Werbung
Werbung

Chief Happiness Officer: Glück ist Chefsache

Als vor Jahren der Jobtitel Chief Happiness Officer die Runde machte, rieben sich einige irritiert die Augen – wofür bitte schön soll so eine Position gut sein? Und auch heute gibt es noch diverse Kritiker. Wirklich weit verbreitet ist diese Position nicht, Jobs für CHOs sind vor allem in den USA zu finden und wenn hierzulande, dann mit sehr unterschiedlichen Anforderungen. Der größte gemeinsame Nenner scheint „Glück“ zu sein. Ein erstrebenswertes Gut, das deutlich häufiger in Teams vorkommen sollte. Was es mit dem Job des Chief Happiness Officers auf sich hat und worauf es in Unternehmen ankommt…



Chief Happiness Officer: Glück ist Chefsache

Anzeige

Google brachte den Stein ins Rollen

CHO – schon mal gehört? „C“ und „O“ stehen für Chief Officer – ein Mitglied aus der Chefetage also. Das „H“ dazwischen ist der Platzhalter für Happiness. Richtig gelesen: Glück, Freude, Zufriedenheit.

Weltweit sorgt der Chief Happiness Officer – wahlweise auch als Chief Wellness Manager oder Feelgood-Manager bezeichnet – für eine zufriedene Belegschaft. Der Gedanke dahinter: Mitarbeiter mit einer gesunden Portion „Happiness“ sind nachweislich produktiver.

Einer der ersten in der Funktion des Chief Happiness Officers war bereits vor über zehn Jahren der Software-Ingenieur und Motivator Chade-Meng Tan. Er arbeitete bis bis 2016 beim Internetgiganten Google. Nicht umsonst war seine offizielle Jobbezeichnung „Jolly Good Fellow“ – zu deutsch etwa: „Ein klasse Typ“.

Tatsächlich gelten Googles Mitarbeiter als glückliches Völkchen. Einerseits, weil der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommt. Andererseits, weil der Kreativität und den Bedürfnissen der Mitarbeiter Raum gegeben wird.

So rutschen die Angestellten beispielsweise von Etage zu Etage, anstatt zu laufen, entwickeln ihre Kreativ-Konzepte in zu Sesseln umfunktionierten Schiffen oder schalten in einer so genannten Stresskapsel vom Büro-Trubel ab.

Anzeige

Weltweit gibt es Glücksbeauftragte

Im Silicon Valley fing es mit den Glücksbeauftragten an. In den vergangenen Jahren sind weltweit neue Chief Happiness Officer dazu gekommen. Tony Hsieh etwa, Gründer des Online-Shops Zappos.

Der landete 2010 mit dem Buch „Delivering Happiness“ – Glück liefern – nicht nur einen Bestseller, sondern legte auch den Grundstein für seinen weiteren Werdegang. Seine Botschaft sorgte, obwohl alles andere als neu, für reichlich Furore:

Je zufriedener die Kunden, umso höher deren Loyalität und umso größer der potenzielle Umsatz.

Und was macht Kunden neben einer 1a-Produktqualität happy? Genau: Gut gelaunte Mitarbeiter, die obendrein statistisch gesehen auch noch seltener krank sind. Und so ist Hsieh heute nicht nur Vorstandschef, sondern auch Chief Happiness Officer seiner Firma.

Alexander Kjerulf bekleidet derweil einen vergleichbaren Posten beim dänischen Start-up Wohoo. Und auch in Deutschland ist die Kunde der glücklichen, umsatzbeflügelnden Mitarbeiter angekommen. Die Goodgame Studios stellten im Sommer 2013 ihre erste Feel-Good-Managerin ein und brachten damit einen Hauch Google ins hanseatische Hamburg.

Dass hierzulande noch nicht ganz so viele Chief Happiness Officer gesucht werden, könnte einer Umfrage der französischen Fondation Jean Jaurès zufolge daran liegen, dass in Deutschland Arbeitnehmer sich deutlich mehr geschätzt fühlen als im offenbar sehr hierarchisch geprägten Frankreich.

Zumindest berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem regelrechten Boom an Chief Happiness Officer in großen und namhaften Unternehmen wie etwa L’Oréal.

Seit sechs Jahren arbeitet der Arbeitspsychologe Florent Voisin beim französischen Telekommunikationsanbieter OVH als Chief Happiness Officer. Er gibt unumwunden zu, dass er seine Aufgabe darin sehe, das Wohlbefinden der Mitarbeiter zugunsten der Produktivität für das Unternehmen zu steigern.

