Sollten Selbstständige Sprechzeiten haben?
Ständige Erreichbarkeit via E-Mail oder Smartphone ist heute einer der größten Stressfaktoren – nicht nur für Selbstständige. Work-Life-Blending heißt das in der Fachsprache und kann psychisch wie physisch krank machen.
Die Lösung sind feste Sprechzeiten. Zum Beispiel von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr. Ärzte, Anwälte und Architekten nutzen sie schon lange, in Ämtern und Behörden sind sie längst Standard. Warum also nicht auch für Freiberufler, Freelancer und Solopreneure?
Welche Vorteile haben Sprechzeiten für Selbstständige?
Tatsächlich haben feste Sprechzeiten (auch: Sprechstunden) für Selbstständige zahlreiche Vorteile:
- Bessere Organisation
Feste Sprechzeiten können helfen, den Arbeitstag besser zu strukturieren. Sie geben einen konkreten Zeitrahmen vor, wann Sie zum Beispiel auch mal nicht erreichbar sind. - Konzentriertes Arbeiten
Außerhalb der Sprechzeiten können Sie besser fokussiert und konzentriert an Ihren Aufgaben arbeiten. Studien zeigen, dass Methoden wie Timeboxing oder Batching die Produktivität deutlich erhöhen. - Ideale Work-Life-Balance
Durch klare Regeln, wann Sie für Kunden und Geschäftspartner erreichbar sind, trennen Sie Berufs- und Privatleben besser (siehe: Work-Life-Separation). Das erhöht die Lebensqualität und Regeneration.
Sprechzeiten oder Arbeitszeiten? Unterschied!
Die Begriffe Sprechzeit und Arbeitszeit bitte nicht verwechseln! Wenn Sie zum Beispiel am Tag nur Sprechzeiten am Vormittag von 9-12 Uhr einrichten, heißt das nicht, dass Sie auch nur 3 Stunden am Tag arbeiten. Idealerweise legen Selbstständige ihre Sprechzeiten so, dass ihnen dennoch flexible Arbeitszeiten bleiben.
Was sind gute Sprechzeiten für Selbstständige?
Gute Sprechzeiten für Selbstständige hängen stark von der Arbeit ab und wie wichtig es ist, dass Sie ungestört am Stück arbeiten können. Klassische Sprechzeiten sind von 9 bis 17 Uhr. Sie können diese aber auch in zwei Blöcke am Tag aufspalten – zum Beispiel 8-10 Uhr und nachmittags vom 16-18 Uhr. Der Rest sind sogenannte Fokus-Zeiten, in denen Sie sich ganz auf die Arbeit konzentrieren.
Bin ich damit nicht unhöflich?
Nein. Zu definieren, wann man erreichbar ist und wann nicht, ist nicht nur Selbstschutz. Die Botschaft wirkt genauso umgekehrt: „In diesen Zeiten bin ich für dich da und ansprechbar.“ Bedeutet im Umkehrschluss, dass Sie sich dann auch voll und gang auf das Anliegen der Kunden konzentrieren und deren Probleme lösen. Das ist nicht nur höflich, sondern professionell!
Wie kann ich feste Sprechzeiten einführen?
Gerade wer selbstständig im Homeoffice bzw. zuhause arbeitet, sollte seine Erreichbarkeit erkennbar regeln und Sprechzeiten einführen.
Um Kunden oder Geschäftspartner nicht zu vergraulen, sollten Sie folgende Punkte beachten:
Sprechzeiten bekanntmachen
Informieren Sie Ihre Sprechzeiten öffentlich und transparent und machen Sie diese überall bekannt: Auf der Homepage, auf Google My Business, in den Profilen auf sozialen Netzwerken – zum Beispiel Linkedin. Falls Sie bisher noch keine festen Sprechzeiten hatten, empfehlen wir dies zusätzlich per Newsletter und in der Signatur Ihrer E-Mail bekanntzumachen.
Kernzeiten einhalten
Schon im eigenen Interesse sollten Sie Ihre Kernzeiten für die Erreichbarkeit unbedingt einhalten. Ohne Ausnahme! Ansonsten hält sich doch bald wieder keiner mehr daran – und Sie haben denselben Stress wie zuvor.
Alternativen anbieten
Außerhalb der Sprechzeiten können Sie entweder einen Anrufbeantworter nutzen oder ein Kontaktformular im Internet auf Ihrer Webseite anbieten. So können Kunden auch weiterhin mit Ihnen Kontakt aufnehmen – nur entscheiden dann Sie, wann und wie schnell Sie darauf reagieren.
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