Workshop-Methoden: So läuft das perfekte Seminar ab
Bevor Sie sich über die einzelnen Workshop-Methoden Gedanken machen, sollten Sie den Aufbau des Tages planen. Dies ist der erste Schritt, um einen erfolgreichen Workshop zu gestalten. Oder anders gesagt: Beginnen Sie nicht mit den Details, sondern kümmern Sie sich zunächst um die grundsätzliche Organisation.
Der perfekte Workshop besteht aus vier Phasen, die Sie kennen und nutzen sollten. Es spielt keine Rolle, ob der Workshop für einen ganzen Tag oder nur einige Stunden angesetzt ist. Dies ändert lediglich die Dauer der einzelnen Phasen. Jeder Abschnitt ist wichtig und entscheidet, wie Teilnehmer den Kurs wahrnehmen. Wir zeigen Ihnen die vier Phasen und erklären, was es zu beachten gibt:
Workshop Phase 1: Ankunft der Teilnehmer
Die erste Phase beginnt bereits vor dem eigentlichen Workshop und wird deshalb oft vergessen. Sie denken an verschiedene Workshop-Methoden und die Vermittlung der Inhalte – die Ankunft ist aber ein bedeutender Teil. Sie beeinflusst die Stimmung des gesamten Tages und ist der erste Eindruck für alle Teilnehmer.
4 Dinge sind hierbei zu beachten:
- Ordnung
Sorgen Sie schon im Vorfeld für Ordnung. Bevor die ersten Teilnehmer eintreffen, sollten Sie alle Materialien und Unterlagen aufgeräumt haben. Unordnung wirkt unprofessionell und macht wenig Hoffnung für den restlichen Tag. - Plätze
Gibt es feste Plätze, sollte diese für die Teilnehmer deutlich markiert sein. So muss niemand lange nach seinem Platz suchen. Statt frustriert durch den Raum zu laufen, kann sich jeder in Ruhe vorbereiten. - Verpflegung
Verpflegung vor dem Start des Workshops kommt immer gut an. Sie müssen kein Buffet anbieten, doch über Kaffee, Wasser und ein paar Snacks freuen sich alle Teilnehmer. - Zeitplan
Schon bei der Ankunft sollte der Zeitplan für den Workshop gut sichtbar aushängen. Ein kurzer Überblick über die Themen kann helfen, noch wichtiger ist ein Plan zu den Anfangs- und Pausenzeiten. Dann wissen alle Teilnehmer, wann einzelne Themenblöcke stattfinden und sind (auch geistig) anwesend.
Workshop Phase 2: Eröffnung des Seminars
Die Eröffnung des Workshops entscheidet über den weiteren Verlauf. Gelingt es Ihnen, die Teilnehmer zu erreichen und mitzunehmen, läuft der Rest meistens gut. Langweilen sich die Anwesenden schon zu Beginn, wird es schwer, sie zur weiteren Mitarbeit motivieren.
Definieren Sie Sinn, Thema und Ziel des Workshops. Nur wenn sichergestellt ist, dass alle den gleichen Wissensstand und das gleiche Ziel haben, ist eine effektive Arbeit möglich. Wie Sie das machen? Hier sind drei Vorschläge:
- Visualisieren
Beginnen Sie den Workshop, indem Sie das Ziel für alle deutlich sichtbar machen. Dazu können Sie ein passendes Bild oder ein Plakat mit einer klaren Zielformulierung anbringen, etwa auf einem Flipchart. Das hat den Vorteil, dass das Ziel die ganze Zeit über sprichwörtlich vor Augen steht. - Impulsvortrag
Nutzen Sie einen Impulsvortrag als Einstieg. Diese Art des Vortrags fasst kurz und prägnant die wichtigsten Fakten zu einem Thema zusammen und benennt das Ziel klar und eindeutig. Diesen Vortrag halten Sie am besten frei. - Film
Starten Sie mit einem kurzen Film, der Thema und Ziel des Workshops verdeutlicht. Schließen Sie daran eine (gerne auch provokative) These zum Workshop-Thema an. So initiieren Sie eine Diskussion unter den Teilnehmern.
Workshop Phase 3: Arbeitsphase mit Workshop-Methoden
Hier beginnt der Hauptteil Ihres Workshops, in dem die eigentliche Arbeit stattfindet. Sie setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander, vermittel Inhalte und Wissen, wollen es gleich anwenden und zu neuen Ideen kommen. Kurz: In dieser Phase müssen die Teilnehmer aktiv werden und sich einbringen. Dabei können unterschiedliche Workshop-Methoden zum Erfolg führen.
