Was macht eine Bewerbungsberatung?
Der Markt für Beratungsdienstleistungen rund um die Bewerbung ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Ein Grund dafür ist auch: Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt – jeder kann sich Bewerbungsberater nennen. Unabhängig von Ausbildung, Hintergrund und tatsächlichem Know-how. Für Bewerber ist das oft ein Problem: Wie den richtigen Berater finden? Was darf der kosten? Wer ist seriös und wirklich gut?
Dabei ist es zunächst wichtig, die zahlreichen Begriffe und jeweiligen Dienstleistungen zu unterscheiden. Je nachdem, was Sie suchen oder brauchen, ist das nicht unerheblich.
Beratung, Coaching, Training: Die Unterschiede
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Bewerbungsberatung
Bei der Bewerbungsberatung geht es in erster Linie darum, Strategien für die Jobsuche zu entwickeln oder die Bewerbungsunterlagen zu optimieren – allen voran Anschreiben und Lebenslauf. Diese werden zuvor genau analysiert – ebenso die beruflichen Ziele des Bewerbers. Der Berater bringt dabei Fachwissen und langjährige Erfahrungen ein. Idealerweise ist er auf die jeweilige Zielbranche spezialisiert und hat ein gutes Netzwerk. Teilweise kann er auch in Jobs vermitteln. Der Berater berät aber nur! Er schult nicht und schreibt auch keine Bewerbungen.
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Bewerbungscoaching
Ein Coach leistet in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Durch systemisches Fragen hilft er dabei, die eigenen Ziele zu finden und Lösungen (für die Bewerbung) zu entwickeln. Einen Großteil des Coachings nimmt die Selbstreflexion ein. Der Bewerbungscoach begleitet und unterstützt seinen Coachee (mental). Er formuliert ebenfalls keine Unterlagen.
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Bewerbungstrainer
Wer am Vorstellungsgespräch regelmäßig scheitert, unsicher ist oder unter Prüfungsangst leidet, geht zum Vorstellungsgespräch-Training beziehungsweise zum Bewerbungstrainer. Der oder die übt gezielt wichtige Skills, um souverän zu bleiben und Personaler zu überzeugen. Zum Beispiel Stressfragen, Selbstpräsentation oder Gehaltsverhandlung.
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Bewerbungsschreiber
Hierbei handelt es sich um einen Bewerbungsservice. Die Profis formulieren für Ihre Kunden eine professionelle Bewerbung inklusive aller Unterlagen. Die Kosten liegen dabei zwischen 80 und 200 Euro pro Dokument. Wer sich also nicht nur den Lebenslauf schreiben lässt, sondern gleich die ganze Bewerbungsmappe, zahlt mitunter bis zu 500 Euro. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht.
Ob Coach, Trainer, Berater oder Schreiber: Das Ziel der Bewerbungshelfer ist zwar immer gleich – Ihnen zum Traumjob zu verhelfen. Die Methoden und Leistungen unterscheiden sich aber erheblich. Ebenso entscheidend ist, in welcher Bewerbungsphase Sie die Hilfe benötigen:
Wer Ihnen in welcher Situation weiterhelfen kann, haben wir daher zusätzlich in DIESEM kostenlosen Bewerbungs-Guide (PDF) zusammengefasst.
Was kann eine Bewerbungsberatung kosten?
Wie bei allen Dienstleistungen hängen Preise und Kosten der Bewerbungsberatung mit dem Umfang der Leistungen, der Dauer der Zusammenarbeit und der Reputation der jeweiligen Beratung zusammen. Rechnen sollten Sie mit Kosten von 80 bis 250 Euro pro Stunde. Bei Führungskräften und Positionen auf C-Level können die Preise auch schon mal bei 500 Euro und mehr liegen. Teure Anbieter müssen aber nicht zwingend besser sein – sie müssen in erster Linie zu Ihnen und Ihrer Situation passen.
