Assessment Center Definition
Beim Assessment Center handelt es sich um ein komplexes Auswahl- beziehungsweise Beurteilungsverfahren, mit dessen Hilfe die Eignung eines Kandidaten für eine bestimmte Position eingeschätzt wird. Der Begriff „Assessment“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Bewertung“, „Einschätzung“ oder „Feststellung“. Arbeitgeber nutzen das AC vorrangig zur Personalauswahl, Konzerne unterstützen damit auch die Personalentwicklung. In den Zwanzigerjahren wählte das deutsche Militär mit solchen Tests seinen Offiziersnachwuchs aus. In den Fünfzigerjahren entdeckten sie US-Unternehmen neu. Das erste neue Assessment Center in Deutschland organisierte der US-Konzern IBM 1969.
Der Assessment Center Test wird heute entweder vom Unternehmen selbst entwickelt und durchgeführt – oder mit Unterstützung von externen Beratern. Die Beurteilung der Kandidaten kann einzeln oder in Gruppen erfolgen. Unabhängig davon, ob das Verfahren mit Einzelpersonen oder in Gruppen absolviert wird, ist das Assessment Center immer eine Kombination aus verschiedenen Übungen, Präsentationen, Plan- beziehungsweise Rollenspielen und Auswahlgesprächen.
Wie lange dauert ein Assessment Center?
Ein Assessment Center kann aus mehreren Runden bestehen und bis zu drei Tage dauern. Zudem gibt es einige Begriffe, die von Arbeitgebern synonym verwendet werden. Ist beispielsweise von einem Bewerbertag, Auswahlseminar, mehrtägigen Auswahlverfahren, Bewerbertest oder Testverfahren die Rede, steckt oftmals ein AC dahinter. Stellen Sie sich unbedingt darauf ein und nehmen Sie sich genug Zeit zur Vorbereitung.
Wie läuft ein Assessment Center ab?
Die Gestaltung und Durchführung eines Assessment Centers ist höchst individuell. Es orientiert sich im Kern an den Erwartungen und Bedürfnissen des Unternehmens und der zu besetzenden Stelle. Dennoch gibt es beim Ablauf einige wiederkehrenden Muster:
Phase 1: Selbstpräsentation
- Bisheriger beruflicher Werdegang
- Wesentliche Meilensteine und Erfolge
- Stärken mit Bezug zur Stelle
Phase 2: Übungen
- Postkorbübung
- Intelligenztest / Konzentrationstests
- Präsentation halten
- Einzel-Interview
Phase 3: Rollenspiele
- Fallstudie lösen / Fact-Finding-Übung
- Gruppendiskussion
- Sozialkompetenz und Durchsetzungsstärke
Phase 4: Feedback
- Frage nach Selbsteinschätzung
- Rückmeldung der Beobachter
- Abschließende Beurteilung
Das Ablauf-Schema erlaubt Kandidaten, sich auf die unterschiedlichen Übungen und Aufgaben einzustellen und die jeweiligen Assessment Center Phasen vorzubereiten.
