Aushilfslehrer Aufgaben
Den Aushilfslehrer kennt man auch als Vertretungslehrer. Oder einfach als Vertretung. Damit ist im Prinzip schon das Wichtigste gesagt. Der Vertretungslehrer vertritt eine Lehrkraft, die verhindert ist. Er hilft, Unterrichtsausfälle zu vermeiden. Diese drei Gründe sind die vermutlich häufigsten:
- Mutterschutz
- Elternzeit
- (Längerfristige) Krankheit
Das bedeutet: Der Aushilfslehrer wird nicht fest angestellt, sondern erhält für einen begrenzten Zeitraum einen befristeten Arbeitsvertrag. Kehrt die „Stammbesetzung“ zurück, wird der Vertretungslehrer überflüssig.
Zum Beispiel in Berlin: Nach Angaben der Senatsverwaltung können die öffentlichen Berliner Schulen bis zu drei Prozent ihres anerkannten Unterrichtsbedarfs selbst bewirtschaften. Im Klartext: Mit diesem Budget können sie Vertretungslehrer anheuern.
Aushilfslehrer Ausbildung
Examinierte Lehrer verfügen in der Regel über ein Hochschulstudium, das mit dem ersten Staatsexamen abschließt. Es folgt darauf ein Referendariat, an dessen Ende das zweite Staatsexamen steht. Nach einer Übergangszeit haben Lehrer Aussicht auf die endgültige Verbeamtung.
Idealerweise verfügen auch Aushilfslehrer über diese Ausbildung. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild, da seit Jahren eklatanter Fachkräftemangel an allen Schulformen herrscht. Daher bringen Aushilfslehrer zum Teil eine völlig andere Ausbildung mit. Hinzu kommt, dass Schulpolitik in Deutschland Ländersache ist.
Voraussetzungen für Aushilfslehrer
Bundesweit einheitlich geregelt sind die Zugangsvoraussetzungen also nicht. Aber sie ähneln sich. In Berlin kommen als Vertretungslehrer nach offiziellen Angaben diese Gruppen in Betracht:
- Lehrkräfte mit 1. und 2. Staatsprüfung für ein Lehramt
- Lehrkräfte mit 1. Staatsprüfung für ein Lehramt
- Lehrkräfte im Ruhestand oder in Rente
- Hochschul- und Fachhochschulabsolventen
- Studierende
Aber: Die Entscheidungsgewalt liegt letztlich bei den einzelnen Schulleitungen. Sie führen die Auswahlverfahren durch und geben ihr Okay oder senken den Daumen. Vorstellbar ist also auch, dass Quereinsteiger zum Zuge kommen – ohne jedes Studium. So wie in Nordrhein-Westfalen. Hier ist die Liste der potenziellen Kandidaten noch etwas länger. Bevorzugt werden laut nordrhein-westfälischem Bildungsministerium…
- Lehrkräfte ohne Dauerbeschäftigung im Schuldienst
- Lehrkräfte in der Beurlaubung
- Pensionäre nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst
Jedoch haben auch Kandidaten ohne Lehramtsausbildung oder komplett ohne Studium Chancen, wenn der Markt diese Wunschkandidaten nicht hergibt. Laut Bildungsministerium kommen auch folgende Bewerber als Aushilfslehrer infrage:
- Hochschulabsolventen mit lehramtsbezogenem Abschluss, die für den Schuldienst geeignet sind
- Studenten (insbesondere für ein Lehramtsstudium), die für den Schuldienst geeignet sind
- Hochschulabsolventen ohne lehramtsbezogenen Abschluss, die für den Schuldienst geeignet sind
- Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung ohne Lehramtsbefähigung, die für den Schuldienst geeignet sind
- Nebenberuflich tätige Personen ohne Lehramtsbefähigung, die für den Schuldienst geeignet sind
Vor allem die letzten beiden Punkte deuten an: Quereinsteiger benötigen in Nordrhein-Westfalen kein Studium, um Aushilfslehrer zu werden. Der entscheidende Hinweis lautet: „Die für den Schuldienst geeignet sind.“ Und das ist Auslegungssache. Auch im Westen der Republik entscheiden letztlich Schulleitungen und Schulaufsichtsbehörden darüber, ob jemand für die Stelle als Aushilfslehrer ausreichend qualifiziert und geeignet ist. Sehr gut vorstellbar also, dass ein Quereinsteiger aus der Wirtschaft ohne jede pädagogische Ausbildung in einem Mangelfach wie Physik zum Aushilfslehrer wird – sofern er im Bewerbungsprozess eine gute Figur abgibt.
