Was sind Crowdworker?
Crowdworker sind in der Regel keine Angestellten, sondern arbeiten als Freelancer. Die Besonderheit des „Crowdworking“ liegt darin, dass Crowdworker Massenaufträge annehmen. Daher leitet auch der Begriff ab: Englisch „crowd“ bedeutet „Masse“, „worker“ bedeutet „Arbeiter“. Oft geht es dabei um das Erfassen von vielen Daten, das Schreiben von Texten (für Webseiten oder Online-Shops) oder Fotografieren von Produkten und wie sie in einem Ladengeschäft präsentiert werden.
Crowdworker arbeiten häufig im Homeoffice. Oft können die Jobs vom eigenen Laptop oder mit dem Smartphone erledigt werden. Einige Jobs lassen sich auch unterwegs ausführen – zum Beispiel beim Einkaufen. Ein Großteil der Crowdworker arbeitet allerdings als Designer, Texter, Programmierer oder macht allgemein „kreative Jobs“.
Berufsbild Crowdworker: Plattformen und Jobs
Fast immer werden die Aufträge für die digitalen Nomaden über das Internet vermittelt. Dazu gibt es inzwischen zahlreiche Crowdworking Plattformen. Dort müssen sich Auftraggeber und Auftragnehmer zunächst registrieren. Zu den bekanntesten Anbietern für Crowdworking gehören:
- Amazon Mechanical Turk
- Clickworker
- Test IO
- Streetspotr
- CrowdGuru
- Freelancer
- AppJobber
Bis zu 32 solcher Portale gibt es laut der Gewerkschaft IG Metall heute. Auftraggeber sind oft namhafte Unternehmen wie Rewe, Telekom oder Honda.
Was machen Crowdworker?
Nicht selten handelt es sich dabei um Mikrojobs, reine Fleißarbeiten, die im Prinzip jeder ausführen kann, zum Beispiel:
- Produktdaten erfassen und recherchieren
- Kurze Texte (Rezensionen, Bildbeschreibungen) schreiben
- Preisschilder im Supermarkt prüfen
- Onlinefragebögen ausfüllen
- Adressen abtippen
- Kleinere Videoaufnahmen anfertigen
Noch stellen die Crowdworker eine Minderheit unter den Beschäftigten dar: Rund ein Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind laut Bundesarbeitsministerium als Crowdworker tätig.
Der durchschnittliche Crowdworker in Deutschland
Kürzlich hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) eine umfassende Studie zum Crowdworking und Crowdworkern erstellt. Ziel war Motive, Hintergründe und Arbeitsbedingungen der Mikrojobber zu untersuchen. Die Analyse beschränkte sich auf zwei Plattformen: eine für stationäres Crowdworking, eine für mobiles Crowdworking. Beim „mobilen Crowdworking“ werden die Arbeitsaufträge über das Smartphone ausgeschrieben, die physische Mobilität der Jobber wird vorausgesetzt. Ergebnis der Crowdworker-Studie:
- Alter
Der typische Crowdworker ist jung. Das Durchschnittsalter beträgt 29 Jahre. Die Hälfte ist zwischen 20 und 29 Jahre alt. Ältere sind deutlich unterrepräsentiert. Lediglich 0,3 Prozent der Crowdworker sind älter als 60. - Geschlecht
Crowdworker sind überwiegend männlich. Ganze 65,3 Prozent der Mikroarbeiter sind Männer, 34,7 Prozent Frauen. - Familienstand
Die meisten Crowdworker sind Singles. 75,7 Prozent der Befragten gaben als Familienstatus „ledig“ an. 21,4 Prozent sind verheiratet, 2,1 Prozent geschieden und 0,8 Prozent verwitwet. Und: 26,1 Prozent leben alleine. - Beschäftigung
Wer Mikrojobs im Internet übernimmt, tut dies meist, um nebenbei Geld zu verdienen. Rund 39 Prozent der Crowdworker gehen einer abhängigen Beschäftigung nach, rund 31 Prozent befinden sich noch in der Ausbildung oder im Studium. Nur acht Prozent von ihnen sind selbstständig. Nur sieben Prozent gaben an, arbeitslos zu sein. Weitere zwei Prozent befinden sich in Elternzeit, im Mutterschutz, in Rente oder im Vorruhestand. - Schulabschluss
Der Bildungsgrad der Crowdworker ist vergleichsweise hoch. 41 Prozent der Befragten haben einen Hochschulabschluss. Über Lehre oder Facharbeiterabschluss verfügen 28 Prozent. Fast 95 Prozent haben einen mittleren Bildungsabschluss in der Tasche, davon 30 Prozent die mittlere Reife, 65 Prozent Abitur. Nur fünf Prozent weisen einen Hauptschulabschluss auf oder streben diesen noch an.
