Was ist E-Recruiting?
E-Recruiting (kurz für: Electronic Recruiting) beschreibt alle digitalen Prozesse, die Unternehmen für die Suche und Gewinnung neuer Mitarbeiter einsetzen. Es ist die gesamte elektronische Personalbeschaffung.
Dazu zählen zum Beispiel Online-Stellenanzeigen, Bewerbungsportale, Bewerberdatenbanken und auch das Active Sourcing in Karrierenetzwerken. Auch die digitale Kommunikation (statt Bewerbungen per Post) ist Teil des E-Recruitings.
Ziele im E-Recruiting
Das E-Recruiting soll den Bewerbungsprozess besser und zielgerichteter machen. Dabei stehen drei Kernziele im Zentrum der Umsetzung:
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Vereinfachung
Jobsuchende sollen einfach und unkompliziert ihre Bewerbung einreichen. Zum Beispiel per eMail-Bewerbung oder über Formulare in der Online-Bewerbung. Ein einfaches Bewerbungssystem erhöht zugleich die Zahl der Bewerber und ermöglicht eine bessere Auswahl.
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Beschleunigung
Modernes E-Recruiting beschleunigt die Bewerberauswahl. Die Verarbeitung und Auswahl von Bewerbungsunterlagen wird elektronsisch unterstützt (siehe: CV-Parsing).
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Qualitätssteigerung
Richtig umgesetzt soll E-Recruiting helfen, die beste Besetzung für eine freie Stelle zu finden. Der Auswahlprozess wird optimiert. Persönliche Erwartungen oder Vorurteile fallen weniger ins Gewicht. Auch Diskriminierung kann vermieden werden.
Instrumente: Beispiele im E-Recruiting
E-Recruiting ist kein einzelnes System, sondern ein Zusammenspiel vieler digitaler Werkzeuge. Zu den wichtigsten Instrumenten gehören:
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Online-Stellenbörsen
Unternehmen schreiben Stellen in Online-Jobbörsen aus. Plattformen wie Indeed, Stepstone oder Jobware sind deshalb für Bewerber die erste Anlaufstelle zur Jobsuche. Schnelle und einfache Bewerbungen sind hier meist mit nur einem Klick möglich (siehe: One-Click-Bewerbung).
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Karrierewebsites
Fast jedes Unternehmen hat heute eine eigene Karriereseite, auf der Bewerber mehr über Arbeitgeber, offene Positionen und Bewerbungsprozesse erfahren. Diese Seite ist ein zentraler Bestandteil der Employer-Branding-Strategie und des E-Recruitings.
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Bewerbermanagementsysteme (ATS)
Vor allem größere Arbeitgeber nutzen digitale Bewerbungsmanagementsysteme (auch: Applicant Tracking System, kurz ATS). Das Programm unterstützt Personalabteilungen bei der Verwaltung der Bewerbungsunterlagen. Das spart Zeit und minimiert Fehler.
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Social Media Recruiting
Immer wichtiger wird das Social Media Recruiting (auch: Social Recruiting) für die elektronische Personalbeschaffung. Auf Plattformen wie Linkedin oder Xing werden Talente identifiziert und aktiv angesprochen. Auch die Präsentation einer positiven Arbeitgebermarke in den sozialen Medien gehört zu diesem Teil des E-Recruitings.
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Mobile Recruiting
Mobile Recruiting ermöglicht die Bewerbung vom Smartphone. Mobile-optimierte Formulare, Chatbots oder One-Click-Bewerbungen vereinfachen den Prozess für Bewerber. Grundgedanke: Kandidaten sollen sich immer und von überall bewerben können.
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Videointerviews
Auch das ist ein Instrument im E-Recruiting: Videointerviews vereinfachen und beschleunigen den gesamten Prozess. Zudem ermöglichen digitale Interviews eine internationale Bewerberauswahl ohne große Kosten und Aufwand.
Egal, welches Instrument Unternehmen wählen: Das E-Recruiting sollte vor allem schnell sein. Studien zufolge wollen Bewerber maximal 20-30 Minuten für die Eingabe ihrer Daten brauchen.
Auch im Anschluss erwarten Jobsuchende heute zeitnahes Feedback: Eingangsbestätigung, Bewerbungsabsage oder Einladung zum Vorstellungsgespräch nach spätestens 2 Wochen.
E-Recruiting: Vor- und Nachteile
Das E-Recruiting ist längst Standard in Unternehmen. Aus gutem Grund, denn die digitalen Prozesse haben für Arbeitgeber und Bewerber viele Vorteile. Es gibt auf der anderen Seite aber auch einige Nachteile, die nicht ignoriert werden sollten:
E-Recruiting: Vorteile für Unternehmen
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Kosten
Natürlich kostet auch das E-Recruiting, die erforderlichen Tools und Anbieter, Geld. Allerdings liegen die Kosten auf Dauer unter denen der klassischen Personalbeschaffung. Einsparungspotenziale liegen vor allem in der Reduzierung der Auswahlzeit und geringeren Streuverluste.
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Reichweite
E-Recruiting bietet vollkommen andere Perspektiven der Reichweite. Stellenangebote erreichen auf Knopfdruck eine globale Zielgruppe. Über gezieltes Social Media Marketing lassen sich zudem Spezialisten und Fachkräfte ansprechen.
