Einfach erklärt: Was ist die Kopfstand-Methode?
Die Kopfstand-Methode (auch: Umkehrmethode oder Flip-Flop-Methode, engl. „Reverse Brainstorming“) ist eine Form des Brainstorming bei der die eigentliche Frage oder Problemstellung zunächst ins Gegenteil verkehrt wird. Die Kreativitätstechnik kann so dabei helfen, festgefahrene Denkweisen zu lösen und ungewöhnliche Lösungswege zu finden.
Wie funktioniert die Kopfstand-Methode? Ablauf + Beispiele
Die Kopfstand-Methode funktioniert ganz einfach und besteht im Wesentlichen aus fünf Schritten. Wir spielen die Kopfstand-Methode am Beispiel einer Gehaltsverhandlung und der Frage: „Wie bekomme ich mehr Geld?“ durch…
1. Formulieren Sie das Problem
Schreiben Sie zunächst die eigentliche Fragestellung auf. Dabei hat es sich für die nächsten Schritte bewährt, wenn Sie das Problem nicht als Aussage notieren, sondern als Frage. Beispiel:
- Falsch:
„Ich bekomme bei jeder Gehaltsverhandlung nicht das, was ich verdiene.“
- Richtig
„Warum bekomme ich bei jeder Gehaltsverhandlung zu wenig Geld?“
2. Wandeln Sie die Frage ins Gegenteil um
Nun wandeln Sie Ihre Ausgangsfrage ins genaue Gegenteil um – das ist der Kern der Kopfstand-Methode. Im Gegensatz zum klassischen Brainstorming suchen Sie also nicht gleich nach einer Lösung, sondern steigern das Problem und Ihre Fehler sogar noch, indem Sie überlegen, wie es noch schlechter geht.
Beispiel: „Wie kann ich bei der nächsten Gehaltsverhandlung garantiert scheitern?“ Tatsächlich tun sich viele Menschen leichter damit, zunächst die negativen Einflüsse zu sehen und mögliche Fehler zu benennen – ohne Erfolgsdruck aufzubauen.
3. Sammeln Sie Ideen, die keinen Erfolg haben
Jetzt kommt das Herzstück der Kopfstand-Methode: Sie sammeln nun alle Ideen, Argumente und Verhaltensweisen, mit denen Sie in der kommenden Verhandlung auf keinen Fall mehr Gehalt bekommen. Sie können sich dazu auch in die Rolle des Chefs versetzen, mit welchen Tricks der Ihre Forderungen ganz leicht abbügeln kann.
Entscheidend ist: Wie beim Brainstorming sollten Sie sich in dieser Phase nicht selbst zensieren. Es gibt keine Denkverbote! Egal, wie abstrus und unrealistisch die Ideen auch sind, die Ihnen in den Kopf kommen: Lassen Sie diese zu und schreiben Sie alles auf! Überprüft werden diese erst im nächsten Schritt. Falls Sie im Team mit der Kopfstand-Methode arbeiten, sollte jedes Teammitglied zunächst rund 5-10 Minuten eigene Ideen sammeln.
4. Heften Sie die Ideen an ein Board
Dieser Schritt ist optional und vor allem für Gruppenarbeiten gedacht. Wenn Sie die Technik im Team nutzen, sollten jetzt alle (negativen) Ideen an einer Pinnwand, einem Flipchart oder Whiteboard gesammelt und schon mal gruppiert werden. Das erleichtert die Auswertung im letzten Schritt. Die absurden Vorschläge lockern zudem die Stimmung auf und erleichtern die weitere Zusammenarbeit.
5. Kehren Sie die Ergebnisse ins Positive um
Nun kennen Sie die besten Lösungen dafür, wie man garantiert NICHT mehr Gehalt bekommt. Zu diesen Punkten formulieren Sie nun ein weiteres Mal das Gegenteil – machen also den Kopfstand rückgängig und stehen wieder fest auf beiden Beinen… Nur vermeiden Sie jetzt alle Fehler und erhalten zugleich Strategien zu einer Gehaltserhöhung, auf die Sie vorher unmöglich gekommen wären. Die Erfolgschancen steigen…
Zugegeben, nicht jeder Negativgrund lässt sich ohne Weiteres umkehren und in eine sinnvolle Lösung verwandeln. Lassen daher ruhig nochmal Ihre Fantasie spielen. Die Kopfstand-Methode führt in jedem Fall zu ein paar umsetzbaren Ideen.
Anwendungs-Beispiele für die Kopfstandmethode
Das Reverse Brainstorming können Sie für unterschiedliche Probleme einsetzen – Beispiele (schon negativ formuliert):
- Wie bekomme ich weniger Reichweite auf Social Media?
- Wie kann ich meinen Umsatz senken?
- Wie bekommen wir schlechte Bewertungen von unseren Kunden?
- Wie vergraulen wir unsere besten Talente und Fachkräfte?
- Wie können wir unsere Öffnungszeiten verkürzen?
- Wie kann ich meine Preise senken?
- Wie sorge ich für mehr Stress auf der Arbeit?
Welche Vor- und Nachteile hat die Kopfstand-Methode?
Wie jede Kreativtechnik hat auch die Kopfstand-Methode einige Vor- und Nachteile, die denen des Brainstormings oft ähnlich sind. Schauen wir uns diese dazu zunächst an:
Kopfstandmethode Vorteile
All diese Punkte treffen – mehr oder weniger stark – auch auf die Kopfstand-Methode zu. Die Kopfstandtechnik hat aber noch mehr zu Vorteile bieten:
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Keine Betriebsblindheit
Der komplett andere Ansatz verhindert einen Tunnelblick, und es werden häufig Lösungen sichtbar, die ein typisches Brainstorming nicht findet. Indem die Kopfstand-Methode das Problem „auf den Kopf stellt“, macht sie denselben frei für neue Gedanken.
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Schnelle Umsetzbarkeit
Die Umkehrmethode lässt sich schnell und ohne große Vorbereitung durchführen. Sie brauchen dazu keinerlei Übung. Damit eignet sich die Technik besonders gut für Brainstorming-Anfänger.
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Gesteigerte Kreativität
Durch das „negative Denken“ wird die Kreativität angeregt. Die lässt sich anschließend auch auf weitere Bereiche anwenden – immer dann, wenn wir eine klassische Denkblockade haben.
Kopfstandmethode Nachteile
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Viel Selbstverständliches
Durch das „auf den Kopf stellen“ der Fragestellung werden zum Teil selbstverständliche Antwort generiert. Beispiel: „Indem ich viel zu wenig Gehalt fordere.“ In dem Fall wird es schwer, die wirklich sinnvollen Maßnahmen zu identifizieren.
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Extrovertierte dominieren
Wie bei allen Team-Techniken können auch bei der Kopfstandmethode die Extrovertieren die Gruppe mit ihren Ideen dominieren. Daher ist es sinnvoll, eine Moderator sowie einige Minuten Einzelarbeiten zu nutzen.
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Nachbereitung erforderlich
Genau genommen macht die Kopfstandmethode doppelte Arbeit: Zuerst sammeln Sie Ideen für das Gegenteil, dann müssen Sie diese nochmal ins Positive umkehren. Das macht die Nachbearbeitung latent aufwendig.
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