Welche Methoden passen, hängt von der Zielsetzung, der Gruppe und Ihren Vorlieben ab. Seminare und Workshops sollten praxisorientiert, unterhaltsam und abwechslungsreich sein. Wechseln Sie zwischen Einzel-, Gruppen- und Plenumsarbeiten. Wir stellen 10 Workshop-Methoden vor, die Sie anwenden können:
1. Erwartungsabfrage
Die Erwartungsabfrage ist ein Muss in jedem Workshop. Dann kann es am Ende keine Produktenttäuschung geben, Motto: „Warum wurde das nicht berücksichtigt und jene Frage nicht beantwortet?“ Fragen Sie deshalb gleich zu Beginn: „Was muss heute passieren, damit Sie am Ende des Workshops sagen: Das hat sich gelohnt!?“ Oder: „Welche Fragen sollen heute auf jeden Fall beantwortet werden?“ Der Vorteil der Erwartungsabfrage ist: Wenn Sie am Ende all die Punkte abhaken können, sind die Teilnehmer auf jeden Fall zufrieden.
2. Paarinterview
Das Paarinterview ist eine beliebte Kennenlernübung und lockert die Runde für die weitere Zusammenarbeit auf. Nach einem kurzen Gespräch und Interview stellen sich zwei Teilnehmer jeweils gegenseitig vor. Noch dynamischer ist die Vierer-Übung: Es wird ein Flipchart mit fünf Feldern erstellt. Jeder Teilnehmer erhält ein Feld, und in die Mitte kommt ein Feld mit der Überschrift: Gemeinsames. Die Aufgabe besteht darin, durch geschicktes Fragen die Gemeinsamkeiten herauszufinden, die nicht offensichtlich sind. Auch dabei lernen sich alle Teilnehmer spielerisch besser kennen.
3. World-Café
Diese Workshop-Methode ist für große Gruppen geeignet und bringt die Teilnehmer ins Gespräch. Die Teilnehmer gruppieren sich um Tische, die jeweils vier bis fünf Personen Platz geben. Hier wird jeweils eine These, Frage oder Aufgaben besprochen. Nach einer festgelegten Zeit werden neue Gruppen an anderen Tischen gebildet – mit neuen Fragestellungen. Ein Mitwirkender bleibt am Tisch und präsentiert die Ergebnisse der neuen Gruppe.
Die Workshop-Methode endet, wenn jeder Teilnehmer einmal an jedem Tisch saß und an der Thematik mitgearbeitet hat. Abschließend können alle Ergebnisse zusammengetragen werden. Dies kann auch mit der 6-3-5-Methode kombiniert werden.
4. Open Space
Diese Workshop-Methode eignet sich für große Seminare mit mehr als 50 Teilnehmern, kann aber auch bei deutlich mehr Mitwirkenden zu effektiver Zusammenarbeit und strukturierten Ergebnissen führen. Es wird ein Thema bestimmt, die Teilnehmer finden sich dann in kleinen Gruppen zusammen und arbeiten gemeinsam an einem Aspekt. Wer das Gefühl hat, nichts mehr beizutragen oder in einer anderen Gruppe besser aufgehoben zu sein, darf jederzeit wechseln.
Damit keine Ergebnisse verlorengehen, muss eine Person in der Gruppe die Erkenntnisse festhalten. Besonders ergebnisreich verläuft diese Workshop-Methode, wenn sich Personen mit unterschiedlichen Vorstellungen beteiligen. Durch das Brainstorming in der Gruppe werden verschiedene Ideen und Ansichten gesammelt.
5. De Bono Denkhüte
Dies ist eine Workshop-Methode und Kreativitätstechnik. Die Grundidee stammt vom britischen Psychologen Edward de Bono. Die Annahme: Probleme werden am schnellsten und effektivsten gelöst, wenn sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Dazu entwickelt er das Konzept der sechs Hüte:
Für jede Perspektive steht ein Hut in einer anderen Farbe:
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Der weiße Hut
Der weiße Hut steht für analytisches Denken. Dieser Teilnehmer betrachtet die Fakten, sammelt alle nötigen Informationen zum Thema und kommt so zu einem guten Gesamtüberblick. Dabei muss er vorurteilsfrei und sachlich vorgehen.
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Der rote Hut
Der Teilnehmer mit dem roten Hut darf emotional vorgehen. Er hört auf sein Bauchgefühl. Seine Entscheidungsfindung richtet sich nicht nach Fakten, sondern nach seiner inneren Stimme.
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Der schwarze Hut
Der schwarze Hut symbolisiert den Kritiker. Dieser Teilnehmer hinterfragt alles und geht mit größtmöglicher Skepsis vor. Welche Risiken gibt es? Welche Punkte sprechen gegen das Projekt? Wie sinnvoll ist es wirklich?