Aufgaben eines Chief Happiness Officers

Was sollte ein CHO oder Feel-Good-Manager können? Laut Stellenbeschreibung des Google-Glücksbeauftragten stehen eher die – sagen wir mal – großen Ziele im Vordergrund. So soll er den Geist der Mitarbeiter erleuchten und für offene Herzen im Unternehmen sorgen. Das geht ja noch.

Das nächste To-Do dürfte dagegen schwieriger zu bewerkstelligen sein. CHO Chade-Meng Tan hatte auch die Aufgabe, zum allgemeinen Weltfrieden beizutragen. Kein Witz!

Der Däne Alexander Kjerulf liefert dagegen eine vergleichsweise bodenständige Beschreibung seines Postens. Er sieht sich unter anderem verantwortlich für die Organisation von

  • Feiern
  • Trainings
  • Events
  • und Aktivitäten am Arbeitsplatz, die den Mitarbeitern helfen, gute Arbeit zu leisten.

Einen Schritt weiter gehen die Köpfe von Goodgames. Sie sehen die Stelle auch als eine Anlaufmöglichkeit für Mitarbeiter mit Sorgen, Wünschen, Problemen oder Anregungen. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Management eine Lösung zu finden.

Feel-Good-Management kann und sollte mehr sein als nur Betriebssport zu organisieren und Essens- oder Musikwünsche für die nächste Firmenparty entgegenzunehmen.

Vielmehr geht es darum, die Unternehmenskultur zu stärken, so dass sich die Mitarbeiter verstanden und wahrgenommen fühlen. Dazu gehört auch, zwischenmenschliche Beziehungen zu kitten.

Nehmen wir mal die Zusammenarbeit im multinationalen Team. Hier kann es schon mal zu Missverständnissen kommen. Der Mitarbeiter aus einer westlichen Kultur kommuniziert anders als der aus dem asiatischen Raum.

Hier können Workshops oder Einzelcoachings helfen, ein besseres Verständnis füreinander zu bekommen. Manchmal werden solche Gespräche auch am Tischkicker geführt. Dann ist die Atmosphäre ungezwungener und lockerer.

Anzeige

Glück ist nicht gleich Zufriedenheit

Die aufgeführten Beispiele bekannter Chief Happiness Officer haben Einblick in ihren Tätigkeitsbereich gewährt. Wer einen Blick in aktuelle Stellenanzeigen wirft, bekommt einen anderen Eindruck von den Anforderungen eines Glücksmanagers.

Wie erwähnt, sind Stellenangebote für Chief Happiness Officer in Deutschland nicht sehr verbreitet, etwas erfolgreicher ist die Suche nach dem Feelgood Manager. In der Stellenbeschreibung ist von Eventmanagement über Buchhaltung bis hin zu Kundenservice alles drin.

Hier offenbart sich ein Denkfehler mit Blick auf das Selbstverständnis von Unternehmen und Mitarbeitern. Was ist eigentlich Glück? In seinem TED Talk räumt Kjerulf mit einem Missverständnis auf: Die Dänen seien beileibe nicht das glücklichste, sondern das zufriedenste Volk.

Und dazu hätten sie allerhand Grund, schließlich mangele es ihnen nicht an den entscheidenden Voraussetzungen für Gesundheit und Sicherheit. Aber Glück ist noch etwas anderes und das kann ein Chief Happiness Officer nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen.

Anzeige

Glück lässt sich nicht verordnen

Zahlreiche Glücksforscher haben sich damit beschäftigt, was ein Mensch braucht, um glücklich zu sein. Einer der bekannten Vertreter der positiven Psychologie dürfte Abraham Maslow sein. Die nach ihm entwickelte Bedürfnispyramide zeigt, welche Bedürfnisse Menschen haben und welche Rolle sie im Leben spielen.

Demnach strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung, braucht aber lebensnotwendige Dinge wie Beziehungen, Essen und ein Zuhause. Selbstverwirklichung heißt, das zu tun, was wir wirklich wollen, worin wir wirklich gut sind. Und das sollte idealerweise mit dem Job zusammenhängen. Denn nach Schlafen verbringen wir die meiste Zeit unseres Lebens mit Arbeit.