Assessment Center Vorbereitung
Eine gründliche Vorbereitung trägt mindestens 50 Prozent zum Erfolg des Assessment Centers bei. Nicht nur, weil Sie dadurch die typische Prüfungsangst reduzieren. Sie können sich auch schneller auf die jeweiligen Übungen einstellen und anpassen. Bevor wir auf diese Aufgaben und Übungen eingehen, empfehlen wir, sich auch auf das Umfeld zum Assessment Center vorzubereiten und so die Bewerbungschancen zu maximieren. Beispiele:
- Schauen Sie sich den Ablauf an
Mit dem Einladungsschreiben erhalten Sie meist Informationen zum Ablauf des Assessment Centers. Gehen Sie den Ablauf genau durch. Antizipieren Sie mögliche Aufgaben oder Übungen und bereiten Sie diese vor. - Planen Sie Ihre Anreise
Werden Sie an einem mehrtägigen Assessment Center in einer anderen Stadt teilnehmen? Dann organisieren Sie rechtzeitig die Anreise. Kümmern Sie sich um eine Unterkunft und planen Sie bei der Anfahrt genügend Pufferzeit ein, damit Sie auf jeden Fall pünktlich sind. - Sammeln Sie Informationen zum Unternehmen
Kennen Sie die Firmengeschichte? Was wissen Sie über die verschiedenen Tätigkeitsfelder? Was wissen Sie über die verschiedenen Standorte? Wichtige Zahlen, wie beispielsweise Gründung und Anzahl der Mitarbeiter sollten Sie aus dem Stegreif nennen können. - Setzen Sie sich mit dem Jobprofil auseinander
Möchten Sie befördert werden oder bewerben Sie sich als Führungskraft? Setzen Sie sich mit den Anforderung der angestrebten Position auseinander: Was sind die Hauptaufgaben? Wo liegen Schwierigkeiten? Mit welchen Kompetenzen können Sie punkten? - Halten Sie sich auf dem Laufenden
Das gilt für Aktuelles in Politik und Wirtschaft als auch Veränderungen in der Branche. Für Fallbeispiele oder Analyseaufgaben im Assessment Center kann es notwendig sein, dass Sie die aktuelle Lage berücksichtigen müssen. Wir empfehlen, dazu mindestens einen Blick in die Tagespresse zu werfen.
Assessment Center Vorbereitung: 99 Tipps
Wir haben 99 Tipps zur Vor- und Nachbereitung, zum Einstieg, zu der richtigen Strategie und den Tabus im Assessment Center zusammengestellt. Diese können Ihnen bei der Vorbereitung enorm helfen. Zusätzlich enthält die Checkliste weitere Tipps und Strategien, um Ihre Chancen zu steigern. Die Tipps können Sie sich hier kostenlos als PDF herunterladen:
Assessment Center Übungen
Im Assessment Center möchte sich das Unternehmen ein umfassendes Bild von Ihren Soft Skills und Hard Skills machen. Wie arbeiten und denken Sie? Wie kreativ sind Sie? Wie selbstbewusst und durchsetzungsfähig sind Sie? Wie gehen Sie mit Kollegen um? Wie verhalten Sie sich, wenn Probleme auftreten? Durch Gespräche und Beobachtungen allein lassen sich diese Fähigkeiten und Qualifikationen kaum feststellen. Daher erwarten Sie im Assessment Center zusätzlich spezielle Aufgaben und Übungen, die Sie auf die Probe stellen sollen. Mal geht es darum, im Team zusammenzuarbeiten, mal müssen Sie sich als Einzelperson profilieren.
Wir stellen Ihnen die Klassiker der Assessment Center Übungen vor. Dazu erhalten Sie Tipps, wie Sie diese am besten meistern.
1. Die Selbstpräsentation
Los geht es fast immer mit der sogenannten Selbstpräsentation. Darin soll sich der Kandidat kurz und prägnant vorstellen. Wer hier überzeugend und authentisch auftritt, kann Sympathiepunkte sammeln. Sind Sie Bewerber auf einen konkreten Job, müssen Sie einen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle und zum Unternehmen herstellen. Anschließend gilt es, seine persönlichen Stärken und Erfolge im Vortrag zu platzieren. Als Einstieg oder als Höhepunkt zum Schluss – beides wirkt. Rückfragen der Prüfer zu Schwächen sind üblich. Also nicht überrascht sein oder davon verunsichern lassen!
Überlegen Sie ebenfalls, welche Aufgaben Ihnen schwerfallen: Was tun Sie, um diese Schwächen in den Griff zu bekommen? Wer solche Fragen souverän beantwortet, sammelt weitere Pluspunkte. In dieser Übung werden zudem Umgangsformen und Körpersprache bewertet:
- Steht oder sitzt der Kandidat selbstbewusst da?