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Der gelbe Hut
Der gelbe Hut übernimmt die Rolle des Optimisten – gewissermaßen der Gegenpart zum schwarzen Denkhut. Seine Aufgabe ist es, möglichst viele Vorteile und Chancen zu erkennen. Euphorisch werden sollte er jedoch nicht. Die emotionale Sichtweise ist dem roten Hut vorbehalten.
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Der grüne Hut
Der grüne Hut ist das kreative Denken. Keine Idee ist zu verrückt, wenn ein Teilnehmer diese Rolle übernimmt. Im Gegenteil. Es geht gerade darum, möglichst ausgefallene und nonkonforme Ideen zu liefern, die die anderen Teilnehmer zu neuen Sichtweisen bringen können.
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Der blaue Hut
Der blaue Hut übernimmt die Aufgabe des Moderators und sorgt für Ordnung. Er ordnet die Gedanken und Ideen, die aus verschiedenen Richtigen kommen, moderiert und entscheidet letztlich. Er ist neutral und soll das beste Ergebnis finden. Das braucht Objektivität. Der Teilnehmer darf sich nicht von Sympathien beeinflussen lassen.
6. Speed Dating
Hier geht es nicht ums Kennenlernen, sondern um den Austausch zu einem Thema oder einer Fragestellung. Die Teilnehmer kommen jeweils zu zweit zusammen und diskutieren zum vorgegebenen Aspekt. So werden Meinungen ausgetauscht, Perspektiven gewechselt und neue Ideen angeregt. Nach ein paar Minuten wechseln die Paare. Mit neuem Gesprächspartner beginnt die nächste Runde. Dabei kann auch die Frage gewechselt werden.
7. Betriebszugehörigkeit
Eine simple, aber effektive Workshop-Methode: Bitten Sie die Teilnehmer, sich umzusetzen – und zwar aufsteigend nach der Länge ihrer Betriebszugehörigkeit. Oft ergeben sich schon allein aus dieser Art Rangfolge spannende Gespräche und neue Ansätze.
8. Kopfstandmethode
Falls Sie mit dem Workshop ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, können Sie die Kopfstandmethode verwenden: Hier wird nicht nach Ideen gefragt, um das Ziel zu erreichen – sondern nach dem genauen Gegenteil. Beispiel: Ist es das Ziel, die Motivation von Mitarbeitern zu steigern, lautet die Frage in der Kopfstandmethode: „Wie lassen sich Mitarbeiter demotivieren?“ Diese Workshop-Methode macht Spaß und bringt kreative Ideen. Für die richtigen Ergebnisse müssen Sie die Antworten aus der ersten Phase dann wieder umdrehen.
9. Rollenspiele
Rollenspiele gehören zu den Klassikern der Workshop-Methoden. Teilnehmer können Situationen durchspielen, lernen bestimmte Fähigkeiten direkt in der Praxis und merken, welche Unterschiede das Verhalten machen kann.
Aber Vorsicht: Niemand sollte dazu gezwungen werden. Wer zurückhaltend ist und nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen möchte, darf auch zuschauen. Um das Eis spielerisch zu brechen, können Sie vor dem Workshop Pappkarten mit Nummern unter die Stühle kleben. Später sagen Sie dann: „Schauen Sie bitte unter ihre Stühle. Mein erster Protagonist ist derjenige, der die Karte mit der Nummer 7 unter dem Stuhl hat.“
10. Fragerunden
Auch eine scheinbar simple Frage-Antwort-Runde ist eine sinnvolle Workshop-Methode, die gleich mehrere Vorteile hat: Zum einen erhalten Sie einen guten Einblick in den allgemeinen Wissensstand zum Thema und können den weiteren Workshop daran ausrichten. Auf der anderen Seite lockert die spielerische Vorgehensweise den Tag auf und animiert alle Teilnehmer, sich mehr zu beteiligen.
Workshop Phase 4: Zusammenfassung und Abschluss
Die letzte Phase wird leider häufig ignoriert: Am Ende eines Workshops müssen die Ergebnisse zusammengefasst und dokumentiert werden. Fehlt dieser letzte Schritt, ist der Nutzen des Workshops praktisch Null, da die gesamte Arbeit in kürzester Zeit vergessen ist. Ohne etwas Handfestes, das noch einmal angesehen werden kann, bleibt kaum etwas in Erinnerung. Halten Sie die Ergebnisse fest und stellen Sie diese den Teilnehmern zur Verfügung.
Eine gute Abschlussfrage lautet: „Was von dem Gelernten möchten Sie im Alltag umsetzen?“ Das fasst wichtige Impulse noch einmal zusammen. Für die Rückmeldung der Teilnehmer sollten Sie eine Feedback-Runde einplanen. So können Sie selbst besser werden und wissen, was gut ankommt.
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