Studienförderung ist Studienfinanzierung
Studienförderung bedeutet hierzulande in erster Linie Studienfinanzierung. Allerdings nicht ausschließlich – je nach Art der Studienförderung sind damit weitere Vorteile für Studierende verbunden (mehr dazu weiter unten).
Viele Studierende müssen ihren Heimatort verlassen, um in einer fremden Stadt zu studieren. Das verursacht neben den Studienkosten noch weitere – für die Miete etwa. Zwar gibt es zahlreiche Studentenrabatte. Kosten für den Hausstand, Fahrtkosten (nach Hause) oder den Lebensunterhalt decken sie aber nicht ab. Hinzu kommen:
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Semesterbeitrag
Derzeit ist das Erststudium an staatlichen Universitäten und Hochschulen kostenfrei. Dennoch fällt mit dem Semesterbeitrag eine etwa dreistellige Summe pro Halbjahr an. Damit bezahlen Studierende die Verwaltung, finanzieren Einrichtungen der Hochschule wie etwa eine universitäre Kita und den Hochschulsport. Der Löwenanteil geht ins begehrte Semesterticket, das in Nordrhein-Westfalen Fahrten im gesamten Bundesland mit Bus und Bahn ermöglicht.
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Studiengebühren
Anders private Hochschulen. Hier werden Studiengebühren von mehreren 100 oder 1000 Euro monatlich fällig. Damit werden nicht nur Einschreibegebühren bezahlt, vielmehr finanzieren sich private Hochschulen so komplett. Die Kosten entstehen durch die Lehre, Prüfungsgebühren, Lehrmaterialien in digitaler Form, Nutzung von Internet und Bibliotheken sowie der Ausstellung von Leistungsbescheinigungen und Zeugnissen.
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Materialkosten
Einen neuen Laptop und Drucker kaufen? Selbst ohne neue Geräte kommt einiges an Kosten zusammen für Kopien, Stifte, Notizbücher und Fachliteratur. Müssen Sie die Studienarbeit binden lassen, ist das ebenfalls teurer als die üblichen Kopien.
Das größte Dilemma bei diesen Kosten: Der Durchschnittsstudi hat kein Einkommen. Es braucht also Einkommensquellen. Je nach individueller Ausgangslage kommen dafür mehrere Quellen infrage.
Studienförderung per Bafög
Die bekannteste Studienförderungen ist das Bafög. Dahinter steckt das Bundesausbildungsförderungsgesetz (kurz: Bafög). Es speist sich aus den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und ist abhängig vom Einkommen der Eltern. Bedeutet: Es soll vor allem Studenten das Studium ermöglichen, deren Eltern sie nicht unterstützen können. Ob das Bafög-Amt den Antrag bewilligt, ist von folgenden Kriterien abhängig:
- Einkommen der Eltern
- Anzahl der Geschwister
- Wohnsituation (zuhause oder auswärts)
- Anfallende Studienkosten
Das reguläre Bafög finanziert sich über Steuermittel und ist an den Leistungsnachweis der Studierenden geknüpft. Wer sich in seinem Fach schwer tut, Prüfungen nicht auf Anhieb besteht oder einen Studienfachwechsel plant, kann schnell über die Regelstudienzeit kommen und riskiert künftige Bafög-Zahlungen.
Die Studienförderung wird nicht nur deutschen Staatsbürgern zuteil. Auch EU-Bürger, die sich seit fünf Jahren in Deutschland aufhalten, profitieren davon. Des Weiteren ist die Vergabe des Bafögs an das Alter geknüpft: Antragsteller dürfen zu Beginn des Studiums nicht älter als 29 Jahre (Beginn des Bachelorstudiums) beziehungsweise 34 Jahre (Beginn des Masterstudiums) alt sein.
Wie viel Bafög gibt es?