- Sucht er den Blickkontakt zu Teilnehmern und Beobachtern?
- Oder zeigt er nervöse Ticks, wie Fingerklopfen oder Spielen mit Stiften?
Wer zu den Fachkräften im Unternehmen gehört und wessen Führungspotenzial ausgeleuchtet werden soll, muss eher mit Fragen zu seinen bisherigen Projekten, Problemen und Erfolgen rechnen. Mit abstraktem Geschwätz oder angelesenen Weisheiten sollte niemand versuchen, die Prüfer zu beeindrucken. Blender entlarven diese sofort mit geschickten Fangfragen. Was hilft, sind allein Ehrlichkeit und gute Vorbereitung.
Halten Sie also gute Antworten parat zu Fragen wie:
- Was machen Sie den ganzen Tag?
- Wie machen Sie das, und warum machen Sie das so?
- Wo hatten Sie Erfolg?
- Wo sind Sie gescheitert?
Lesetipp: Weitere Tipps und Informationen zur Selbstpräsentation finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie unserem Ratgeber zur Selbstpräsentation im Assessment Center.
2. Die Postkorbübung
Die Postkorbübung gilt als DER Klassiker unter den Assessment Center Übungen. Sie wurde speziell dafür entwickelt und genießt bei Personalern große Beliebtheit. Bei der Postkorb-Aufgabe wird eine Arbeitssituation simuliert, um die Organisations- und Entscheidungsfähigkeit in Stresssituationen zu testen. Es geht also darum, wie Sie unter Zeitdruck arbeiten. Die Übung selbst wirkt simpel: Sie bekommen eine Aufgabe mit zahlreichen Terminen, Notizen, Nachrichten, E-Mails oder ToDos (den „Postkorb“) und einen zeitlichen Rahmen. Nun müssen Sie alle Informationen verarbeiten und entscheiden, wie Sie mit den jeweiligen Aufgaben verfahren: sofort bearbeiten, delegieren oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben?
Das Fiese an der Postkorbübung: Die Zeit reicht nie! Jedes Dokument ist zudem an bestimmte Bedingungen oder Erwartungen geknüpft. Etwa eine feste Zeit, bis wann die Aufgabe erledigt sein muss. Erschwert wird die Übung dadurch, dass sich Vieles überschneidet oder sogar widerspricht. Für noch mehr Stress im Assessment Center sorgen manche Prüfer, indem sie kurzfristig weitere Dokumente zur Bearbeitung hinzufügen oder einen wichtigen Anruf simulieren, der nochmal Zeit kostet. Zeit, die Sie nicht haben. Nach Ablauf der Frist ist die Übung nicht beendet. Es folgt ein Gespräch, in dem Sie sich rechtfertigen müssen und erklären sollen, wieso Sie Ihre Entscheidungen so getroffen haben.
Lesetipp: Weitere Tipps und Informationen finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie in unserem ausführlichen Artikel zur Postkorbübung.
3. Das Rollenspiel
Bei dieser Übung wird eine bestimmte Situation mit Kollegen, Mitarbeitern oder Kunden nachgestellt. Dabei kann es sich um ein Kundengespräch handeln, bei dem der Kunde unzufrieden ist oder Sie sollen ein Mitarbeitergespräch führen, bei dem unangenehme Themen besprochen werden müssen. Getestet werden beim Rollenspiel in erster Linie soziale Kompetenzen. Vornehmlich Einfühlungsvermögen, Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Überzeugungskraft.