Rechnet man sämtliche Tätigkeiten der Crowdworker zusammen, also Hauptbeschäftigung und Microtasks, dann arbeitetet rund die Hälfte von ihnen mindestens 40 Stunden pro Woche. Jeder Zehnte kommt sogar auf mehr als 50 Stunden. 18 Prozent arbeiten dagegen weniger als zehn Stunden in der Woche.
Die Zahl der Aufträge, die ein Crowdworker im Durchschnitt bearbeitet, ist vergleichsweise gering: 25 Aufträge innerhalb von sechs Monaten. Es gibt aber auch Intensivjobber. Fast fünf Prozent absolvierten im Halbjahr mehr als 250 Mikrojobs, rund vier Prozent sogar mehr als 500.
Was lässt sich mit Crowdworking verdienen?
Trotz vieler kleiner Arbeiten und Aufträge: Das große Geld verdienen damit nur wenige. 65 Prozent der Crowdworker erhalten pro Auftrag ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 1,99 Euro. 16 Prozent gaben an, pro Auftrag drei Euro oder mehr zu verdienen. Pro Woche verdienen die meisten befragten Crowdworker maximal 4,99 Euro nebenbei. Nur drei Prozent können sich über einen wöchentlichen Bonus von 20 Euro und mehr freuen.
Allerdings dauern manche Aufträge auch nicht länger als fünf Minuten. Für andere benötigt man eine halbe Stunde oder länger. Bei ungefähr der Hälfte aller Mikroaufträge gehen zwischen fünf und 15 Minuten von der Uhr. Legt man nun 1,99 Euro pro 15 Minuten zugrunde, erreicht der Stundenlohn zwar halbwegs den Mindestlohn. Von einem lukrativen Top-Nebenverdienst ist das aber weit entfernt. Das gilt auch für die Crowdworker, die auf mehreren Plattformen aktiv sind. 68 Prozent von ihnen generieren ein durchschnittliches wöchentliches Nettoeinkommen von maximal 19 Euro. Nur 14 Prozent geben ein wöchentliches Einkommen von 50 Euro und mehr an.
Durchschnittliches Nettoeinkommen…
pro Auftrag
- 0 bis 0,99 Euro: 35,8 Prozent
- 1 bis 1,99 Euro: 29,4 Prozent
- 2 bis 2,99 Euro: 19,2 Prozent
- 3 bis 4,99 Euro: 13,6 Prozent
- ab 5 Euro: 1,9 Prozent
pro Woche über eine Plattform
- Bis 0,50 Euro: 5,3 Prozent
- 0,50 bis 0,99 Euro: 7,1 Prozent
- 1 bis 1,99 Euro: 20,8 Prozent
- 2 bis 4,99 Euro: 35,3 Prozent
- 5 bis 9,99 Euro: 19,6 Prozent
- 10 bis 19,99 Euro: 8,5 Prozent
- Über 20 Euro: 3,3 Prozent
pro Woche über mehrere Plattformen
- 0 bis 9 Euro: 44,0 Prozent
- 10 bis 19 Euro: 24,0 Prozent
- 20 bis 49 Euro: 17,6 Prozent
- 50 bis 99 Euro: 8,0 Prozent
- 100 bis 499 Euro: 5,6 Prozent
- Über 500 Euro: 0,8 Prozent
Vor- und Nachteile als Crowdworker
Wer sich für eine Tätigkeit als Crowdworker interessiert, sollte zuvor die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.