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Multimedia
Die Gestaltungsformen im E-Recruiting sind nahezu unbegrenzt. Bilder, Videos, Artikel, Links und Querverweise auf weitere Informationsangebote, dazu diverse Plattformen bieten eine Vielzahl an Optionen, Stellenangebote und Jobprofile attraktiv darzustellen.
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Aktualität
Einmal veröffentlicht, lässt sich eine Printanzeige nicht mehr verändern. Anders beim E-Recruiting: Hier besteht jederzeit die Möglichkeit, die Inhalte zu aktualisieren, weitere Angebote zu ergänzen oder zu modifizieren – je nach gesuchtem Profil.
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Bewerbermanagement
E-Recruiting-Software macht es möglich, dass interessierte Bewerber ein Profil anlegen, wodurch für Unternehmen eine Art Datenbank entsteht. Muss eine neue Stelle besetzt werden, lassen sich in dem Talentpool sofort passende Kandidaten finden und ansprechen. Das führt zu schnelleren und hochwertigeren Besetzungen.
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Aufwand
Eine Bewerbung zu schreiben braucht Zeit und Aufwand. Dank E-Recruiting wird der Prozess einfacher. Es werden online Formulare ausgefüllt und die erforderlichen Dokumente hochgeladen.
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Angebot
Auch die Recherche nach passenden Stellen wird durch E-Recruiting einfacher. Bewerbern stehen nicht nur mehr Angebote offen – sie können auch den Suchradius vergrößern. Online und digital sind Jobs in ganz Deutschland oder international mit nur wenigen Klicks erreichbar.
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Kosten
Die digitale Bewerbung ist für Jobsuchende kostenlos (abgesehen von monatlichen Kosten für das Internet). Sie brauchen keine hochwertigen Bewerbungsmappen oder kosten für den Versand Ihrer Unterlagen.
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Passive Jobsuche
Wer seinen Lebenslauf in entsprechenden Datenbanken hinterlegt, profitiert von der passiven Bewerbung. Sie suchen nicht nur selbst aktiv nach passenden Stellen, sondern können von Personalern und Recruitern gefunden werden.
E-Recruiting: Vorteile für Bewerber
E-Recruting: Nachteile für Unternehmen
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Datenschutz
E-Recruiting und Online-Bewerbungen erfordern Maßnahmen zum Datenschutz. Unternehmen müssen sich um die Einhaltung der Vorgaben der DSGVO kümmern, sonst drohen teure Bußgelder.
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Technik
Entsprechende Systeme müssen eingesetzt und richtig genutzt werden. Wie bei jeder Technik bestehen Fehlerpotenziale durch die falsche Anwendung.
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Qualität
Elektronische Bewerbungsprozesse sind schnell und einfach, darunter kann aber die Qualität der Bewerbungen leiden.
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Persönlichkeit
Ausgefüllte Formulare bieten weniger Platz für Persönlichkeit und Individualität. Es ist schwieriger, sich von anderen abzuheben.
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Anonymität
Bewerber klagen im E-Recruiting häufiger über fehlende Rückmeldungen oder ausschließlich automatisierte Antworten. Es fehlt der persönliche Kontakt zu Unternehmen und Personalverantwortlichen.
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Automatisierung
Nutzen Unternehmen CV-Parsing oder Applicant Tracking Systeme, werden Bewerbungen automatisch gefiltert. Ist der eigene Lebenslauf nicht optimal auf gefragte Keywords abgestimmt, werden Kandidaten aussortiert, bevor ein Personaler die Unterlagen überhaupt sieht.
E-Recruting: Nachteile für Bewerber
Fehler beim E-Recruiting
Beim digitalen Recruiting passieren immer wieder typische Fehler. Auf diese Punkte müssen Sie achten, um häufige Stolperfallen zu umgehen:
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Fehlende persönliche Ansprache
Automatisierte Prozesse dürfen nicht unpersönlich wirken. Bewerber erwarten Wertschätzung – auch digital. Individualisieren Sie Nachrichten, wo immer möglich.
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Komplizierte Bewerbungsformulare
Nicht alles, was digital ist, funktioniert auch schnell und einfach. Vermeiden Sie komplizierte Formulare oder lange Eingabemasken. Halten Sie die Prozesse kurz und optimiert für Mobilgeräte.
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Mangelde Rückmeldung
Nichts ist frustrierender als Funkstille nach einer Online-Bewerbung. Schnelle, klare Kommunikation ist Pflicht – auch bei Absagen.
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Schlechte Karriereseite
Eine veraltete, unübersichtliche oder nicht mobil-optimierte Website schreckt Bewerber sofort ab. Die Karriereseite ist eine digitale Visitenkarte und entscheidend für das E-Recruiting.
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Keine Auswertung
Das E-Recruiting bietet viele Optimierungsmöglichkeiten. Oft werden die Daten aber gar nicht ausgewertet. Kennzahlen wie „Time to Hire“ oder „Cost per Hire“ liefern wichtige INformationen, an welchen Stellschrauben gedreht werden sollte.
Kennen und vermeiden Unternehmen diese Fehler, nutzen sie das Potenzial im E-Recruiting aus – und schaffen für Jobsuchende die besten Rahmenbedingungen für eine einfache, schnelle und erfolgreiche Bewerbung.
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