Je nach Zielgruppe existieren unterschiedliche Förderungsarten:
- Vollzuschuss
erhalten Schüler und Schülerinnen gemäß § 17 Bafög. Das heißt, dass sie nichts zurückbezahlen müssen. - Zuschuss
erhalten Studierende an Höheren Fachschulen, Akademien und Hochschulen. Hier zahlt der Staat die Hälfte des Bafögs als Zuschuss, die andere Hälfte als zinsloses Darlehen. Das bedeutet, nach dem Studium müssen Sie den zweiten Teil des Bafögs zurückzahlen.
Derzeit erhalten Studierende folgende Beträge, wenn sie nicht mehr zuhause wohnen:
- 752 Euro pro Monat für bis zu 24-Jährige
- 861 Euro pro Monat für Studierende zwischen 25 und 29 Jahren
- 941 Euro pro Monat ab 30 Jahren
Unter 25-Jährige müssen sich in der Regel nicht selbst versichern. Daher kommt ab 25 Jahren noch ein Zuschlag von 84 Euro (Krankenversicherung) und 25 Euro (Pflegeversicherung) hinzu.
Studienförderung mit Stipendien
Stipendien sind Studienförderung durch Stiftungen, die ein Begabtenförderungswerk haben. Begabung heißt allerdings nicht, dass nur exzellente Leistungen gefördert werden. Förderungswürdig können ebenfalls folgende Aspekte sein:
- Engagement
- Persönlichkeit
- Religionszugehörigkeit
- Behinderung
- Herkunft
- Erschwerte Bedingungen (zum Beispiel Waise)
Mehr als 1050 Stipendienprogramme bereichern die Förderlandschaft in Deutschland. Studierende stehen daher vor einem wahren Dschungel an Möglichkeiten, in dem die Navigation alles andere als als einfach ist. Eine zentrale Übersicht aller Stipendienprogramme und Stiftungen gibt es leider nicht. In unserer Stipendien Übersicht haben wir jedoch die wichtigsten Möglichkeiten zusammengetragen und erleichtern Studenten damit zumindest den Einstieg.
Stipendien finden und auswählen
Die e-fellows Datenbank und der Stipendien Lotse des Bundesministeriums für Bildung und Forschung können bei der Recherche nach passenden Stipendien helfen.
Grundsätzlich sollten Studierende bei der Wahl eines Stipendienprogramms folgende Fragen klären:
- Passt das Stipendienprogramm thematisch zu meinem Studium?
- Erfülle ich relevante Voraussetzungen?
- Welche Bedingungen sind an das Stipendium gekoppelt?
- Welche Faktoren können das Stipendium beeinflussen?
- Unter welchen Voraussetzungen kann das Stipendium zurückgezogen werden?
- Wer entscheidet über meine Bewerbung?
TIPP: Einen umfangreiche Ratgeber zur Stipendien Bewerbung finden Sie HIER.
Studienförderung durch KfW + Kredite
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gehört in Deutschland zu den zentralen Einrichtungen beim Thema Studienförderung. Studierende haben die Wahl zwischen zwei Krediten, die sogar miteinander kombinierbar sind:
- Studienkredit
Bis zu 650 Euro im Monat können Studierende hier als Studienkredit erhalten. Im Gegensatz zum Bafög ist der KfW Studienkredit nicht an das Einkommen der Eltern oder etwaige Leistungsnachweise gebunden. Allerdings gibt es auch einen Nachteil: Während Sie beim Bafög nur die Hälfte zurückzahlen müssen, ist der KfW Studienkredit in voller Höhe mit Zinsen fällig. (Ausnahme: Derzeit ist der Zinssatz bis Ende des Jahres bei null Prozent, danach zahlen Kreditnehmer einen Effektivzins von 3,91 Prozent.) - Bildungskredit
Der Bildungskredit der KfW richtet sich an Schüler und Studierende, die in der Endphase ihrer Ausbildung sind. Sie können mit einer Studienförderung von monatlich 100, 200 oder 300 Euro ihre Lebenshaltungskosten finanzieren. Voraussetzung: Das Studium oder die Ausbildung muss in Vollzeit stattfinden.
Für Beide Kredite gilt: Wer ein duales Studium an einer Berufsakademie absolviert oder ein Auslandsstudium, kann auf diese Kredite nicht zurückgreifen.