Welche Situation im Rollenspiel simuliert wird, hängt davon ab, auf welche Position Sie sich bewerben. Führungskräfte sollten damit rechnen, mit einem Mitarbeiter zu sprechen; Sales Manager und Vertriebsleiter sprechen sicher mit potenziellen Kunden. Die Aufgaben dieser Übung können variieren. So kann es sein, dass Sie konstruktive Kritik üben, Feedback geben, über Probleme sprechen oder motivieren und loben müssen. Allesamt Szenarien, die jeweils unterschiedliche Vorgehensweisen erfordern. Wichtig ist daher, das Verhältnis und die Hierarchie im fiktiven Gespräch zu berücksichtigen und entsprechend zu agieren.
Das Rollenspiel muss aber nicht zwangsläufig ein gestelltes Gespräch sein. In einigen (wenn auch seltenen) Fällen werden Sie in eine fiktive Situation versetzt und müssen verbal erklären, wie Sie sich verhalten würden.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie in unserem Ratgeber zu Rollenspielen im Assessment Center.
4. Die Präsentation
Im Assessment Center müssen Sie sich nicht nur selbst vorstellen, sondern oft eine Präsentation über ein Thema halten. In dieser Assessment Center Übung erhalten Kandidaten in der Regel ein Thema aus dem beruflichen Umfeld und eine zugehörige Fragestellung. Anschließend haben Sie kurz Zeit für die Vorbereitung. Danach müssen die die Präsentation oder einen kurzen Vortrag halten. Beliebt für die Präsentation sind aktuelle Themen aus der Wirtschaft oder Politik. Sie können ebenfalls eine Übung bekommen, in der Sie über einen Bereich referieren, der zu Ihrem späteren Arbeitsgebiet gehört.
Für die Lösung dieser Übung ist es wichtig, dass Sie sich auf Fakten beziehen und Ihre Argumentation sachlich und analytisch aufbauen. Machen Sie sich bewusst, dass die Zeit für die Vorbereitung bewusst knapp bemessen ist. Auch hier wird geprüft, wie sich die Teilnehmer im Assessment Center unter Druck verhalten. Teil der Präsentation im Assessment Center sind typischerweise auch kritische Rückfragen der Prüfer (teils auch per Zwischenruf). Stellen Sie sich bitte darauf ein, Ihre Darstellung und Argumentation bekräftigen zu müssen und Kritik zu parieren.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in unserem Ratgeber zu Präsentationstechniken
5. Die Fallstudie
Die Fallstudie gibt es sowohl als Einzel- wie als Gruppenaufgabe. In beiden Varianten bleibt das Prinzip jedoch gleich: Sie erhalten einen konkreten Fall aus dem Unternehmenskontext sowie Material und sollen im Anschluss eine Lösung präsentieren. Dabei werden verschiedene Aspekte beobachtet. Zum Einen stehen Ihr Fachwissen und Ihre Kompetenz auf dem Prüfstand. Es sind meist praxisnahe Aufgaben, die genau so oder so ähnlich im Arbeitsalltag auf Sie zukommen können. Überdies geht es um Ihre Problemlösungskompetenz. Schließlich müssen Sie auch hier wieder in kurzer Zeit einen Sachverhalt analysieren und passende Lösungen präsentieren. Sie sollen zeigen, dass Sie analytisch sowie strategisch denken können und die Zielsetzung im Auge behalten.
Wird die Fallstudie in der Gruppe bearbeitet, wird außerdem beobachtet, welche Rolle Sie innerhalb des Teams übernehmen und wie Sie mit anderen umgehen. Achtung: Sie müssen die Gruppe nicht dominieren, um zu punkten! Abschließend werden Fragen zur Lösung gestellt, in denen Ihr Vorgehen kritisiert und hinterfragt wird. Das bedeutet nicht, dass Sie etwas falsch gemacht haben, Sie sollen aber begründen können, wieso Sie sich für diese oder jene Lösung entschieden haben.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie in unserem Ratgeber zur Fallstudie im Assessment Center.
