Telefonische Bewerbung: Was ist das?
Grundsätzlich gibt es drei Arten beziehungsweise drei Zeitpunkte für eine telefonische Bewerbung:
- Den Anruf vor der Bewerbung
- Den Anruf nach der Bewerbung
- Das Telefoninterview als Teil des Vorstellungsgesprächs
Bei der vierten Variante werden Sie als Bewerber angerufen – vom Recruiter, Personaler oder Headhunter. Fachbegriff: „Schock-Anruf.“ Der Überraschungsanruf erfolgt entweder nach dem Einsenden der Bewerbungsunterlagen oder weil Ihr Online-Profil auf dem Radar der Personalvermittler aufgetaucht ist (siehe: Active Sourcing). In beiden Fällen sollten Sie Ruhe bewahren, freundlich uns souverän bleiben – und zur Not sagen, dass Sie gerade nicht frei sprechen können und um einen neuen Termin bitten.
In diesem Bewerbungsratgeber interessieren wir uns vor allem für die Varianten 1 und 2. Bei dem Anruf VOR der Bewerbung würden Vertriebler auch von einer „Kaltakquise“ sprechen. Als Bewerber rufen Sie das Unternehmen an – ungefragt, ohne Termin oder Ankündigung. Ist das überhaupt sinnvoll? Manchmal. Durchaus!
Telefonische Bewerbung: Vor- und Nachteile
Die telefonische Bewerbung ohne Termin kann die Chancen Ihrer Jobsuche deutlich erhöhen. Der telefonische Erstkontakt mit dem Wunscharbeitgeber benötigt allerdings einen klugen Anlass (oder Vorwand) – und Sie sollten ihn gründlich vorbereiten. Dann aber hat das durchaus veritable Vorteile…
Vorteile der telefonischen Bewerbung
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Sie bringen sich ins Gespräch
Indem Sie beim Personaler initiativ anrufen, stellen Sie einen ersten Kontakt her. Ihr Name ist schon mal im Kopf. In einem Stapel voller Bewerbungsmappen fallen Sie weniger auf. Es kann also ein Vorteil sein, wenn der Personaler Ihren Namen später wiedererkennt. Sie stechen persönlich aus der Masse heraus.
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Sie sammeln Informationen
Gleichzeitig erhalten Sie mit dem Anruf womöglich Informationen, die Ihnen gegenüber Mitbewerbern Vorteile verschaffen. Vielleicht haben Sie noch Fragen zum Anforderungsprofil, zu wichtigen Muss-Qualifikationen. Am Telefon können Sie Fakten erfragen, die für eine ausgeschriebene Stelle relevant sind. Aber bitte nur solche, die nicht in der Stellenanzeige genannt wurden. Mögliche Fragen sind:
- „Ist die Stelle noch vakant?“
- „Für welchen Standort wird die Stelle besetzt?“
- Akzeptieren Sie auch Initiativbewerbungen?
Gute Gründe für einen Anruf sind zudem technische. Zum Beispiel bei verlangter Online-Bewerbung und falls Sie sich nicht im Online-Bewerbungssystem registrieren können. Wenn Sie unaufdringlich und charmant vorgehen, sammeln Sie weitere Pluspunkte oder erhalten direkt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Schon vorgekommen!
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Sie gewinnen einen Einstieg für die Bewerbung
Beim Anschreiben stellt der erste Satz oft die größte Hürde dar. Mit der telefonischen Bewerbung haben Sie sich eine individuelle Option geschaffen: Beziehen Sie sich im Bewerbungsschreiben auf das freundliche Telefonat und Gespräch und betonen Sie, dass es Ihren Wunsch verstärkt hat, für das Unternehmen zu arbeiten.
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Sie verdeutlichen Ihr Interesse
Richtig eingesetzt, können Sie mit dem Anruf zeigen: „Ich will diesen Job unbedingt!“ So können Sie Ihr Interesse und Ihre Motivation noch einmal verdeutlichen und verstärken. Das unterstreicht den Gesamteindruck, den Sie mit Ihrer Bewerbung machen wollen.
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Sie haben einen überschaubaren Aufwand
Der Aufwand für eine telefonische Bewerbung hält deutlich in Grenzen. Sie müssen weder einen perfekten Lebenslauf schreiben, noch sich feinen Zwirn überwerfen. Mundgeruch? Macht nichts. Bad Hair Day? Egal, sieht keiner. Tatsächlich ist die telefonische Bewerbung sogar eine Chance, um potenzielle Klischees und Vorurteile zu entkräften. Beispiel: Sie sind im Ausland geboren und tragen einen ausländischen Namen, leben aber seit ihrer Kindheit in Deutschland. Der Personaler könnte dennoch an ihren Deutsch-Kenntnissen zweifeln. Ein kurzer Anruf genügt, um seine Zweifel zu zerstreuen.
Nachteile der telefonischen Bewerbung
Trotz der genannten Vorteile sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie zum Hörer greifen und sich telefonisch bewerben. Wenn es gut läuft, steigern Sie die Jobchancen. Der Effekt kann sich durch einen Blöd-Anruf aber genauso ins Gegenteil verkehren. Diese Gründe sprechen gegen eine telefonische Bewerbung:
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Sie nerven kolossal
Personaler sind notorisch gestresst. Über neugierige Anrufer freuen sie sich wie über eine Wurzelbehandlung. Der telefonische Erstkontakt kann also auch Minuspunkte bescheren, erst recht, wenn Sie unvorbereitet sind und dumme Fragen stellen. Zum Beispiel: „Wie ist die Bezahlung bei Ihnen?“ Oder: „Wie komme ich am besten zu Ihnen?“
Selbst wenn Sie vorbereitet sind und am Telefon freundlich wirken: Vielleicht hat Ihr Gesprächspartner schlechte Laune. Dann wird das ein höchst unerfreuliches Gespräch. Daher der Rat: Rufen Sie nur dann unvermittelt im Unternehmen an, wenn in der Stellenanzeige eine Telefonnummer genannt wird. Steht dort keine, sollten sie dem Wunsch des Unternehmens Folge leisten und von Bewerbungsanrufen absehen.