Zum klassischen Portfolio einer Bewerbungsberatung gehören bei fast allen Anbietern:
- Analyse und Optimierung Bewerbungsunterlagen
- Verbesserung der Außendarstellung und der Online-Profile
- Unterstützung bei der Positionierung im Arbeitsmarkt
- Entwicklung oder Neuaufstellung einer Bewerbungsstrategie
- Hilfe bei Stellensuche und Arbeitgeberauswahl
- Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch
- (Jobvermittlung)
Immerhin: Die Kosten für das Consulting werden vom Staat gefördert. Alle Ausgaben für Bewerbung und Bewerbungsberatung lassen sich bei der Steuererklärung als „Werbungskosten“ absetzen beziehungsweise steuerlich geltend machen (§9 und §19 EstG).
Wie finde ich die richtige Bewerbungsberatung?
Weil jede Bewerbungsberatung individuell ist, lässt schwer allgemein sagen, wer der oder die Beste ist. Das beginnt schon bei der Gestaltung der Zusammenarbeit: Der eine wünscht sich persönlichen Kontakt, die andere sucht die Beratung über das Telefon oder Internet. Am Ende müssen Sie eine Bewerbungsberatung finden, die zu Ihren Vorstellungen und Zielen passt.
Es gibt aber ein paar Kriterien, die Ihnen bereits im Vorfeld bei der Auswahl helfen und Sie vor möglichen Quacksalbern schützen können. Tipps, wie Sie die richtige Bewerbungsberatung finden:
Wissen und Erfahrung
Allgemeine Ratschläge erteilen, kann jeder. Durchleuchten Sie den Anbieter deshalb bereits im Vorfeld nach dessen Ausbildung, Vorkenntnissen, Berufserfahrung und öffentlichem Auftritt. Im besten Fall sollte sich der Berater in der Personalbranche auskennen oder dort längere Zeit gearbeitet haben.
Glücklicherweise schreiben heute viele Berater im Internet oder auf Linkedin, um auf sich aufmerksam zu machen. Lesen Sie sich die Posts kritisch durch. Weiß derjenige, wovon er spricht oder plappert er nur Internet-Weisheiten nach? Haben Sie ein Störgefühl – Finger weg!
Methoden und Leistungen
Falls es nicht schon auf der Consulting-Homepage steht: Fragen Sie bei der Bewerbungsberatung nach, mit welchen Methoden sie arbeiten und ob der Dienstleister zwischen Beratung, Training und Coaching unterscheidet. Das Leistungsspektrum sollte unbedingt zu Ihrer Situation passen – perfekt, wenn sogar der Schwerpunkt genau darauf liegt.
Berichte und Referenzen
Bitten Sie die Beratung um echte (!) Referenzen. Nicht die im Internet – die lassen sich leicht fälschen oder sind Gefälligkeits-Testimonials von Geschäftspartnern. Sie sollten wenigstens zwei echte Kunden anrufen und fragen können, ob sie zufrieden und danach erfolgreicher waren.
Recherchieren Sie im Netzt auch nach Erfahrungsberichten oder Meinungen von ehemaligen Klienten. Eine bewährte Kombination von Suchbegriffen lautet: „Firmenname + Erfahrungen“ – meist finden Sie dann was über die Anbieter. Ein solcher Blick hinter die Fassade kann nützlich bei der Auswahl sein. Aber Achtung: Manche ventilieren dort einfach nur Frust. Die Kommentare sollten objektiv aussagekräftig sein.
Preis und Leistung
Natürlich ist auch die Bezahlung der Bewerbungsberatung ein wichtiges Auswahlkriterium. Gerade wenn die Preise für eine Beratung pro Stunde weit mehr als 100 Euro betragen. Vergleichen Sie also auf jeden Fall Preise und Kosten – fairerweise aber auch Leistungsumfang, Dauer und Berufserfahrung. Der Preis verrät zwar nicht zwangsläufig Qualität – diese hat aber meist einen höheren Preis.
Bedenken Sie bei Ihrer Auswahl auch, dass es mit einem billigen Angebot mitunter länger dauern kann oder Sie gar das Lehrgeld für einen Anfänger bezahlen. Mit versierten Profis zu arbeiten, spart dagegen meist Zeit und Nerven. Und steuerlich absetzbar sind die Kosten allesamt.
