Warum wir andere nur ungern warten lassen
Eine alltägliche Situation, egal ob im Büro oder in den eigenen vier Wänden: Sie sind beschäftigt, erledigen gerade eine Aufgabe, planen den Tagesablauf, erledigen den Haushalt oder suchen nach Unterlagen – völlig egal – und dann klingelt Ihr Smartphone und kündigt eine neue Nachricht an. Was tun Sie?
Alles wird stehen und liegen lassen, das Smartphone wird zur Hand genommen und die Nachricht überflogen, um möglichst schnell zu antworten. Gleiches passiert wenn das Telefon klingelt oder eine neue E-Mail empfangen wird. Womit man auch immer gerade zu tun hatte wird zur Nebensache. Aber warum eigentlich? Wäre es nicht manchmal sinnvoller, zuerst die laufenden Aufgaben fertig zu stellen und anschließend die Konzentration auf eine Antwort zu richten?
Wahrscheinlich schon, doch es ist gar nicht so leicht, jemanden warten zu lassen.
- Multitasking ist mit falschen Erwartungen verbunden. Wer viele Dinge auf einmal erledigt ist am Ende schneller fertig? Das funktioniert leider nur selten. Zwar sind wir der Meinung, nebenbei E-Mails beantworten oder telefonieren zu können, doch die Konzentration auf die eigentliche Aufgabe leidet. Das Ergebnis ist langsameres Arbeiten, mehr Fehler und schlechtere Ergebnisse.
- Man hat Angst, etwas zu verpassen Will uns jemand etwas mitteilen, egal ob Chef, ein Freund oder der Partner, gehen wir automatisch davon aus, dass es keinen Aufschub duldet. Die Angst, etwas zu verpassen hat uns so fest im Griff, dass wir sofort wissen wollen, welche Neuigkeiten es gibt.
- Jemanden warten zu lassen gilt als unhöflich. Niemand möchte warten gelassen werden und unter der Unpünktlichkeit eines andere leiden. Diese Denkweise findet auch ihren Weg in das eigene Handeln und so empfinden wir es als unhöflich, nicht sofort zu antworten, wenn uns jemand erreichen möchte.
Warum Sie andere auch mal warten lassen sollten
Munter springen wir immer ans Telefon, sobald es klingelt und beantworten brav jede E-Mail so schnell es geht. Dass es in vielen Fällen eigentlich die anderen sind, die sich danach richten sollten, ob man selbst gerade Zeit für ein Telefonat oder den E-Mail Austausch hat, wird geflissentlich ignoriert. Bloß nicht anecken und als unfreundlich oder unprofessionell wahrgenommen werden. Eine Einstellung, die weder sinnvoll noch produktiv ist und zu einer großen Belastung für Sie werden kann. Dabei sprechen einige gute Gründe dafür, andere öfter einmal warten zu lassen.
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Sie lernen Prioritäten zu setzen
Nein, was uns täglich an E-Mails, Whatsapps und auch Telefonaten erreicht ist eben nicht immer super dringend und erfordert eine unverzügliche Antwort. Der Großteil kann getrost und ohne Probleme beantwortet werden, wenn man sich ein Zeitfenster dafür freiräumen konnte. Wer diese Erkenntnis verinnerlicht, setzt ganz automatisch bessere Prioritäten und hinterfragt, ob es wirklich notwendig ist sofort zu agieren.
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Sie vermeiden Stress
Es ist einer der größten Stressfaktoren, besonders am Arbeitsplatz aber auch im Privatleben. Ständige Erreichbarkeit führt dazu, dass kaum Erholung möglich ist. Je häufiger es Ihnen gelingt, nicht sofort beim ersten Klingeln am Telefon zu sein, sondern bei unwichtigen Dingen erst nach einiger Zeit zurückzurufen, desto weniger Stress verursacht das Smartphone. Auch lernen andere, dass es Zeiten gibt, an denen Sie schlicht nicht zu erreichen sind.
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Sie verbessern Ihre Leistungen
Eine Deadline rückt näher, Sie arbeiten hochkonzentriert, doch andauernd klingelt meldet sich das E-Mail Postfach. Klar, dass Ihre Leistungen darunter leiden, wenn Sie immer wieder aus den Gedanken gerissen werden. Wie wäre es stattdessen, wenn Sie eine Telefonnummer hinterlegen, die nur für absolute Notfälle vorbehalten ist – und die E-Mails beantworten, wenn Sie alles andere erledigt haben?
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Sie lassen sich nicht ausnutzen
Der Ruf des Immer-Erreichbaren, bei dem man auch kurz vor knapp noch anrufen kann, um dringende Aufgaben loszuwerden, entsteht leider in Windeseile. Heißt: Die eigenen Antworten aufzuschieben kann reiner Selbstschutz sein, um Ausnutzung einen Riegel vorzuschieben. Aber auch hier gilt, dass zwischen tatsächlich dringenden Anliegen und solchen, die nur als diese getarnt werden, unterschieden werden muss.
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