Brotlose Kunst: Bedeutung, Beispiele & Gehalt

Als brotlose Kunst werden zahlreiche kreative Berufe bezeichnet, die nur ein geringes Einkommen einbringen. Wir zeigen, was genau unter „brotlos“ zu verstehen ist, welche Berufe davon betroffen sind und was Sie mit brotloser Kunst tatsächlich verdienen können…

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Bedeutung: Was ist brotlose Kunst?

Als brotlose Kunst werden künstlerische, kreative oder musikalische Tätigkeiten bezeichnet, die für die Berufstätigen zwar erfüllend sind und mit Leidenschaft ausgeübt werden, jedoch schlecht bezahlt sind und die Lebenshaltungskosten kaum decken.

Betroffene Künstler arbeiten oft als Freelancer selbstständig auf Honorarbasis und sind nicht in einem festen Angestelltenverhältnis. Trotz ihres Engagements und der Leidenschaft für ihre Arbeit bleiben viele der Betroffenen finanziell unsicher. Sie müssen sich zwischen dem kreativen Beruf und häufigen Nebenjobs herumschlagen, um finanziell über die Runden zu kommen.

Als brotlose Kunst können umgangssprachlich auch andere Jobs bezeichnet werden, wenn die Arbeitnehmer oder Selbstständigen trotz guter Ausbildung und Arbeit kein ausreichendes Gehalt erwirtschaften können.

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Brotlose Künste: Wer gehört dazu?

Künstler sind nach dem Künstlersozialversicherungsgesetz definiert als Personen, die Musik, darstellende oder bildende Kunst schaffen, ausüben oder lehren. Hierunter fallen zahlreiche Berufen aus unterschiedlichen Bereichen.

Typische Arbeitgeber sind Theater- und Opernhäuser, Musikverlage, Film, Fernsehen, Werbeagenturen, Tanzstudios und -ensembles, Kleinkunstbühnen oder Musicals. Von der „brotlosen Kunst“ betroffen sind vor allem diese Berufsbilder:


• Autoren
• Bildhauer
• Choreografen
• Designer
• Dirigenten
• Dramaturgen
• Fotografen
• Grafiker
Influencer
• Journalisten
• Komponisten
• Kostümbildner
• Maskenbildner
• Musiker
• Regisseure
• Sänger
Schauspieler
• Stylisten
• Tänzer
• Web-Designer

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Brotlose Kunst: Was sind die Probleme?

Gerade Künstler, die selbstständig auf Auftragsbasis arbeiten, haben in der Regel ein unregelmäßiges und geringes Einkommen. Zudem haben sie mit folgenden Problemen zu kämpfen:

  • Drohende Altersarmut
    Verbunden mit der oft schlechten Bezahlung besteht bei brotloser Kunst stets die Gefahr einer möglichen Altersarmut, weil kaum Rücklagen gebildet werden können. Das ist eine große Angst bei vielen Künstlern.
  • Unbezahlte Arbeit
    Unbezahlte Leistungen sind ebenfalls ein verbreitetes Problem in der Künstlerwelt. Nicht immer werden Künstler für ihre Arbeit bezahlt oder sie verlieren durch kostenlose Probearbeiten und -leistungen zusätzlich Geld.
  • Unsichere Beschäftigung
    Ein fester Job mit sicherer Anstellung ist für Künstler eine Seltenheit. Viele freien Berufe leiden an unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Bleiben über lange Zeit Aufträge aus, geraten viele unter Druck, schnell Geld zu verdienen.
  • Schwieriges Familienleben
    Unregelmäßige Arbeitszeiten und Beschäftigungsphasen machen es Künstlern schwer, das künstlerische Berufsleben mit einem Familienleben zu vereinbaren.

Viele Künstler werden ausgenutzt

Leider wird die schwierige Situation von Künstlern teilweise ausgenutzt. In der Branche ist es verbreitet, kostenlos vorspielen oder vorarbeiten zu lassen. Die Betroffenen spielen das Spiel allerdings mit, weil sie so Referenzen sammeln und sich einen Ruf erarbeiten. Diese Unsitte wird unter „unbezahlter Leistungserbringung“ zusammengefasst, weil sie Künstler Zeit und Aufwand kostet, aber nicht bezahlt wird. Durch finanzielle Engpässe und fehlende Aufträge machen Betroffene mit, um im Spiel zu bleiben.

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Künstler: Wie viele gibt es?

Laut Statistischem Bundesamtes waren zuletzt 495.000 Personen im Kulturbereich als Selbstständige beziehungsweise Freiberufler tätig. Der Selbstständigen-Anteil lag mit 39 Prozent deutlich über dem Anteil von durchschnittlich 10 Prozent in anderen Berufen. Fast 90 Prozent der Selbstständigen arbeiten als Solo-Selbstständige ohne weitere Beschäftigte.