Auch in Baden-Württemberg können „Personen ohne Lehramtsausbildung nachrangig für entsprechende Tätigkeiten berücksichtigt werden, wenn keine Bewerberinnen und Bewerber mit Lehramtsausbildung zur Verfügung stehen.“ Im Freistaat Sachsen kommen laut Kultusstaatsministerium diese Gruppen als Vertretungslehrer in Betracht:
- Arbeitssuchende Lehrkräfte
- Absolventen der Lehramtsstudiengänge, die den Zeitraum zwischen ihrem Universitätsabschluss und dem Beginn des Vorbereitungsdienstes überbrücken möchten
- Altersbedingt aus dem aktiven Schuldienst ausgeschiedene Lehrkräfte
- Beurlaubte Lehrkräfte
- Bewerber ohne Lehrbefähigung mit einem anderen geeigneten Hochschulabschluss für eine lehrende Tätigkeit an der Schule (zum Beispiel Diplommathematiker, Informatiker, Musiker und andere)
Für alle interessierten Quereinsteiger gilt: Machen Sie sich zunächst ein Bild über die speziellen Anforderungen in Ihrem (Wunsch-)Bundesland.
Aushilfslehrer Gehalt
Allgemeine Aussagen zum Gehalt eines Aushilfslehrers sind nicht möglich. Es hängt vom Bundesland, der Schulform, den Qualifikationen und der Anzahl der Stunden ab. Aber es liegt prinzipiell unter dem Niveau der Dauerbeschäftigten. Sogenannte „Erfüller“, also Lehrkräfte, die beispielsweise nach dem Lehrerausbildungsgesetz NRW sämtliche Qualifikationen erfüllen, werden üblicherweise zwischen den Entgeltgruppen 11 und 13 eingeordnet. Entgeltgruppe 11 gilt für Grund-, Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen, 13 an Gymnasien (und als Studienrat auch an Gesamtschulen) und Berufskollegs. Die Gehälter von Ausbildungslehrern steigen mit der Berufserfahrung von Stufe 1 (ohne) bis Stufe 3 (mehrjährige Erfahrung).
Deutlich höhere Gehälter durch Verbeamtung und Zulagen sind in Positionen wie Studienrat, Oberstudienrat oder als Schulleiter möglich. Allerdings kommt es auch hier darauf an, ob jemand Schulleiter an einer Grundschule oder an einem Gymnasium ist.
Tipp für alle Aushilfslehrer: Lassen Sie sich das Weihnachtsgeld nicht durch die Lappen gehen! Einen Anspruch auf Weihnachtsgeld haben Sie unter Umständen, wenn Sie zum 1. Dezember beschäftigt sind. Ob und wie viel Weihnachtsgeld Sie erhalten, ist grundsätzlich von Bundesland zu Bundesland, von Tarifvertrag zu Tarifvertrag unterschiedlich. Informieren Sie sich also unbedingt, wenn Ihr Vertrag als Vertretungslehrer den 1. Dezember mit einschließt.
Karrierechancen: Die Aussichten als Aushilfslehrer?
Der bereits erwähnte Fachkräftemangel bietet derzeit gute Aussichten auf Stellen für Aushilfslehrer. Gesucht wird im Prinzip an jeder Schulform: Grundschullehrer sind ebenso gefragt wie Aushilfslehrer an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien. Auch Berufsschulen bieten ein willkommenes Betätigungsfeld für den Seiteneinstieg. Sie schätzen noch stärker den Praxisbezug bei erfahrenen Arbeitnehmern, die sich beruflich verändern wollen.
Wer über einen Studienabschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach verfügt, dürfte als Aushilfslehrer ungleich bessere Karten haben als ein Germanist oder Historiker. Das Gleiche gilt für Musiker oder Informatiker.
Vorteile als Aushilfslehrer
Insbesondere für Studenten oder Absolventen kann sich ein Einsatz als Vertretungslehrer lohnen. Sie können die Zeit zwischen Uni-Abschluss und Beginn des Referendariats überbrücken, Erfahrungen sammeln, Geld verdienen. Quereinsteiger schnuppern als Vertretung in den Lehrer-Alltag hinein und loten so aus, ob der Beruf wirklich dauerhaft zum Traumjob werden kann. Und sie empfehlen sich bestenfalls für eine feste Stelle.
