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10.000-Stunden-Regel: Macht Übung Meister?

Es ist schon eine Weile her, als der US-Psychologe Anders Ericsson zusammen mit seinen beiden Kollegen Ralf Krampe und Clemens Tesch-Römer 1993 die sogenannte 10.000-Stunden-Regel formulierte, die der US-Autor Malcolm Gladwell später in seinem Bestseller „Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“ populär machte. Kurz gesagt ist die Formel ein Plädoyer für die Volksweisheit Übung macht den Meister. Allerdings besteht diese Übung danach aus rund 10.000 harten Stunden, bestehend aus Fleiß, Disziplin, Ausdauer. Solange jedenfalls müsse sich jemand mit einer Sache beschäftigen, bevor er über die nötigen Kenntnisse verfüge, um in seinem Bereich zur Weltspitze gehören zu können. Aber stimmt das überhaupt?


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10.000-Stunden-Regel: Ist Talent wirklich erlernbar?

Egal, ob als Tänzer, Musiker, Sportler oder Geschäftsmann – hinter jedem Erfolg stehen zu einem Gutteil Blut, Schweiß und Tränen. Oder wie eben Anders Ericsson Anfang der Neunziger Jahre feststellte, als er die Lebensläufe von Studenten einer Musikakademie verglich: Die besten Studenten des Jahrgangs hatten schon seit frühester Kindheit regelmäßig mehr Stunden mit dem Üben verbracht als ihre mittelmäßigen Kommilitonen.

Von dem US-Neurologen Daniel Levitin von der McGill Universität in Montreal, der sich ebenfalls mit der 10.000-Stunden-Regel beschäftigte, stammt zudem das Zitat:

Ten thousand hours of practice is required to achieve the level of mastery associated with being a world-class expert — in anything. In study after study, of composers, basketball players, fiction writers, ice skaters, concert pianists, chess players, master criminals, and what have you, this number comes up again and again. Ten thousand hours is the equivalent to roughly three hours per day, or twenty hours per week, of practice over ten years. Of course, this doesn’t address why some people don’t seem to get anywhere when they practice, and why some people get more out of their practice sessions than others. But no one has yet found a case in which true world-class expertise was accomplished in less time. It seems that it takes the brain this long to assimilate all that it needs to know to achieve true mastery.

Glaubt man dieser Erfolgsformel, so wäre Talent – also jene Fähigkeit, die mache Menschen und ihre Fähigkeiten so besonders macht – zum Gutteil erlernbar. Natürlich nicht sofort, aber eben nach einer Weile mit üben, üben, üben. Entsprechend formulierten die Wissenschaftler aus ihren Forschungsergebnissen seinerzeit auch acht Regeln, die dieses zielgerichtete Üben erfordert:

  • Seien Sie stets fokussiert und konzentriert – die Übung muss Sie mental extrem fordern.
  • Die Übungen müssen Sie stärker machen – also vorher Schwächen identifizieren und daran arbeiten.
  • Wiederholen Sie die Übungen – immer wieder.
  • Üben Sie weiter – über einen langen Zeitraum, mindestens zehn Jahre.
  • Überprüfen Sie sich nach jeder Übung – und bewerten Sie die erzielte Leistung.
  • Setzen Sie sich Zwischenziele – sogenannte Meilensteine.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig die Fortschritte – etwa durch Feedback von Freunden.
  • Belohnen Sie sich für Teilerfolge – also etwa das Erreichen der Meilensteine.

Eine sympathische Vorstellung. Und inzwischen eine populäre Theorie. Aber was ist mit all jenen, die sich mühen, üben und quälen und es doch nie zur Perfektion oder gar zur Meisterschaft bringen?

Die traurige Antwort:

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Keine 10.000-Stunden-Regel: Übung macht den Meister nur zu 12 Prozent

Genau mit der Kernfrage hat sich inzwischen auch der Psychologie-Professor David Z. Hambrick von der Michigan State Universität zusammen mit fünf Kollegen beschäftigt und sich dabei durch die Daten von 14 relevanten Studien zu dem Thema gequält. Sie beschäftigten sich unter anderem mit Meister-Musikern oder Schachspielern der Weltelite. Einige von denen erreichten ihre Klasse bereits nach rund 7500 Stunden Übung, mehr als 20 Prozent der Spitzenspieler wurden schon nach weniger als 5000 Stunden zu Meistern.

Gleichzeitig gab es eine nicht unwesentlich große Gruppe, die weit mehr als 10.000 Stunden geackert hatte – und es doch nur auf Mittelmaß gebracht hatte. „Manche Menschen benötigen ganz offensichtlich weit weniger Übung, um zur Elite zu gehören, andere deutlich mehr“, stellt Hambrick ernüchtert fest. Genau genommen waren es statistisch nur 34 Prozent für die die Zahl der Übungsstunden tatsächlich einen relevanten Unterschied machte zwischen Mittelmaß oder Meisterklasse.

Oder kurz gesagt: Übung macht eben doch nicht den Meister. Nicht immer. Und ein Garant für Meistererfolg ist sie leider auch nicht.

Disziplin, Ausdauer und Leidenschaft haben ebenfalls einen großen Einfluss. Aber auch die können manchmal etwas nicht ersetzen, was uns offenbar doch in die Wiege gelegt wird oder eben nicht: Talent.

Hambrick, das räumt er selber ein, will mit seiner Studie keine Träume zerstören. Aber er rät auch dazu, seine Fähigkeiten und Chancen realistisch einzuschätzen. Sonst übe man womöglich in die falsche Richtung…

Auch Wissenschaftler um Brooke Macnamara von der Princeton Universität haben sich die 10.000-Stunden-Regel genauer angesehen und dazu 88 Studien ausgewertet, die sich mit Übung, Praxiserfahrung und Leistungserfolgen auseinander setzen. Ihr Ergebnis ist ebenfalls ernüchternd – jedenfalls für Anhänger der 10.000-Stunden-Regel:

  • Bei sportlichen Turnieren (wie etwas die Fußball Weltmeisterschaft) hatte langjähriges Training in nur 26 Prozent der Fälle einen erkennbaren Einfluss auf den Erfolg der Sportler.
  • Bei Musikern macht die Praxis nur zu 21 Prozent einen Unterschied.
  • Bei Athleten sind es sogar nur 18 Prozent.
  • Und in der beruflichen Profession ist Übung allenfalls zu einem Prozent verantwortlich für individuellen Erfolg.

Zusammengefasst hat Übung also nur zu 12 Prozent Einfluss auf die Karriere in diversen Bereichen. Oder wie Macnamara es schreibt:

There is no doubt that deliberate practice is important, from both a statistical and a theoretical perspective. It is just less important than has been argued. Furthermore, the findings showed that the effect of practice on performance was weaker when practice and performance were measured in more precise ways, such as using practice time logs and standardized measures of performance.

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[Bildnachweis: Lizardflms by Shutterstock.com]

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