Studienförderung mit privaten Bildungsfonds
Eine andere Art der Studienförderung sind sogenannte Bildungs- oder Studienfonds. Hierbei handelt es sich um Initiativen, bei denen Unternehmen und privatwirtschaftlichen Sponsoren Träger sind. Ein Beispiel dafür ist in Deutschland der Studienfonds „Deutsche Bildung“: Anleger („Social Impact Investor“ genannt) investieren in die Ausbildung von Akademikern.
Studierende erhalten hier die Chance auf finanzielle Hilfe für das Studium. Ähnlich wie bei Stipendien ist die Förderung bei einigen Fonds an die Leistungen im Studium und andere Kriterien gebunden. Die Rückzahlungshöhe der Studienförderung richtet sich prozentual an dem späteren Bruttoeinkommen des Geförderten. Darin liegt wiederum der Reiz für Anleger, die daraus ihre Rendite beziehen.
- Vorteil für Studenten: Ist ihre Bewerbung erfolgreich, können Rückzahlungs- und Förderkonditionen großzügig sein.
- Nachteil: Nicht immer unterstützen Bildungsfonds alle Studiengänge und -richtungen. Die Bildungsfonds können die Kriterien frei festlegen. In Deutschland gibt es inzwischen zahlreiche Bildungsfonds, unter anderem von der Career Concept AG und Festo.
Nicht nur finanzielle Studienförderung
Sowohl Bildungsfonds als auch Stiftungen betreiben nicht nur finanzielle Studienförderung. Beispielsweise legt die Deutsche Bildung großen Wert auf eine individuelle Betreuung und veranstaltet verschiedene Events. Dort kommen Studierende mit verschiedenen Arbeitgebern in Kontakt und erhalten Einblick in die Unternehmen. Zusätzlich bietet sie mit Workshops, Coaching und Bewerbungsberatung zahlreiche Hilfestellungen. So lässt sich die Bewerbung optimieren und am Feinschliff der Selbstpräsentation arbeiten.
Auch Stiftungen wie etwa die Friedrich-Ebert-Stifung (FES) beteiligen sich an der ideellen Studienförderung. Die findet in Form von bildungspolitischen Diskussionen und Seminaren (derzeit meist als Videokonferenz) statt. Ebenso bietet die FES Trainings an, in denen die Stipendiaten ihre Schlüsselkompetenzen ausbauen können. Beispielsweise im Bereich Rhetorik und Konfliktmangagement. Schließlich fördert die FES nicht nur angehende Journalisten, sondern richtet sich an Studierende allgemein. Denen bietet sie durch verschiedene Seminare Berufsorientierung mithilfe von Kompetenztests.
Tipps für Studierende
- Beantragen Sie Bafög
Ungeschlagen an der Spitze ist die Studienförderung mit Bafög. Prüfen Sie unbedingt, ob Sie anspruchsberechtigt sind. Informationen geben Ihnen die Studentenwerke. Beratung kann ebenfalls durch eine Studentenvertretung in Form eines Finanzreferats kommen. - Achten Sie auf die Ratenhöhe
Wer sich für einen Studienkredit oder einen Studienfonds entscheidet, sollte vor Abschluss eines Vertrages gut nachrechnen. Fakt ist: Je höher die Rückzahlungsrate, desto geringer die Zinsen und desto schneller sind Sie Ihre Schulden los. Hohe Raten bedeuten allerdings ein finanzielles Risiko: Das sollten Sie nur eingehen, wenn Sie anschließend gute Zukunftsperspektiven haben und mit einem hohen Gehalt rechnen können. - Qualifizieren Sie sich für ein Stipendium
Die beste Alternative zum Bafög ist immer noch ein Stipendium. Hier müssen Sie im Gegensatz zu Studienkrediten und -fonds nichts zurückzahlen. Und: Wer die Einstiegshürden (zum Beispiel Assessment Center) bei einem Bildungsfonds besteht, qualifiziert sich höchstwahrscheinlich auch für ein Stipendium.
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