6. Die Fact-Finding-Übung
Bei der Fact-Finding-Übung handelt es sich um eine Variation der Fallstudie. Der Unterschied besteht darin, dass Sie keine vollständigen Informationen bekommen, sondern vielmehr relevante Fakten für die Studie in Erfahrung bringen müssen. In dieser Übung erhalten Sie beispielsweise eine oberflächliche Situation oder Problematik, mit der Sie sich auseinandersetzen müssen. Da die vorgegebenen Informationen nicht ausreichen, gibt es einen Partner in dieser Übung, der als Auskunftgeber oder Experte fungiert. Ihre Aufgabe ist es, durch geschicktes Fragen wichtige Informationen zu erhalten und mehr über die Gründe oder Ursachen des Problems, über Erfolgschancen und Risiken zu erfahren.
Der wichtigste Teil dieser Übung ist die Recherche und das durchdachte Vorgehen bei der Befragung. Auch hier arbeiten Sie unter Zeitdruck. Denken Sie also daran, dass Sie aus den gewonnenen Erkenntnissen gleich Lösungsvorschläge ableiten oder eine Strategie entwickeln können. Beurteilt werden bei der Fact-Finding-Übung im Assessment Center Ihre Fragetechniken, die Systematik – oder ob Sie eher kreuz und quer vorgegangen sind. Relevant ist aber auch, welche Schlüsse Sie aus den Informationen ziehen und ob Sie diese zu einer wirksamen Strategie formen konnten.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie in unserem Ratgeber zur Fact-Finding-Übung.
7. Die Gruppendiskussion
Bei dieser Aufgabe wird ein vorgegebenes Thema kontrovers diskutiert. Es wird beispielsweise eine These in den Raum gestellt, die aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und besprochen werden soll. Was im Vergleich zu anderen Assessment Center Übungen einfach klingt, hat es in sich: Sie befinden sich in einer offenen Diskussion mit direkten Konkurrenten um den Job! Alle wollen sich bestmöglich vor den wachsamen Augen der Prüfer und Personaler präsentieren. Der Wettbewerb untereinander ist in keiner anderen Übung so groß.
Um in der Gruppendiskussion zu bestehen, müssen Sie auf verschiedene Punkte achten. Zunächst sollten Sie den Sachverhalt wirklich verstehen und genau wissen, worum es geht. Im zweiten Schritt müssen Sie Ihre Meinung festlegen und Ihren Standpunkt mit durchdachten Argumentation vertreten. Ein entscheidender Punkt ist außerdem, wie Sie in der Gruppendiskussion auftreten und sich verhalten. Sind Sie zurückhaltend, forsch oder direkt? Übernehmen Sie die Gesprächsführung? Dabei werden Ihre Rhetorik, Überzeugungskraft und Kooperationsbereitschaft getestet.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in diesem kostenlosen PDF sowie in unserem Ratgeber zur Gruppendiskussion.
8. Das Einzelinterview
Den Abschluss des Assessment Centers bildet fast immer ein ausführliches Einzelinterview. Dabei sitzen Sie einem oder mehreren Gesprächspartnern gegenüber, lassen den Tag und das AC Revue passieren und wie die bisherigen Übungen gelaufen sind. Diese Übung ist vergleichbar mit einem Vorstellungsgespräch.
Am Anfang des Einzelinterviews geht es um Ihre Selbsteinschätzung. Sie sollen – selbstkritisch – schildern und erklären, wie die Übungen gelaufen sind. Mit überheblichen Aussagen und Angeberei sollten Sie sich zurückhalten. Selbstbewusstsein ist zwar wichtig, Plumpes Eigenlob hinterlässt aber keinen guten Eindruck. Besser ist es, wenn Sie die Chance nutzen, um eine missglückte Übung gerade zu rücken. Oder Sie ergänzen einen Aspekt, der vorher untergegangen oder zu kurz gekommen ist. Im Einzelinterview sollten Sie zudem darauf gefasst sein, dass auch die Gesprächspartner Ihre Eindrücke schildern und Ihnen Feedback geben.
