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Jobkiller: Reale Bedrohung oder Schreckgespenst?

Manche Erfindungen entpuppen sich als wahre Jobkiller. Beispielsweise wird in Deutschland immer noch heftigst um herkömmliche Energieversorgung gestritten, etwa in Form von Kohle. Nicht nur die Konkurrenz aus Billiglohnländern, auch Erfindungen im Bereich der Photovoltaik haben dazu beigetragen, die Nachfrage nach Kohle hierzulande zu verdrängen. Der Kohleausstieg ist beschlossen, Berufe in der Kohleindustrie, vor allem im Bergbau, sind damit wenig zukunftsträchtig. Was bedeutet das für den Arbeitnehmer? Welche Branchen sind besonders von Jobkillern betroffen und was können Sie tun?



Jobkiller: Reale Bedrohung oder Schreckgespenst?

Jobkiller Definition: Was ist das?

Jobkiller ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine Maschine, Erfindung oder Einrichtung, die Arbeitsplätze überflüssig macht.

Das Horrorszenario: Maschinen, Roboter, Computer ersetzen den Menschen vollständig. Diese Ängste sind nicht neu; bereits die Erfindung des Fließbandes sagte das Ende der Arbeit voraus.

Und glaubt man den Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dann lässt sich daraus ableiten, dass allein in Deutschland vier Millionen Beschäftigte durch Computer ersetzbar wären. Was ist, wenn sich das so fortsetzt?

Mit diesen Ängsten verbunden ist zweierlei. Für viele Menschen ist Arbeit sinnstiftend, sie strukturiert den Tagesablauf, Menschen tun gerne, was sie tun. Aber viel gravierender ist natürlich die Befürchtung, dass durch Jobkiller ein Heer von Arbeitslosen entsteht.

Da eine hohe Arbeitslosigkeit nicht nur eine finanzielle Herausforderung ist, sondern sozialen Sprengstoff birgt, ist ein Staat in der Regel darum bemüht, sie besonders niedrig zu halten.

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Bedrohung von Arbeitsplätzen durch Erfindungen

Jobkiller sind kein Phänomen der großen bösen Gegenwart oder gar Zukunft, es hat sie immer gegeben. Seit jeher haben Menschen Erfindungen getätigt, die alte Dinge ersetzten und damit vom Hersteller der ehemals genutzten Produkte eine Anpassung erforderten.

Was allerdings neu ist:

  • Der Grad der Spezialisierung hat zugenommen.

    Er erschwert wiederum die Anpassung an die neuen Bedingungen. Konnte etwa der Steinzeitmensch noch vergleichsweise mühelos von Steinwerkzeug auf Metallwerkzeug umsatteln, ist für das Erlernen einer neuen Tätigkeit heutzutage ein höherer Aufwand nötig.

  • Der Wandel vollzieht sich schneller.

    Bereits das 18. und 19. Jahrhundert werden häufig als Zeitalter der Erfindungen bezeichnet, weil in vielen Bereichen bahnbrechende Entwicklungen stattfanden. Die Erfindung des Autos, Fortschritte in der Medizin und Physik oder neue Wege der Nachrichtenübermittlung durch telegrafieren und telefonieren. Die Abfolge von Erfindungen ist heutzutage dennoch eine andere. Dazu dürfte die Vernetzung infolge der Globalisierung und der Erfindung des Internets entscheidend beitragen.

Das IAB spricht in diesem Zusammenhang von einer „neuen Qualität der technischen Entwicklungen“: Handelte es sich in der Vergangenheit eher um einen evolutionären Prozess, dessen Entwicklungen begleitbar und daher absehbar waren, könnten zukünftige Auswirkungen eher disruptiv sein.

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Beispiele für Jobkiller

Das Schreckgespenst unter den Jobkillern ist das Elektroauto. Das hängt damit zusammen, dass es in Deutschland eine starke Automobilindustrie gibt. Veränderungen im Bau von neuartigen Autos haben also Auswirkungen auf weite Teile der Industrie.

Prognosen des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation gehen davon aus, dass bis 2030 jeder dritte Arbeitsplatz wegfallen könnte. Denn die Herstellung des Elektromotors erfordert weniger Beschäftigte als der klassische Verbrennungsmotor.

Einige Supermärkte und Möbelhäuser haben bereits Kassen eingeführt, an denen der Kunde seine Waren selbst über den Scanner zieht und anschießend bezahlt. Kassierer? Fehlanzeige. Stattdessen hat ein Bediensteter des Wachpersonals oder Angestellter des Einzelhändlers ein Auge auf die Kunden, dass auch tatsächlich jeder Artikel gescannt wird.

Arbeitsplätze fallen natürlich auch durch unsere Bequemlichkeit weg. Der Konsument selbst ist ein Jobkiller, indem er nicht mehr in die Stadt geht, um einzukaufen. Unzählige Einzelhändler bekommen die Auswirkungen des Internethandels zu spüren: Buchhandlungen und Modeketten schließen, aber auch Gastronomie und Lebensmittelhandel leiden darunter, dass Verbraucher sich Essen und Lebensmittel zunehmend liefern lassen.

