Gap Year nach Abi: Was ist das? Richtig nutzen!

Ein Gap Year nach dem Abitur ist eine beliebte Option, um die Welt zu erkunden, sich selbst kennenzulernen und herauszufinden, welcher Beruf oder welche Ausbildung am besten zu einem passt. Wir zeigen, welche Chancen das Gap Year nach dem Abi bietet, was es kostet und wie Sie die das „Lückenjahr“ perfekt nutzen…

Gap Year Definition Bedeutung Beispiele Wie Nutzen

Definition: Was ist ein Gap Year?

Das Gap Year (deutsch: „Lückenjahr“) ist eine freiwillige Auszeit nach dem Schulabschluss und vor der Ausbildung bzw. Studium oder Berufseinstieg. Meist folgt das Gap Year direkt nach dem Abitur, es kann aber genauso nach dem Studienabschluss, zwischen Bachelor und Master folgen.

Die 1-jährige Auszeit sollen jungen Menschen ermöglichen, sich über die eigenen Träume und beruflichen Ziele klarer zu werden und sich auszuprobieren. Viele denken dabei über ihre Berufswahl nach und lernen sich besser kennen.

Worum geht es bei einem Gap Year?

Das Gap Year ist keine „Lücke im Lebenslauf“ oder Zeit des Faulenzens, sondern durchaus aktiv: In dieser Zeit machen viele Praktika, absolvieren einen Freiwilligendienst oder gehen gar ins Ausland.

Das Jahr dienst aber vor allem der Selbstreflexion. Wichtige Fragen sind:

  • Wer bin ich und was zeichnet mich aus?
  • Was ist mein berufliches Ziel?
  • Wohin will ich mich entwickeln?
  • Was wird auf dem Arbeitsmarkt gesucht?
  • Was sind meine größten Stärken und Talente?
  • Wie kann ich das Gap Year nutzen, mich weiterzuentwickeln?

Bekomme ich im Gap Year Kindergeld?

Bis 18 Jahre wird das Kindergeld grundsätzlich bezahlt. Sind Sie älter, wird es kompliziert: Kindergeld gibt es nur weiterhin, wenn Sie innerhalb von 4 Monaten nach dem Abitur eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Auch während eine Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) gibt es weiterhin Kindergeld – nicht aber bei „Work and Travel“-Programmen.

Tipp: Bewerben Sie sich Numerus Clausus-Studium. Wenn Sie den Studienplatz nicht bekommen, bekommen Sie als Anwärter im Wartesemester Kindergeld. Damit ist dann auch ein Auslandsaufenthalt möglich, wenn Sie mindestens 10 Wochenstunden Sprachunterricht nehmen.

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Gap Year nach Abi im Ausland

Zahlreiche Abiturienten zieht es nach der Schule ins Ausland – um Fremdsprachenkenntnisse oder die interkulturelle Kompetenz zu verbessern und natürlich, um Abenteuer zu erleben und Erfahrungen zu sammeln.

Ein Gap Year nach Abi im Ausland? Das sind die beliebtesten Möglichkeiten:

1. Work and Travel

Jobs im Ausland annehmen und von dem Geld reisen und das Land erkunden: Zu den beliebtesten Ländern für Work and Travel gehören Australien, Neuseeland und Kanada. Allerdings sollten Sie sich hierbei auf harte körperliche Arbeit als Erntehelfer oder Produktionshelfer einstellen. Dafür erhalten Sie in den Jobs gute Einblicke in die Lebensweise und Landeskultur – deutlich anders als Touristen!

2. Au-pair

Ein „Au-pair“ unterstützt die Gastfamilie im Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Als Gegenleistung erhalten Au-pairs freie Kost und Logis sowie ein Taschengeld. In der Regel arbeiten sie 30 Stunden pro Woche, haben Anspruch auf 1,5 freie Tage wöchentlich sowie bezahlten Urlaub. Zusätzlich besuchen die meisten Au-pairs einen Sprachkurs. Welche häuslichen Aufgaben sie übernehmen, hängt von der Familie ab – häufig sind Kinderbetreuung, Einkaufen, Kochen und Putzarbeiten.

