiedereinstieg erschweren und die Einarbeitung verzögern. Beweisen Sie das Gegenteil, indem Sie zur Elternzeit im Lebenslauf relevante Fortbildungen angeben – zum Beispiel einen Sprachkurs oder Fach-Webinare. Ebenso Besuche auf wichtigen Messen und Kongressen. Hauptsache, Sie sind nicht stehengeblieben.
2. Ich besitze wertvolle Soft Skills!
Wer während der Elternzeit keine „harten“ Qualifikationen erwerben konnte, kann immer noch mit sozialen Kompetenzen punkten. Besonders überzeugend wirkt, wenn Sie diese in eigenen Projekten (mit Bezug zum angestrebten Job) oder durch Nebentätigkeiten belegen.
3. Die Kinderbetreuung ist gesichert!
Sollten Sie auf Ihre Bewerbung nach der Elternzeit regelmäßig Absagen bekommen, kann das an der Bewerbungsstrategie liegen – oder daran, dass Personaler Zweifel an der Betreuungssituation haben. In dem Fall können Sie im Schlusssatz des Anschreibens erwähnen, dass die Betreuung der Kinder gesichert ist und Sie sich voll auf die Arbeit konzentrieren können. Beispiel:
PS: Betreuung von Emma, 3, durch die Großeltern und Kindertagesstätte von 7 bis 18 Uhr.
Weitere Bedenken können Sie überdies immer noch im Bewerbungsgespräch zerstreuen.
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Fazit: Elternzeit angeben oder nicht?
Mit der Betreuung und Erziehung Ihrer Kinder leisten Sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Darauf dürfen Sie stolz sein. Es gibt keinen Grund die Elternzeit im Lebenslauf zu verschweigen oder zu verschleiern. Mehr noch: Oft stellt die Auszeit eine wichtige Reflexionsphase dar, die zu einer beruflichen Neuorientierung führt.
Entscheidend ist allein, dass Sie in der Bewerbung Ihre persönliche Weiterentwicklung deutlich machen und mögliche Bedenken aktiv zerstreuen, wenn Sie die Elternzeit im Lebenslauf aufführen. Ehrlichkeit ist zudem ein guter Filter! Wer will schon für ein familienfeindliches Unternehmen arbeiten? Indem Sie mit offenen Karten spielen, finden Sie viel eher einen „wahren“ Traumjob…
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