Neben der Selbsteinschätzung sollten Sie sich darauf vorbereiten, über Ihre Stärken und Schwächen zu sprechen und auf Ihre Motivation für den Job einzugehen. Fühlen Sie sich immer noch den Herausfoderungen gewachsen? Was reizt Sie daran besonders? Rechnen Sie mit kritischen Rückfragen. In manchen Assessment Centern werden sogar mehrere Einzelinterviews geführt. Gerade in höheren Positionen kann es vorkommen, dass Sie verschiedene Gespräche führen, die unterschiedliche Aspekte abdecken.
Lesetipp: Weitere Informationen und Tipps finden Sie in diesem kostenlosen PDF.
Weitere Übungen und Beispielaufgaben
Weil sich viele Absolventen der RWTH Aachen im Anschluss an das Studium in einem Assessment Center standen, hat die Uni dazu einige Übungen und Beispielaufgaben (samt Lösungen) veröffentlicht, mit denen Studenten sich vorbereiten können. In dem PDF finden Sie Beispielaufgaben zur Kurzpräsentation, zum Postkorb und zu einer Fallstudie.
Assessment Center Fehler
An dieser Stelle geht es uns nicht um offensichtliche Fehler, wie Unpünktlichkeit oder falsche Kleidung. Vielmehr wollen wir Sie auf typische Fallen und Fehler im im Assessment Center vorbereiten, die eher im Verhalten liegen. Der Grat zwischen richtiger Attitüde und Assessment Center Fail ist schmal. Nicht selten hängt dies auch von der Wahrnehmung und Interpretation der Trainer und Personaler ab. Achten Sie trotzdem auf diese Fehler im Auswahlverfahren
- Spontanität
Der vielleicht kritischste Fehler hat mit Ihrer Strategie zu tun. Als Bewerber bereiten Sie sich auf den Tag und das Assessment Center vor und legen sich eine Strategie zurecht. Das ist sinnvoll und notwendig. Wenn Sie sich aber zu sehr an diese Strategie klammern, verlieren Sie die ebenfalls wichtige Spontanität. Folge: Sie reagieren zu wenig auf die Gegebenheiten vor Ort, stehen Sie sich selbst im Weg und lassen wichtige Chancen ungenutzt. - Erwartungen
Damit eng verknüpft, sind Ihre Erwartungen an das Assessment Center. Je genauer die Vorstellungen sind, desto eher sind Ernüchterung und Irritationen im Assessment Center programmiert. Das merken auch die Personaler. Lassen Sie sich selbst also genug „Spielraum“ (im Wortsinn). - Konkurrenzdenken
Natürlich treffen Sie im Assessment Center auf anderer Bewerber. Konkurrenten, wenn Sie so wollen. Wenn Sie diese jedoch als Feinde wahrnehmen, sich ständig vergleichen und in direkten Wettbewerb treten, schaden Sie sich nur selbst. Meist geht es bei den Assessment Center Übungen darum, im Team zu agieren. - Schwächenvermeidung
Wie in jedem Bewerbungsverfahren kommt es auch im Assessment Center darauf an, nicht nur die Stärken optimal zu präsentieren. Versuchen Sie bitte nie, Ihre Schwächen krampfhaft zu verstecken. Jeder Mensch hat sie. Umso wichtiger ist, dass Sie damit konstruktiv umgehen und daran arbeiten. Zum Beispiel, indem Sie die Stärken der anderen nutzen. - Standpunkt
In vielen Assessment Centern werden Diskussionen und Gespräche sowohl unter vier Augen mit den Trainern als auch in der Gruppe geführt. Unterscheiden sich Ihre Aussagen zwischen Vier-Augen-Gespräch und Gruppendiskussion deutlich, wirft das kein gutes Licht auf Sie. Ihre Standpunkte sollten Sie konsequent vertreten, sonst machen Sie sich unglaubwürdig. - Üble Nachrede
Ein kompetitiver Bewerber könnte auf die Idee kommen, sich einen Vorteil zu verschaffen, indem er oder sie schlecht über andere redet. Fehler! Lästereien sind generell tabu. Solche Aktionen erweisen sich immer als Bumerang und reduzieren Ihre Chancen deutlich. - Zielerreichung
Im Assessment Center geht es nicht immer darum, eine Aufgabe auch wirklich zu lösen oder zu beenden. Der Weg dorthin kann für die Prüfer und Personaler viel interessanter sein. Schließlich handelt es sich hierbei um eine Simulation. Im echten Job kommt es daher vielmehr auf das richtige Handwerkszeug an. - Eigenbrödlerei
Sie sollen und müssen sich im AC auf Ihre Stärken fokussieren. Das bedeutet aber nicht, eine egozentrische Arbeitsweise zu entwickeln. Einzelkämpfer sucht kein Unternehmen. Teamarbeit gewinnt viel mehr im Assessment Center. Arbeiten Sie daher unbedingt mit anderen zusammen. Wirklich – nicht nur zum Schein!
