Warum ist die mündliche Prüfung so gefürchtet?
Keine andere Vorstellung regt das negative Kopfkino so sehr an, sorgt für so viel Nervosität bis hin zur Panik wie die mündliche Prüfung. Der Grund: Bei Klausuren sind die Abläufe dank jahrelanger Übung bekannt. Es fällt nicht so schwer, sich auf die schriftlichen Abiturprüfungen einzustellen, selbst wenn diese naturgemäß noch einmal einen anderen Stellenwert haben.
Anders bei der mündlichen Prüfung. Hier betreten Abiturienten in dieser Form meist Neuland. Gängige Horrorszenarien sind:
- Angst vor Aussetzern
- Probleme beim Verständnis
- Schwierigkeiten beim Reden
- Furcht vor Antipathie des Prüfers
Viele Menschen scheuen mündliche Prüfungssituationen. Sie sind allein in einem Raum mit mehreren Prüfern, auf deren Fragen sie möglichst schnell die richtigen Antworten liefern sollen. Hier geht es aber nicht nur um die reine Wissensabfrage: Eine mündliche Prüfung erlaubt keinerlei Verstecken. Der Fokus ist während der gesamten Zeit auf Sie gerichtet, Sie stehen gewissermaßen im Rampenlicht. Nicht umsonst spricht man von Lampenfieber.
12 phänomenale Tipps für Prüfungssituationen
Damit die mündliche Prüfung ein Erfolg wird, haben wir 12 Tipps, die Sie über die gesamte Prüfungsphase begleiten:
Vor der mündlichen Prüfung
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Machen Sie sich mit den Modalitäten vertraut
Wer ist der Prüfer? Wie lange dauert die mündliche Prüfung? Wo findet sie statt? An welchem Ort und zu welcher Zeit? Je besser Sie mit den Details vertraut sind, desto weniger Überraschungen gibt es, desto gelassener können Sie der Sache ins Auge sehen. Ein Gespür für die Person des Prüfers werden Sie haben, wenn Sie beispielsweise bereits Seminare oder Vorlesungen besucht haben. Meist hilft das bereits bei der Einschätzung, ob jemand einem wohlgesinnt ist oder eher nicht.
Idealerweise kennen und schätzen sich Prüfer und Prüfling, so dass Sie nicht befürchten müssen, dass jemand seine sadistische Ader an Ihnen auslassen will. Ob bekannt oder unbekannt (weil beispielsweise der favorisierte Dozent eine Gastprofessur im Ausland angenommen hat), am besten gehen Sie in die Sprechstunde Ihres Prüfers und klären dort inhaltliche und formale Fragen. Punkten können Sie, indem Sie vorab selbst die wichtigsten Fragen recherchieren und sich Gedanken zu den Prüfungsthemen und möglichen Fragestellungen machen.
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Entwerfen Sie eine Lernplan
Sie haben noch zwei Wochen, um sich für drei Themen vorzubereiten? Dann sollten Sie planvoll vorgehen. Erstellen Sie einen Lernplan, in den Sie die zur Verfügung stehende Zeit entsprechend einteilen. Planen Sie lieber großzügige Puffer mit ein. Vergessen Sie dabei nicht, Zeit für Freizeit und Pausen einzuplanen – niemand kann stundenlang ununterbrochen büffeln.
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Arbeiten Sie mit verschiedenen Techniken
Menschen sind unterschiedliche Lerntypen – manchmal nehmen wir Neues gut durch Lesen auf, in anderen Fällen können Videos oder Podcasts hilfreich sein. Probieren Sie verschiedene Lernmethoden aus, das sichert Ihnen nicht nur eine gewisse Abwechslung, sondern hilft dabei, dröge Inhalte besser zu verstehen und zu behalten. Eine Technik ist beispielsweise, beim Lernen Stellen im Zimmer abzuschreiten und mit bestimmten Gegenständen oder Ecken zu verbinden.
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Lernen Sie in einer Gruppe
Oft schließen Schüler sich zum Lernen ein, um ihre Ruhe zu haben und sich voll und ganz auf die Lerninhalte konzentrieren zu können. Das kann funktionieren, doch vor einer mündlichen Prüfung kann es sinnvoll sein, sich in einer Gruppe zusammen zu tun. So können Sie sich bei Fragen gegenseitig schneller helfen. Eine weitere Möglichkeit ist, in Rollenspielen die Prüfungssituation gemeinsam zu simulieren.