3. Volunteering

Wer sich sozial engagieren und gemeinnützige Projekte unterstützen will, kann als „Volunteer“ aktiv werden. Die Programme „weltwärts“ und „kulturweit“ bieten die Chance, sich zum Beispiel in Tierheimen, Waisenhäusern oder Schulen zu engagieren. Das Kulturweit-Programm ermöglicht zudem, auch in Auslandsbüros der UNESCO oder des Goethe-Instituts zu arbeiten. Bezahlt wird man für seine Arbeit nicht, dafür gibt es aber eine Betreuung vor Ort.

4. Sprachreise

Wollen Sie sich eher auf das Lernen einer neuen Sprache konzentrieren, bietet sich eine Sprachreise an. In den meist mehrwöchigen Kursen widmen Sie sich intensiv den neuen Vokabeln und wenden diese auch gleich vor Ort an. Am Ende erhalten Sie bei Abschluss ein Sprachzertifikat, das sich gut im Lebenslauf macht. Sprachreisen sind jedoch teuer: 4 Wochen kosten oft 3.000 Euro und mehr.

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Gap Year nach Abi in Deutschland

Ein weiterer Klassiker für das Gap Year ist das Sammeln von Berufserfahrungen. Wer sich bei seinem Berufswunsch noch unsicher ist, kann während der Auszeit auch gleich verschiedene Berufe erkunden und sich ausprobieren….

1. Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)

Für das FSJ werden jedes Jahr rund 40.000 Plätze vergeben. Der Freiwilligendienst richtet sich vor allem an junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Der Einsatz dauert in der Regel 12 Monate, auch kürzere Einsätze von 6 Monaten sind möglich. Die Obergrenze liegt bei 18 Monaten. Meistens beginnt die Freiwilligenarbeit am 1. August oder 1. September. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr unter pro-fsj.de.

2. Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)

Das FÖJ funktioniert im Prinzip genauso wie das FSJ, nur steht hierbei das Engagement für Umwelt- und Naturschutz im Vordergrund. Mögliche Arbeitsstellen sind Landschaftsverbände, Naturschutzparks, Wälder und Naturschutzvereine. Auch hierfür sollten Sie zwischen 16 und 26 Jahre alt sein. Beginn ist ebenfalls am 1. August oder 1. September. Weitere Informationen sowie eine Übersicht möglicher Einsatzstellen, finden Sie auf der Internetseite des Fördervereins Ökologische Freiwilligendienste: FÖF.

3. Bundesfreiwilligendienst (BFD)

Der BFD – liebevoll „Bufdi“ genannt – gehört zu den beliebtesten Freiwilligendiensten: Schon mehr als 400.000 Freiwillige haben den Bundesfreiwilligendienst genutzt. Er ersetzt den früheren Zivildienst. Genau wie beim FSJ können Sie mit der Freiwilligenarbeit Projekte und Einrichtungen unterstützen. Gut daran: Es gibt keine Altersbegrenzung, Freiweillige können jederzeit beginnen und auch der Dienst in Teilzeit (20 Stunden pro Woche) ist möglich. Mehr Infos dazu gibt es auf der Webseite des Bundesfreiwilligendienst.

4. Praktikum

Wer bereits eine erste Vorstellung davon hat, in welche berufliche Richtung es gehen soll, kann ein Praktikum in diesem Bereich machen. Vorteil: Sie lernen den Job besser kennen und erhalten Einblicke in den Arbeitsalltag. Ein Praktikum kann zwischen 4 Wochen oder 6 Monate dauern und wird mit Mindestlohn vergütet!

5. Studium Generale

Im „Studium Generale“ können Sie bereits Uniluft schnuppern, bevor Sie sich dafür entscheiden, was Sie eigentlich studieren möchten. Dabei handelt es sich um öffentliche und kostenlose Vorlesungen, die von Hochschulen zusätzlich zum Lehrangebot angeboten werden. Zum Studium Generale gehören auch spezielle Kurse zur Orientierungs- und Entscheidungshilfe.