Tabelle: Solo-Selbstständige in künstlerischen Berufen

Beruf Anzahl 🇩🇪
Mediengestalter 73.000
Journalisten 57.000
Kunsthandwerker 41.000
Musiker 38.000
Fotografen 24.000
Kamera-/Tontechniker 20.000
Schauspieler, Tänzer 17.000
Innenarchitekten 12.000
Eventmanager 9.000
Moderatoren 9.000
Designer 6.000
Schriftsteller 5.000

Gemessen an allen Erwerbstätigen in Kulturberufen lag der Anteil an Solo-Selbstständigen im Kunsthandwerk und der bildenden Kunst mit 79 Prozent am höchsten. Bei den Fotofgrafen sind es immer noch 58 Prozent. Musiker, Sänger, Komponierende und Dirigierende kommen auf 54 Prozent Solo-Selbstständige; Schauspieler, Tanzende und Choreografierende auf 52 Prozent und Mitarbeiter in der Theater-, Film- und Fernsehproduktion auf 51 Prozent.

Einkommen: Wie brotlos ist die Kunst wirklich?

Die Künstlersozialkasse unterscheidet drei verschiedene Künstlergruppen und erfasst auch die zahlreichen Solo-Selbständigen, die mit ihrem Einkommen unter die brotlose Kunst fallen (Durchschnitts-Brutto im Jahr, Stand: 2024):

  • Darstellende Kunst: 21.272 Euro
  • Bildende Kunst: 20.545 Euro
  • Musik: 16.569 Euro

Die Zahlen beruhen allerdings auf der Selbsteinschätzung der Versicherten für das laufende Jahr.

In künstlerischen Berufen gibt es generell nur wenige Topverdiener. Die meisten Künstler knabbern eher am unteren Ende der Einkommensverteilung und am Existenzminimum. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes mussten im Jahr 2019 rund ein Drittel aller bildenden Künstler von weniger als 1.100 Euro netto im Monat leben. Viele Künstler können allein von ihrer Kunst nicht leben und sind auf einen Zusatzverdienst angewiesen.

Tabelle: Welche Berufe verdienen wie viel?

Gleichzeitig kursieren im Internet einige Gehaltstabellen für künstlerische Berufe. Diese bilden aber meist das bundesweite Durchschnittseinkommen ab oder beziehen sich überwiegend auf die Künstler in einem Normalarbeitsverhältnis mit geregeltem und meist gutem Einkommen.

Tabelle: Wer verdient was?

Zur Orientierung finden Sie auch hierzu eine Auswahl und Übersicht…

Beruf Einkommen*
Autoren 35.300 €
Bildhauer 37.500 €
Choreografen 40.500 €
Designer 40.000 €
Dirigenten 45.900 €
Dramaturgen 20.688 €
Fotografen 30.530 €
Grafiker 37.900 €
Journalisten 49.440 €
Komponisten 48.800 €
Kostüm-/Bühnenbildner 40.900 €
Maskenbildner 37.100 €
Musiker 45.100 €
Regisseure 34.300 €
Sänger 33.700 €
Schauspieler 32.300 €
Stylisten 34.700 €
Tänzer 29.500 €

*Brutto-Jahresgehalt, eigene Recherchen

Künstler und Nebenjobs

Viele Künstler brauchen eine Nebenbeschäftigung und Zweitjob um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Zwar kann man heute auch als Quereinsteiger in vielen Branchen tätig werden. Für Künstler ist es aber von Vorteil, wenn sie sich neben der Kunst weitere Fertigkeiten und Kompetenzen aneignen, um damit hinzu zu verdienen – zum Beispiel Coaching, Programmierkenntnisse oder Fremdsprachen.

Nebenjobs sind für Künstler nicht unproblematisch. Viele Künstler sind in der Künstlersozialkasse versichert und bekommen die Hälfte ihrer Beiträge zu den Sozialversicherungen vom Staat bezahlt. Die Künstlersozialkasse ist für viele die einzig bezahlbare Möglichkeit einer sozialen Absicherung. Nebenjobs können allerdings dazu führen, dass Künstler aus der Künstlersozialkasse ausgeschlossen werden. Hier gibt es unterschiedliche Szenarien:

🟢 Minijob oder geringfügige Selbstständigkeit

Ein Minijob nebenher oder eine geringfügige nicht-künstlerische selbstständige Ne-
bentätigkeit beeinflusst die Versicherung in der Künstlersozialversicherung nicht.

🟠 Tätigkeit als Arbeitnehmer

Arbeitet ein Künstler nebenher als Arbeitnehmer in einem anderen Beruf, wird geprüft, ob die künstlerische oder die anderweitige Beschäftigung überwiegt. Kriterien hierfür sind die Arbeitszeiten und das jeweilige Einkommen. Überwiegt der Nebenjob, kann einen die Künstlersozialversicherung ausschließen.

🔴 Nicht geringfügige selbstständige Tätigkeit

Übt ein Künstler zusätzlich eine nicht-künstlerische selbstständige Tätigkeit aus und bezieht er hieraus sein Haupteinkommen, kann er oder sie nicht mehr in der Künstlersozialversicherung versichert bleiben und muss sich privat um seine soziale Absicherung kümmern.


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