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Erstellen Sie Zusammenfassungen
Um effektiv zu lernen, empfiehlt es sich, Zusammenfassungen der wirklich relevanten Themen anzulegen. So haben Sie alle wichtigen Informationen geordnet und übersichtlich zur Hand und können beim Lernen gezielter vorgehen. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, dass die Zusammenfassungen auch tatsächlich vollständig sind, um nicht aus Versehen ein Thema auszulassen.
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Achten Sie auf Erholung
An dieser Stelle soll wahrlich nicht die Prokrastination gefördert werden. Aber Auszeiten vom Lernen sind wichtig, um den Energiespeicher wieder aufzufüllen und gleichzeitig wieder aufnahmebereit zu sein. Dazu gehören Ablenkungen wie Freunde treffen, Sport als Ausgleich zum Sitzen und ausreichend Schlaf. Sport trägt zur Entspannung bei und baut somit Ängste ab. Die Bewegung hilft außerdem, wenn Sie bei einem Problem nicht weiterkommen. Im Schlaf wiederum können gelernte Inhalte sacken und neue Kräfte getankt werden.
In der mündlichen Prüfung
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Treten Sie selbstbewusst auf
In einigen Kontexten – etwa bei einer staatlichen Prüfung – wird Studierenden empfohlen, sich angemessen zu kleiden. Die Situation ist ähnlich wie ein Vorstellungsgespräch, daher darf die Kleidung auch etwas feiner ausfallen. Die Kleidung unterstreicht einerseits den besonderen Anlass, auf der anderen Seite verleiht sie Ihnen ein seriöses Auftreten. Das sollte sich auch in Ihrer Körpersprache und Mimik widerspiegeln. Gehen Sie gerade, sitzen Sie ebenso im Stuhl. Blicken Sie Ihr Gegenüber freundlich an.
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Gehen Sie organisiert vor
Die Zeit, die Sie zur Vorbereitung einer Fragestellung haben, sollte natürlich bestmöglich genutzt werden. Um dies zu erreichen, sollten Sie sich einen genauen Plan machen. Nehmen Sie sich am Anfang die Zeit, um die Aufgabe gründlich zu lesen und zu verstehen. Erst dann ist es sinnvoll, mit der eigentlichen Bearbeitung anzufangen und Notizen zu erstellen, die Sie für den mündlichen Vortrag benötigen. Falls möglich, sollten am Ende noch ein paar Minuten übrig bleiben, um im Kopf noch einmal die eigene Antwort durchzugehen und sich bereits zu überlegen, wie Sie Ihr Ergebnis den Prüfern gegenüber präsentieren möchten.
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Haben Sie keine Angst zu fragen
Eine große Angst vieler Abiturienten besteht darin, die Fragen nicht zu verstehen und somit auch nicht auf die Rückfragen antworten zu können. An dieser Stelle hilft es, sich daran zu erinnern: Ja, es handelt sich um eine Prüfung, aber auch der Schüler darf dabei seine Fragen stellen. Sollten bei der Fragestellung Unklarheiten aufkommen, lassen sich diese am besten durch eine offene Ansprache lösen. Dies wirkt sich nicht negativ auf die Note aus, sondern ermöglicht es Ihnen, gezielter zu Antworten und weniger Prüfungsangst zu haben.
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Nehmen Sie sich Zeit
Die Prüfungssituation führt meist dazu, dass Prüflinge auf eine Frage so schnell wie möglich antworten wollen. Das ist jedoch gar nicht nötig, sondern erhöht nur den Druck und kann zu Fehlern führen. Natürlich ist es auch in einer mündlichen Prüfung erlaubt, kurz innezuhalten, nachzudenken und die eigenen Gedanken zu ordnen, bevor Sie Ihre Antwort darlegen.
Dieses Prinzip gilt nicht nur für die Rückfragen, sondern auch bei der Präsentation Ihrer Lösung zur anfänglichen Aufgabe. Viele neigen dazu, vor lauter Nervosität sehr schnell zu sprechen, Motto: Dann habe ich es schnell hinter mir. Atmen Sie einige Mal tief durch und kontrollieren Sie Ihr Sprechtempo. Reden Sie klar und langsam. So reduzieren Sie das Risiko, sich zu verhaspeln und beruhigen sich selbst.
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Bleiben Sie ruhig
Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan, dennoch ist es ein wichtiger Tipp. Wer sich selbst zu sehr nervös macht und enormen Druck aufbaut, neigt eher dazu, bei einer Unsicherheit völlig aus dem Konzept zu geraten. Stellen Sie sich die Situation lieber ähnlich einer schriftlichen Klausur vor. Auch hier ist es nicht schlimm, wenn man nicht auf jede Frage eine Antwort weiß. Man macht einfach mit dem weiter, mit dem man sich auskennt.