Das AC ist eine ständige Prüfung
Ein wichtiger Grundsatz zum Schluss: Machen Sie sich bewusst, dass Sie während der gesamten Zeit des Assessment Centers geprüft werden. Auch wenn gerade keine Aufgaben anstehen. Bereits die Begrüßung stellt einen ersten Test dar. Sie findet in der Regel vor der gesamten Bewerbergruppe statt und entscheidet maßgeblich über den ersten Eindruck. Und für den gibt es bekanntlich keine zweite Chance.
Online Assessment Center: Was ist anders?
Online Assessment Center (auch „e-Assessments“) werden – seit Corona – immer beliebter bei den Unternehmen. Vor allem bei der Vorselektion von Kandidaten. Sie unterscheiden sich minimal vom herkömmlichem AC. Klassische Rollenspiele oder Gruppenübungen fallen weg. Dafür sollten sich Bewerber umso mehr auf kognitive Testverfahren einstellen – zum Beispiel Logik- und Konzentrationstests oder Tests zum Allgemeinwissen oder Zahlenverständnis sowie Fragen zur Persönlichkeit, Arbeitsweise oder zu den Englischkenntnissen. Oft werden dabei auch Rechtschreibung und Grammatik geprüft.
Im zweiten Teil des Online Assessments stehen meist Fragen zum Unternehmen oder zur Branche auf dem Programm. Danach folgen oft noch praktische Übungen. Ein Verlag könnte Bewerber beispielsweise bitten, ein Konzept für das Abo-Marketing zu entwickeln.
Teilnehmer können sich auf ein Online Assessment Center in der Regel gut vorbereiten. Üblich ist hierfür kein fester Termin, sondern ein Zeitraum beziehungsweise eine Deadline, bis wann das AC absolviert werden muss. Dazu erhalten die Bewerber Login-Daten sowie grundlegende Informationen zum Ablauf und AC-Tool.
Wie lange dauert ein Online Assessment Center?
Das Assessment-Center online nimmt selten mehr als eine Stunde in Anspruch. Üblich ist eine Dauer von 60 bis maximal 120 Minuten. Dafür sollten sich Bewerber unbedingt Zeit nehmen, sich an einen ruhigen Ort mit stabiler Internetverbindung zurückziehen und alle Störquellen ausschalten. Die Zeit ist praktisch immer zu knapp bemessen. Davon sollten Sie sich aber wieder nicht aus der Ruhe bringen lassen. Als Hilfsmittel sind im e-Assessment meist Taschenrechner, Stift und ein Schreibblock erlaubt.
Das Feedback erhalten die Teilnehmer allerdings nicht sofort nach dem Online Assessment Center, sondern erst ein paar Tage danach. Dann entweder verbunden mit einer Absage oder der Einladung zum persönlichen Gespräch.