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Gap Year Vor- und Nachteile

Sie können sich ein Gap Year nach dem Abi vorstellen? Vor der Entscheidung sollten Sie aber noch die Vor- und Nachteile kennen und abwägen. Hier eine Übersicht:

Vorteile des Gap Years

  • Selbstreflexion

    Im Gap Year können Sie sich über grundlegende Lebensfragen Gedanken machen und beantworten: Was will ich im Leben erreichen? Was ist mir wirklich wichtig? Was sind meine Leidenschaften und Begabungen? Nur wenige Abiturienten wissen nach dem Abi sofort, was sie später machen wollen. Im Gap Year finden viele Antworten.

  • Kontakte

    Sie lernen fremde Menschen kennen, knüpfen Kontakte und bauen Ihre Sozialkompetenz aus. Häufig entstehen so langjährige Freundschaften. Gleichzeitig erweitern Sie Ihr Netzwerk, was sich später im Beruf auszahlen kann.

  • Selbständigkeit

    Für längere Zeit von zu Hause weg zu sein, alles selbst organisieren und Probleme lösen zu müssen – wer solche Herausforderungen im Gap Year meistert, wird automatisch selbstständiger und baut Selbstvertrauen auf. Nicht wenige wachsen dabei sogar über sich hinaus.

  • Erfahrungen

    Sie sammeln eine Vielzahl an Erfahrungen: Eindrücke und Erlebnisse, die Sie prägen und in Zukunft lange begleiten werden. Manche Fähigkeiten können Sie später im Job nutzen, andere bringen Sie persönlich weiter.

Nachteile des Gap Years

  • Zeitverlust

    Ob volles Jahr oder 6 Monate: Im Gap Year geht Zeit verloren. Ausbildung oder Studium beginnen später. Wie groß dieser Nachteil ist, hängt davon ab, was Sie in der Zeit machen und wie sinnvoll Sie das Lückenjahr nutzen.

  • Heimweh

    Wer fürs Gap Year längere Zeit ins Ausland geht, vermisst häufig seine Familie und Freunde. Dank Whatsapp und Videocalls lässt sich der Kontakt zwar erhalten, Heimweh kann aber ein echtes Problem sein.

  • Aufwand

    Auch wenn Sie eine günstige Variante für das Gap Year finden: Die Zeit ist mit viel Aufwand verbunden. Das gilt sowohl für den Stressfaktor Organisation, als auch für die Kosten und Finanzierung.

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Organisation: Das Gap Year planen

Wer sich für ein Gap Year entscheidet, sollte sich entsprechend früh darum kümmern. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie ins Ausland wollen! Die Organisation eines Gap Years umfasst zum Beispiel:

  • Zielland
    Wo soll es hingehen?
  • Form
    Welcher Art soll das Gap Year sein?
  • Formalia
    Sind für Visa und weitere Nachweise (z.B. Impfungen) notwendig?
  • Auflagen
    Für die meisten Gap-Year-Programme gilt eine Altersspanne von 18-35 Jahren.
  • Finanzen
    Steht die Finanzierung? Gibt es dafür Ersparnisse oder Unterstützung durch Stipendien?
  • Flüge
    Sind Flüge in der Zeit verfügbar? Wurden Kosten einkalkuliert?
  • Unterkunft
    Wo und wie werde ich wohnen?

Zwar gibt es für die Organisation solcher Gap Years Anbieter, die sich um alles kümmern. Die aber kosten entsprechen viel Geld…

Gap Year Kosten

Die Kosten für ein Gap Year hängen von den geplanten Aktivitäten ab: Au-pair-Aufenthalte und geförderte Freiwilligendienste sind dabei noch günstig. Sprachreisen, Auslandspraktika oder ein Schnupperstudium können dagegen kostspielig werden und brauchen eine entsprechende Finanzierung. Im Mittelfeld liegen kürzere Freiwilligendienste im Ausland sowie Work and Travel.

Je nach Gap Year liegen die Kosten zwischen 300 und 500 Euro pro Monat. Sie können aber auch schnell 1.500 Euro und mehr monatlich betragen. Weitere Faktoren sind Präferenzen bei Unterbringung, Zusatzreisen und Freizeitnutzung. Ein gutes Budget für ein Jahr liegt bei 12.000 bis 15.000 Euro.


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