Definition: Was ist Reverse Recruiting?
Beim Reverse Recruiting bewerben sich Arbeitgeber bei potenziellen Arbeitnehmern, Fachkräften und Nachwuchstalenten. Der Grund dafür ist der zunehmende Fachkräftemangel und demografische Wandel: Der Wirtschaft gehen die Mitarbeiter aus, folglich suchen Personaler und Recruiter bei der Personalbeschaffung nach neuen Wegen.
Wie funktioniert Reverse Recruiting?
Reverse Recruiting stellt die klassische Jobsuche auf den Kopf: Die Arbeitgeber bewerben sich jetzt bei vielversprechenden Kandidaten. Das Ganze funktioniert heute überwiegend auf speziellen Plattformen – eine Art umgedrehter Jobbörse. Dazu gehören zum Beispiel:
Auf diesen Plattformen laden Jobsuchende und Bewerber ihr Profil samt Lebenslauf hoch, beschreiben ihre Fähigkeiten und Anforderungen an neuen Job oder Arbeitgeber. Letztere wiederum können die Datenbank nach geeigneten Fachkräften durchsuchen – und bewerben sich bei ihnen.
Was ist der Unterschied zum Active Sourcing?
Auch beim Active Sourcing sprechen Personaler gezielt potenzielle Mitarbeiter an. Im Gegensatz zum Reverse Recruiting tun sie dies aber nicht auf speziellen Plattformen, sondern meist in sozialen Netzwerken – allen voran Linkedin und Xing. Gleichzeitig durchlaufen die Kandidaten anschließend noch den klassischen Bewerbungsprozess – beim Reverse Recruiting hingegen trifft der oder die Kandidatin die letzte Entscheidung.
Welche Plattformen kann ich für das Riverse Recruiting nutzen?
Mit der neuen Recruiting-Strategie der Unternehmen und Arbeitgeber sind zugleich neue Plattformen entstanden, die Bewerberinnen und Kandidaten für sich nutzen können. Zu den bekanntesten gehören:
Instaffo
Auf der Reverse Recruiting Plattform Instaffo suchen derzeit mehr als 1800 Arbeitgeber nach Talenten. Die Plattform verfügt über eine Datenbank, in der aktuell mehr als 100.000 geprüfte Profile von Talenten aus Tech, Marketing und Sales schlummern. KI-basierte Prozesse sollen die Nutzer überdies unterstützen, das jeweils beste Match zu finden. Für Fachkräfte ist die Nutzung kostenlos – Arbeitgeber zahlen eine Grundgebühr und bei erfolgreicher Vermittlung eine Vermittlungsgebühr.
Honeypot
Die Talentplattform für den IT-Sektor wurde 2019 von Xing übernommen und wirbt mit mehr als 1000 Unternehmen, die dort Talente suchen und einstellen. Entwickler können dort ebenfalls kostenlos ein Profil anlegen, das aber zuerst einer fachlichen Prüfung unterzogen wird, bevor es online geht. Arbeitgeber wiederum können die Kandidaten nach Kriterien wie Programmiersprachen, Gehaltsvorstellungen oder Arbeitsort durchsuchen.
Stepstone
Auch namhafte Jobbörsen sind inzwischen auf den Trend aufgesprungen und bieten sogenannte Bewerberdatenbanken (auch: Lebenslaufdatenbank) an – zum Beispiel Stepstone oder Indeed. Auch hier registrieren sich Jobsuchende mit einem Bewerberprofil, das neben dem beruflichen Werdegang ebenso relevante Hard Skills und Soft Skills enthält, die einen Mehrwert bieten können (siehe auch: One-Click-Bewerbung).
Was ist Post & Pray-Recruiting?
Der Anglizismus „Post & Pray-Recruiting“ beschreibt die klassische Personalsuche über Stellenanzeigen: Das Jobangebot wird geschaltet („Post“), anschließend hoffen die Recruiter auf zahlreiche Bewerbungen („Pray“). Genau dieser Rekrutierungsprozess funktioniert aber zunehmend schlechter.
Was muss ich beim Reverse Recruiting beachten?
Für Fachkräfte ist das Reverse Recruiting eine weitere Form der passiven Bewerbung und Chance, auf dem sogenannten verdeckten Stellenmarkt einen attraktiven Job zu finden.
Wenn Sie als Fachkraft das Reverse Recruiting für sich erfolgreich nutzen wollen, sollten Sie allerdings ein paar Punkte beachten:
- Aussagekräftiges Profil
Der Erfolg der umgekehrten Jobsuche steht und fällt mit Ihrem Profil bei den Reverse Recruiting Plattformen. Auch hier sollten der Lebenslauf und das Profilbild aktuell und aussagekräftig sein. Das gilt genauso für Ihre Social Media Profile. - Relevante Schlüsselbegriffe
Sie wollen nicht irgendeinen Job, sondern DEN richtigen Job, der perfekt zu Ihnen passt. Dann sollten Sie sich vorab überlegen, welche Schlüsselbegriffe und -qualifikationen potenzielle Arbeitgeber bei der Kandidatensuche eingeben könnten. Diese gehören dann unbedingt in Ihr Profil. Erst so werden Sie sichtbar und von den richtigen Arbeitgebern gefunden. - Professionelles Verhalten
Auch wenn sich die Unternehmen jetzt bei Ihnen bewerben: Werden Sie nicht arrogant! Ihre Gehaltsvorstellungen sollten realistisch bleiben und der Kennenlernprozess auf Augenhöhe stattfinden. Schließlich arbeiten Sie später auch so zusammen.
PS: Es gibt auch die kostenpflichtige Dienstleistung „Reverse Recruiter“ – diese unterstützen Arbeitsuchende bei der Jobsuche und sind daher eher klassische Personalvermittler, vergleichbar mit einem Headhunter.
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