So fallen auf der einen Seite Kosten weg für Kauf- und Schauräume, ebenso für Personal, das diese putzen und befüllen, Kunden bedienen muss. Auf der anderen Seite stehen also arbeitslose Verkäufer, Regalbefüller und Reinigungskräfte, da sie nicht mehr in dem Umfang wie zuvor gebraucht werden.

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Gewinner und Verlierer des Wandels

Die wohl dringendste Frage für Arbeitnehmer: Bin ich betroffen? Welche Branchen haben besonders mit Jobkillern zu kämpfen, welche bleiben verschont? Und was kann ich tun, wenn ich betroffen bin? Wie geht es weiter? Schon jetzt ist absehbar, dass Roboter zukünftig Autos und Lastkraftwagen steuern werden; Versuche mit selbstfahrenden Autos gibt es bereits länger.

Die Vorteile aus Arbeitgebersicht: Roboter ermüden nicht, könnten also 24 Stunden rund um die Uhr arbeiten, ohne Ruhepausen. Gewerkschaftliche Errungenschaften wie Urlaub, Ausfall aufgrund von Elternzeit oder Krankheit fallen ebenfalls weg.

Darüber hinaus ist eine Wissensaneignung in einem Umfang möglich, der von Menschen nicht zu bewältigen ist. Die Frage ist, inwieweit sind Roboter, Computer und Automaten eine Unterstützung, inwieweit Jobkiller? Wissenschaftler gehen davon aus, dass Roboter nicht nur in der Medizin, sondern auch in der (häuslichen) Pflege und im Handel immer mehr zum Einsatz kommen werden.

Aber auch für Arbeitnehmer und Konsumenten haben diese Gerätschaften Vorteile. Denn Roboter übernehmen beispielsweise auch lästige und beschwerliche Arbeiten, die unter Gesichtspunkten der Ergonomie eher schädlich wären.

Grob lässt sich sagen: Überall dort, wo stark routinierte Tätigkeiten den Arbeitsablauf kennzeichnen, werden alte Jobs wegfallen und von Maschinen übernommen werden. Bereits jetzt erledigen Roboter Aufgaben beim Zusammenbau von Produkten, unterstützen Bankangestellte und Juristen bei einfacheren Aufgaben.

Viele zukünftige Einsatzbereiche von Robotern oder Maschinen sind laut Horst-Michael Groß, Leiter des Fachgebietes Neuroinformatik und Kognitive Robotik der TU Ilmenau, noch nicht vorstellbar, wenngleich sie kommen werden. Andersherum: Dort, wo hochspezialisierte, wenig routinierte Arbeit geleistet wird, aber auch überall, wo zwischenmenschlicher Kontakt notwendig ist, werden Maschinen vorläufig kein adäquater Ersatz sein.

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Eigene Branche betroffen: Wege aus der Krise

Vorab eins: Es reicht nicht, sich zu sagen, dass nichts so heiß gegessen wie gekocht werde. Natürlich lässt sich im Überblick feststellen, dass sich viele Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Das sollte allerdings keine Entschuldigung für bequemes Zurücklehnen sein.

Wie so häufig kommt es auf das richtige Maß an – weder Alarmismus, noch Lethargie. Zumal gezeigt werden konnte, dass bestimmte Zweige in jedem Fall betroffen sein werden. Das bedingungslose Grundeinkommen ist längst nicht beschlossen, und in welcher Form es kommt, wenn überhaupt, ist ebenso unklar.

Sämtliche Auswirkungen der Digitalisierung und damit der Umstellung auf Maschinen sind nicht absehbar. Einige Zukunftsforscher und Arbeitswissenschaftler gehen davon aus, dass durch die Automatisierung nicht nur alte Arbeitsplätze wegfallen, sondern neue entstehen.

Beispielsweise wird der Steuerberater vermutlich durch Algorithmen ersetzt werden. Andererseits sind neue Arbeitsplätze vor allem im IT-Bereich, der Wartung und der Koordination der Technik sehr wahrscheinlich.

Das können Sie tun:

  • Folgen Sie Ihrer Leidenschaft.

    Es muss festgestellt werden, dass die Arbeitswelt im Wandel ist. Welche Jobs zukünftig noch bestehen, welcher Art die stattfindenden Veränderungen sein werden, kann laut IAB-Forscherin Britta Matthes jedoch für die nächsten 20 Jahre nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Was sie allerdings für wahrscheinlich hält: Einen leichteren Wechsel zwischen verschiedenen Branchen. Das wiederum bedeutet, dass junge Berufsanfänger nach wie vor darauf schauen sollten, welche Interessen und Neigungen sie haben, statt sich auf einen Job zu versteifen.

  • Bleiben Sie aktiv.

    Für alle anderen Arbeitnehmer gilt zudem die Maxime des lebenslangen Lernens. Betriebe, die verstärkt auf Roboter oder Automatisierung setzen, sollten ihre Mitarbeiter für den technischen Wandel fit machen. Besondere Bedeutung kommt also der Ausbildung neuer Mitarbeiter, aber auch der Fortbildung und Umschulung von Angestellten zu. Inwieweit sich Arbeitnehmer allerdings von ihrem Unternehmen abhängig machen wollen, ist individuell unterschiedlich. Sicherer erscheint, sich selbst über Veränderungen in der eigenen Branche auf dem Laufenden zu halten, um notwendige Zusatzqualifikationen erwerben zu können.

[Bildnachweis: Ociacia by Shutterstock.com]