Bildungsrendite: Jedes Jahr bringt 5 Prozent mehr Gehalt
Die beiden IAB-Studienautoren Concetta Mendolicchio und Thomas Rhein haben für Ihre Untersuchung die Bildungsrendite von insgesamt zwölf europäischen Ländern verglichen. Dabei zeigte sich:
- Bis ein deutscher Arbeitnehmer ins Berufsleben einsteigt, hat er knapp 14 Jahre auf der Ausbildungsbank gebüffelt – sei es in Schule, Ausbildung oder Uni. Frauen sogar etwas weniger.
- Doch das lohnt sich: „Die Ergebnisse des vorliegenden europäischen Vergleichs bestätigen, dass das Bildungsniveau sowohl bei Frauen als auch bei Männern eine wichtige Determinante des individuellen Einkommens ist“, schreiben die Autoren.
Besonders hoch seien die Bildungsrenditen in Portugal, Spanien, Luxemburg und Irland. „Die für Deutschland ermittelten Werte von rund 5 Prozent sind niedriger, aber immer noch beachtlich.“ Tendenziell würden Frauen höhere Renditen als Männer erzielen, die Daten für Deutschland deuteten indes auf keinen signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschied hin. Allerdings liegen die Bildungsrenditen der Frauen (4,82) leicht unter denen der Männer (5,32). Mit steigendem Bildungsniveau nehme der geschlechtsspezifische Lohnunterschied aber ab.
Grenzen des Mincer-Koeffizients
Der Mincer-Koeffizient ist allerdings nicht beliebig fortschreibbar, Motto: 30 Jahre studiert und schon Millionär im ersten Job… Bummelstudenten verdienen nicht mehr als die anderen Studierenden, Sitzenbleiber nicht mehr als diejenigen, die ohne Wiederholung das Schulsystem durchlaufen. Und wer nach drei Jahren sein Studium ohne Abschluss abbricht, profitiert weniger als jemand, der seinen Abschluss macht.
Investition in die Zukunft
Vor diesem Hintergrund stellt sich für den Staat beispielsweise die Frage, inwieweit er in die Bildung seiner Bürger investieren sollte. Das Ideal: Der Staat unterstützt seine Bürger bei der Ausbildung, Weiterbildung oder Studium. Diese steigern dadurch ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, ergattern bessere Stellen, zahlen höhere Steuern. Am Ende amortisiert sich so die Investition wieder. Allerdings ist es ein Prozess des Abwägens, denn ob sich die finanzielle Förderung auszahlt, ist längst nicht sicher und zeigt sich erst nach einiger Zeit. Nicht umsonst sind Bafög und Meister-Bafög an entsprechende Auflagen geknüpft.
Der Mincer-Koeffizient lässt sich natürlich auch aus individueller Perspektive betrachten: Inwieweit investiert ein Arbeitnehmer in seine eigene Zukunft? Hierzulande ist die Erstausbildung in der Regel kostenlos – Ausnahme: einige schulische Ausbildungen und der Besuch privater Hochschulen. Trotzdem kann es sich lohnen, wenn jemand die Studiengebühren auf sich nimmt – beispielsweise, weil der Ruf einer bestimmten Business School herausragend ist. Ist der Arbeitsmarkt umkämpft, lässt sich so ein Vorsprung erzielen.
Höchste Bildungsrenditen mit Fachhochschulabschluss
Wer jetzt übrigens vor der Wahl steht – Fachhochschule oder Universität? – sollte aufpassen: Der Mincer-Koeffizient wird auch durch eine Studie der Schweizer Großbank UBS bestätigt. Wer länger lernt, verdient anschließend mehr und kompensiert damit sowohl die Ausbildungskosten als auch den zeitgleichen Verdienstausfall.
Der Clou: Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Absolventen mit einem Fachhochschulabschluss eine deutlich höhere Bildungsrendite haben als Uniabsolventen. Sie liegt bei über zehn Prozent für Männer, bei neun Prozent für Frauen. Die Unterschiede in der Bildungsrendite zwischen FH und Uni sind in der kürzeren Ausbildungszeit an der Fachhochschule begründet. Denn den FH-Abschluss machen viele nach drei Jahren, während die Kollegen an der Uni doppelt so lange studieren. Schuld an der geringeren Bildungsrendite bei Frauen ist übrigens die häufig gewählte Teilzeitarbeit nach der Elternzeit.
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