Vorteile
- Vielfalt
Ein entscheidender Vorteil als Crowdworker ist die Vielfalt der Nebenjobs. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Neben Recherche können Programmieraufgaben, das Sammeln von Geodaten, Texte erstellen, Designaufgaben bis hin zu Nachhilfe oder buchhalterischen Tätigkeiten gefragt sein. Als Crowdworker können sich die Aufträge aussuchen und als eine Art Hobby in den Alltag einbinden. Wer breit aufgestellt ist, hat eine Menge Abwechslung. - Flexibilität
Nicht umsonst geht die Mehrzahl der Crowdworker einer Teilzeitarbeit nach – so lässt sich die restliche Zeit flexibel planen. Geeignet für Arbeitnehmer, die Angehörige pflegen oder Kinder versorgen müssen. - Praxis
Für Studierende und Berufsanfänger kann die Arbeit als Crowdworker eine gute Gelegenheit sein, praktische Erfahrungen in dem Bereich zu sammeln, in dem sie später tätig werden wollen. Absolventen haben mitunter Schwierigkeiten, unmittelbar nach dem Studienabschluss eine Festanstellung ohne Berufserfahrung zu finden. Als Studierender lässt sich so das Bafög aufbessern.
Nachteile
- Verdienst
Leider sind die Honorare für Mikrojobber oft mikroskopisch klein. Hinzu kommt: Viele Aufträge lassen sich schlecht planen. Damit bleibt das Einkommen pro Woche oder Monat unkalkulierbar. Ausnahmen sind lediglich komplette Projekte, die allerdings selten sind. - Absicherung
Die Mehrheit der Crowdworker ist nicht über den Arbeitgeber versichert. Heißt: Im Krankheitsfall haben sie keine Entgeltfortzahlung. Es gibt keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Es wird kein Geld in die Rentenversicherung eingezahlt und sie sind nicht sozialversichert. Obendrein müssen sie mehrere Auftraggeber an Land ziehen, um eine Scheinselbständigkeit zu vermeiden. - Unbeständigkeit
Die Kehrseite der Flexibilität ist die Unbeständigkeit, die sich im Lebenslauf widerspiegelt. Zumindest bei jenen, die hauptberuflich als Crowdworker arbeiten. Das könnte auf potenzielle Arbeitgeber abschreckend wirken, sofern sie irgendwann eine Vollzeitbeschäftigung planen.
Kritik an der Erwerbsform
Für Firmen sind die Vorteile des Crowdworking klar: Die Unternehmen können flexibel und nach Bedarf Aufträge ausschreiben. Gleichzeitig sparen sie sich Sozialversicherungsbeiträge. Die Verantwortung wird komplett an den Crowdworker ausgelagert. Der muss zudem die erforderliche Technik (Laptop oder Smartphone) nebst entsprechenden Programmen stellen. Praktisch: Wer hauptberuflich woanders festangestellt ist, ist dann über diesen Arbeitgeber versichert – oder über den Ehepartner oder als Student familienversichert.
Für die Crowdworker selbst stellen Freiheit und Selbständigkeit klassische Vorteile. Da Crowdworker aber mit vielen anderen digitalen Tagelöhnern um die Jobs konkurrieren, sind Aufträge und Bezahlung oft gering. So kommt es, dass viele irgendwelche Aufträge annehmen müssen, um Miete oder Strom zahlen zu können. Solange Crowdworking eine nette Nebenbeschäftigung ist, funktioniert das Modell prima. Als alternative Form der Erwerbstätigkeit aber rechnen sich die Jobs nur selten.
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