Morphologischer Kasten Definition: Kreativitätstechnik in der Tabelle
Beim morphologischen Kasten handelt es sich um eine der ältesten Kreativitätstechniken. Erfunden wurde sie 1966 von dem Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky, weshalb sie im anglophonen Bereich auch unter dem Namen Zwicky-Box bekannt ist.
Als Morphologie wird die Lehre von der Form, Struktur und der Ordnung eines Sach- oder Sinnbereichs bezeichnet. Übertragen auf Kreativitätstechniken ist es die Lehre vom geordneten Denken, hier wird anhand des morphologischen Kastens eine Struktur für mögliche Lösungen erarbeitet.
Man spricht von morphologisch, weil der Untersuchungsgegenstand im Laufe des Prozesses verschiedene Formen annehmen kann, Kasten steht für Matrix.
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Morphologischer Kasten Vorgehensweise: So funktioniert’s
Der Aufwand ist denkbar gering: Sie brauchen je nach Anzahl der Personen etwa anderthalb bis zwei Stunden Zeit, einen Tisch, Stifte und Papier; genauso gut können Sie mit dem Flipchart oder einem Whiteboard arbeiten. Bewährt hat sich hier die Gruppenarbeit von bis zu sieben Personen, da alle vom Wissen der anderen profitieren.
Im Wesentlichen geht es nun darum, eine Tabelle zu zeichnen und sie in vier Schritten zu füllen. Um sie zu füllen, bedienen Sie sich folgender Vorgehensweise:
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Problemstellung
Hier müssen Sie klären, worum es genau geht: Soll ein bereits bestehendes Produkt optimiert werden? Geht es um die Entwicklung eines neuen Produktes? Formulieren Sie konkret, welcher Gegenstand betrachtet werden soll, damit das Team weiß, in welche Richtung die Ideen gehen sollen. Wird an diesem Punkt allgemein formuliert, können vielfältige Ideen zusammen kommen, allerdings erschwert das die Festlegung der Parameter.
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Parameterfestlegung
Die Parameter – auch als Merkmale, Attribute, Faktoren oder Dimensionen bezeichnet – werden nun in der ersten Spalte untereinander geschrieben. Sie beschreiben den Betrachtungsgegenstand und sollten umsetzbar sein. Um auf mögliche Parameter zu kommen, können Sie sich weiterer Kreativitätstechniken wie etwa des Brainstormings bedienen.
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Ausprägungsbestimmung
Rechts neben den jeweiligen Parameter schreiben Sie alle möglichen Ausprägungen, auch Ausführungsmöglichkeiten genannt. Dazu werden auch diejenigen geschrieben, die auf den ersten Blick sinnlos wirken mögen – aussortieren können Sie später. Es entsteht so die Matrix, in der theoretisch die Lösung durch eine Kombination von allen Parametern mit Ausprägungen gefunden werden kann. Anders formuliert: Unter der Prämisse, dass Sie alle Parameter und alle Ausprägungen bedacht haben, finden sich sämtliche Lösungen nun im morphologischen Kasten.
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Kombination
Nun wird für jeden Parameter jeweils eine Ausprägung gewählt und kombiniert. Dabei können Sie systematisch vorgehen und alle möglichen Kombinationen durchgehen. Oder Sie stellen die Kombinationen zusammen, die Ihrer Meinung nach sinnvoll erscheinen und gehen intuitiv vor. Experten raten allerdings bei wachsender Anzahl der Parameter und Ausprägungen dazu, systematisch vorzugehen.
Morphologischer Kasten Beispiel: Entwicklung einer neuen Vollmilchschokolade
Zur Ideenfindung gelangen Sie, indem Sie den oben beschriebene Auswahlprozess mehrmals durchführen, so dass unterschiedliche Kombinationen von Parametern und Ausprägungen entstehen. Anhand der hier aufgeführten Grafik sind mehrere Produkte denkbar:
Die obige Tabelle zeigt als Beispiel die Überlegungen zu einer neuen Vollmilchschokolade, in diesem Fall mit fünf Merkmalen beziehungsweise Parametern und drei Ausprägungen. So könnten Sie ein Produkt entwickeln, das aus süßen, knackigen Drops im Umfang einer 200-Gramm-Packungsgröße besteht.
Oder aber eine 50-Gramm-Packungsgröße mit knackigen Riegeln, die bedruckt sind – mit dem Firmenlogo zum Beispiel. Im Übrigen muss nicht jeder morphologische Kasten zu einem Rechteck werden, manchmal fehlt eine Ausprägung oder aber es gibt mehrere zu einem Parameter.
Theoretisch können Sie beliebig viele Parameter und Ausprägungen notieren, in der Praxis hat es sich allerdings bewährt, dass Sie sich auf fünf bis sieben Parameter und Ausprägungen beschränken, da sonst der Überblick verloren geht. Das ist im Prinzip bereits der morphologische Kasten.
Auch wenn Ihre vorläufigen Kombinationen nicht auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mögen, sollten sie ein realistisches Produkt ergeben. Gleichzeitig sollten Sie beim Brainstorming Gedanken über mögliche Kosten oder technische Umsetzbarkeit ausblenden.
Morphologischer Kasten: Vorteile und Nachteile
Ein morphologischer Kasten hat einige Vorteile, wenn es um die Produktentwicklung oder Optimierung bestehender Produkte geht, denn mit der Anzahl der Parameter und Ausprägungen kommt man schnell zu vielen Kombinationsmöglichkeiten.
Vorteile
- Die Technik ist schnell erklärt und gut durchführbar.
- Der morphologische Kasten eignet sich zur Einzel- und Gruppenarbeit.
- Er ist für viele Problemstellungen geeignet.
- Mit dieser Kreativitätstechnik wird die Lösungsfindung systematisch betrieben.
- Durch die leichte Kombinationsmöglichkeit können viele Ideen entstehen.
- Sie gewinnen einen sehr guten Überblick durch den morphologischen Kasten.
Allerdings gibt es auch einige Nachteile, so empfinden manche Anwender diese Methode unter anderem eher aufwendig:
Nachteile
- Gerade die Erarbeitung der Parameter bereitet Schwierigkeiten, ist aber ein wichtiger Erfolgsfaktor.
- Besonders bei Erstanwendung und fehlendem Expertenwissen kommt es zu Fehlern.
- Ein Überangebot an möglichen Lösungen durch die Kombinationsvielfalt erschwert die Auswahl.
- Die bestimmten Parameter stellen eine Vorauswahl dar, so dass völlige Innovationen eher selten sind.
Oder wie es ein Leser ausdrückte:
Der Kasten funktioniert nicht. Ich möchte den Stuhl aus Holz und transparent haben. Wo bekomme ich durchsichtiges Holz her?
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