Definition: Was ist Reboarding?
Reboarding bezeichnet den Prozess der Einarbeitung und den Wiedereinstieg von Mitarbeitern, die für einen längeren Zeitraum nicht mehr im Team oder Unternehmen gearbeitet haben. Die Rückkehrer erhalten hierfür aktuelle und relevante Informationen sowie eine persönliche Unterstützung, die sie während der Wiedereingliederung begleitet.
Im Gegensatz zur klassischen Einarbeitung neuer Mitarbeiter (siehe: Onboarding) kennen die Rückkehrer beim Reboarding das Unternehmen, die Prozesse, Produkte und Kollegen meist schon. Das kann den Prozess vereinfachen und beschleunigen – zugleich aber für Missverständnisse bei größeren Veränderungen sorgen.
Reboarding Vorteile
Welche Reboarding-Maßnahmen erforderlich sind, hängt vom Einzelfall und der Dauer der Auszeit ab. Die Ziele und Vorteile sind aber überwiegend gleich: Reboarding soll…
- den Wiedereinstieg erleichtern.
- Veränderungen vermitteln.
- mit Neuerungen vertraut machen.
- Orientierung und Sicherheit geben.
- Wissen und Skills auffrischen.
- Rückkehrer schnell integrieren.
- die Mitarbeiterbindung erhöhen.
Die Entwicklung eines systematischen und strukturierten Reboarding-Prozesses ist vor allem Aufgabe der Human-Resource-Abteilung und gehört zu den Standard-Aufgaben im Personalmanagement bzw. der Personalentwicklung.
Gute Gründe: Warum ist Reboarding wichtig?
Die Bedeutung des Reboardings wird in Unternehmen oft unterschätzt. Grund dafür ist die verbreitete Fehleinschätzung, der zurückkehrende Mitarbeiter kenne das Unternehmen und seinen Arbeitsplatz schließlich schon. Das stimmt aber nur zum Teil.
Ein längerer Ausstieg – ob aufgrund von Krankheit, Elternzeit oder Jobwechsel – kann für Mitarbeiter bei der Rückkehr genauso herausfordernd sein wie ein kompletter Neustart. Zu den häufigsten und größten Veränderungen zählen zum Beispiel:
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Neue Prozesse und Strukturen
Grundlegende Abläufe am Arbeitsplatz oder genutzte Tools können sich schon nach wenigen Monaten komplett verändern. Was vorher Standard war, ist durch Umstrukturierungen überholt und wurde durch neue Prozesse ersetzt. Das Reboarding hilft, diese neuen Bedingungen kennenzulernen und die eigenen Arbeitsabläufe anzupassen.
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Veränderte Verantwortungen und Aufgaben
Auch Organisationen und Jobprofile unterliegen einem permanenten Wandel. Damit verschieben sich Aufgabenbereiche, Verantwortungen und Zuständigkeiten. Diese verändern nicht nur die Zusammenarbeit, sondern haben teils Einfluss auf die Position und Aufgaben des Rückkehrers. Das Reboarding kommuniziert die wichtigsten Informationen zur Transformation.
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Andere Kollegen und Vorgesetzte
Kehrt ein Arbeitnehmer nach längerer Auszeit zurück, heißt das nicht, dass die bisherigen Kollegen und Vorgesetzten noch da sind. Manchmal finden die Rückkehrer in ein völlig neues Team vor. Das macht den Wiedereinstieg nicht leichter und erhöht die Notwendigkeit für das Reboarding.
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Angepasste Erwartungen und Ziele
Mitunter verändert sich auch die Unternehmenskultur – die Ausrichtung und Ziele der Firma. Diese führen zu anderen Erwartungen oder Vorgaben. Beim Reboarding können diese Themen angesprochen werden, um den Mitarbeiter auf den aktuellen Stand zu bringen.
Reboarding Beispiele: Wo wird es eingesetzt?
Das Reboarding ist natürlich nicht erforderlich, wenn Arbeitnehmer aufgrund einer Erkältung oder sonstwie kurzfristig ausfallen und zurückkehren. Es gibt aber Situationen, in denen das Reboarding durchaus sinnvoll ist und eingesetzt wird:
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Rückkehr nach langer Krankheit
Fallen Mitarbeiter wegen einer schwerwiegenden oder langwierigen Erkrankung für Monate aus, hilft das Reboarding dabei, sich schnell wieder einzuarbeiten und auf Veränderungen zu reagieren (siehe: Hamburger Modell, PDF zum Ablauf).
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Rückkehr aus Elternzeit
Eine Elternzeit kann bis zu 3 Jahre dauern. In der Babypause können sich Abläufe, Strukturen und Teams deutlich verändern. Ebenso die Lebenssituation der Mitarbeitenden. Bei der Rückkehr ist ein Reboarding daher zu empfehlen.
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Rückkehr nach Sabbatical
Immer mehr Unternehmen bieten heute Arbeitszeitkonten oder ein Sabbatical an, das bis zu einem Jahr dauern kann. Bei der Sabbatical Rückkehr kann der bisherige Arbeitsplatz schon mal weg ein. Umso wichtiger ist eine wertschätzende Einweisung in die neue Stelle. Gleiches gilt bei der Rückkehr nach einem längeren Auslandseinsatz.