So schreibt etwa das baden-württembergische Kultusministerium auf seiner Homepage: „Erfolgreiche Vertretungstätigkeiten können über das Einstellungsverfahren Zusatzqualifikationen einstellungsförderlich berücksichtigt werden.“ Nordrhein-Westfalen rechnet sogar genau vor. „Durch die Übernahme einer Vertretungstätigkeit im öffentlichen Schuldienst des Landes NRW können Sie nach Beendigung des Vorbereitungsdienstes Ihre Ordnungsgruppe verbessern. Diese errechnet sich aus dem Durchschnitt der Ersten und Zweiten Staatsprüfung.“ Das gilt allerdings nur für Lehrämtler mit dem zweiten Staatsexamen.
Nachteile als Aushilfslehrer?
Es lässt sich nicht von der Hand weisen. Aushilfslehrer sind Notstopfen – und werden mitunter auch so behandelt. Ihr Standing lässt sich mit dem eines Zeitarbeiters im Betrieb vergleichen. Er macht die gleiche Arbeit, verdient aber weniger Geld und gilt als Arbeitskraft zweiter Klasse.
Nächster Nachteil: die zeitliche Befristung. Es handelt sich wohlgemerkt um Vertretungsstellen, nicht um Planstellen. Mit Ablauf der Vertragszeit ist die Stelle meist wieder futsch. Und die Dauer kann variieren. Ein Blick in das NRW-System Verena offenbart: Viele Vertretungsstellen sind nur auf wenige Monate ausgelegt. Manchmal sogar nur auf einen einzigen oder zwei Monate. Was Aushilfslehrer in spe nicht unterschätzen sollten: Von ihnen wird der gleiche Einsatz erwartet, wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr. Das beinhaltet mitunter auch private Verpflichtungen. Elternabende, Schulfeste, Veranstaltungen. Viel Zeit, die Sie für den Job opfern müssen.
Aushilfslehrer Bewerbung: Tipps & Vorlagen
Die Bundesländer haben in der Regel eigene Online-Systeme aufgebaut, über die sie die Verfahren abwickeln. Beispiel Berlin: Sie registrieren sich entweder im System oder bewerben sich direkt bei Ihrer Wunschschule. In Nordrhein-Westfalen bietet das Vertretungsportal „Verena“ einen Überblick über alle freien Vertretungsstellen.
Suchen Sie den persönlichen Kontakt zur jeweiligen Schulleitung. Schließlich soll die Chemie im Lehrerzimmer stimmen. Und die Schulleitung ist es, die letztlich die Entscheidung trifft. Sie muss von Ihren Fähigkeiten, aber auch von Ihrer Persönlichkeit überzeugt sein. Option: Fühlen Sie per Telefonanruf höflich vor, regen Sie ein erstes Kennenlerngespräch an. Damit helfen Sie im Übrigen auch sich selbst bei Ihrer Entscheidungsfindung. Bewerber müssen im Regelfall diese Unterlagen einreichen:
- Bewerbungsanschreiben
- Lebenslauf
- Hochschulabschlusszeugnis (alternativ: Zwischenzeugnis, Ausbildungs– und Arbeitszeugnisse)
- Erweitertes Führungszeugnis zum Nachweis der persönlichen Zuverlässigkeit
Tipp: Sie werten Ihre Bewerbung auf, indem Sie zusätzliche Kompetenzen nachweisen. Beispiel Rheinland-Pfalz: Hier gibt es auf dem Schulbewerbungsbogen eine eigene Rubrik für „weitere stellenrelevante Qualifikationen“. Das können ein Montessori-Diplom oder ein Zertifikat „Deutsch als Fremdsprache“ sein. Weitere Ideen: ein Rhetorik-Kurs, der andeutet, dass Sie gut vor vielen Menschen reden können. Oder Programmierkenntnisse für Informatiker. Oder Sprachprüfungen und Fremdsprachenkenntnisse. Selbst wenn Sie über keine Lehrerfahrung verfügen, könnte das könnte ein sehr gutes Argument für Sie sein. Also unbedingt mit aufnehmen! Zum Beispiel so:
- „Neben Deutsch bringe ich noch sehr gute muttersprachliche Kenntnisse in Wort und Schrift in Türkisch/Russisch mit.“
- „Außerdem habe ich vier Jahre lang als Teamleiter in der Softwareentwicklung gearbeitet. Als solcher war ich der erste Ansprechpartner für das Produktmanagement und maßgeblich für eine optimale Planung der entsprechenden Entwicklungen zuständig.“
Mit Berufserfahrung als Teamleiter zeigen Sie, dass Sie Menschen führen und anleiten können. Ein freiwilliges soziales Jahr in einem Kindergarten oder Krankenhaus ist ebenfalls vorteilhaft. Behalten Sie diese Frage im Hinterkopf: Wie und womit überzeuge ich die Schulleitung davon, dass sie mich ruhigen Gewissens auf ihre Kinder loslassen kann?
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