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Sie haben nichts zu fragen
Die telefonische Bewerbung dient in erster Linie dazu, Ihre Bewerbung zu optimieren, offene Fragen zu klären und herauszufinden, ob das Jobangebot noch existiert und zu Ihnen passt. Haben Sie keinen nachvollziehbaren Grund oder Anlass, fällt das Ihrem Gesprächspartner auf – und zwar immer negativ.
7 Tipps für die telefonische Bewerbung
Haben Sie einen der oben genannten guten Gründe für die telefonische Bewerbung, greifen Sie bitte nicht sofort zum Hörer. Ein Minimum an Vorbereitung muss sein. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, damit das initiative Vorstellungsgespräch am Telefon ein Erfolg wird.
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Fragen testen
Gut trainiert, ist halb gewonnen. Das gilt für den Erstanruf wie fürs Telefoninterview. Testen Sie Ihre Fragen vorab an Freunden, Verwandten oder anderen Trainingspartnern. Wie kommen Sie rüber? Wirkt der Text auch nicht aufgesagt?
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Unbedingt Lächeln
Dass man Sie am anderen Ende der Leitung nur hört, aber nicht sieht, ist ein Trugschluss. Wer lächelt, wirkt sympathischer – auch am Telefon!
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Website checken
Bevor Sie anrufen, checken Sie bitte die Webseite des Unternehmens. Prinzip Telefon-Joker: Holen Sie zuerst alle Infos ein, die das Unternehmen Bewerbern bereitstellt. Fragen dazu sind immer tabu.
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Festnetz wählen
Wenn die Verbindung zusammenbricht, wäre das ärgerlich. Netzprobleme können zwar ein Eisbrecher sein. Professioneller aber wirken Sie bei der telefonischen Bewerbung, wenn Sie sich mit stabiler Leitung und ohne Knister-Geräusche melden.
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Zeitpunkt optimieren
Montagmorgens ist Meeting-Zeit. Dann sollten Sie von einem Anruf absehen. Zu typischen Stoßzeiten ist Ihr Gesprächspartner im Stress und hat wenig Zeit für Fragen. Kurz vor Feierabend ist ebenfalls kein guter Zeitpunkt. Besser ist, wenn Sie nach der Mittagspause am frühen Nachmittag Ihr Glück versuchen. Wichtig trotzdem: Fragen Sie immer zu Beginn, ob Ihr Gesprächspartner gerade Zeit für Sie hat oder ob Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anrufen dürfen.
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Kurz fassen
Ewig langes Ausholen und Geschwafel hat bei einem Anruf vor der Bewerbung nichts zu suchen. Nachdem Sie sich vorgestellt und kurz den Grund für Ihren Anruf genannt haben, sollten Sie zum Punkt kommen. Auch das verrät gute Vorbereitung.
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Kurz klingeln
Kennen Sie das? Sie wollen oder können gerade nicht ans Telefon gehen. Doch es klingelt und klingelt – immer weiter. Unerträglich! Gehen Sie dann trotzdem ran: Wie sympatisch ist Ihnen der Anrufer? Eben. Lassen Sie es daher nie länger als vier- oder fünfmal klingeln, bis Sie wieder auflegen. Es sei denn natürlich, sie haben einen Termin…
Die telefonische Bewerbung ist der erste Eindruck, den Sie beim Unternehmen erzeugen. Entsprechend freundlich und professionell sollten Sie während des gesamten Gesprächs bleiben.
Das beginnt mit der Nachfrage, ob Ihr Gesprächspartner gerade Zeit für Fragen hat und endet mit einem herzlichen Dankeschön am Ende des Telefonats. Wichtig ist, dass Sie stets aufmerksam zuhören und den Gesprächspartner ausreden lassen. Wer nur die Hälfte versteht oder dem anderen ins Wort fällt, macht keinen guten Eindruck.
Anruf NACH der Bewerbung? Bitte erst nach 2 Wochen
Leider kommt es zunehmend öfter vor, dass Bewerber nach der Bewerbung nichts mehr vom Unternehmen hören. Keine Eingangsbestätigung, keine Antwort, nichts. „Ghosting“ nennt sich das Phänomen schon – und ist natürlich grob unhöflich. Sollten Sie so gar keine Resonanz auf Ihre Bewerbung erhalten, dürfen Sie nachfassen.
Faustregel: Nach 1-2 Wochen dürfen Sie sich nach dem Zwischenstand der Bewerbung erkundigen. Das sagen rund 43 Prozent der Personaler in Umfragen. Weitere 30 Prozent finden es ebenfalls okay, wenn Kandidaten nach 2–3 Wochen wegen ihrer Bewerbung nachfragen. Das sei schließlich auch ein positives Signal für starkes und bestehendes Interesse an der Stelle.
Tatsächlich wirkt das Nachfragen per eMail oder Telefon weitaus weniger lästig oder negativ als viele Bewerber befürchten. Trauen Sie sich also! Personaler haben nichts gegen ein professionelles, unaufdringliches Nachfassen. Auch das kann Ihre Jobchancen erhöhen.
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