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Rückkehr von anderem Arbeitgeber
Jobwechsel sind heute keine Seltenheit. Sogenannte Bumerang-Mitarbeiter kehren sogar zum Ex-Arbeitgeber zurück und bringen Erfahrungen und Know-how mit. Trotzdem benötigen viele Hilfe beim Wiedereinstieg.
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Interner Stellenwechsel
Werden freie Stellen durch eine interne Bewerbung neu besetzt, sollten die Kollegen mehr als eine kurze Einweisung bekommen. Das Reboarding sorgt für einen reibungslosen Übergang.
Beachten Sie auch, dass sich die Arbeitsweise und Unternehmenstrukturen seit der Corona-Pandemie stark verändert haben: Viele Arbeitnehmer arbeiten heute im Homeoffice oder Remote. Auch hierbei sollte die Wiedereingliederung unterstützen und den Übergang in neue hybride Arbeitsweisen erleichtern.
Checkliste: Was sollte ich beim Reboarding beachten?
Das Reboarding erleichtert den Wiedereinstieg und sorgt dafür, dass sich Mitarbeiter schneller wieder einfinden, mit der Rückkehr zufrieden sind sowie schnelle Ergebnisse erzielen. Das Reboarding kann sogar das Employer Branding verbessern, weil sich zurückkehrende Mitarbeiter wertgeschätzt und gut integriert fühlen.
Von den Vorteilen können Unternehmen und Arbeitnehmer jedoch nur profitieren, wenn das Reboarding erfolgreich abläuft. Wie das funktioniert und worauf Sie achten sollten:
Vor der Auszeit
Besprechen Sie das Reboarding vorab
Frühzeitige Planung erhöht den Wiedereinstieg-Erfolg. Klären Sie daher noch vorab, wie lange die Auszeit dauern soll, was während der Abwesenheit erlaubt ist und wo es regelmäßige Updates gibt, um auf dem Laufenden zu bleiben. Auch wie das Reboardings ablaufen wird, können Sie schon kurz besprechen.
Machen Sie einen gemeinsamen Einarbeitungsplan
Mitarbeiter sind motivierter, wenn Sie an Prozessen, die sie selbst betreffen, beteiligt werden. Das gilt erst recht für den Wiedereinstieg. Planen Sie daher gemeinsam den optimalen Einarbeitungsplan für die Rückkehr. Das erhöht zugleich die Motivation, überhaupt zurückzukehren.
Während der Auszeit
Halten Sie permanent Kontakt
Lassen Sie den Kontakt während der Abwesenheit nie ganz abreißen. Informieren Sie den Mitarbeiter per E-Mail, Whatsapp oder Reports laufend über wichtige Neuerungen oder Veränderungen im Unternehmen oder dem bisherigen Team. Vor allem kranke Arbeitnehmer sollten nie das Gefühl haben: „Ich wurde vergessen.“
Lassen Sie Kanäle und Zugänge offen
Ermöglichen Sie dem Mitarbeiter, sich in Abwesenheit selbstständig über das Unternehmen zu informieren – zum Beispiel im Intranet. Das baut weniger Druck auf und setzt auf mehr Eigenverantwortung. Gleichzeitig sollten Sie bei einem internen Wechsel das neue Teammitglied frühzeitig mit den neuen Kollegen connecten.
Melden Sie sich kurz vor der Rückkehr
Bereiten Sie den Tag der Rückkehr rechtzeitig vor und suchen Sie vorab schon mal das persönliche Gespräch, um den oder die Mitarbeiterin darauf vorzubereiten, drängende Fragen zu klären oder erste Schritte zu planen.
Nach der Auszeit
Kommunizieren Sie das Reboarding
Mitarbeiter, die nach längerer Pause zurückkehren, glauben gerne, alles bliebe beim Alten. Um Verwirrung und Verunsicherung vorzubeugen, sollten Sie das Reboarding offen kommunizieren und darauf hinweisen, das mit dem Wiedereinstieg ein solcher Prozess verbunden ist. Sagen Sie, dass das nichts mit der Qualifikation des Mitarbeiters zu tun hat. Das baut Zweifel ab und erhöht die Akzeptanz. Viele Rückkehrer sind dadurch sofort offener (siehe: Rückkehrgespräch).
Sprechen Sie relevante Veränderungen an
Vor dem Reboarding sollten Sie sich einen Überblick über wichtige Veränderungen verschaffen, die seit Weggang passiert sind. Priorität hat dabei alles, was sich direkt auf den Arbeitnehmer und dessen Position auswirkt. Ein detailliertes Briefing ermöglicht einen reibungslosen Ablauf und schafft ein kollegiales Klima.
Geben Sie dem Rückkehrer Zeit
Viele Veränderungen erschweren nicht nur den Start. Auch Routinen müssen sich erst wieder eingewöhnen. Das kann einige Zeit dauern, die der oder die Rückkehrerin auch bekommen sollte. Druck ist an der Stelle eher kontraproduktiv. Mit fortlaufender Unterstützung erreichen Sie mehr.
Stehen Sie bei Fragen zur Verfügung
Viele Rückkehrer geben sich anfangs selbstbewusst und wollen zeigen, dass sie nichts verlernt haben. Mit der Zeit kommen dann doch Fragen auf. Führungskräfte und andere Begleiter sollten hierfür ein offenes Ohr haben und Antworten anbieten. Bewährt hat sich überdies, den zurückkehrenden Mitarbeitern in der ersten Zeit einen Mentor zur Seite zu stellen, der sie ebenfalls aktiv unterstützt.
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