Gleiches gilt für die mündliche Prüfung. Kommt eine Frage, auf die Sie absolut keine Antwort wissen, können Sie Ihrem Gegenüber dies ruhig sagen. Bitten Sie den Prüfer, die Frage anders zu formulieren. Dieser wird versuchen, Ihnen mit einigen Tipps auf die Sprünge zu helfen oder mit einer andere Frage weitermachen, zu der Ihnen wieder eine passende Antwort einfällt. Und gegen Blackouts hilft dieser Trick – garantiert: Wackeln Sie mit den Zehen!
Wieso sollten Sie etwas dagegen tun?
Nun könnte man meinen: die mündliche Prüfung im Abitur bestanden – Problem erledigt. Interessanterweise begleiten diese Ängste viele Menschen bis weit ins Erwachsenenalter. Es ist wichtig, etwas dagegen zu tun. In den verschiedensten Kontexten werden Sie immer wieder mit einer ähnlichen Situation konfrontiert werden:
- Ausbildungsabschluss
- Bachelor-/Masterabschluss/Staatsexamen
- Repetitorium
- Prüfung bei Weiterbildungen
- Reden
- Referate
- Präsentationen
- Verhandlungen
- Bewerbungsgespräche
Es geht bei der mündlichen Prüfung immer darum, sein Gegenüber zu überzeugen. In der Schule, in der Ausbildung oder an der Universität steht für den Prüfer noch im Vordergrund, ob Sie Zusammenhänge Ihrer Prüfungsthemen erkennen und flüssig darstellen können.
An der Universität belegen Sie im Verlauf der mündlichen Prüfung, dass Sie eine wissenschaftliche Herangehensweise beherrschen und die Fragen des Prüfers in bestimmte Zusammenhänge einordnen und bewerten können. Dafür müssen Sie sich ein Verständnis des großen Ganzen erarbeitet haben, das Sie ebenso bei Reden, Referaten oder Präsentationen brauchen.
Prüfungssituationen stärken fürs spätere Berufsleben
Ebenso können Sie keine Verhandlung führen, wenn Sie nicht wissen, worum es im Kern geht oder was am Ende dabei herauskommen soll. In allen diesen Situationen stehen Sie gewissermaßen unter Beobachtung, versucht Ihr Gegenüber Sie einzuschätzen: Weiß der, wovon er spricht? Oder sackt er beim ersten Nachbohren in sich zusammen?
Daher geht es nicht nur um Faktenwissen, sondern Ihren Auftritt insgesamt. Solche Situationen zu meistern ist für Ihr persönliches Vorankommen wichtig, denn Sie untermauern so Ihre Kompetenz. Damit haben Sie für zukünftige ähnliche Bereiche direkt einen anderen Stand – sei es aufgrund nachweisbarer Qualifikationen oder weil Sie entsprechendes Selbstvertrauen ausstrahlen.
Reicht es, die Inhalte auswendig zu lernen?
Je näher die mündliche Prüfung rückt, desto größer wird der Druck, alle wichtigen Informationen irgendwie in den Kopf zu bekommen. Die erhoffte Wunderwaffe der vieler Lernenden: klassisches Auswendiglernen. Die Grundidee ist natürlich klar: Je mehr des relevanten Stoffs man behalten hat, desto besser schneidet man in der mündlichen Prüfung ab. Klingt logisch, aber reicht es tatsächlich aus, die Inhalte des Faches auswendig zu lernen?
Einerseits ist es immer hilfreich, sich ausgiebig mit einem Thema zu beschäftigen. Je mehr Sie lesen, um so mehr verstehen Sie die Zusammenhänge, fühlen sich mit der Zeit im Thema sicherer. Das nimmt die Nervosität, denn Sie werden den Eindruck haben, dass Sie die meisten Fragen adäquat beantworten können.
Andererseits müssen Sie in der mündlichen Prüfung das eigene Wissen auch präsentieren und in eigene Worte fassen können. Tipps: Um sich wirklich effektiv auf die mündliche Prüfung vorzubereiten, sollten Sie Ihren Freunden oder der Familie frei vortragen, was Sie zu einem bestimmten Thema wissen. Können diese Personen – am besten ohne Vorwissen – verstehen, was Sie ihnen erklären, ist es ein gutes Zeichen, dass Sie Ihr Wissen wirklich überzeugend darstellen können.
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