Vorgespräch und Analyse
Seriöse Anbieter einer Bewerbungsberatung bieten immer ein kostenloses Erstgespräch an. In diesem Gespräch wird geklärt, was Sie erwarten, was der Experte bietet, welche Ziele erreicht werden sollen und wie lange und damit wie teuer die Zusammenarbeit voraussichtlich wird.
Nutzen Sie das Vorgespräch, bevor Sie eine endgültige Entscheidungen treffen. Achten Sie dabei auch auf das Verhalten und die Fragen des Experten. Gute Bewerbungsberatungen gehen individuell auf jeden Klienten ein und stellen analytische Rückfragen. Haben Sie hingegen das Gefühl, da spult nur jemand sein Programm ab und will Ihnen was verkaufen, spricht das eher gegen den Anbieter.
Verständnis und Versprechen
Um so auf Sie persönlich eingehen zu können, benötigt der Berater eine genaue Analyse Ihrer Situation. Legt er/sie sofort los, ist das ein schlechtes Zeichen. Wer Ihr Problem nicht versteht, kann nur schlechte Bewerbungshilfe leisten.
Auch eine Erfolgsgarantie gibt es nicht – schon gar nicht bei seriösen Beratern. Manche bieten aber eine Geld-zurück-Garantie an. Schauen Sie sich die Bedingungen dafür vorher genau an. Manchmal ist das nur ein Marketing-Trick.
Bauchgefühl und Stimmung
Letztlich hängt eine erfolgreiche Bewerbungsberatung immer von der gegenseitigen Sympathie – der sprichwörtlichen Chemie – zwischen beiden ab. Der Bewerbungsberater sollte Ihnen das Gefühl geben, Sie wirklich unterstützen zu wollen. Sie müssen ihm oder ihr vertrauen können und nicht zum Jagen tragen müssen. Haben Sie daran Zweifel, sollten Sie lieber weitersuchen.
Ihr Bauchgefühl ist oft ein guter Indikator. Wir spüren dort schneller, ob es zwischen Ihnen und dem Berater passt. Es geht schließlich um Ihre berufliche Zukunft. Die sollte man nicht irgendwem anvertrauen.
Häufige Fragen zur Bewerbungsberatung
Bewerbungsberater gibt es in jeder größeren Metropole. Viele arbeiten aber auch überregional. Finden lassen sich die Anbieter bequem per Google-Suche. Geben Sie dort einfach „Bewerbungsberatung + Stadt“ (z.B. „Bewerbungsberatung Köln“) ein.
Noch besser sind allerdings Empfehlungen – von Kollegen, Freunden oder Bekannten. Darüber hinaus können Sie sich bei der Bundesagentur für Arbeit über eine passende Bewerbungsberatung informieren. In einigen Fällen unterstützen die Jobcenter die Beratung sogar finanziell über einen AVGS.
Tatsächlich gibt es einige Anbieter, die die Bewerbungsberatung auch oder ausschließlich online anbieten. In der Regel findet die Dienstleistung dann per Skype, Zoom oder Google Meet statt. Das spart Reisekosten und erlaubt Ihnen natürlich auch eine überregionale Auswahl.
Generell wird Ihnen der Berater bereits im Vorgespräch mitteilen, was Sie zur ersten Sitzung mitbringen sollen. In der Regel ist das Ihre komplette Bewerbungsmappe (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, Zertifikate, Arbeitsproben) sowie erste Stellenangebote, die Sie für sich schon identifiziert haben. Es können aber auch alle bisherigen Unterlagen und Absagen sein – vor allem, wenn es darum geht, Fehlerquellen zu identifizieren und Ihre Strategie zu optimieren.
Die Dauer hängt von Art und Anspruch der Beratungsleistung ab. Einen ersten Bewerbungscheck bekommen Sie teils in einer Stunde. Wollen Sie auch Optimierungshinweise oder eine komplette Strategieberatung kann das auch 2-5 Stunden dauern. Oder einen oder mehrere Tage. Wer sich über einen längeren Zeitraum beraten lassen will, sollte eher ein Leistungspaket vereinbaren, das sich über mehrere Sitzungen verteilt.
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