Der Erfolg – und damit ein entscheidender Faktor für Glücksgefühl – kann sich aber nur einstellen, wenn Sie Ihre Arbeit gerne tun. Dann sind Sie automatisch gut in Ihrer Tätigkeit. Dann werden Sie automatisch den Drang haben, sich zu verbessern, mehr über bestimmte Aspekte herauszufinden und hochmotiviert sein.

Ein Chief Happiness Officer kann Ihnen nicht den Spaß an der Arbeit und genauso wenig Glück verordnen. Glücksbeauftragte, die mit einem Dauerlächeln im Gesicht herumlaufen und den Gute-Laune-Bären mimen, haben ihre Aufgabe definitiv nicht verstanden. Aufgesetztes Glück erzeugt kein Gegenglück. Im Gegenteil.

Wenn Sie in einer Branche arbeiten, die Ihnen nicht zusagt oder eine Tätigkeit ausüben, die Sie nicht mögen, dann haben Sie entweder bei der Berufswahl zu wenig auf Ihre Stärken geachtet oder sollten Ihre innere Einstellung überprüfen.

Keine klassische Ausbildung zum CHO, aber einige Anforderungen

Der Job des Feel-Good-Managers oder Chief Happiness Officers ist kein Standardjob mit einer klassischen Ausbildung, er hat aber Überschneidungen zu anderen Positionen. Schließlich können sich auch Verantwortliche der Human Resources Abteilung darum kümmern, dass Feedback bei der Geschäftsführung ankommt oder Sportangebote geschaffen werden.

Mittlerweile gibt es sogar Weiterbildungen zum Feel-Good-Manager. Dennoch müssen die Wohlfühlbeauftragten von Hause aus ein paar Fähigkeiten mitbringen:

  • Kommunikatives Gespür
  • Psychologisches Einfühlungsvermögen
  • Vertrauensvoller Umgang mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter
  • Eigene Lebensfreude und Motivation
  • Organisatorisches Talent
  • Gutes Projektmanagement

Und: Der Feel-Good-Manager ist Vertrauensperson und Mediator und muss gleichzeitig auch ein Standing haben, um wichtige Themen der Mitarbeiter bei der Geschäftsführung durchzusetzen.

Das können Unternehmen tun

Ob das Thema nun auf Vorstandsebene, im Human Resources oder im Marketing angesiedelt wird, ist zweitrangig. Begrüßenswert ist dagegen, dass sich Unternehmen grundsätzlich Gedanken über eine Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz machen. Denn tatsächlich belegen Studien, dass es Faktoren gibt, die die Laune am Arbeitsplatz heben:

  • respektvoller Umgang miteinander
  • gutes Betriebsklima
  • faire und offene Unternehmenskultur
  • Anerkennung für die geleistete Arbeit
  • sich selbst treu bleiben dürfen
  • gute Work-Life-Balance
  • gute Beziehung zu den Kollegen
  • gute Arbeitsausstattung
  • gerechte Vergütung

Daneben macht es natürlich einen Unterschied, ob Angestellte in einem dunklen kleinen Kabuff neben dem Kopierer, in einem Großraumbüro oder in einem freundlich eingerichteten Büro mit Tageslicht arbeiten. Aber: Ein Bällebad, Tischkicker und frisches Obst sind ganz nett, reichen jedoch nicht.

Ein Chief Happiness Officer kann die Rahmenbedingungen anpassen, so dass Sie Ihre Arbeit gut erledigen können. Es kommt also darauf an, die grundlegenden Strukturen eines Arbeitsplatzes so mit zu gestalten, dass Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen. Ein Anfang ist oft, das Arbeitspensum so zu strukturieren, dass es auch in den dafür vorgesehenen Arbeitszeiten zu erledigen ist.

Um aber nach dänischen Maßstäben „Arbeitsglück“ zu empfinden, ist laut Kjerulf Folgendes wichtig:

  • Sie mögen das, was Sie tun.
  • Sie wissen, dass Sie zum Gesamten beitragen.
  • Sie merken, dass Sie im Unternehmen den Unterschied machen.
  • Sie mögen die Leute und fühlen sich dort gut.

Es geht dabei nicht um Arbeitszufriedenheit, denn das ist eine eher rationale Erwägung. Es geht darum, was Sie angesichts Ihrer Arbeit fühlen, nicht, was Sie darüber denken.

[Bildnachweis: YAKOBCHUK VIACHESLAV by Shutterstock.com]